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Gottes Geist

von Harald Storch (67547 Worms)

Predigtdatum : 18.05.1997
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Exaudi
Textstelle : Johannes 14,23-27
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Wochenspruch: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. (Sach. 4,6)

Wochenlied: EG 125

(Der thematischen Konzentration wegen ist der Abschnitt bewußt etwas knapper als in der Perikopenordnung gewählt.)

Kanzelgruß

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Liebe Gemeinde,

gegenüber der viel bekannteren Pfingsterzählung aus der Apostelgeschichte mag Ihnen dieses Pfingstevangelium eher ungewohnt, fast behäbig, vorkommen.

Dort das Brausen vom Himmel, die leidenschaftliche und rauschhafte Begeisterung, die gar zu alkoholischen Mißdeutungen Anlaß gab, hier die ruhigen Abschiedsworte Jesu. Dort ein Außer-Sich-Geraten, hier ein wohlgeordnetes Vermächtnis. Der Geist als Tröster und Fürsprecher in der Nähe des Advokaten und Notars, der den Nachlaß regelt, aber gerade deswegen auch Verläßlichkeit ausstrahlt. Gottes zuverlässige Begleitung, sein Geist, wird nicht nur für Sondersituationen verheißen. Darin liegt die Stärke und die Besonderheit dieses Textes.

Dietrich Bonhoeffcr schrieb dazu im Jahre 1940:

"Während die alte Epistel (d.h. Apg. 2) von dem ersten, einmaligen Pfingstereignis spricht, ist in unserem Evangelium von dem gegenwärtigen, bleibenden Pfingsten die Rede, von dem Pfingsten, wie es der Gemeinde zu allen Zeiten widerfährt."

Zu allen Zeiten geschieht es und nicht nur bei Ausnahmechristen oder ganz besonderen und lebendigen Gemeinden. "Der Vater und ich, wir werden kommen und Wohnung machen ... und der Geist, der Tröster, wird euch alles lehren und an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. "

Das ist das Vermächtnis Jesu an seine Gemeinden. Das ist unser Erbe und unsere Hoffnung. Der kabarettistische Satz: "Ich würde nie in einen Club eintreten, der Leute wie mich als Mitglieder aufnimmt;" dieser Ausspruch braucht uns nicht zu verwirren. Gottes Geist will etwas mit Leuten, wie wir es sind, zu tun bekommen. Das könnte auch heißen, daß wohnlich wird, was vorher ungemütlich und unwirtlich war.

Mit dem Wohnen Gottes bei uns, mit seiner Geistesgegenwart in uns, ist gewiß nicht so etwas wie eine Belagerung gemeint, keine Umprogrammierung oder nervtötender Dauerbesuch, hier unterscheidet sich der christliche Glaube klar von allen Sekten. Gottes Geist bringt keine Gehirnwäsche, keine Einquartierung oder Belagerung im Oberstübchen, die den Verstand ausschaltet. Wohnen, Wohnung machen, das hat nichts mit Zwang oder Entmündigung zu tun.

Wenn sich heute zwei Menschen lieb haben, dann sagen sie oft nach einer Weile zueinander: "laß uns zusammenziehen" , dann wollen sie ihre Gemeinschaft auch im Alltag miteinander leben. Wenn sie umsichtig und behutsam sind, werden sie ihr Leben in gegenseitiger Rücksicht gestalten. Lassen sie uns dies als Modell für Gottes "Zusammenziehen" mit uns nehmen. Natürlich ist Gott mehr als ein gleichberechtigt-menschliches Gegenüber! Dennoch sucht der Schöpfer im Geschöpf den erwachsenen Partner oder die Partnerin seines Bundes, sucht das Geschöpf, das seine Liebe erwidert und nicht auf ewig unmündig bleibt.

Wo Gottes Geist einzieht, da weckt dies auch die Liebe zu seinem Wort, das Bemühen um seine Gebote. "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten. "

Pfingsten ist vielleicht weniger der Geburtstag der Kirche, weniger ein gewaltiger Auftakt mit feuriger Leidenschaft. Das mag alles für den Anfang gut und richtig gewesen sein. Es mag auch für herausgehobene Wendepunkte im Leben einzelner Christen und der Kirchengeschichte gelten. In den meisten Situationen ist aber das, was Bonhoeffer das "bleibende Pfingsten" nennt, die stetige Erneuerung, das stetige Aufeinanderzuwachsen, die alltägliche Wohngemeinschaft der mündig gewordenen Gemeinden viel wichtiger. Gottes Geist will unser Leben wohnlich machen, indem er bei uns ist und bleibt, indem er uns Gottes Wege lehrt und uns an Jesu Botschaft erinnert. Dabei bedeuten "lehren" und "erinnern" gewiß etwas anderes als das bloß mechanische Wiederholen der ewig gleichen Bibelworte, Es geht um Jesu -natürlich an der Bibel zu entdeckende - Botschaft für heute, also auch hier um eine Begegnung mit Erwachsenen, nicht um Unmündigkeit oder Entmündigung. Daß Gottes Geist uns hereinziehen will, uns gewinnen will für die ganz besondere Wohngemeinschaft des Glaubens, das ist die Verheißung des "gegenwärtigen und bleibenden Pfingsten"!

Geb's Gott, daß wir uns davon ergreifen lassen!

Sein Friede der höher ist als alle Vernunft, behüte und bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

Dekan Harald Storch

Adenauerring 3

67547 Worms


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