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Gottes Herrlichkeit entdecken

von Dietmar Diefenbach (Bad Homburg)

Predigtdatum : 17.01.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Johannes 2,1-11
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Wochenspruch: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. (Johannes 1,16)

Psalm: 105,1-8

Lesungen

Reihe I: Römer 12,9-16
Reihe II: Jeremia 14,1(2)3-4(5-6)7-9
Reihe III: Johannes 2,1-11
Reihe IV: 1. Korinther 2,1-10
Reihe V: 2. Mose 33,18-23
Reihe VI: Hebräer 12,12-18(19-21)22-25a

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 70, 1.2.4.7 Wie schön leuchtet der Morgenstern
Wochenlied: EG 73, 1-5 Auf, Seele, auf und säume nicht
Predigtlied: EG+ 102 Da wohnt ein Sehnen
Schlusslied: EG+ 20 Atem des Lebens

Predigttext Johannes 2,1-11

1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.
2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.
3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.
6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße.
7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.
8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm.
9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam
10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Predigt

Liebe Gemeinde,

in der Antike feierte man am 5. / 6. Januar das Dionysos-Fest, ein Fest der Fruchtbarkeit, der Lebensfreude und des Weines, das dem Gott Dionysos geweiht war. Wie es bei den Griechen üblich war, hatte jede Göttin und jeder Gott seine besonderen Fähigkeiten und Kompetenzen. Dionysos war für die Fruchtbarkeit, die Lebensfreude und für Wein zuständig. Wasser in Wein verwandeln, war sein Erkennungszeichen. Wenn sich Wasser in Wein verwandelte, dann wusste man, Dionysos ist zugegen, dann ist Lebensfreude und Fruchtbarkeit angesagt.

Das wusste damals jedes Kind, auch in den Orten Kleinasiens, wo sich christliche Gemeinden gebildet hatten, und vermutlich auch in der grenznahen Gegend von Nazareth, in der Jesus aufgewachsen war.

Hören Sie vor diesem Hintergrund unseren heutigen Predigttext aus dem zweiten Kapitel des Johannesevangeliums (Joh 2,1-11):

[Predigttext]

Das, so der Evangelist Johannes war das erste Zeichen, mit dem Jesus auf sich aufmerksam machte, sechs weitere sollten noch folgen, bis zum siebten Zeichen „Der Auferweckung des Lazarus“.

Ausgerechnet mit einem Wasser zu Wein-Wunder musste Jesus beginnen. Für manchen ein echtes Ärgernis. Gibt es doch so schöne sozialengagierte Wunder, mit denen Jesus vorbildhaft Menschen aus ihrer Not geholfen hatte: Lahme, Blinde, Aussätzige von ihrer Krankheit geheilt oder Witwen, Waisen, Fremdlingen zu ihrem Recht verholfen. – Aber nein, welches Wunder erzählt der Evangelist Johannes als das erste Zeiten: Jesus verwandelt Wasser zu Wein. Bei einer Hochzeit. Ein Luxuswunder!

Warum erzählt der Evangelist Johannes gerade dieses Luxuswunder als das erste Wunder Jesu? Warum erzählt er es überhaupt? Die Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas wissen nichts von dieser Hochzeit zu Kana!

Sechs steinerne Wasserkrüge, in die jeweils zwei oder drei Maß hineingingen, also etwa 100 Liter je Krug, 600 Liter Wein insgesamt – irrsinnig viel – auch für eine orientalische Hochzeit, die über sieben Tage hinweg gefeiert wird. Hätte es nicht auch eine vernünftigere Menge getan, etwas weniger Wein, etwas weniger Trunkenheit? Die Gäste sind doch ohnehin schon leicht angetrunken, und jetzt noch diese Menge Wein von besonderer Qualität, wie der Speisemeister vermerkt? - Musste das sein?

Ja, es musste sein! Denn auch bei Dionysos floss der Wein in Hülle und Fülle, mehr als genug, ganz so wie auch in manchem Kerbzelt Äppler oder Bier am Kerbmontag in Hülle und Fülle spendiert werden.

Was der Evangelist Johannes mit der Erzählung von der Hochzeit zu Kana will, ist, seine Zuhörer in den Bann ziehen, sie für Jesus begeistern, ihnen klar machen, bei Jesus ist Leben in Hülle und Fülle, bei Jesus ist Lebensfreude pur.

Jesus ist für den Evangelisten Johannes kein sauertöpferischer Asket, der aller Lebensfreude entsagt hätte. Nein, ganz im Gegenteil, Kritiker sagen über Jesus: Siehe, was ist dieser Mensch für ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! (Mt 11,19).

Wenn Jesus nicht gerne gegessen und getrunken hätte, wäre diese Kritik nie entstanden. Selbst wenn sie eine deutliche Übertreibung sein sollte, aber ein Asket war Jesus nicht.

Bei Jesus ist Lebensfreude in Hülle und Fülle. Und wer selber diese Lebensfreude finden will, der sollte die Zeichen der Zeit, die Zeichen Jesu erkennen als das, was sie sein wollen: als ein Hinweis auf Gott, ein Wegweiser, die uns zu einem Leben voller Lebensfreude führen möchte.

Damit spricht der Evangelist Johannes eine tiefe Sehnsucht von uns Menschen aus: Die Sehnsucht, bei Gott geborgen zu sein, Frieden mit Gott und sich selber zu finden, eins mit dem Leben zu werden.

Die Fülle des Lebens finden – wann gelingt uns das? Was muss geschehen, was müssen wir, erleben, dass wir uns zufrieden zurücklehnen, die Hände über unserem Bauch falten, durchatmen und von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt sprechen: Danke mein Herr und mein Gott, das Leben ist wunderbar, danke für die Fülle des Lebens, die ich genießen darf, die mein Herz erfreut, die mich glücklich macht?

Was muss geschehen, in welchen Momenten haben wir das Glück unseres Lebens gefunden? Wenn uns ein Lächeln geschenkt wird? – Wenn wir uns am Aufblühen von Schneeglöckchen und Narzissen erfreuen? – Wenn wir einen ersten Vogel am Morgen singen hören?

Die Fülle des Lebens finden - Für Diogenes in der Tonne war es nur die Sonne, die ihm fehlte, als Alexander der Große ihn aufsuchte.

Die Fülle des Lebens finden – für den Evangelisten Johannes ist es ganz klar: die Fülle des Lebens finden wir, wenn wir Jesus nachfolgen, wenn wir Jesus das Licht der Welt sein lassen, wenn wir uns in seinen Glauben einatmen (im Sinne von: „den Glauben, das Gottvertrauen Jesu in sich aufzunehmen“), wenn wir mit Jesus die Leichtigkeit des Seins finden, mitten in allen Herausforderungen, die auf uns einstürmen, mitten in allem, was uns das Leben schwer zu machen droht.

Die Fülle des Lebens – so Johannes – sie ist uns mit Jesus geschenkt, weil wir mit Jesus lernen können, was wichtig ist und was nicht: Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? (Mt 6,26)

Gott schaut nach uns. Wir sind Gott wichtig. Kostbar. Ich bin überzeugt, wer das für sich erkannt hat, lebt anders, leichter, dankbarer.

Dieses Luxuswunder der Hochzeit zu Kana, ich finde es wunderbar. Es erzählt von der Leichtigkeit des Lebens, die wir mit Jesus und mit Gott finden können. Lebensfreude pur lässt sich finden, wenn man sich auf Jesus und Gott einlässt, wenn man entdeckt, dass wir Menschen Gott kostbar sind, kostbarer als die Vögel unter dem Himmel.

Ein Leben im Überfluss - so wie der Wein auf der Hochzeit zu Kana floss, 600 Liter, viel, viel mehr als es für die Hochzeit gebraucht hätte. Bei Jesus, bei Gott ist dieses Leben zu finden.

Amen.

Verfasser: Pfarrer Dietmar Diefenbach, Jahnstraße 18, 61352 Bad Homburg


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