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Gottes Offenbarung in Jesus Christus gilt allen Völkern

von Philipp Dietrich (74196 Neuenstadt a. K.)

Predigtdatum : 06.01.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : Epiphanias
Textstelle : Jesaja 60,1-6
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Wochenspruch: Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht schein jetzt. (1. Joh 2,8)

Psalm: 72,1-3.10-12.17b-19

Lesungen

Reihe I: Matthäus 2,1-12
Reihe II: Epheser 3,1-7
Reihe III: Jesaja 60,1-6
Reihe IV: Johannes 1,15-18
Reihe V: 2. Korinther 4,3-6
Reihe VI: 1. Könige 10,1-13

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 74 Du Morgenstern, du Licht vom Licht
Wochenlied: EG 70, 1.2.7 Wie schön leuchtet der Morgenstern
Predigtlied: EG 69 Der Morgenstern ist aufgedrungen
Schlusslied: EG 557 Ein Licht geht uns auf

Predigttext Jesaja 60,1-6

1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!
2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
3 Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.
4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt, kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arm hergetragen werden.
5 Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt.
6 Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.

Hinführung

586 vor Christus zerstörten die Babylonier Jerusalem und den Tempel. Etliche der Beamten und Handwerker wurden zum Arbeiten nach Babylon verschleppt. Der mittlere Teil des Propheten Jesaja (Jes 40-55, „Deuterojesaja“) ist eine Reaktion auf das Geschehene und weckte mit seiner Trostbotschaft große Erwartungen. Doch diese erfüllten sich nur bedingt: Zwar durften unter der Herrschaft der Perser etliche Israeliten wieder zurückkehren, aber Jerusalem und der wiederaufgebaute Tempel zeigen sich nicht mehr in der alten Pracht. Der Neuanfang war beschwerlich.

Der Predigttext aus dem hinteren Teil des Jesajabuches (Jes. 56-66, „Tritojesaja“) stammt aus der Perserzeit. Der Dichter entwirft hier ein visionäres Gegenprogramm zum Zeremoniell am Hof des persischen Großkönigs. In Persepolis hatten die Vertreter der unterworfenen Völker Gold und Geschenke als Tribut zu entrichten. Doch der Prophet macht klar: kein irdischer Herrscher hat ein uneingeschränktes Recht an den Gütern und den Völkern dieser Erde. Deshalb rückt die Verheißung Gottes heiligen Berg, den Zion, und das heilige Jerusalem in den Mittelpunkt. Stadt und Berg wird zugesagt, dass sich Gottes Licht, Gottes Herrlichkeit dort niederlässt. Wenn dies geschieht werden endlich alle Verschleppten zurückkommen. Doch nicht nur sie. Alle Völker, auch die, die ganz an den Rändern der damals bekannten Erde wohnen, kommen auf den Zion und bringen kostbare Geschenke. Diesmal allerdings nicht als Zeichen der Ausbeutung und Unterdrückung, sondern allein zum Lob Gottes.

Ebenso wie die Psalmen ist auch dieser Abschnitt aus dem Propheten Jesaja besonders feierlich gestaltet und im Stil der hebräischen Poesie verfasst. Der sogenannte „Parallelismus der Versglieder“ gibt jede Aussage durch zwei inhaltlich parallel gestaltete Vershälften wieder: z. B. „Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker“. Da die meisten Bibelausgaben diese Form nicht wiedergeben sondern den Text in Blocksatz setzen, ist er hier in der Predigt ausnahmsweise wie ein Psalm mit abgedruckt.

Besondere Bedeutung hat im Predigttext der Kontrast von Licht und Dunkel. Dunkel ist die politische Situation, aber von Gott kommt neues, lebensschaffendes Licht. Die Predigt nimmt dies auf und gestaltet die einzelnen Abschnitte mit Hilfe jenes Gegensatzpaares. Damit das Prophetenwort beim ersten Hören gut erfasst werden kann, sind der Lesung des Predigttextes zwei kurze historische „Spotlights“ vorangestellt. Anschließend soll das Geheimnis des Erscheinungsfestes, das Aufblitzen des noch Unsichtbaren inmitten der sichtbaren Welt zur Sprache kommen: das Erscheinen des Gottes Israels und Vaters Jesu Christi einst in Jerusalem und Bethlehem. Aber auch seine Epiphanie heute unter uns.

Auch in den anderen Texten des gottesdienstlichen Klangraumes klingen Motive aus dem Predigttext an. Sowohl im Tagespsalm (Ps 72) als auch im Evangelium (Mt 2) finden sich sowohl das Motiv der Menschen aus weit entfernten Gegenden als auch das der königlichen Gaben und Geschenke.

Gliederung

I. Persepolis verdunkelt die Welt
II. Jerusalem sieht kein Licht
III. Der Prophet sieht schon das Licht
IV. „Es werde Licht!“
V. Im Zeichen des Lichtes
VI. „Mache dich auf, werde licht!“
VII. Die Herrlichkeit des Herrn über dir

Ziel

Die Predigt möchte motivieren, ein Zeichen für das Licht der Welt zu werden. Sie lädt ein, sich aufzumachen und Licht für andere zu sein.

Predigt

I. Persepolis verdunkelt die Welt

Es ist dunkel. Da leuchtet ein Lichtkegel auf. Dunkelheit. Wir erblicken das antike Persepolis. Hauptstadt des persischen Weltreiches. In ihrer Mitte fällt eine große Terrasse auf. Sie ist mit hohen Stützmauern versehen. Über eine Rampe steigt man von der Stadt nach oben. Dort stehen drei prächtige Gebäude: der königliche Palast, die königliche Empfangshalle und die Schatzkammer des Königs. Dareios der Große thront in der Empfangshalle. Zu seinen Seiten die höchsten Beamten des Reiches und die Generäle. Heute empfängt er die Abgesandten aus den 23 unterworfenen Völkern seines Großreiches. Auf Kamelkarawanen haben sie in großen Schatzkisten den jährlichen Tribut herbeigeschafft. Nur das Feinste für den Großkönig. – Das Licht geht aus. Es ist wieder dunkel.

II. Jerusalem sieht kein Licht

Noch einmal geht ein Scheinwerfer an. Diesmal erfasst der Lichtkegel das alte Jerusalem. Auf dem heiligen Gottesberg ist der Tempel wieder errichtet. Die Babylonier hatten ihn und die Stadt zerstört. Unter persischer Herrschaft wurde er wieder aufgebaut. Doch Geld stand nur wenig zur Verfügung. So zog man eben auf den Fundamenten vom alten Tempel aus den Bruchsteinen die Mauern wieder hoch. Alles ist jetzt schlichter. Auch die Stadt hat nur noch wenig von ihrem früheren Glanz. Ganze Straßenzüge sind ausgestorben. Bis auf die Hunde, die in den Ruinen hausen. Viele Häuser verfallen einfach, die Gärten sind von Gestrüpp überwuchert. Längst nicht alle Jerusalemer, die damals nach Babylon verschleppt wurden, durften oder wollten zurückkehren. Die Stadt erscheint müde. Müde vom Warten. Sie wartet darauf, dass mit ihren Söhnen und Töchtern endlich wieder Leben einkehrt. Sie wartet darauf, dass Gottes Licht aufs Neue über dem heiligen Gottesberg Zion und über Jerusalem erscheint.

III. Der Prophet sieht schon das Licht

Liebe Gemeinde!

Nach diesen beiden Blitzlichtern aus alter Zeit hören wir den Predigttext auf das heutige Erscheinungsfest. Es ist die frohe Botschaft des Propheten Jesaja an die Stadt Jerusalem und mit ihr an die ganze Welt. Ich lese aus Jesaja 60:

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt,
und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!
Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich
und Dunkel die Völker;
aber über dir geht auf der Herr,
und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen
und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.
Hebe deine Augen auf und sieh umher:
Diese alle sind versammelt, kommen zu dir.
Deine Söhne werden von ferne kommen
und deine Töchter auf dem Arm hergetragen werden.
Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen,
und dein Herz wird erbeben und weit werden,
wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren
und der Reichtum der Völker zu dir kommt.
Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken,
die jungen Kamele aus Midian und Efa.
Sie werden aus Saba alle kommen,
Gold und Weihrauch bringen und des Herrn Lob verkündigen.

IV. „Es werde Licht!“

„Es werde Licht!“ Das ist das erste Wort Gottes in der Bibel. Bevor überhaupt Leben entstehen kann, braucht es Licht. Denn am Anfang war die Erde „wüst und leer und Finsternis lag über der Tiefe“. Und da spricht Gott: „Es werde Licht!“ Mit einem Wort hat er Leben ermöglicht. Er spricht es Tag um Tag neu. Daran knüpft der Prophet Jesaja an. Gleich fünfmal ist in unserem kurzen Abschnitt von „Licht“ und „aufgehen“ die Rede. Der Prophet ruft es in das Dunkel seiner Zeit hinein. Er sagt an, was noch nicht ist, aber bald sein wird: Licht inmitten der Finsternis von Unterdrückung und Fremdherrschaft. Licht inmitten des zerstörten Jerusalem und unter den geraubten Töchtern und Söhnen der Stadt. Denn darüber sind sich die Propheten des Alten Testaments einig: Kein König hat das Recht, uneingeschränkt Völker auszubeuten oder sie aus ihrer Heimat wegzuschaffen. Deshalb entwirft Jesaja ein Gegenprogramm zur Herrschaft des persischen Großkönigs.

Das Licht über Persepolis ist abgeblendet. – „Es werde Licht!“ – Flutlicht fällt auf Jerusalem, auf den heiligen Gottesberg Zion. Hier geht Gottes Herrlichkeit auf. Hierher scheint Gottes Licht und macht alles neu. Die Söhne und Töchter, die einst gewaltsam verschleppt wurden, sie werden auf Händen zurückgetragen. Ja, alle Völker, selbst die von den weit entfernten Enden der Welt, pilgern zum heiligen Gottesberg. Karawanen über Karawanen bringen kostbare Schätze, Gold und Weihrauch. Jedoch nicht als Zwangsabgabe der Unterdrückten und Ausgebeuteten. Sie tun es aus Freude über Gott. Sie ehren ihn damit.

V. Im Zeichen des Lichtes

„Dein Licht kommt.“ – Der Prophet sieht: Wenn Gott erscheint, wird es hell. An Epiphanias, dem Erscheinungsfest feiern wir, wovon alle Welt lebt. Sein Licht ist erschienen. Es ist ein so unermessliches Licht, dass all unsere irdischen Lichter nur Zeichen und Hinweise auf dieses eine große Licht sind. Die Sonne, der Mond, die Sterne, sie erzählen auf ihre je eigene Weise von diesem alles überstrahlenden Licht Gottes. Der Regenbogen zeigt das Licht in allen Farben. Er spiegelt die Vielgestaltigkeit und Buntheit von Gottes Licht. Auch die Flammen, die in unseren Herzen brennen, wenn wir einen Menschen lieben, sind alles Hinweise und Gleichnisse für das eine, große, alles hellmachende Licht Gottes. – So verkünden auch die Kerzen auf dem Adventskranz und die Lichter des Weihnachtsbaumes auf zeichenhafte Weise, dass Gottes Herrlichkeit, Gottes Licht in unserer Welt erscheint. In Christus Jesus, dem Licht der Welt.

VI. „Mache dich auf, werde licht!“

Heute brennen noch einmal alle Lichter am Christbaum. Doch was kommt danach? Wenn die vielen Festtage vorbei sind, der Tannenbaum zu nadeln beginnt und wieder weg muss? Ist es dann auch vorbei mit dem alles erneuernden Schein von Gottes Licht? – Natürlich nicht! Gottes Licht hört überhaupt nicht auf zu uns zu kommen. Seine Herrlichkeit geht wieder und wieder auf über uns. Und deshalb möchte Gottes ewiges Licht nicht nur Elektrolichter oder Kerzen als Hinweise auf sich haben. Die haben ihre Zeit bald gehabt, kommen wieder in ihre Schachteln und in die Abstellkammer.

Wir, liebe Gemeinde, wir selbst sind lebendige Zeichen für Gottes lebensschaffendes Licht. „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt!“ In dem, was wir einander sagen und tun, spiegelt sich das eine, große Licht Gottes. Jede und jeder von uns wird ein Zeichen dafür, dass Gottes Licht kommt - bunt wie der Regenbogen.

Ein Zeichen verweist immer auf etwas anderes. So wie das Verkehrszeichen. Das blaue Parkplatzschild ist nicht selbst der Parkplatz. Aber es weist darauf hin, dass dort, wo es steht, geparkt werden darf. Wir sind nicht selbst Gottes Licht. Das wäre vermessen. Aber wir Christen sind ein sichtbares Zeichen dafür.

Und dazu ist es gar nicht nötig, dass wir eine blendende Figur abgeben.

VII. Die Herrlichkeit des Herrn über dir

„Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ – Jetzt fällt der Lichtschein auf deinen Alltag, auf dein Leben. Denn das ist das Geheimnis, wenn Gott in unserer Welt erscheint. Inmitten der sichtbaren Welt und besonders in ihren nicht einsehbaren dunklen Ecken blitzt schon etwas auf, was zuvor noch unsichtbar war. Etwa ein unverhoffter Besuch, wenn gerade alles nur noch finster erscheint. Oder ein befreiendes Wort in einer festgefahrenen Situation.

„Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ Auf diesem Prophetenwort liegt Verheißung: Du machst dich auf. Du gehst dem Licht Gottes entgegen. Und durch sein Licht wird dein Weg hell. Er wird so hell wie der der drei Weisen. Gottes Stern leuchtete ihnen bis hinein ins Dunkel von Bethlehems Stall. Dort erkannten sie in dem Kind das Licht der Welt. Sie ehrten es mit Geschenken. Sie machten sich wieder auf und wurden für andere zum Zeichen für sein Licht. Auf dass Gottes Herrlichkeit aufgeht. Über dir und durch dich über denen, die dir auf deinem Weg begegnen. Amen.

Eingangsgebet

Herr Jesus Christus,
du bist der Morgenstern,
der den hellen Tag ankündigt, wenn es noch dunkel ist.
Komm mit deinem Licht auch in mein Leben.
Hilf mir, dass dein Licht
durch mich hindurch
für andere scheint.

Fürbittengebet

Gott, du Glanz über Zion,
du Licht der Welt.
Die Weisen sind aufgebrochen,
um dich zu finden.
So bring auch heute die Völker auf den Weg.
Führe sie zu deinem Licht.
Damit Frieden werde auf Erden.

Herodes erschrak,
als er von dem verheißenen Kind hörte.
Erinnere die Mächtigen der Erde
an deine Gegenwart.
Lehre sie, nach Recht zu streben und barmherzig zu sein.

Die Schriftgelehrten verkündeten dein Wort.
Begeistere weiterhin Menschen für Jesu Sache.
Mach dein Wort zum Licht auf unser aller Weg.

Der Stern leuchtete den Weisen.
So zeige dich, Licht der Welt,
wo Menschen am Verzweifeln sind.
Wo Krieg herrscht.
Wo die Lebensgrundlagen fehlen.

Die Weisen brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe.
So bitten wir,
nimm alles, was wir sind und haben.
Hilf uns aufzustehen
und im Licht deiner Herrlichkeit zu wandeln.
Auf dass wir von deinem Licht erzählen.
Mit Herzen, Mund und Händen.

PhD In Anlehnung an das Wochengebet für den 06.01.2015 auf www.velkd.de

Verfasser: Pfarrer Philipp Dietrich, Pfarrgasse 5, 74196 Neuenstadt


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