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Gottes Herrlichkeit entdecken

von Sabine Hertzsch (Großobringen)

Predigtdatum : 14.01.2018
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : 1. Korinther 2,1-10
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Wochenspruch:
"Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden." (Johannes 1, 17)
Psalm: 105, 1 - 8

Lesungen
Reihe I: Johannes 2, 1 - 11
Reihe II: Römer 12, (4 - 8) 9 - 16
Reihe III: 2. Mose 33, 17 b – 23
Reihe IV: 1. Korinther 2, 1 - 10
Reihe V: Markus 2, 18 - 20 (21 - 22)
Reihe VI Hebräer 12, 12 - 18

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 74,1 - 4 Du Morgenstern, du Licht vom Licht
Wochenlied: EG 5 Gottes Sohn ist kommen
Predigtlied: EG 65 Von guten Mächten treu und still umgeben
Schlusslied: EG 170 Komm, Herr, segne uns

Predigttext 1. Korinther 2, 1 – 10
Von der Weisheit Gottes
1 Auch ich, meine Brüder und Schwestern, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen.
2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.
3 Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern;
4 und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des Geistes und der Kraft,
5 auf dass euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.
6 Von Weisheit reden wir aber unter den Vollkommenen; doch nicht von einer Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen.
7 Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Ge-heimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor al-ler Zeit zu unserer Herrlichkeit,
8 die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.
9 Sondern wir reden, wie geschrieben steht (Jesaja 64, 3): »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.«
10 Uns aber hat es Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes.


Liebe Gemeinde,

wie finde ich die richtigen Worte? Die Großmutter überlegt. Es gefällt ihr nicht, dass der Enkel mit einem müden Lächeln die fünf Euro entgegengenommen hat. Sie hat sechs Enkel-kinder, sechs mal fünf, das macht dreißig Euro, und gerecht muss es ja zugehen. Sie hätte dem Enkel schon etwas sagen wollen. Aber sie will ja auch nicht gleich eine Standpauke draus machen. - Ach, es hat sich so vieles verändert.

Wenn der Enkel mit flinken Fingern auf seinem Smartphone spielt, ist er wie in einer anderen Welt. Die Großmutter fühlt sich schwach, wortgewandt ist sie nicht mehr und schnell schon gar nicht. Sie denkt nach. Ihr geht ein Lied durch den Sinn, das oft am Ende des Gottesdienstes gesungen wird: Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein. Worte, die ihr etwas bedeuten. So alt sind diese Worte gar nicht. Dennoch - für ihren Enkel ist das Schnee von gestern.

Wie finde ich die richtigen Worte? Kommen meine Worte überhaupt an bei den Leuten? Wie eine Predigt über das Pre-digen, so liest sich der Abschnitt aus dem Ersten Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth. Mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschli-cher Weisheit.

Paulus scheint die Erwartungen der Leute in Korinth nicht erfüllt zu haben. Er kam nicht gut an mit seinem Predigen. Es war eine anspruchsvolle Gemeinde, die Paulus da vor sich hatte. Gebildete Stadtbürger, die schätzten unterhaltsame, argumentativ hochwertige Reden.

Die Gemeinde damals in Korinth war so etwas wie eine christliche Elite. Sie hielten wohl etwas mehr von sich, als sich’s gebührt und zwar gerade durch ihre Weisheit. Da war Leben in ihren Gottesdiensten, es kamen viele Leute zusam-men. Vor allem aber hatten sie ihre ganz besonderen religiö-sen Erfahrungen gemacht. Viele konnten in anderen Zungen sprechen, das heißt, in ekstatischer Weise beten. Gebildete hielten tiefgründige religiöse Reden. Man fühlte sich in Gottes Geheimnisse eingeweiht.

Dem gegenüber schienen die Predigten des Paulus geradezu langweilig: ungeschliffene Worte ohne rechten Zusammen-hang. Warum redet dieser Paulus ständig davon, Gottes Kraft sei in den Schwachen mächtig? Nein, sagen sie, Gottes Kraft ist in den Starken mächtig, in Leuten wie wir es sind. Kein Wunder, dass Paulus angesichts dessen in Furcht und mit großem Zittern vor die Gemeinde tritt. Er beruft sich allein auf Jesus Christus, den Gekreuzigten.

Mit dem Zusatz „der Gekreuzigte“ macht er deutlich, dass Gott den Menschen hier mit seiner verletzlichen Seite begeg-net. Das Wort vom Kreuz war damals für die Griechen ein Anstoß. Es entsprach nicht dem Denken der antiken Welt. Das Wort vom Kreuz, bis heute ist es für viele unverständ-lich.

Worauf nun gründet sich das Predigen des Paulus, wenn es nicht geschliffene Rede und überzeugendes Argumentieren ist? Paulus spricht von der Kraft Gottes, von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist. Das klingt irritierend. Aber vielleicht ist es gerade die Kraft des Geheimnisvollen, die uns heute noch immer erlaubt, von der Liebe Gottes zu predigen.

So vieles spricht dagegen. Schnell lassen sich Argumente finden, die die Rede von einem liebenden Gott ad absurdum führen. Jeden Tag sind die Nachrichten voll von Gewalttaten, die aus Hass geboren sind. (hier gegebenenfalls Bezüge zu aktuellen Nachrichten herstellen). Wir müssen ja selbst auf-passen, dass wir gegenüber den immer neuen Berichten von Flüchtenden aus dem Irak oder aus Afrika nicht langsam gleichgültig werden.

Mit Argumenten kommt man nicht weit. Sachliche Gründe für Gottes Wirken in dieser Welt lassen sich oft genug widerle-gen. Die Kirche ist für viele Menschen eine zweifelhafte Insti-tution geworden. Was will man sagen, wenn einem jemand erklärt: „Ich bin damals bewusst aus der Kirche ausgetreten. Ich hatte eine Sendung gesehen über das Verhalten der Kir-che während des 2. Weltkrieges. Die Kirche war so ange-passt.“ Dann redet er über den Papst und den Vatikan. Er unterscheidet nicht zwischen evangelisch und katholisch oder zwischen angepasst und widerständig - Kirche ist Kirche. In den 70iger Jahren ist jener Mann aus der Evangelischen Kir-che ausgetreten. Jetzt sammelt er engagiert Geld für neue Glocken im Ort, geht von Haus zu Haus und trägt seine Be-geisterung weiter: „Bald werden in unserem Dorf wieder allabendlich die Glocken läuten!“ Er freut sich sichtlich da-rauf. An Heiligabend war er natürlich auch in der Kirche und mit ihm das halbe Dorf. Widersprüchlich ist das alles, un-glaubwürdig ist es nicht.

Wie kann man überzeugend reden von Gott, der in der Schwachheit sich als stark erweist? Wenn Gottes Weisheit vor aller Zeit gewesen ist, dann ist sie doch auch überall zu finden. Dann macht es Sinn, von der Liebe Gottes zu predi-gen auch heute. Dafür braucht es nicht viel. Paulus sagt: Ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern. Nach allem, was wir von Paulus wissen, hat er nicht mit gutem Aussehen und kraftvoller Stimme überzeugt. Ge-sundheit und Klugheit sind nicht Grundlagen christlichen Glau-bens. Alles, was wir von Jesus Christus erzählen, besonders dann, wenn es um Kreuz und Auferstehung geht, liegt jen-seits üblicher Verständnisfragen.

Wie will man das erklären, dass Christus auferstanden ist? Dass es einen Vater im Himmel gibt? Nein, da hilft all unsere Klugheit nicht weiter. Hier braucht es eher einen kindlichen Geist. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“ sagt Jesus. Vielleicht bedarf es eines anderen Menschen, der mir schlicht und einfach sagt: „Mein Leben verdanke ich Gott. Ohne mei-nen Glauben hätte ich das alles nicht geschafft.“
Viele Menschen, die zu unseren Gottesdiensten kommen, haben Schweres erlebt. Gerade in dunklen Zeiten haben sie die Kraft Gottes gespürt.

Wenn Paulus von der Kraft redet, die in den Schwachen mächtig ist, dann geht es eben auch um Kraft. Es geht um die Kraft, die uns von Gott her zuströmt. Ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen, als allein Jesus Chris-tus. Von Jesus wissen wir: Er war sicherlich das, was man eine starke Persönlichkeit nennt. Er ist auf Menschen zuge-gangen, er hat mit seinen Worten oft den Nagel auf den Kopf getroffen. Es waren hohe Worte, die die Leute tief in ihrem Herzen berührt haben.

Mir fällt der reiche Jüngling ein, der, angesprochen auf sei-nen Reichtum, betroffen davongeht. Oder jene Männer, die sich zusammengerottet hatten gegen eine Ehebrecherin. Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Ein einziger Satz von Jesus genügt, um ihr Herz und ihren Sinn zu verändern.

Jesus konnte reden. Aber auch er war den Mächten dieser Welt ausgeliefert, der Macht des Geldes, der politischen und militärischen Macht, der Macht der religiösen Oberen seines Volkes. Jesus hat diese mächtige Welt nicht dadurch über-wunden, dass er ihr mit menschlicher Autorität gegenüber-trat. Jesus hat diese Welt dadurch überwunden, dass er sich ganz der Führung Gottes anvertraute. Die hat ihn, mensch-lich gesprochen, scheitern lassen. Aber Gottes Kraft hat aus dieser Schwäche Stärke gemacht, eine Stärke, die uns bis heute trägt. Eine Stärke, die immer auch etwas Unbegreifli-ches an sich haben wird. So wie Gott immer etwas Unbe-greifliches an sich haben wird.

Eine Predigt über das Predigen. Auf der Suche nach den rich-tigen Worten sehe ich die alte Frau vor mir, wie sie betet: Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.
Amen


Tagesgebet
Gott, wo dein Licht aufgeht,
finden wir uns ein.
Versammelt in deinem Namen
bitten wir um die Wärme,
die uns von Jesus her umfängt.
Lass uns nahe zusammenrücken.

Fürbittengebet
Lasst uns beten mit Strophen des Liedes „Nun lasst uns ge-hen und treten“, Nr. 58, ab Strophe 8. Was wir brauchen und was wir von Herzen wünschen, sagen wir in Gottes Ohr – und singen dazu jeweils eine Strophe:
8. Lass ferner dich erbitten, o Vater, und bleib mitten
in unserm Kreuz und Leiden ein Brunnen unsrer Freuden.
Für uns und unsere Schwestern und Brüder,
für unsere Kirche, besonders für die, die schwer tragen
an Deinem Ruf und ihrer Berufung, bitten wir dich:
9. Gib mir und allen denen, die sich von Herzen sehnen
nach dir und deiner Hulde, ein Herz, das sich gedulde.
Für die verfolgten Christen und Kirchen,
für die Menschen, die flüchten vor Krieg und Repressalien
– aus Syrien, aus dem Irak –
und für die, die Flüchtende aufnehmen
bitten wir dich:
10. Schließ zu die Jammerpforten und lass an allen Orten
auf so viel Blutvergießen die Freudenströme fließen.
Für die unter uns, die etwas Neues anfangen in diesem Jahr,
an einem neuen Ort,
mit anderen Menschen,
für die jungen Menschen und für die Alten
bitten wir dich:
11. Sprich deinen milden Segen zu allen unsern Wegen,
lass Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen.
Für die neben uns, die mit dem Alltag
nicht mehr zurechtkommen,
die unsere Begleitung brauchen,
die leiden unter täglichen Konflikten
oder die einsam sind, bitten wir dich:
12. Sei der Verlassnen Vater, der Irrenden Berater,
der Unversorgten Gabe, der Armen Gut und Habe.
Für die, um deren Leid – an Leib oder Seele – wir wissen, bitten wir dich.
In der Stille nennen wir Dir ihre Namen:
[Ca. 1 Minute Stille, dann …]


Wir bitten dich:
13. Hilf gnädig allen Kranken, gib fröhliche Gedanken
den hochbetrübten Seelen, die sich mit Schwermut quälen.
Für uns selbst bitten wir Dich,
für Deinen Weg mit uns,
für die Tage, an denen es uns gut geht in Deiner Nähe,
aber auch für die Zeiten des Zweifels und der Unsicherheit bitten wir dich:
14. Und endlich, was das meiste, füll uns mit deinem Geis-te,
der uns hier herrlich ziere und dort zum Himmel führe.
Wir bitten dich: geh behutsam mit den Deinen um,
gib uns Mut für das, was Du uns zumutest,
gib uns Dein Licht, damit wir es ausstrahlen in die Welt.
Wir bitten dich:
15. Das alles wollst du geben, o meines Lebens Leben,
mir und der Christen Schare zum sel'gen neuen Jahre.


Verfasserin: Pfarrerin Sabine Hertzsch
Unterdorf 110, 99439 Großobringen

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