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Gottes Herrlichkeit wird offenbar in dem Menschen Jesus von Nazareth

von Stefanie Henger (Stuttgart)

Predigtdatum : 05.01.2014
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach dem Christfest
Textstelle : Römer 16,25-27
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Wochenspruch:
"Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." (Joh 1, 14 b)

Psalm: 138, 2 - 5

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 61, 1 - 3 (4.9) 11.10

Epistel: 1. Johannes 5, 11 - 13

Evangelium: Lukas 2, 41 - 52

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 74, 1 - 4 Du Morgenstern, du Licht vom Licht
Wochenlied: EG 51, 1 - 5 EG 72, 1 - 6 Also liebt Gott die arge Welt O Jesu Christe, wahres Licht
Predigtlied: EG 337 oder EG 447, 1 – 3 + 10 Lobet und preiset ihr Völker den Herrn Lobet den Herren, alle die ihn ehren
Schlusslied: EG 34, 3.4 Jesu, wie soll ich dir danken


Hinführung
Das Proprium des Sonntags ist der Gottessohn, das Wunder, dass Jesus als der Sohn Gottes offenbart wurde.
Angesichts dessen, dass Ferien sind und gleich am nächsten Tag das Erscheinungsfest gefeiert wird, ist mit einer eher kleineren Kerngemeinde zu rechnen.

Der Predigttext wurde schon lange nicht mehr am 2. Sonn-tag nach dem Christfest gepredigt. Es sind die letzten Verse des Römerbriefs. Hier klingen die Hauptthemen des ganzen Briefes wie in einer Zusammenfassung nach. Es ist ein Lob-preis. Der Text kommt in ähnlicher Weise am Anfang des Briefes (Römer 1,2f) vor, wo Paulus sich der römischen Ge-meinde vorstellt, ist also auch als eine Art Rahmen zu ver-stehen.

Die Lutherübersetzung besteht aus einem einzigen Satz. Wenn Sie diese Übersetzung verwenden wollen, sollten Sie sich den Satz mehrmals laut vorlesen, um sich klar zu ma-chen, wie Sie die Betonungen in diesem Satz setzen wollen. Andere Übersetzungen machen aus dem einen Satz mehrere Sätze (zum Teil auch unter Hinzufügung erklärender Ein-schübe). Das macht den schwierigen Text etwas leichter verständlich, zeigt aber nicht so deutlich, dass schon der erste Teil ganz deutlich auf den letzten Teil bezogen ist.

Ein zusammenfassender Schluss hat leicht etwas plakatives und lehrhaftes. Um in der Predigt nicht in den gleichen Ton zu geraten, der bei den Hörerinnen und Hörern leicht zum Abschalten führen kann, habe ich mich entschieden, den Bibeltext in die Zeit der ursprünglichen Hörerinnen und Hö-rer zurückzuversetzen.

Sie können den Dialog gut alleine vorlesen, aber auch ver-teilte Rollen können interessant sein
(Prisca, Jonas und Erzähler/in).
Die Form des Dialogs hat den Vorteil, dass wichtige Themen aus dem Römerbrief aufgenommen werden können und durch Widerspruch die Position des Paulus herausgearbeitet werden kann bis hin zum Lobpreis, ohne dass es zu beleh-rend wird.

Die Predigt mündet am Schluss in ein Loblied der Gemeinde, das der Kantor/die Kantorin anstimmt. Der/die Predigende und die Gemeinde stimmen ein. Z. B. Lobet und preiset ihr Völker den Herrn/Lobet den Herren, alle die ihn ehren, Lob, Anbetung, Ruhm und Ehre….. So wird der Text selbst nach-gezeichnet und die Gemeinde in das Loblied des Paulus hin-ein genommen.

Gliederung
Die Gemeinde in Rom trifft sich im Haus von Prisca und Aquila, wo sie den Schluss des Römerbriefs hören. Jonas sucht das Gespräch mit Prisca.
 Was bedeutet es, wenn Paulus „mein“ Evangelium sagt?
 Das eine Evangelium wird in verschiedenen Sprachstilen von verschiedenen Menschen an verschiedenen Orten verkündigt
 Das eine Evangelium sagt, dass Gott für uns geboren, gestorben und auferstanden ist
 Das eine Evangelium sagt, dass Gott uns mit Liebe an-schaut
 Das eine Evangelium gilt allen
 Es sagt, dass wir es Gott nicht recht machen müssen. Wir sollen ihn lieben. Er macht es recht für uns und bringt uns zu recht
 Jede/r am eigenen Ort soll das Evangelium verkündigen
 Das mündet in den Lobpreis Gottes ein.

Predigt

Liebe Gemeinde,
wieder einmal sind die römischen Christinnen und Christen im Haus von Prisca und Aquila zusammengekommen. Die letz-ten Wochen haben die beiden den Brief von Paulus an die Gemeinde vorgelesen. Paulus kennt einige aus der Gemein-de. Christen, die er kennen gelernt hat, weil sie unter Klau-dius ausgewiesen waren und dann doch wieder nach Rom zurückkehren konnten. So wie Prisca und Aquila. Paulus kündigt an, dass er nach Rom kommen will, weil er auch dort das Evangelium verkündigen will. Paulus ist einer, der sich selbst als Apostel bezeichnet und manchmal ganz schön komplizierte Gedanken hat. Aber es ist nicht nur kompliziert, was er zu sagen hat, sondern auch interessant –. So viel haben sie noch selten in der Gemeinde diskutiert. Darüber ist es spät geworden. Für den Abschluss des Abends haben sie sich den allerletzten Satz des Briefes aufgehoben. Prisca liest ihn:

(Lesung des Predigttextes Römer 16, 25 - 27)

(Jonas macht sich in der Küche zu schaffen – „mein“ Evan-gelium)

Ein vielstimmiges Amen erklingt. Ja so soll es sein. Sie singen noch ein Lied, dann gehen sie nach Hause. Sie sind müde, der Tag war lang.

Nur Jonas findet immer wieder etwas, das er in die Küche hinaustragen kann. Prisca verabschiedet die Gäste. Als die Haustür endlich zum letzten Mal ins Schloss fällt, kommt sie in die Küche. Jonas steht mit dem Rücken zu ihr am Herd, der nun kalt ist. Dann dreht er sich um. Er fuchtelt mit den Händen in der Luft herum und es platzt aus ihm heraus:

„Prisca, ich finde dieser Paulus ist ziemlich eingebildet. glaubt wohl er sei der Superapostel. Oder? Sitzt da in Korinth und will uns unbedingt besuchen und uns sein Evangelium bringen. Hast du das gehört ‚sein’ Evangelium…. Für wen hält der sich?“

Prisca stellt vorsichtig die Wasserkaraffen auf den Küchen-tisch, fährt sich mit der Hand über die müden Augen und setzt sich auf einen Hocker. Sie schweigt. Dabei schaut sie Jonas freundlich an und wartet einfach ab, bis er wieder ruhiger geworden ist. Dann sagt sie: „Stimmt, Jonas, das könnte man so verstehen, aber wenn Paulus von seinem Evangelium spricht, dann ist das immer das Evangelium von Jesus Christus, so wie es ihn getroffen hat. Er kann ja nur deshalb davon erzählen, weil Jesus ihn damit überfallen und sein Leben radikal umgedreht hat.
Dass er das Evangelium nicht selbst erfunden hat, das weiß Paulus sehr gut. Deshalb dankt er ja Gott.“

Jonas schaut Prisca zweifelnd an, dann holt er sich einen zweiten Stuhl an den Tisch und lässt sich schwer darauf fallen. Richtig überzeugt sieht er nicht aus. Und so klingt seine Stimme auch etwas laut, als er fragt: „…Aber warum sagt er dann ‚mein’ Evangelium – das würdest du doch nie so sagen, Prisca, oder?“

“Nein“, lacht Prisca, „das würde ich tatsächlich nie so sagen, - aber vielleicht sollte ich einmal darüber nachdenken – denn jeder gibt ja das Evangelium so weiter, wie es ihm oder ihr geoffenbart wurde. Und das hängt ja auch damit zusammen, was man erlebt hat, und“, sie hält kurz inne, „es hat auch damit zu tun, was man erlitten hat.“

(Verschiedene Menschen erzählen das eine Evangelium auf verschiedene Art und Weise)

Sie schließt kurz ihre Augen und atmet tief ein. Als sie sie wieder öffnet, hat sie einen Ausdruck in ihren Augen, den Jonas nicht so recht deuten kann. Ob das etwas mit der Zeit zu tun hat, als sie aus Rom vertrieben war? Jonas schaut sie fragend an, aber Priscilla schüttelt nur kurz den Kopf, dann räuspert sie sich und sagt entschlossen:

„Ja, wie wir von Jesus erzählen, hat auch etwas damit zu tun, was wir erlebt und erlitten haben. Du erzählst bestimmt anders als ich von Jesus und wir wohnen beide hier in Rom. Du erzählst das Evangelium auf deine Art. Und Menschen hören dir zu, weil es mit dir zu tun hat und sie es verstehen können, wie du es sagst.

Und Paulus hat die Aufgabe, jene Menschen, die keine Juden sind, zu Gott zu führen. Jesus hat ihn genau dazu berufen, Menschen aus allen Völkern klarzumachen, dass Gott sie alle liebt und sie retten will.

"Hm“, sagt Jonas nachdenklich. Er steht auf, holt zwei Be-cher und schenkt sich einen Schluck Wasser ein. Gedanken-versonnen steht er da und nippt am Wasser. Dann setzt er den Becher so plötzlich auf dem Tisch ab, dass etwas Was-ser überschwappt. „Aber trotzdem bleibt es doch das eine Evangelium, das ist doch nicht beliebig. Ich bastle mir doch mein Evangelium nicht zusammen. Gibt es da nichts, was für alle gilt?“

„Doch“, sagt Prisca lächelnd. Beruhigend legt sie ihre Hand kurz auf die von Jonas: „Es bleibt das eine Evangelium, das in verschiedenen Worten in verschiedenen Situationen ver-kündigt wird.

Was aber für alle Menschen und alle Zeiten bleibt, ist, dass Gott tatsächlich Mensch geworden ist, wie wir – er wurde Kind, weil es uns Menschen so am leichtesten fällt zu lieben – so will Gott uns zur Liebe reizen.

Und es bleibt das eine Evangelium, dass dieses Kind, dieser Mensch dann seinen Weg der Liebe ging, der am Kreuz en-dete. Und in der Auferstehung fand das alles sein Ziel.

Und das hat er nicht für ein paar Menschen getan, sondern für alle. Dass Gott für uns Menschen geboren wurde, starb und auferstand – das ist für alle gleich, und das gilt auch für alle Menschen. Verstehst du, was ich meine?“

(Gilt das Evangelium wirklich allen?)

Gedankenverloren schiebt Jonas einen Brotkrümel auf dem Tisch hin und her. Eine Stille entsteht. Dann schaut er auf und mit nachdenklicher, leiser Stimme fragt er: „Du meinst also, dass das wirklich für alle gilt? Also auch für Menschen, die von sich selber denken, sie seien nichts wert? Menschen, die sich klein machen, um irgendwie durchzukommen?“ „Ja“, sagt Prisca, „genau. Denkst du da an jemanden Be-stimmtes“?

Jonas errötet ein wenig und schaut schüchtern nach unten – „Ja“, sagt er zögerlich – „Sabina ist eine Sklavin bei uns im Haus – immer wenn ich mit ihr rede, rege ich mich darüber auf, wie schlecht sie von sich selbst denkt und dass sie gar nicht sieht, wie wunderschön und besonders sie ist.“

Jonas verstummt schlagartig. Er hält sich die Hand vor den Mund, als ob er schon zu viel gesagt hätte. Prisca berührt sanft seinen Arm, lächelt ihn Mut machend an und sagt: „Genau das ist es. Du hast es so gut verstanden, Jonas: Mit diesen Augen der Liebe schaut Gott uns an. Alle Menschen sind bei Gott gleich viel wert. Allen gilt seine gute Nachricht –auch Sabina“. Sie macht eine kurze Pause, dann fährt sie fort: „Im Übrigen auch deinem Herrn.“

Jonas hebt ruckartig seinen Kopf, fast unmerklich ballt er seine Faust und schlägt sie in seine Hand. Dann sagt er laut und bitter: „Ach was, der! Der rennt doch immer zum Tem-pel und opfert und betet, was er kann. Und das nur weil er Angst hat, dass er etwas falsch macht oder etwas vergisst zu tun. Dann ist er wieder eine Weile ausgeglichen und dann ganz langsam kommt die Angst wieder. Das ist, wie wenn Wasser langsam zu kochen anfängt. Er wird immer ungeduldiger, und wir müssen es ausbaden. Ich sage dir, wir sind dann alle sehr froh, wenn er wieder opfern geht ...“

(…dass allen Menschen geholfen werde)

Prisca ist zurückgezuckt. Dass Jonas so heftig und bitter sein kann, hat sie noch nicht erlebt. Aber auch sie kann heftig werden: „Ja, denkst du denn nicht, dass es gut und heilsam für ihn wäre, wenn er kapieren würde, dass er es nicht allen recht machen muss. Dass er es nicht einmal Gott recht machen muss? Gott will, dass wir ihn lieben – wie ein kleines Kind. Und dann das Richtige und Gute tun. Aus Liebe – nicht aus Berechnung!“

Prisca springt auf. Es hält sie nicht mehr auf ihrem Stuhl. Ganz aufgeregt läuft sie ein paar Schritte in einem kleinen Kreis und breitet dabei die Arme aus, als wollte sie die ganze Welt umfassen: „Ja, Gott tut das aus Liebe für seine Menschen. Ist das nicht etwas ganz Besonderes? Etwas, das wir wirklich allen weiter erzählen müssen?“

(Jede/r kann das Evangelium verkündigen und es muss nicht jede/r alles machen)

„Naja“, sagt Jonas etwas weniger begeistert. Er hat sich wieder hingesetzt und lässt die Schultern ein wenig hängen. „Das mit der Liebe Gottes ist schon was Tolles. Und ich kann mir ja schon vorstellen, dass ich Sabina davon erzähle, aber“ - seine Stimme wird leiser „aber meinem Herrn erzähle ich bestimmt nichts …“

Prisca schaut ihn nachdenklich an, dann sagt sie: „Nun viel-leicht ist das auch nicht deine Aufgabe. Paulus erzählt es in seinen Briefen allen Völkern und geht auch dorthin.

Du erzählst es Sabina, und ich … – vielleicht können Aquila und ich ja mal schauen, wo wir deinem Herrn begegnen. Es muss nicht jeder alles machen. Wir dürfen das, was wir ver-standen haben leben und erzählen. Und wir können gelassen sein, dass Gott in seiner Weisheit für die Ausbreitung der guten Nachricht sorgen wird.

(Loblied)

Sie macht eine lange Pause, es ist ganz still und ihr Blick verliert sich in der Ferne. Dann sagt sie, wie zu sich selbst und doch ganz fest und sicher: „Weißt du, ich finde den letzten Satz im Brief von Paulus so schön: Ihm dem einen weisen Gott sei Ehre durch Jesus Christus in alle Ewigkeit, Amen.“

„Amen“ wiederholt Jonas leise, „ja so sei es.“ Und er beginnt ein Loblied zu summen, das in der Gemeinde wohl be-kannt ist. Und nach einigen Takten summt auch Prisca mit, bis sie anfangen zu singen und ihre Stimmen zuerst zaghaft, doch dann immer mutiger die ganze Küche, das ganze Haus er-füllen:

(Kantor/in beginnt ein bekanntes Loblied zu summen, dann zu singen:
Lobet und preiset ihr Völker den Herrn/Lobet den Her-ren/…oder….
Gemeinde wird aufgefordert einzustimmen.)
Amen

Fürbittengebet
Gott, wir loben dich für alles, was du uns geschenkt hast.
Wir loben dich dafür, dass du dich uns geschenkt hast.
Die Weihnachtszeit ist eine wunderbare Zeit.
Gott, wir loben dich.
Gott, manchmal ist es schwer, dich zu loben.
- In der Welt geschieht so viel Schlimmes:
(Aktuelles einfügen)
Sei du bei den Menschen, die das gerade erleben müssen und lass uns das tun, was wir tun können.
Gott, wir loben dich.
Gott, manchmal ist es schwer, dich zu loben.
In deiner Kirche herrscht so viel Uneinigkeit.
Die einen versuchen die anderen zu übertrumpfen –
versuchen besser zu sein im Loben, im Danken, im Dich er-kennen ...
Sei du bei den Menschen, die das gerade erleben müssen und lass uns das tun, was wir tun können.
Gott, wir loben dich.
Gott, manchmal ist es schwer, dich zu loben.
Viele von uns zweifeln an dir, an sich selbst und können dir nicht so vertrauen, wie sie es gerne täten.
Sei du bei den Menschen, die das gerade erleben müssen und lass uns das tun, was wir tun können.
Gott, wir loben dich
und wir wollen dir vertrauen.
S. H.

Verfasserin: Pfarrerin Stefanie Henger
Grüninger Straße 25, 70599 Stuttgart

Herausgegeben vom

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