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Gottes heilendes Wort reicht über Grenzen hinaus

von Uwe Seibert (Dillenburg)

Predigtdatum : 26.01.2014
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 3. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Apostelgeschichte 10,21-35
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Wochenspruch:
"Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes." (Lukas 13, 29)

Psalm: 86, 1 - 11.17

Lesungen
Altes Testament: 2. Buch der Könige 5, (1 - 8) 9 - 15 (16 - 19a)

Epistel: Römer 1, (14 - 15) 16 - 17

Evangelium: Matthäus 8, 5 - 13

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 288 Nun jauchzt dem Herren, alle Welt
Wochenlied: EG 293 Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all
Predigtlied: EG 628 Herr, gib mir Mut zum Brücken bauen
Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott

Liebe Gemeinde,
als Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat, da sagte er: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Über das Ereignis, von dem unser heutiger Predigttext erzählt, könnte man das auch sagen! Da wagt einer, einen Schritt zu gehen, der bisher noch undenkbar war. Und das hat Folgen – für ihn selbst, aber auch für alle Menschen nach ihm. Vielleicht ist das der Grund, warum diese Begebenheit in der Apostelgeschichte des Lukas so ausführlich erzählt wird. Wir finden sie zunächst in Kapitel 10. Unser heutiger Predigttext ist ein kurzer Auszug daraus. Aber Lukas hält diese Geschichte offensichtlich für so wichtig, dass er sie im nächsten Kapitel gleich noch einmal erzählen lässt – durch Petrus vor der Gemeinde in Jerusalem. Und in Kapitel 15, auf dem Apostelkonzil, trägt Petrus sie in gekürzter Form noch einmal vor – als Präzedenzfall für den Umgang von Judenchristen mit Heidenchristen.

Es ist ganz klar: Hier war ein entscheidender Moment bei der Ausbreitung des Evangeliums. Was hier geschah, war bahnbrechend für die noch junge christliche Gemeinde. Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.
(Apg. 10, 21 - 35 lesen)

Die Hauptakteure der Geschichte sind Simon Petrus und der römische Hauptmann Kornelius. Ein Jünger Jesu mit jüdischem Hintergrund und ein Vertreter der römischen Besatzungsmacht, der dem Judentum zugeneigt ist. Ein Zeuge Jesu und ein Suchender. Die beiden begegnen sich. Aber dass sie sich begegnen, ist nicht selbstverständlich. Im Hintergrund wirkt Gott selbst und führt die beiden zueinander.

Der Text ist leider etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Eigentlich müssten wir das ganze Kapitel 10 der Apostelgeschichte lesen. Ich will zumindest in groben Zügen erzählen, was dort steht.

Lukas berichtet zunächst von Hauptmann Kornelius. Er beschreibt ihn so: „Er war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete immer zu Gott.“

Kornelius war ein ehrenwerter Mann, keiner von denen, die nur Spott übrig hatten für den Gott und die Gesetze der Juden.

Eines Tages hat Kornelius eine Vision. Ein Engel kommt zu ihm und trägt ihm auf, einen Mann namens Simon Petrus zu sich zu holen, der in der Stadt Joppe bei einem Gerber namens Simon in einem Haus am Meer wohnt. Kornelius erzählt seinen Bediensteten von dieser Erscheinung und schickt sie dann zu dem Haus nach Joppe, um Petrus zu rufen.

Am nächsten Tag, als sie gerade unterwegs sind, hat Petrus eine Vision: Um die Mittagszeit steigt er zum Beten auf das flache Dach des Hauses, in dem er zu Gast ist. Er wartet gerade aufs Mittagessen, da sieht er, wie durch eine Öffnung im Himmel ein riesiges Tuch heruntergelassen wird. In dem Tuch befinden sich alle möglichen Tiere: Vierfüßer, Reptilien und Vögel.

Dann hört Petrus eine Stimme: „Auf, Petrus, schlachte und iss!“ „Auf gar keinen Fall, Herr!“ entgegnete Petrus. „In meinem ganzen Leben habe ich noch nie etwas Unheiliges und Unreines gegessen!“ Man muss wissen, dass es für die Juden damals und auch heute noch ganz strenge Vorschriften gibt, was man essen darf und was nicht. Und vieles von dem, was da in dem Tuch „kreuchte und fleuchte“ war ganz und gar nicht „koscher“.

Doch die Stimme wiederholt ihre Aufforderung. „Was Gott für rein erklärt hat, das behandle du nicht, als wäre es unrein!“ sagt sie. Drei Mal wird Petrus zum Essen aufgefordert. Danach verschwindet das Tuch genauso plötzlich wieder im Himmel, wie es gekommen ist.

Petrus merkt, dass diese Vision von Gott kommt (denn das Tuch kommt vom Himmel, und die Stimme kommt vom Himmel), aber er begreift nicht, was Gott damit bezweckt. „Auf, Petrus, schlachte und iss!“ Will Gott mich auf die Probe stellen?

Während Petrus sich noch den Kopf darüber zerbricht, was diese Vision wohl bedeutet, kommen die Männer an, die Kornelius geschickt hat. Sie haben sich zu Simons Haus durchgefragt und stehen jetzt unten vor der Tür. Der Geist Gottes sagt zu Petrus: „Vor dem Haus sind drei Männer, die zu dir wollen. Sie werden dich bitten, mit ihnen zu kommen. Folge ihnen ohne Bedenken; ich selbst habe sie geschickt.“

Und so kommt es, dass Petrus die Boten aufnimmt und am nächsten Tag mit ihnen zu dem römischen Hauptmann geht. Für einen gläubigen Juden war das eigentlich undenkbar. Doch Gott selbst hat Petrus dazu gebracht, obwohl er noch gar nicht weiß, was da auf ihn zukommt.

Am nächsten Tag kommen sie zum Haus des Kornelius, der sie bereits erwartet. Er hat seine Verwandten und seine engsten Freunde zu sich eingeladen. Da steht Petrus vor ihm, der Mann, den er rufen sollte. Kornelius ist genauso unsicher wie Petrus. Wie geht’s jetzt weiter? Der römische Hauptmann wirft sich vor Petrus in den Staub, das heißt er erweist ihm große Ehre – fast wie einem Gott. Doch Petrus zieht ihn wieder hoch. „Steh auf!“, sagte er. „Ich bin auch nur ein Mensch.“

Petrus sagt von sich: ich bin auch nur ein Mensch. Das heißt: Ich bin nicht besser als du, Kornelius. Ich stehe nicht über dir. Wir beide stehen gemeinsam vor Gott. Wir beide sind darauf angewiesen, dass Gott zu uns spricht, uns seine Zuwendung zeigt. Wir beide brauchen es, dass Gott uns führt, uns zeigt wo es lang geht.

Gemeinsam betreten sie das Haus. Überrascht sieht Petrus die vielen Leute, die sich dort zusammengefunden haben. Petrus sagt zu Ihnen „Ihr wisst sicher, dass es einem Juden nicht erlaubt ist, Kontakt mit Nichtjuden zu haben, oder sie sogar in ihrem Haus zu besuchen. Aber Gott hat mir gezeigt, dass man keinen Menschen als unrein bezeichnen darf, nur weil er kein Jude ist. Deshalb bin ich hierher zu euch gekommen.“

Dann erzählt Kornelius noch einmal von seiner Vision, die ihn dazu gebracht hat, Petrus zu rufen. Petrus erkennt: Gott hat also auch hier schon Vorarbeit geleistet! Noch ehe ich meine Vision hatte, hatte Kornelius seine! Gott hat sich von beiden Enden vorangearbeitet, wie beim Tunnelbau. Und das alles mit großer Präzision, alles passt zusammen, alles geht auf. „Jetzt wird mir alles klar, sagt Petrus, „jetzt begreife ich, dass Gott keine Unterschiede zwischen uns Menschen macht!“

Und dann beginnt er ihnen das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden. Und seine Zuhörer öffnen sich für Jesus. Am Ende des Kapitel heißt es: Während Petrus noch über diese Dinge sprach, kam der Heilige Geist auf alle herab, die seine Botschaft hörten.

Bis vor kurzem hatte Petrus geglaubt, dass Gottes Erwählung nur den Juden gilt und dass er sich von den Nicht-Juden fern halten muss. Und nun hat Gott ihm etwas ganz anderes gezeigt.

Neue Horizonte öffnen sich. Das Evangelium überschreitet die Grenzen der jüdischen Kultur und dringt weiter vor zu allen Völkern. Das ist möglich geworden, weil zwei Menschen eine Vision hatten und dieser Vision auch gefolgt sind. Und weil Gott selbst im Hintergrund gewirkt und sie dazu bereit gemacht hat.

Die Missionsgeschichte zeigt: Wenn das Evangelium in andere Kulturbereiche vordringt, hat Gott oft vorbereitend gewirkt. So war es auch, als die Missionare nach Afrika kamen. Ein Pastor aus Tansania erzählt: „In den Usambarabergen gab es einen Mann, der sich 'Kibogo cha Mulungu' nannte, 'die Schelle Gottes'. Die Leute haben oft über ihn gelacht und ihn nicht für voll genommen. Aber er hatte ihnen gesagt, dass Menschen mit einem weißen Körper kommen würden. Sie würden bei dem Wasserfall des Umba die Berge ersteigen und in ihren Lasten auch 'einen großen Schmetterling' haben. Wenn diese Fremden den Schmetterling öffnen würden (gemeint war damit die Bibel), dann sollten die Menschen genau zuhören, was ihnen gesagt würde. Denn das seien Worte, die von Gott, dem Allerhöchsten, kämen. Kibogo sagte, er habe dieses im Traum gesehen, und er war sich ganz sicher, dass Gott ihn gesandt hatte.“

Ich bin überzeugt: Gott kann und will auch heute noch so handeln. Er will zu uns reden – durch sein Wort, oder auch durch Träume und Eingebungen. Aber sind wir auch bereit, auf sein Reden zu achten?

Gott schenke uns, dass wir offen werden für seine Führungen, für Begegnungen mit Menschen, die wir bisher gemieden haben. Er öffne unsere Augen und mache uns bereit, neue Wege zu gehen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Verfasser: Dr. Uwe Seibert
Weihergarten 3, 35689 Dillenburg

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