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Gottes Geist - verheißen und gegenwärtig

von Friedrich von Biela (Salzwedel)

Predigtdatum : 05.06.2022
Lesereihe : IV
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstsonntag
Textstelle : Römer 8,1-2(3-9)10-11
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Wochenspruch: Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth. (Sacharja 4,6)

Psalm: 118,24–29 (EG 747)

Lesungen

Reihe I: Johannes 14,15-19(20-23a)23b-27
Reihe II: Apostelgeschichte 2,1-21
Reihe III: 1. Mose 11,1-9
Reihe IV: Römer 8,1-2(3-9)10-11
Reihe V: 1. Korinther 2,12-16
Reihe VI: Hesekiel 37,1-14

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 135 Schmückt das Fest mit Maien
Wochenlied: EG+20 Atem des Lebens
Predigtlied: EG 134,1.2.7 Komm, o komm, du Geist des Lebens
Schlusslied: EG 503,13-14 Hilf mir und segne meinen Geist

Predigttext: Römer 8,1-2(3-9)10-11

1 So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. 2 Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
(3 Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, 4 damit die Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, in uns erfüllt werde, die wir nun nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist. 5 Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. 6 Denn fleischlich gesinnt sein ist der Tod, doch geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. 7 Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch sich dem Gesetz Gottes nicht unterwirft; denn es vermag's auch nicht. 8 Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. 9 Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, da ja Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.)

10 Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. 11 Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.

Predigt

Der Predigttext wird erst während der Predigt in Abschnitten  gelesen.

Liebe Gemeinde,

wir feiern heute Pfingsten! Ein ganz besonderes Fest, denn zu Pfingsten, viele werden das wissen, feiert die Kirche Geburtstag. Zu Pfingsten hat es angefangen. Da haben die verängstigten Jünger Jesu plötzlich wieder Mut bekommen und Kraft. Sie sind rausgegangen aus ihrem Versteck und haben begeistert von Jesus erzählt. Sie haben Menschen eingeladen mit Worten, die sie vorher nicht mal kannten. Sie haben von der Liebe Gottes erzählt, die sie durch Jesus kennengelernt haben. Und viele Leute wollten wissen, was es damit auf sich hat. So ist erst eine Gemeinde entstanden, dann viele und schließlich auch unsere Gemeinde. Die Begeisterung, der Geist, der von Gott kommt, hat sich ausgebreitet. Pfingsten ist Geburtstag. Auch unser Geburtstag, auch wenn es keine Torte gibt. Aber vielleicht bekommen wir wenigstens Geschenke? Ja!

Nun ja, leider ist das Geschenk, das wir heute auspacken dürfen, ziemlich gut verpackt. Es ist eingepackt in Worte des Apostels Paulus, die wir in seinem Brief an die Römer lesen können. Paulus ist ein kluger Mann, hat am Jerusalemer Tempel studiert. Er beherrscht die Kunst, ziemlich komplizierte Gedanken in wenigen griechischen Worten zu äußern. In seinem Vorstellungsschreiben an die Christen in Rom stellt er seine ganze Lehre auf diese Weise dar. Damals war das schick – für uns heute ist das dann allerdings ziemlich schwer zu verstehen.

Aber es ist ja Pfingsten und so bin ich zuversichtlich, dass wir unser Geschenk auch ausgepackt bekommen.

Also, fangen wir an und lesen erstmal den ersten Vers aus dem 8. Kapitel des Römerbriefes. Und um es ein bisschen leichter zu machen, hören wir nicht die wenigen griechischen Worte von Paulus, sondern die ausführlichere Übersetzung der BasisBibel:

1Es gibt also keine Verurteilung mehr für die,
die zu Christus Jesus gehören.

Wie jetzt – das soll das Geschenk sein:
Keine Verurteilung, wenn wir zu Christus gehören?
Stehen wir etwa vor Gericht?
Wir haben doch gar nichts gemacht!
Ja, richtig gehört, keine Verurteilung,
sondern eine Begnadigung.

Paulus hat das in den Kapiteln vorher erklärt:
Er sagt: Wir werden von der Sünde beherrscht.
Und die diktiert uns ihre Regeln und Gesetze.
Selbst wenn wir es anders wollen,
gehen wir immer wieder eigene Wege
und entfernen uns von der Liebe Gottes.
Wir verletzen andere, sind selbstsüchtig oder gedankenlos. Ich glaube, viele von uns wissen, was da gemeint ist.
Paulus nennt das, was da immer wieder Besitz
von uns ergreift, das „Gesetz der Sünde“.
Dazu gehören so ungeschriebene Gesetze wie
„Jeder ist sich selbst der Nächste.“ oder
„Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“
Aber auch der Wunsch, alles allein zu schaffen,
der Neid, wenn andere besser dran sind
oder die Vorstellung, selbst besser zu sein als andere.
Auch wenn wir uns noch so sehr bemühen,
davon kommen wir nicht los, selbst dann nicht,
wenn wir alle Gebote befolgen würden.
Deshalb können wir vor Gottes Gericht nicht bestehen.
Jedenfalls nicht aus eigener Kraft.

Aber nun: Christus!
Er sorgt dafür, dass wir nicht verurteilt werden!
Wie das funktioniert, erklärt Paulus in den nächsten Sätzen:

2Das bewirkt das Gesetz,
das vom Geist Gottes bestimmt ist.
Es ist das Gesetz, das Leben schenkt
durch die Zugehörigkeit zu Christus Jesus.
Es hat dich befreit von dem alten Gesetz,
das von der Sünde bestimmt ist und den Tod bringt.

Mit Christus ist ein neues „Gesetz“ in die Welt gekommen. Paulus nennt es das „Gesetz des Geistes“.
Er, der Geist Gottes, soll jetzt in unserem Leben das Sagen haben, nicht mehr die Sünde.
Dieses Gesetz schenkt neues Leben und macht frei.
Da wird es sichtbar, das Geburtstagsgeschenk: Leben!
Das Gesetz des Geistes führt nicht in den Tod,
sondern in das Leben hinein.
Und zwar in ein anderes Leben, als wir bisher hatten.
Gottes Geist verändert unser Leben,
weg vom „Gesetz der Sünde“ hin zum „Gesetz des Geistes“.
Und das verändert alles: Wir sind ja immer noch normale Menschen mit – mehr oder weniger – normalen Schwächen und Fehlern. Wir laden weiter Schuld auf uns. Christen sind nicht besser als andere Menschen.
Und doch wird alles anders, wenn wir auf Christus
vertrauen. Durch ihn haben wir Zukunft!
Das macht Paulus einige Verse später drastisch klar:

10Wenn Christus jedoch in euch gegenwärtig ist,
dann ist euer Leib zwar tot aufgrund der Sünde.
Aber der Geist erfüllt euch mit Leben,
weil Gott euch als gerecht angenommen hat.

11Es ist derselbe Geist Gottes,
der Jesus von den Toten auferweckt hat.
Wenn dieser Geist nun in euch wohnt, dann gilt:
Gott, der Christus von den Toten auferweckt hat,
wird auch eurem sterblichen Leib das Leben schenken.
Das geschieht durch seinen Geist, der in euch wohnt.

Ja, es geht tatsächlich um Tod und Leben. Zu Pfingsten bekommen wir das Leben geschenkt – mit Schleifchen und aller himmlischen Herrlichkeit. Glitzerndes, strahlendes, fröhliches, wundervolles Leben. Erfüllt mit dem Leben, das Gott schenkt, haben wir Zukunft.

Paulus macht es da wieder schwierig. Er sagt: Unser Leib ist wegen der Sünde tot, aber der Geist erfüllt uns mit Leben.
Damit meint er nicht, dass der Körper stirbt und die Seele überlebt. Paulus trennt das nicht. Mit Leib ist der ganze Mensch gemeint. Er ist dem Tod verfallen.
Aber Gott schenkt neues Leben.
Dieses Geschenk dürfen wir schon jetzt öffnen. Jetzt schon, wo das „Gesetz der Sünde“ noch an uns zerrt und zieht und schließlich in den Tod führt, erfahren wir, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Die Dunkelheit, die in uns ist, wird überstrahlt von dem Licht, das aus dem Himmel herüberstrahlt.

Und so, wie Gott Jesus durch seinen Geist auferweckt hat, werden auch wir auferweckt. –
Dank ihm haben wir das Leben in Gottes Herrlichkeit.
Wenn wir darauf vertrauen, können wir anders leben.

Wenn das mal kein tolles Geburtstagsgeschenk ist.
Ich kann es nicht kaufen, ich kann es nicht verdienen.
Ich kann es mir nur schenken lassen.

Und wie haben sich die Menschen damals darüber gefreut! Zu Tausenden haben sie sich Christus anvertraut, so erzählt es die Bibel. Das waren noch Zeiten!

Nun haben wir also mühsam das Geschenk ausgepackt und vor Augen. Wie es glitzert und blinkt, leuchtet und strahlt!
Es sieht ja toll aus - aber was mache ich jetzt damit?
Renne ich voller Begeisterung los
und erzähle den anderen davon?
Oder mache ich die Verpackung lieber nochmal zu,
weil es doch ein bisschen zu grell leuchtet?
Es macht mir Angst:
Was wird dann mit meinen Schattenseiten,
mit dem, was lieber im Verborgenen bleibt?
Will ich nicht doch lieber alles so lassen, wie es ist?
Und anstrengend wird es ja auch –
ob ich überhaupt genug Kraft dafür habe?

Und in genau solchen Fragen gewinnt es wieder Raum,
das „Gesetz der Sünde“, und es beginnt von Neuem –
das Zweifeln und Verstecken, die Angst und das Zögern …
Immer, wenn ich auf Nummer Sicher gehen will, ist es da und wenn ich mir selbst mehr vertraue als Gott.
Dabei war das doch eigentlich schon gesagt:
Ihr könnt das nicht aus eigener Kraft,
so sehr ihr euch auch bemüht.
Das Geschenk ist keine Mogelpackung,
die euch hintenrum nur Mühe machen will.
Das ihr den Geist Gottes geschenkt bekommen,
ist Befreiung, nicht Last!

Also, was machen wir nun damit?
Machen wir es noch mal auf und schauen:
Da glitzert und leuchtet es wieder, es macht fröhlich und mutig. Vielleicht ja auch uns hier in … [Ortsname]
Wir sind nicht Tausende wie damals in Jerusalem.
Aber wir sind hier.
Wir haben keine Geburtstagstorte dabei –
aber wir sind hier.
Wir feiern diesen Geburtstag eher ruhig,
wie es eben unsere Art ist. Aber wir feiern ihn!

Pfingsten ist nicht damals. Pfingsten ist heute!
Auch heute sendet Gott seinen Geist voller Geschenke:
Das glitzernde Leben, der fröhliche Lebensmut, die plötzlich schwindende Angst.
Beten wir darum,
dass unsere Herzen davor nicht verschlossen bleiben.
Feiern wir miteinander,
dass Gott uns nicht aufgegeben hat.
Singen wir dankbar,
weil sein Leben in unsere Dunkelheit kommt
und glitzert und leuchtet und strahlt!
Amen.

Fürbittengebet

Gott, wir danken dir, dass du uns so reich beschenkst.
Wir danken dir für deinen lebendigen Geist
und dafür, dass du uns noch nicht aufgegeben hast.

Wir bitten dich:
Sei da, wo Verzweiflung von Menschen Besitz ergreift
und die Dunkelheit mächtig wird:
Sende deinen glitzernden, leuchtenden Geist
und schenk neue Hoffnung und Zuversicht.

Sei da, wo Selbstsucht und Machtgier Menschen zerfressen:
Sende deinen befreienden Geist,
dass sie loslassen können und sich dir anvertrauen.

Sei überall da, wo Menschen- oder Naturgewalten die Zukunft von Menschen bedrohen oder zerstören:
Sende deinen Geist des Friedens,
dass Hoffnung und Versöhnung wachsen können.

Sei da, wo Menschen sich für Frieden, Gerechtigkeit
und die Bewahrung deiner Schöpfung einsetzen:
Sende deinen Geist des Mutes, dass sie nicht müde werden,
sondern Andere anstecken mit ihrer Sehnsucht.

Sei auch in deiner Kirche, die zerrissen und getrennt ist
und oft so wenig Freude ausstrahlt:
Sende deinen lebenspendenden, begeisternden, fröhlichen
Geist des Lebens, dass wir mutig auf dich vertrauen.

Voller Dankbarkeit beten wir:
Vater unser …

Verfasser: Pfarrer Friedrich von Biela , An der Marienkirche 4, 29410 Salzwedel


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