Menü

Gottes Geist - Gabe des Lebens

von Harald Storch (67547 Worms)

Predigtdatum : 19.05.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Exaudi
Textstelle : 4. Mose 11,11-12.14-17.24-25
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

"Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth." (Sacharja 4, 6)

Psalm: 118, 24 - 29

Lesungen

Altes Testament: 4. Mose 11, 11 - 12. 14 - 17. 24 - 25

Epistel: Apostelgeschichte 2, 1 - 18

Evangelium: Johannes 14, 23 - 27

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 135 Schmückt das Fest

Wochenlied: EG 125 Komm Heiliger Geist, Herre Gott

Predigtlied: EG 128 Heilger Geist, du Tröster

Schlusslied: EG 134 Komm oh komm, du Geist des Leben

Verlesung des Predigttextes:

„Und Mose sprach zu dem Herrn: Warum bekümmerst du einen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volks auf mich legst?

Hab ich denn all das Volk empfangen oder geboren, dass du zu mir sagen könntest: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme ein Kind trägt, in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast?

Ich vermag all das Volk nicht allein zu tragen, denn es ist mir zu schwer. Willst du aber doch so mit mir tun, so töte mich lieber, wenn anders ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, damit ich nicht mein Unglück sehen muss.

Und der Herr sprach zu Mose: Sammle mir siebzig Männer unter den Ältesten Israels, von denen du weißt, dass sie Älteste im Volk und seine Amtleute sind, und bringe sie vor die Stiftshütte und stelle sie dort vor dich, so will ich herniederkommen und dort mit dir reden und von deinem Geist, der auf dir ist, nehmen und auf sie legen, damit sie mit dir die Last des Volks tragen und du nicht allein tragen musst.

Und Mose ging heraus und sagte dem Volk die Worte des Herrn und versammelte siebzig Männer aus den Ältesten des Volks und stellte sie rings um die Stiftshütte. Da kam der Herr hernieder in der Wolke und redete mit ihm und nahm von dem Geist, der auf ihm war, und legte ihn auf die siebzig Ältesten.

Und als der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in Verzückung wie Propheten und hörten nicht auf.“

Liebe Gemeinde,

sieben Mal kommt das hebräische Wort für „tragen“ in diesem Text in verschiedenen Abwandlungen vor. Es geht ums Tragen und ums kaum noch Erträgliche, aber auch um Hilfe beim Tragen.

Moses fühlt sich überlastet. Er kann die ewigen Beschwerden beim Zug durch die Wüste einfach nicht mehr ertragen. Er hält das nicht mehr aus. Man kann sich die Klagen als durchaus offiziellen Akt vorstellen, nicht als unstrukturiertes Genörgel. Das „Weinen nach Sippen“ jeweils im Zelteingang deutet gleichsam auf eine Demonstration hin, wovon in 4. Mose 11,10. berichtet wird, unmittelbar vor unserem Predigttext.

Moses verzweifelt an der Größe seiner Aufgabe: Ich kann doch das ganze Volk nicht dauernd herumtragen und versorgen als wäre es ein Säugling und ich seine Amme oder als wäre ich ein Hirte, der das Lamm trägt, wenn es nicht mehr weiter kann, so klagt er Gott gegenüber.

Um seine Überforderung auszudrücken, wechselt Moses zwischen männlichen und weiblichen Bildern, um letztlich festzustellen und es Gott vorzuhalten: Du verlangst Unmögliches von mir, lass mich doch lieber gleich sterben.

Auf solch extreme Verzweiflung antwortet Gott mit einem ganz praktischen Verfahrensvorschlag indirekt und direkt zugleich.

Er sagt: Schau dich doch um, Mose, schau nach den 70 Ältesten, den bewährten Leuten, die es schon gibt. Bring sie zusammen, die werden dir helfen.

Das ist eine ganz praktische Anleitung zur Arbeitsteilung. Sie geht aus von dem bereits vorhandenen Engagement, das es in jeder Gemeinschaft gibt. Moses bedarf aber – und hier beginnt die indirekte Seite der Gottesantwort – Moses bedarf auch der Ermunterung, Verantwortung abzugeben.

Die Bibel lässt dies u. a. auch dadurch erkennen, dass im zweiten Mosebuch (Exodus) Kap 18, 13-26 eine ganz ähnliche Erzählsituation berichtet wird: Mose setzt auf den Rat seines Schwiegervaters Jitro (Vers 18: Du machst dich zu müde) angesehene Personen ein, die ihn in seinem Amt als Richter unterstützen sollten. Diese waren für die kleineren Angelegenheiten zuständig, vor Moses aber sollten nur die „schwereren Sachen“ gebracht werden.

, ... Alles allein in der Hand halten, führt eben schnell zur Überforderung. Dies ist mir selbst vor Jahren bei einem Krankenhausbesuch deutlich geworden. Eine Frau erholte sich von einem schweren Herzinfarkt. Sie war unter der Last schwerer beruflicher und familiärer Probleme zusammengebrochen.

Meine Anteilnahme wurde aber in eine neue Richtung gelenkt als sie plötzlich die Nachttischschublade öffnete und erklärte: Sehen Sie, das ist meine Haushaltskasse, die habe ich mir gleich bringen lassen…

Die muss ich doch in der Hand behalten... Loslassen, Verantwortung abgeben, will eben auch gelernt sein.

Moses wird ermuntert: Du musst die Last nicht allein tragen. Schau dich um: Sieh auf die 70. Sie sind doch schon da.

Bekräftigt wird dies durch das Bild von der Geistübertragung: Der Weitergabe des Geistes, der auf Moses liegt.

Gottes Geist wird durch Weitergabe nicht weniger. Du verlierst nichts, wenn du Verantwortung abgibst.

Raschi, der jüdische Schriftausleger aus dem Mittelalter – er wurde übrigens in Worms ausgebildet – Raschi schrieb dazu: „, Das Licht einer Kerze nimmt nicht ab, wenn du damit andere Kerzen anzündest.“

Es wird aber insgesamt heller. Gottes Geist ist nicht in der Weise knapp, dass Moses etwas verliert, wenn andere hinzukommen und tragen helfen.

In der Mathematik unterscheidet man Nullsummen- und Nichtnullsummenspiele. Wenn z. B. mit Spielkarten um Geld gespielt wird, kann niemand gewinnen, ohne dass jemand verliert.

Wenn aber Menschen zusammen ein Puzzle legen, können sie sozusagen miteinander gewinnen, ohne dass einer verliert. Es ist eher so, als würden mehr Augen und größere Verstandeskraft dem Puzzle zu Gute kommen.

Der Grundton unserer Geschichte ist darum nicht: Ich kann es nicht mehr (er-)tragen. Vielmehr gilt: Schau dich um, sieh’ auf wen Gott schon von seinem Geist gelegt hat.

Er oder sie kann dir tragen helfen, denn Pfingsten das bedeutet: Gottes Geist ist nicht knapp.

Und Gottes Friede, der höher ist als alle Vernunft, behüte und bewahre uns alle.

Amen.

Gebete:

I.

Gnädiger Gott, wir danken dir,

dass du Herzen öffnest für dein Wort.

Wir hören das Zeugnis deiner Treue,

das dein Volk Israel den Völkern gibt.

Wir danken dir für die weltweite Gemeinschaft der Kirche,

in der sich die Vielfalt deiner Gnade spiegelt.

Herr, wir denken an die vielen Kirchenmüden

und gleichgültig Gewordenen um uns herum

und bitten dich:

Mach uns empfindsam für ihre Enttäuschungen.

lass uns Wege finden, sie anzusprechen.

Mach uns weise, wenn es gilt,

berechtigte Kritik aufzunehmen

und verkrustete Verhältnisse zu ändern.

Gott, ganz besonders legen wir dir

die Kinder und Jugendlichen unserer Gemeinde ans Herz.

Lass sie bei uns finden, was sie brauchen:

Menschen, die sie ernst nehmen

Und ihnen zuhören,

die ihnen aber auch etwas zu sagen haben

und den Glauben an dich vorleben.

Füge uns ein in die Kette der Generationen,

die deinen Namen preisen,

dass alle Welt es hört und Hoffnung schöpft

aus der Quelle deiner Barmherzigkeit.

II.

Gott, du Atem des Lebens!

Du bist bei uns mit deinem Wort und deinem Geist.

Du sprichst zu unseren Herzen und zu unseren Gedanken.

Lass uns ruhig werden.

Lass uns ablegen, was uns zu schwer ist.

Lass uns annehmen, was wir nicht loswerden können.

Richte uns auf, damit wir verstehen,

dass du es gut meinst und gut machst mit uns.

Sei bei uns allen hier in der Gemeinde.

Wir bitten deinen Geist herab

auf unser Predigen, unser Reden, Singen und Beten

und auch auf unser Schweigen.

Gib unseren Gebeten Kraft.

Lass uns erkennen, wie viel Gutes

Du uns für unser Leben gibst. Amen.

( jeweils nach Reform. Liturgie. P. Bukowsiki Wuppertal u. Neukirchen 1999)

Im Jubiläumsjahr verweise ich zum Heiligen Geist auf die Fragen 53 – 55 des Heidelberger Katech. ( EG 807)

Verfasser: Dekan Harald Storch

Seminariumsgasse 1, 67547 Worms


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de