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Gottes Wort – Samen, der Frucht bring

von Andreas Friedrich (35745 Herborn)

Predigtdatum : 11.02.2007
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Sexagesimae
Textstelle : Jesaja 55,(6-9).10-12a
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Wochenspruch:

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.

(Hebräer 3, 15)

Psalm:

119 (EG 748)

Lesungen

Altes Testament:

Jesaja 55, (6 – 9) 10 - 12a

Epistel:

Hebräer 4, 12 – 13

Evangelium:

Lukas 8, 4 – 8 (9 – 15)

Liedvorschläge

Eingangslied:

EG 199

Gott hat das erste Wort

Wochenlied:

EG 196

Herr, für dein Wort sei hochgepreist

Predigtlied:

EG 571

Nun geh uns auf, du Morgenstern

Schlusslied:

EG 572

Gottes Wort ist Licht in der Nacht ( Kanon )

Hinführung:

Auch Zeiten des Zweifelns können zum Christenleben gehören, gerade, wenn Schweres durchzumachen ist. Ob auf Gott wirklich Verlass ist? Ob seine großen Versprechungen wirklich tragen? Ob es lohnt, „dennoch“ auf ihn zu warten? Die Versuchung, es nicht zu tun, ist oft nicht weit. Auch die (587 v.Chr.) nach Babylon verschleppten Israeliten waren verunsichert in ihrem Glauben und ohne Erwartung im Blick auf Gott. - Die Worte des Propheten zeigen, dass Gott das alles nicht gleichgültig ist. Er wirbt um neues Vertrauen für seine Zukunftspläne, die in Vers 12 zusammengefasst sind: „In Freuden (aus der babylonischen Gefangenschaft) ausziehen und in Frieden (nach Hause) geleitet werden“. Gott wirbt mit drei Erinnerungen, die damals wie heute aktuell sind: Erstens macht Gott Neuanfänge möglich (Verse 6+7). Zweitens hat er andere Gedanken, Zeitpläne, Blickwinkel als wir Menschen (Verse 8+9). Und drittens gilt: Gottes Wort kommt zum Ziel, wenn es auch manchmal nicht danach aussieht (Verse 10+11). Das alles soll uns neu darauf stoßen: Gottvertrauen lohnt sich doch. Wie gut, dass Gott selbst sich darum müht, dass wir dieses Vertrauen nicht verlieren (vgl. Lukas 22,32). Der Weg der entmutigten Israeliten im Exil, die von Gott dennoch nicht losgelassen sind, möge dabei transparent werden für unseren Glaubens-Weg.

Die Verse 6 bis 9 werden bei diesem Gedankengang voll in die Predigt integriert.

Predigtvorschlag

Liebe Gemeinde, ist es eigentlich leicht, an Gott zu glauben, oder ist es schwer?

„Na ja“, werden einige sagen, „ich glaube schon lange an Gott. Ich kann es mir gar nicht anders vorstellen, es gehört zu meinem Leben. Etwas anderes stand für mich nie zur Debatte!“

Andere haben andere Erfahrungen gemacht. Sie sagen: „Es gibt Zeiten, da zweifle ich, ob es diesen Gott überhaupt gibt. Ob er uns Menschen wirklich liebt. In den Krisenzeiten meines Lebens wurde mir der Glaube an Gott auch fraglich. Lohnt es sich, ihm zu vertrauen? Wo zeigt sich, dass er bei mir ist? Muss ich nicht vielmehr selbst sehen, wo ich bleibe?“

Ist es leicht oder schwer, an Gott zu glauben? Es kann jedenfalls ganz schön schwer sein. Besonders dann, wenn uns Lebenspläne durchkreuzt und schwere Wegstrecken zugemutet werden. Da wird ein lieber Mensch krank, leidet unsägliche Schmerzen, stirbt schließlich auf Raten. Da geht eine Ehe in die Brüche, das ganze Lebensgefüge bricht auseinander. Oder jemand wird viel zu früh aus der Firma hinaus komplimentiert; arbeitslos! In solchen Zeiten kann es sehr schwer sein, an Gott zu glauben.

Die Versuchung, diesen Glauben aufzugeben, kommt uns dann besonders nah. Das biblische Buch Hiob erzählt anschaulich davon. Der leidgeprüfte Hiob hat alles verloren, eine „Hiobsbotschaft“ nach der anderen muss er einstecken: Seine Viehherden gestohlen, seine Kinder verunglückt, seine Gesundheit ruiniert. Gramgebeugt sitzt er vor den Trümmern seines Lebens, da gibt seine Frau ihm – wie sie meint – guten Rat: ‚Hör’ endlich auf, an einen Gott der Liebe zu glauben. Nimm das bisschen Leben, das du noch hast, selbst in die Hand’ (Hiob 2,9).

Viele haben diese Stimme der Versuchung schon einmal gehört: ‚Hör auf mit dem Glauben. So richtig verlassen auf Gott kann du dich scheinbar doch nicht.’ Hiob hat dieser Stimme damals nicht nachgegeben. Aber in solchen Zeiten ist Glauben richtig schwer. „Dennoch bleibe ich, Gott bei dir ...“ – das sagt sich dann nur mit stockender Stimme. Und manchmal wissen wir gar nicht, ob wir das denn sagen sollen und wollen.

„An den Flüssen von Babylon saßen sie und weinten“ (Ps. 137,1) – die Israeliten. Überall traurige, verbitterte Gesichter. Was war passiert? Die mächtigen Babylonier hatten Israel erobert und einen Großteil der Bevölkerung gefangen mit in ihr Land genommen. Aus freien Menschen waren Sklaven geworden, weit weg von ihrer Heimat. Die Familien waren auseinander gerissen, der Besitz verloren, sie waren von einer fremden Kultur und Religion umgeben. Wenn sie an früher dachten, tat alles nur weh: Ihre schönen Häuser verwüstet, ihre Gärten zertrampelt, der wunderbare Tempel ein Trümmerhaufen. Die Lage war trostlos, die Zukunft wie vernagelt.

Und zu allem dazu nagte noch die Frage nach Gott an ihnen: Wo war er gewesen? Warum hatte er das zugelassen? Konnte man nach diesen Erfahrungen überhaupt noch an Gott glauben? War es nicht offensichtlich, dass er ihnen entweder nicht helfen konnte oder es nicht wollte? Und jedes für sich wäre doch Grund genug, den Glauben an ihn an den Nagel zu hängen.

Mitten hinein in dieses Weinen und Klagen, mitten hinein auch in diese Wankelmütigkeit schickt Gott einen seiner Boten, den Propheten Jesaja. Der überbringt den Menschen folgende Botschaft von dem lebendigen Gott:

6 Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist.7 Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung. 8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, 9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. 10 Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, 11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende. 12 Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.

Starke Worte, liebe Gemeinde: „Ihr sollt in Freuden (aus der Gefangenschaft) ausziehen und im Frieden (nach Hause) geleitet werden.“ Gott lässt seine Menschen nicht einfach im Dunkeln sitzen. Er lässt den Glauben nicht einfach „vor die Hunde gehen“. Er müht sich darum, dass dieser schwer gewordene, von Zweifeln geplagte Glauben wieder neu angefacht wird. Darum übermittelt Gott nicht einfach nur, was er tun will – die Israeliten wieder nach Hause führen. Sie werden’s mit Freude, aber auch mit Skepsis gehört haben. Kann man diesem Wort, kann man diesem Gott glauben?

‚Ja, man kann’, sagt Jesaja, ‚und denkt daran, wer dieser Gott ist, der das sagt. Denkt an dreierlei: 1. Daran, dass Gott uns einen neuen Anfang schenkt’.

»Sucht den Herrn«, so beginnt Jesaja und verknüpft diese Einladung mit einer Feststellung: »Bei Gott ist viel Vergebung«. Vergebung heißt: Gott legt uns nicht auf die Vergangenheit fest. Was war, muss nicht immer so weiter gelten. Das Dunkle und Schwere dürfen wir hinter uns lassen. –

Für die Israeliten damals war das eine gute Nachricht, denn sie wussten genau, was Jesaja meinte, wenn er von Schuld und Vergebung sprach. Sie hatten zwar offiziell noch an Gott geglaubt, hatten die Gottesdienste mitgefeiert, aber im ganz nor-malen Leben war Gott längst ausgeklammert. Da spielten seine Gebote keine Rolle, da war sein Wort abgemeldet. Dafür hatten sie die Quittung bekommen – sie wussten es. Doch Gott will diese Unheilsgeschichte nicht ewig fortschreiben. Er ist nicht nachtragend. Er reicht seine Hand, will ihnen einen neuen Anfang schenken.

Ich glaube, das ist hochaktuell. Da muss es gar nicht immer um Schuld gehen. Aber wenn wir die Lasten der Vergangenheit nicht loswerden, gehen wir kaputt. Junge Leute im Konfirmandenalter wurden angesprochen auf die Zeile im Glaubensbekenntniss „Ich glaube an die Vergebung der Sünden“. Und sie wurden gefragt: Ist das denn noch wichtig, Vergebung der Sünden? Ist das noch ein aktuelles Thema?

Dann erzählten sie aus ihrem Erfahrungsbereich, wie die Schatten der Vergangenheit, die eigenen falschen Taten sich wie ein Grauschleier über alles legen können und unsere Gewissen sind schwer wie Blei. Sie wussten, wie unbereinigte Streitigkeiten Beziehung belasten und kaputtmachen. Und so jung sie sind, sie hatten schon erkannt, dass es die schlechteste aller Möglichkeiten ist, die Schuld einfach auf andere abzuwälzen und zu denken, damit sei sie weg - und dann wird sie wie Giftmüll immer hin- und her geschoben. Sage jedenfalls keiner, wir modernen Menschen hätten mit der Vergangenheit kein Problem. Und nun sagt Gott: Kehr zu mir um. Bei mir kriegst du Vergebung. Du darfst neu anfangen. Auch zum 130. Mal! Alles, was war, was aber nicht gut war, was belastet, was quält, was Unfrieden gestiftet hat, das dürfen Sie getrost dem Mann am Kreuz hinschieben und sagen: Trag’ du es! Dafür hat er mit seinem Leben bezahlt – damit Sie und ich nicht erdrückt werden von den Lasten unseres Lebens. Und dann dürfen Sie sein Wort hören und aufatmen und sagen: Jetzt geht es neu los, mit Gott, mit Jesus, aber ohne die Schatten. Die nimmt er weg, schenkt uns den Neuanfang, weil er Erbarmen mit uns hat. Ob die Menschen in Babel schon mal eine bessere Nachricht gehört hatten?

Zweitens sagt Jesaja: Denkt daran, dass seine Gedanken unerforschlich sind: 8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, 9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.

Kinder stellen viele Fragen. Jemand hat einmal überschlagen, dass ein Kind zwischen seinem 4. und 12. Geburtstag ungefähr 50.000 Fragen stellt. Aber die Eltern haben nicht immer Zeit und Lust, so viele Fragen zu beantworten, und sagen dann manchmal: »Das verstehst du noch nicht, dazu bist du noch zu klein!« Ist das auch so gemeint, wenn Gott hier feststellt, dass seine Gedanken und Wege viel höher sind als unsere, ein himmelweiter Unterschied? Will Gott uns damit sagen, wie klein wir sind, nach dem Motto: Das versteht ihr noch nicht! Will er uns abspeisen mit diesem Standardsatz?

Es lässt sich ja nicht leugnen, dass wir vieles nicht verstehen, und gerne mehr verstehen würden. Warum musste das gerade so kommen? Warum musste das gerade uns passieren? So fragen wir. Nur: Gott ist Gott. Wir wären Gott gleich, wenn wir alles verstehen würden. »Gott kennt den ganzen Weg, wir kennen nur den nächsten Schritt und das Ziel«, so hat es Dietrich Bonhoeffer auf den Punkt gebracht. Wenn wir die Fragen ohne Antwort aushalten, dann geben wir damit eben auch zu, dass wir nur Menschen sind – und eben nicht Gott. Und Leute, auch fromme Leute, die auf alle Fragen eine Antwort wissen, sollten uns mit Recht verdächtig sein.

Allerdings - Gott meint es hier ganz anders. Dass Gottes Gedanken und Wege höher sind als unsere, das soll uns nicht vertrösten, sondern im Gegenteil gerade trösten und Hoffnung geben. Das will uns sagen: Gott ist mit seinen Möglichkeiten nicht da am Ende, wo wir nicht mehr weiter wissen. Für ihn gibt es keine Grenzen. Seine Macht, sein Durchblick ist unbeschränkt. Wenn wir uns vorkommen wie vor einem Puzzlespiel mit zehntausend Teilen und keins scheint zum anderen zu passen und wir haben den Überblick total verloren - Gott kann das Bild zusammensetzen. Er kennt sich aus. Er weiß, wie die Teile zusammengehören. Und wenn dieser Gott zu den Israeliten sagt: »Ihr werdet nach Hause kommen«, dann ist das deswegen vertrauenswürdig, weil es eben dieser Gott sagt, für den nichts unmöglich ist.

Letztlich kommen wir doch mit allen Rätseln des Glaubens immer wieder dahin, dass wir sagen: Ein Gott, der seine Liebe so drastisch konkret gemacht hat, der wird es schließlich doch mit uns zu einem guten Ende bringen - mag es auch zuweilen anders aussehen. Ein Gott, der seinen eigenen Sohn an unserer Stelle dem Tod überlässt, der kann es schließlich doch nur gut meinen.

Ein Drittes noch sagt Jesaja: Denkt daran, dass sein Wort nicht leer zurückkommt: 10 Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, 11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurück kommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.

Wie ist das in der Natur? Ausgesät ist längst im Garten. Man sieht nichts, nur die braune Erde. Es regnet, es regnet wieder, zwischendurch die Sonne. Man sieht nichts. Es kann lange dauern, aber irgendwann spießen doch die Halme. Die Feuch-tigkeit in der Erde bleibt nicht ohne Folgen. Der Regen bewirkt Wachstum und Ernte. So ist’s auch mit dem Wort Gottes. Wir stehen oft da und denken: ‚Es tut sich nichts. Alles ist tot. Gottes Wort ist höchstens noch für die Alten und Kranken interessant.’ Und wir übersehen, wie hochaktuell und dynamisch dieses Wort ist. Da steckt Gottes Kraft drin. Darum ist dieses Wort aktueller als die Zeitung von morgen. Wenn alle anderen Reden, Sprüche, Bücher, Meldungen einmal unwichtig geworden sind, dann wird dieses Wort immer noch gültig sein. Weil es Gottes Wort ist. Und weil Gott die Wahrheit ist. –

Immer wieder packt Menschen übrigens der Hunger nach diesem Wort. In manchen Ländern unserer Erde können gar nicht so schnell Bibeln gedruckt werden, wie die Menschen sie lesen wollen. Und auch diese Gemeinde hier ist doch ein Zeichen dafür, dass Gottes Wort nicht leer zurückkommt.

Ob Glauben leicht oder schwer ist – so hatte ich gefragt. Zweifel können uns das Glauben jedenfalls schwer machen. Aber sie sollen uns nicht vom Glauben abbringen. Wichtig ist, dass wir einen Anfang im Glauben machen und dann dabei bleiben.

Gott gibt uns gute Gründe: Er schenkt uns den Neuanfang. Seine Wege und Gedanken sind größer als unsere Vorstellungskraft. Und: Sein Wort hält, was es verspricht.

Die Israeliten übrigens sind damals auf überraschende Weise wieder nach Hause gekommen. Sie und viele andere sagen uns: Lass deinen Glauben nicht los. Vertrau’ diesem Gott auch in deiner Lage. Er wird dich nicht im Stich lassen. Amen.

Pfarrer: Andreas Friedrich Schillerstr. 12 35745 Herborn


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