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Gottes Geist –Gabe des Lebens

von Volker Weinmann (65197 Wiesbaden)

Predigtdatum : 27.05.2007
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Exaudi
Textstelle : 4. Mose 11,11-12.14-17.24-25
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Wochenspruch:

Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth.
(Sacharja 4, 6)
Psalm:
118 (EG 747)

Lesungen

Altes Testament:
4. Mose 11, 11 – 12. 14 – 17. 24 – 25
Epistel:
Apostelgeschichte 2, 1 – 18
Evangelium:
Johannes 14,23 – 27

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 135
Schmückt das Fest mit Maien
Wochenlied:
EG 125
Komm Heiliger Geist, Herre Gott
Predigtlied:
EG 137
Geist des Glaubens, Geist der Stärke
Schlusslied:
EG 272
Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen

4. Mose 11, 11 – 12.14 – 17.24 - 25
1 Und Mose sprach zu dem HERRN: Warum bekümmerst du deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volks auf mich legst?12 Hab ich denn all das Volk empfangen oder geboren, dass du zu mir sagen könntest: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme ein Kind trägt, in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast?...14 Ich vermag all das Volk nicht allein zu tragen, denn es ist mir zu schwer. 15 Willst du aber doch so mit mir tun, so töte mich lieber, wenn anders ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, damit ich nicht mein Unglück sehen muß. 16 Und der HERR sprach zu Mose: Sammle mir siebzig Männer unter den Ältesten Israels, von denen du weißt, dass sie Älteste im Volk und seine Amtleute sind, und bringe sie vor die Stiftshütte und stelle sie dort vor dich, 17 so will ich hernieder kommen und dort mit dir reden und von deinem Geist, der auf dir ist, nehmen und auf sie legen, damit sie mit dir die Last des Volks tragen und du nicht allein tragen musst. 24 Und Mose ging heraus und sagte dem Volk die Worte des HERRN und versammelte siebzig Männer aus den Ältesten des Volks und stellte sie rings um die Stiftshütte. 25 Da kam der HERR hernieder in der Wolke und redete mit ihm und nahm von dem Geist, der auf ihm war, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Und als der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in Verzückung wie Propheten und hörten nicht auf.

Kurze Hinführung:

Um den Grund der Klage des Volkes und der Klage des Mose so deutlich werden zu lassen, wie es im Bibeltext vorgesehen ist, nehme ich den gesamten Text: 4. Mose 11, 10-25 a.
Um der Predigt eine klare Linie zu geben, höre ich ganz bewusst mit 25 a auf und beschäftige mich nicht mehr mit „verzückt sein“, „ekstatisch rasen“. Schließlich kann man das Wort dafür: „nab`a“ auch allgemein übersetzen mit : „Sich öffentlich als Prophet zu erkennen geben und danach handeln“.
Mit Anderen entscheide ich mich dafür, dass der Text exilisch ist. Ich kann mir gut vorstellen, wie im fremden Land Mose als „Übervater aller Propheten“, als „Messlatte“ für alles, was nach ihm kommt, galt.
Das Volk war wieder in Gefangenschaft. Das Königtum war gescheitert und lag am Boden. Die Strukturen der vorstaatlichen Zeit waren noch vorhanden. Es galt die natürliche Autorität der Sippenältesten. Diese werden am Ende mit dem Geist ausgestattet. Die alte Tradition wird mit dem lebendigen Geist Gottes in Verbindung gebracht.
Zum Einen sollen die Adressaten erfahren, dass Mose auch nur ein Mensch war, mit Zweifeln, Fehlern und Unglauben. Zum Anderen soll diesen Menschen der neue „Exodusmut“ zugesprochen werden. In der Erinnerung an die alten Erfahrungen des befreienden Gottes soll der Glaube geweckt und gestärkt werden.
Immer wieder werde ich mich in die Erzählung einklinken. Daher bleibe ich in meinen Zitierungen beim Luthertext.

Gnade sei mit euch ………………….
Bibeltext:
Den Bibeltext, der der Predigt zugrunde liegt, steht 4. Mo. 1110-25. Ich werde ihn an einer ganz bestimmten Stelle vorlesen.

Liebe Pfingstgemeinde,
heute an Pfingsten geht es um den Geist, den lebendigen Geist Gottes. Den gibt es nicht nur heute in ganz bestimmten Kreisen, den gab es nicht nur damals in Jerusalem.

Der Geist Gottes ist von Anfang an dabei, die schöpferische Seite Gottes, worin er sich mitteilt, wodurch der Mensch ihn zu spüren bekommt, woraus wir Atmen, wodurch wir neue Kräfte empfangen.

Im Bibeltext für heute geht es auch um den lebendigen Geist Gottes, der sich mitteilt, der Menschen umstimmt, der sich verteilt und verströmt. Es ist eine Geschichte aus der Gefangenschaft, nicht in Ägypten, sondern in Babylon, die zweite große Tragödie des kleinen Gottesvolkes.

Es wird erzählt von Menschen, die verschleppt wurden in die Fremde, zur Arbeit gezwungen, ihrer Freiheit beraubt, ihre Heimat weit weg.
- Tag für Tag ist dies das Schicksal von tausenden von Menschen auf unserer Erde! -

Der Zweifel an einem Gott, der so etwas zulässt, sitzt tief. Leere, Trauer und Sinnlosigkeit haben sich längst breit gemacht. Manche versuchen zu vergessen, jeder auf seine Art.
Viele werden sich wohl im fremden Land eingerichtet haben. Was bleibt ihnen auch anderes übrig. Man muss ja überleben.
- Tag für Tag ist das bei uns das Schicksal von Menschen, die keine Arbeit finden, die krank und unfähig zum Leben geworden sind. -

Wenn ich so etwas höre, oder sogar am eigenen Leib spüre, dann fange ich meistens an herumzuschimpfen. Ich habe den Eindruck, dass das viele machen, manchmal offen, meistens hintenherum wird gejammert und geklagt, einfach so, nicht konkret, um etwas zu erreichen, sondern einfach um Dampf abzulassen.
Ich kann es verstehen.
Und meistens kriegen es die ab, die Verantwortung tragen.
Vielleicht haben die in der Gefangenschaft in Babylon so geschimpft:

Damals, das waren noch Führer. Die haben ihr Volk nicht hängen lassen. Die haben sich aufgeopfert. Die haben alles getan für ihre Menschen. Denkt nur an den Mose. Was war das für ein wunderbarer Held!

Und dann haben sie Mose vielleicht beschrieben, seine Taten gelobt und Lieder auf ihn gesungen. Und dabei werden sie wohl ihre eigenen Anführer schlecht gemacht haben, solange, bis einer aufgestanden ist und gesagt hat:
Leute, es reicht. Ich kann es nicht mehr hören. Ich will Euch erinnern. Ich will Euch die Augen öffnen über unsere Vorfahren, die Ihr so großartig findet und über den ach so heldenhaften Mose. Ich werde Euch erzählen, wie es wirklich war:

Die Vorfahren waren geflohen, in die Wüste. Und es ging ihnen sicherlich nicht gut. Aber sie hatten zu essen. Mit dem Manna, das Gott ihnen geschenkt hatte, konnten sie leben, und sie waren in Freiheit.
Nur weil sie kein Fleisch bekamen, also Luxus (!), heulten sie dem Mose die Ohren voll und jammerten, klagten und weinten.
-
Bibeltext: Und Mose sprach zu dem Herrn …… ( Bibeltext 4.Mo. 11, 10-25 a vorlesen)

Obwohl die Menschen nach unglaublichen Strapazen ausgebrochen sind aus ihrer Gefangenschaft, obwohl sie genug Nahrung haben, um zu überleben,
fangen sie an zu klagen und zu weinen.
So, genau so undankbar sind diese Menschen. Die sind ja gar nicht besser als ich!

Ich will sie verstehen:
Vielleicht haben die Mütter nicht genug für ihre Kinder, vielleicht sehen sie Mangelerscheinungen, vielleicht können sie einfach nicht mehr, sind müde ohne Ende, erschöpft und kraftlos.
So kommt es mir vor, dass die Menschen da zusammen mit ihrem Anführer einfach fertig sind, obwohl sie doch dankbar sein müssten und froh, dass sie in der Freiheit sind.
„Sei doch froh, dass Du eine Familie hast, dass Du Unterstützung erfährst!“ Vielleicht bekommt einer so etwas gesagt, der gerade seine Arbeit verloren hat.
Es sind mindestens zwei Seiten. Da ist einer am Ende, am Boden, zerstört, kraftlos und hoffnungslos. Der sieht noch lange keinen Anfang.

Daher kann ich mich nicht hinstellen und dieses augenscheinlich undankbare Volk verurteilen. Ich will sie verstehen.

Und doch bin ich traurig, enttäuscht, wie schnell wir Menschen uns von Gott abwenden, weil es nicht so läuft, wie wir uns das gedacht hatten. Die ganze biblische Geschichte und die ganze Geschichte des Glaubens ist eine Geschichte des menschlichen Abfallens, des Fortlaufens, und der Treue Gottes. Es ist die Geschichte vom verlorenen Schaf….
Eine unglaubliche Hoffnungsgeschichte!......

Mose ist genauso am Ende wie seine Menschen, fertig mit sich, mit diesen Menschen da, die ihn nur nerven und mit seinem Gott. Er greift ihn an, mit einer Heftigkeit, die dem Hiob in nichts nachsteht:
Was bekümmerst du deinen Knecht? Warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volkes auf mich legst? Habe ich das Volk empfangen? Bin ich zuständig hier, oder was? Soll ich es herumschleifen? Ich will es nicht mehr tragen. Es ist mir zu schwer. Und dann der schrecklichste Wunsch des Mose: Dann töte mich lieber. Lieber sterbe ich, als das hier länger zu ertragen.
Mir fällt sofort der Elia ein. Der konnte und wollte auch nicht mehr. Lieber tot als so etwas zu ertragen. Es ist vor Gott erlaubt, so etwas zu denken und vor Gott zu erzählen. Das macht Mut, dass es den Größten des Glaubens auch so ergangen ist, dass die so was von menschlich und verletzlich waren, genauso wie später die Menschen in Babylon und wie wir hier!
Und Gott reagiert. Er spricht, wie immer das geht, dass Gott spricht und Mose hören kann.

Der erste Teil des Auftrages:
Sammle mir 70 Männer unter den Ältesten im Volk.
Es geht um die Ältesten, die Weisesten. Da werden die Alten gefragt, ihre Begabungen eingefordert, ihre Lebensweisheit, ihre Autorität.
-5-
70, das ist die heilige Vollzahl. Da geht es nicht um Auserwählte, da geht es darum, das ganze Volk zu beteiligen.
Durch diese 70 klugen, alten Menschen soll der lebendige Geist Gottes auf das Volk verteilt werden.
So bekommt Mose den Auftrag, damit er die Last nicht allein tragen muss.

Und sein zweiter Auftrag. Er soll zum Volk reden.
Eine unglaublich heftige und deftige Reaktion Gottes.
Wütend und stinksauer wird er dargestellt.
Bei allem Verstehen scheint das ab und zu auch notwenig zu sein, dass der liebe Gott mal richtig sauer wird. Ich denke, da genau ist er wie ein guter Vater und wie eine gute Mutter: Die sollten auch ganz, ganz viel Verständnis für ihre Kinder haben, ihnen aber deutlich machen, wo ihre Grenzen liegen.

Und dann wird hier diese Reaktion Gottes so wirklichkeitsnah beschrieben:
Darum wird euch der Herr Fleisch zu essen geben,
nicht nur einen Tag, nicht zwei, nicht fünf, nicht zehn, nicht zwanzig Tage lang, sondern einen Monat lang, bis ihr es nicht mehr riechen könnt und es euch zum Ekel wird, weil ihr den Herrn verworfen habt, der unter euch ist! Als Strafe dafür, dass sie den Herrn verworfen haben, bekommen sie die ganze Fülle des Lebens.
Dieser Ärger ist eine zutiefst menschliche Reaktion. Von ganzem Herzen wird Gott wie ein Mensch beschrieben.
Es ist aber auch höchst spannend zu begreifen, dass die Reaktion Gottes auf den menschlichen Abfall die Fülle des Lebens sein kann!

Und Mose reagiert auf diese Aufträge noch einmal ganz normal:
Er zweifelt: 600.000 Männer Fußvolk. Wie willst du, lieber Gott, die satt kriegen.!
Aber Gott erinnert ihn: Ist denn die Hand des Herrn zu kurz?

Ein kleiner Satz, den man fast überliest.
Die Hand Gottes.
Das ist für mich die innerste Stelle dieses Textes.
Die Hand Gottes spüren, ein Ausdruck körperlicher Nähe zwischen zwei Menschen: Nicht nur in Gedanken bin ich bei dir. Das ist schon unendlich viel, aber dich berühren!....
So kommt Gott seinem Volk nah, handgreiflich. Die Hand ist das Zeichen der Gegenwart Gottes, Symbol seiner Kraft, seiner ganzen Schöpfermacht und zugleich
Seiner Zärtlichkeit, Zeichen der Gegenwart Gottes, die Gefahr und zugleich Geborgenheit ausdrücken kann.

Aus der Fülle dieser Gottesnähe, die durch dieses Symbol ausgedrückt wird, fällt mir ein Satz aus dem Psalm 139 ein:
Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. So wird Mose deutlich und klar an die intensive Gottesnähe erinnert. Er wird ermahnt und getröstet. Zutiefst überzeugt von der unendlichen Macht Gottes, geht er, sagt den Leuten, was ihm Gott befohlen hat und versammelt stellvertretend für das ganze Volk die 70 Ältesten.Und Gott kommt, nimmt seinen lebendigen Geist, verteilt ihn auf dieses ganze Volk!

Es geschieht Pfingsten, lange vor Pfingsten!
Von Anfang an hat Gott in seinem Geist mit seinen Händen diese Erde, diesen Himmel, seiner Finger Werk, hervorgebracht, dem Menschen den Geist des Lebens eingehaucht, dass der Mensch zum Menschen werden konnte.

So ist diese Geschichte von Mose ein kleiner Teil der Geschichte Gottes mit seinen Menschen, genauso wie die Erfahrung der Gottesnähe in der Gottesferne in der
Gefangenschaft in Babylon.

In diesen lebendigen Begegnungen zwischen Gott und Mensch, in der Auseinandersetzung mit seiner Gegenwart, die sich in Macht und Zärtlichkeit, in Gefahr und Geborgenheit ausdrückt, hat der Mensch immer wieder Freiheit und Ermutigung gefunden, um aufzustehen, um sich von seinem Schöpfer sein Leben wieder schenken zu lassen.

In Gemeinschaft tut das der Mensch mit dem andern. Das ist vielleicht die wertvollste Erfahrung, die Mose machen musste und durfte, die dann auch die Erfahrung des Volkes in der Knechtschaft wurde:

Keiner kann allein Segen sich bewahren,
weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen.

Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen,
schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.

Amen

Pfarrer Volker Weinmann, Daimlerstr. 15, 65197 Wiesbaden

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