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Gottes Wort - Samen, der Frucht bringt

von Sarah Schlageter (Marburg)

Predigtdatum : 07.02.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : Sexagesimae
Textstelle : Lukas 8,4-8(9-15)
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Wochenspruch: Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, verstockt eure Herzen nicht. (Hebräer 3,15)

Psalm: 119,89-92.103-105.116

Lesungen

Reihe I: Apostelgeschichte 16,9-15
Reihe II: Hesekiel 2,1-5(6-7)8-10;3,1-3
Reihe III: Lukas 8,4-8(9-15)
Reihe IV: Hebräer 4,12-13
Reihe V: Jesaja 55,(6-7)8-12a
Reihe VI: Markus 4,26-29

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 504 Himmel, Erde, Luft und Meer
Wochenlied: EG 584 Meine engen Grenzen
Predigtlied: EG 552 Einer ist unser Leben
Schlusslied: EG 394 Nun aufwärts froh den Blick gewandt

Vorbemerkung

Es ist gute Tradition, dass bereits im Vorfeld eines Kirchentages auf diesen in einem Gottesdienst hingewiesen wird. So ist es auch in diesem Jahr, in dem der ökumenische Kirchentag in Frankfurt stattfindet.

Am Sonntag Sexagesimae, dem 7. Februar 2021, soll auf den Kirchentag und sein Motto „schaut hin“ aufmerksam gemacht werden. Alle Elemente des Gottesdienstes, wie Lieder, Lesungen, Gebete und Predigt sollen um das Thema des Kirchentages kreisen und so die Menschen darauf einstimmen. Aus diesem Grund wird abweichend zu dem für den Predigtjahrgang III vorgesehenen Predigttext Lukas 8,4-8(9-15) der Predigttext Markus 6,30-44 gelesen.

Zum Kirchentagssonntag ist umfangreiches Material veröffentlicht, das unter folgenden Link abrufbar ist: https://static.oekt.de/fileadmin/2021/downloads/materialheft_oekt-sonntag-2020.pdf

Eine Predigt zum Motto des Kirchentages stellen wir Ihnen als Predigtvorlage zur Verfügung. Ebenso auch Vorschläge für Gebete.

Predigttext Markus 6,30-44

30 Und die Apostel kamen bei Jesus zusammen und verkündeten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.
31 Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten nicht Zeit genug zum Essen.
32 Und sie fuhren in einem Boot an eine einsame Stätte für sich allein.
33 Und man sah sie wegfahren, und viele hörten es und liefen aus allen Städten zu Fuß dorthin zusammen und kamen ihnen zuvor.
34 Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing eine lange Predigt an.
35 Da nun der Tag fast vergangen war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Die Stätte ist einsam, und der Tag ist fast vergangen;
36 lass sie gehen, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsum gehen und sich etwas zu essen kaufen.
37 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben?
38 Er aber sprach zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach! Und als sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf, und zwei Fische.
39 Und er gebot ihnen, dass sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras.
40 Und sie setzten sich, in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.
41 Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie sie ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle.
42 Und sie aßen alle und wurden satt.
43 Und sie sammelten die Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen.
44 Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Männer.

Predigt

schaut hin - erklärt die Polizistin den Kindergartenkindern, wenn sie über die Straße gehen.

schaut hin - sagt der Lehrer in der Schule, wenn seine Schülerinnen und Schüler etwas lernen sollen.

schaut hin, was in der Welt geschehen ist - vermitteln die Nachrichten jeden Tag.

In vielen Situationen unseres Lebens bekommen wir gesagt, wir sollen hinschauen. Sachen beachten, aufpassen, hinterfragen, was wir sehen, und aufmerksam sein.

schaut hin - ist das Leitwort des kommenden 3. Ökumenischen Kirchentages. Bezogen wird es biblisch auf die Speisung der Fünftausend, die wir in der Lesung bereits gehört haben:

Die Jünger sind mit Jesus unterwegs, erzählen ihm von ihren Erlebnissen der letzten Zeit und wollen sich eigentlich ausruhen, Zeit zusammen verbringen. Dann kommen viele Menschen, und Jesus predigt zu ihnen. Es wird Abend, und den Jüngern fällt auf, dass die Menschen Hunger haben und etwas zu Essen benötigen. Sie kommen auf die Idee, die Menschen sollen losgehen und sich selber etwas besorgen. Doch Jesus fordert die Jünger dazu auf, zu schauen, wie viel Essen sie noch haben. Zwei Brote, antworten diese. Und dann bricht Jesus das Brot, gibt es den Jüngern und fordert sie auf, das Brot unter den vielen anwesenden Menschen zu verteilen. Es reicht so, dass alle satt werden und am Ende sogar noch etwas übrig ist.

Die Welt

„Schau hin“, sagen die Jünger vielleicht zu Jesus, als sie den Hunger der Menschen um sich herum sehen.

In der heutigen Gesellschaft können wir die Bedürfnisse, Nöte und Probleme anderer Menschen sehen. Durch die Nachrichten werden wir überflutet und bekommen immer wieder die Aufforderung, uns einzusetzen. Wir tragen die Verantwortung, zu handeln. Sollen uns eine eigene Meinung bilden und uns positionieren, was gesellschaftlich und politisch relevante Themen angeht. Dabei scheint es mir manchmal viel zu viel zu sein, und ich finde den Punkt nicht, an dem ich damit anfangen kann. Ich fühle mich von der Verantwortung erdrückt. Zusätzlich soll mein Handeln lösungsorientiert sein und am besten die ganze Welt retten.

Mir dabei immer wieder darüber bewusst zu werden, dass ich trotzdem hinschauen kann, ist schwierig. Ich kann mich umschauen und versuchen zu urteilen. Bevor ich anfange zu handeln. Dieser Dreischritt aus Hinschauen, Urteilen und Handeln ist wichtig. Wenn ich nicht hinschaue, kann ich nicht richtig sehen, wie die Ausgangssituation ist. Wenn ich nicht urteile und wahrnehme, weiß ich nicht, welche Werte ich vertreten möchte und worauf es mir eigentlich ankommt. Wenn ich nicht handle, bleiben meine Überlegungen leer und bewirken nichts. Zu wissen, dass der Anfang einer Handlung nicht immer etwas Großes bewegen muss, kann von dem Druck befreien. Ich muss mir den Druck nicht machen und nichts herbeizwingen, was einfach nicht da ist.

In der Bibel sehen die Jünger den Hunger der Menschen. Sie schauen hin. Nehmen das Bedürfnis der Menschen um sie herum wahr und versuchen dann, eine Lösung dafür zu finden.

Mein Umfeld

„schaut hin“, sagt Jesus vielleicht zu den Jüngern, um zu sehen, wie viel Essen sie haben. Auch in meinem persönlichen Umfeld will ich genauer hinschauen und wahrnehmen. Zum Beispiel, wie es den Menschen um mich herum geht, was sie gerade brauchen und wo ich sie unterstützen kann. Nicht alles lässt sich auf den ersten Blick erkennen. Manchmal muss ich mir Zeit dafür nehmen. Das geht aber nur in einem Maß, in dem ich mich nicht selbst überfordere. Denn nur auf andere zu schauen, bringt auf Dauer nicht viel, wenn ich mich selber dabei vergesse. Auch im persönlichen Umfeld gilt es wieder, nicht nur hinzuschauen, sondern auch den Willen zum Handeln zu haben. Und auch hier zu sehen und wahrzunehmen, was alles vorhanden ist. Zum Beispiel an Begabungen, Ressourcen und Ideen. Diese kann ich bei anderen und bei mir selbst wahrnehmen und einbringen.

Jede und jeder hat seine, bzw. ihre eigene Sicht. Es gibt verschiedene Blickrichtungen, und sich dessen bewusst zu werden, hat auch etwas mit Hinschauen zu tun.

In der Geschichte sind es Jesus und die Jünger, die verschiedene Perspektiven auf ihr Umfeld haben. Die Jünger möchten die Menschen selber losschicken, damit sie sich Essen besorgen können. Und Jesus schaut hin - nach dem, was vorhanden ist. Und fordert anschließend seine Jünger auf, selber aktiv zu werden, selber zu handeln.

Glauben

„schaut hin“, sagt Jesus vielleicht zu seinen Jüngern, als am Ende sogar noch Essen übriggeblieben ist.

Auch in meinem Glauben kann ich Hinschauen lernen. Die Jünger scheinen auf den ersten Blick in der Geschichte kleingläubig zu sein. Obwohl sie lange Zeit mit Jesus unterwegs waren, kommen sie nicht auf die Idee, dass er ihnen helfen könnte. In meinem Glauben ist das oft ähnlich.

Ich schaue häufig auf das, was mir fehlt, was andere um mich herum haben. Und nicht auf das, was ich selber habe - an Begabungen, Erfahrungen und Werten. Ich konzentriere mich auf das Fehlende und vermisse das nicht Vorhandene. Statt hinzuschauen und die Wunder wahrzunehmen, die Gott tut. Auch heute geschehen Wunder. Ich will sie erkennen und meine Augen nicht vor ihnen verschließen. Gott Wunder zutrauen, das will ich. Nicht nur große Ereignisse können Wunder sein, sondern auch kleine, alltäglich erscheinende Erfahrungen. Die ernst gemeinte Frage meiner Mitbewohnerin, wie mein Tag gewesen sei, zum Beispiel. Es tut gut, wahrzunehmen, dass nicht nur ich auf mein Umfeld hinschaue, sondern dass auch Menschen in meinem Umfeld auf mich hinschauen. Dass auch ich gesehen werde.

Mir fällt es manchmal schwer, Gott zu vertrauen und mit einer gewissen Zuversicht zu leben. Ähnlich wie die Jünger in der Geschichte, bin ich oft kleingläubig. Natürlich sollte ich mich nicht zurücklehnen, nichts tun und stattdessen sagen: „Gott wird das schon alles regeln.“ Aber eine gewisse Zuversicht, dass Gott am Werk ist, täte mir gut. Ein Vertrauen in Gott, das mich darin bestärkt und mich ermutigt, hinzuschauen, wahrzunehmen, eine Entscheidung zu treffen und zu handeln. Nicht länger passiv zu bleiben, weil es mich überfordert, die vielen Probleme der Welt und in meinem Umfeld zu sehen. Sondern eine zuversichtliche Einstellung zu bekommen und den Mut zum Handeln. Ich will darauf vertrauen und davon erzählen, dass Gott wirkt. Sowohl in der Welt, als auch in meinem persönlichen Umfeld. Und in meinem Glauben.

Und vielleicht lässt sich dann die Aufzählung vom Anfang in folgender Weise ergänzen: „schau hin“, sagt Jesus zu mir. „In die Welt, in dein persönliches Umfeld und auf deinen Glauben. Auf das, was gebraucht wird. Und auf das, was da ist! Schau hin, nimm wahr - und dann handle.“

Tagesgebet

Gott,
unendlich weit ist das Land,
in das du mich gesetzt hast.
Voll von Wundern,
über die ich nur staunen kann.

Öffne meine Augen.
Hebe meinen Blick.
Lass mich diese Schönheit sehen.
Lass mich sehen,
wo mein Platz ist
in dieser Welt.
Hier.

Amen.

Fürbittengebet

Der nachfolgende Antwortgesang „Offene Augen, dass wir sehen…“ ist ein Liedtext von Eugen Eckert (God for You(th), Nr. 68) und kann als solcher auch gesungen werden. Zusätzlich können den Antwortgesang begleitende Handbewegungen eingefügt werden.

Guter Gott,
Du siehst uns, Du kennst die Sehnsucht, die wir im Herzen tragen,
Du hörst uns, wenn wir zu Dir rufen:

Gott, Du schaust hin, unaufgefordert.
Du liest in unseren Augen die Freude über Gelungenes
und das Entsetzen angesichts vieler Weltrealitäten.

Du kennst unseren unstillbaren Hunger nach Heimat und Geborgenheit,
nach Annahme, Heilung und Ganzheit.
Öffne unsere Sinne, dass wir Dich und Dein Wirken neu entdecken.
Bewahre uns vor Resignation und Hoffnungslosigkeit.

         Öffne Augen, dass wir sehen,
         offene Ohren, dass wir verstehen,
         offene Hände, dass wir geben.
         Gib Deinen Geist, Herr, dass wir leben.

Schau auf das Leid der Menschen in den Kriegen und
Krisenherden weltweit.
Wir sehen Verletzte, Vertriebene und scheinbar Verlorene,
denen es an Aufnahme, Schutzraum und Integration fehlt.

Öffne unsere Augen und herzen.
Gib uns Mut und Entschiedenheit,
an Deinem Reich des Friedens und der Gerechtigkeit mitzuwirken,
in dem es Platz für alle und ein Willkommen für jeden gibt.

         Offene Augen, dass wir sehen,
         offene Ohren, dass wir verstehen,
         offene Hände, dass wir geben.
         Gib Deinen Geist, Herr, dass wir leben.

Gott, schau hin und sieh unser Ringen und Fragen,
wenn Pläne durchkreutzt werden,
wenn Krankheit oder Leid unsere Lieben oder uns selbst treffen.

Öffne unsere Augen, damit wir mit Deinem Blick
die unzerstörbare Würde und Schönheit erkennen,
die Du auch in Krankheit und Leid schenkst.
Stärke unsere Bereitschaft und befähige uns beizustehen,
wo niemand „bleiben“ will.

         Offene Augen, dass wir sehen,
         offene Ohren, dass wir verstehen,
         offene Hände, dass wir geben.
         Gib Deinen Geist, Herr, dass wir leben.

„Gott schaut hin“ rufst Du uns zu in Jesus Christus,
der unser Menschsein geteilt hat und uns seine Schwestern und Brüder nennt.

Öffne unsere Augen und wecke unseren Geist,
dass wir mehr das Einende als das Trennende erkennen.
Lass uns zu jener Einheit mit Dir finden, zu der Du uns berufen hast.

         Offene Augen, dass wir sehen,
         offene Ohren, dass wir verstehen,
         offene Hände, dass wir geben.
         Gib Deinen Geist, Herr, dass wir leben.

Tagesgebet und Fürbittengebet aus dem Materialheft zum Kirchentagssonntag, Seiten 9 und 23 f.

Verfasserin: Sarah Schlageter, Studentin der ev. Theologie, Marburg


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