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Gottes Wort – Samen, der Frucht bringt

von Ulf Häbel (35321 Laubach-Freienseen)

Predigtdatum : 15.02.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Sexagesimae
Textstelle : Lukas 8,4-8.(9-15)
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Wochenspruch:

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, verstockt eure Herzen nicht (Hebr 3,15).

Psalm: 119 (EG 748)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 55, (6 – 9) 10 – 12a
Epistel:
Hebräer 4, 12- 13
Evangelium:
Lukas 8, 4 – 8

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 295
Wohl denen, die da wandeln
Wochenlied:
EG 196 oder EG 280
Herr, für dein Wort sei hoch gepreist: Es wolle Gott uns gnädig sein
Predigtlied:
EG 352
Alles ist an Gottes Segen
Schlusslied:
EG 572
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (Kanon)


4 Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis: 5 Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf. 6 Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. 7 Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. 8 Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Liebe Gemeinde!
Säen auf Hoffnung hin; und manches im Leben ist doch vergeblich.
In diesem Satz ist die ungeheure Spannung unseres Daseins formuliert zwischen der Sehnsucht nach Gelingen und Glück und der Erfahrung von Vergeblichkeit und Enttäuschung. Diese Erfahrung steckt auch in dem Gleichnis Jesu, das ich mit dieser Predigt auslegen will.
Leben zwischen Hoffnung und Enttäuschung, zwischen Gelingen und Vergeblichkeit, das kennen wir alle. Ich will ein Beispiel von mir selbst erzählen.
Vor ungefähr 40 Jahren habe ich in Marburg studiert und musste die zum Theologiestudium nötigen Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch lernen. Griechisch zu lernen fiel mir schwer, doch ich hatte einen gewissen Ehrgeiz und strengte mich auch an. Ich belegte einen Griechischkurs morgens früh um 7 Uhr. Das ist für Studenten eigentlich eine unmögliche Zeit; da steht man doch noch nicht auf. Ein ganzes Jahr lang habe ich intensiv gelernt, und dann fiel ich durch die Prüfung. Es war alles umsonst, ist vergebliche Mühe gewesen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schlecht es mir damals ging. Ich dachte, ich müsste mein Studium aufgeben, alles was ich mir gewünscht hatte vergessen. Schließlich habe ich doch weitergemacht, es noch einmal probiert. Und dann hat’s geklappt. Die Erfahrung von damals ist aber geblieben: Manches im Leben ist vergebliches Tun. Diese Erfahrung macht man nicht nur als Student.
Ich will noch ein anderes Beispiel aus einem Zusammenhang schildern, der vielen näher liegt: aus der Erziehung der Kinder. Da versucht man als Mutter oder Vater die Kinder gut zu erziehen, sie lebenstüchtig zu machen. Man handelt in bester Absicht, meint es gut, gibt gute Ratschläge. Und dann geht doch vieles an den Kindern vorbei, sie nehmen es nicht an, was man ihnen geraten oder vorgelebt hat. „Wir haben alles versucht, in Liebe und Strenge, im Guten und im Bösen“, hat mal ein Vater gesagt, der bis in die Seele erschüttert war über den Mist, den sein Sohn gebaut hatte. „Es war umsonst, alles vergebliche Mühe.“ Seine tiefe Enttäuschung und Verbitterung konnte ich verstehen. Es war sein einziger Sohn, der mit 16 an einer Überdosis Heroin gestorben war. Auf Hoffnung hin gesät und Vergeblichkeit geerntet.
Diese Erfahrung spiegelt sich auch als Gleichnis Jesu, das für heute Predigttext ist. Es steht im Lukasevangelium im 8. Kapitel.
Als eine große Menschenmenge beieinander war, die aus Städten und Dörfern gekommen war, redete er in Gleichnissen: Es ging ein Sämann, um Samenkörner auszusäen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten. Und die Vögel des Himmels kamen und fraßen es auf. Und einiges fiel auf den Felsen, und als es aufging, verdorrte es, weil es keinen Wurzelgrund und keine Feuchtigkeit hatte. Und einiges fiel unter die Dornen. Und die Dornen wucherten schneller und erstickten es. Und einiges fiel auf gutes Land und ging auf und trug hundertfach Frucht. Als sie fragten, was er damit sagen wollte, antwortete er: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Doch die Menschen fragten weiter: „Was will er damit sagen? Warum redet er in Gleichnissen, die rätselhaft sind? Weshalb sagt er nicht klar und offen, was er meint?“
Genau diese Frage, liebe Gemeinde, stellen wir doch auch. Was ist denn der Same, der ausgesät wird, und was wird in unserem Leben daraus? Säen wir nicht auch oft genug auf Hoffnung hin? Wie der Sämann das Saatgut im Frühling auf den Acker sät, so säen wir doch auch Worte der Freundschaft, Zuwendung und Liebe aus. Und manchmal ist es umsonst, vergebliche Mühe gewesen. Worte, die gut gemeint sind und dem anderen gut tun sollen, fallen nicht auf fruchtbaren Boden und tragen auch keine Früchte. Sie fallen wie Samenkörner auf den Weg, der festgetrampelt und ohne Wurzelgrund ist. Worte der Freundschaft und ehrlicher Zuwendung werden nicht immer wahrgenommen. Sie gehen dem anderen nicht zu Herzen. Sein Herz gleicht dem harten, festgetretenen Weg. Darauf liegen dann die gut gemeinten Zusprüche und die Zeichen der Zuneigung wie Samenkörner herum. Und die Vögel, das sind die Zuschauer des Lebens, die Besserwisser, fressen sie auf. Wie viel solchen Wegmenschen, deren Herz hart geworden ist, werden wir im Leben begegnen? Oder wie oft sind wir selber so?
Manches im Leben ist vergebliches Tun. Vielleicht hat das der Eine oder die Andere so erfahren. Ich will mich mit einem Menschen, mit dem ich in Missverständnissen und Konflikten lebe, wieder versöhnen. Es gibt viele Verletzungen, Verdächtigungen und Urteile, die wehgetan haben wie Dornen in der Haut. Und ich gehe hin und bemühe mich mit versöhnlichen Worten und der Bitte um Verzeihung um einen neuen Anfang. Doch alles Bemühen fällt wie Saatgut unter die Dornen. Die wuchern weiter, verletzen erneut, reißen alte Wunden wieder auf. Die Dornen überwuchern die Pflänzchen der Versöhnung, die aufgehen wollten. Wie vielen solcher Dornenmenschen, die keine Vergebung kennen, werden wir im Leben begegnen? Oder wie oft sind wir selber so?
Säen auf Hoffnung hin und dann kommt es anders? Auf den ersten Blick sieht im Leben manches gut aus, doch beim näheren Hinsehen ist es anders. An der Oberfläche ist die Erde gut, sie erscheint als fruchtbarer Boden, erzählt das Gleichnis. Aber etwas tiefer drin ist es harter, abweisender Fels. Der erste Kontakt mit einem Menschen mag freundlich und entgegenkommend sein. Da ereignet sich so etwas wie Zuneigung oder Liebe auf den ersten Blick. Es werden vertrauenerweckende Worte ausgetauscht, Freundschaften geschlossen, auf Brüderschaft getrunken, Nähe gelebt. Und dann merkt man auf einmal: das war nur oberflächlich, es sollte nicht tiefer gehen. Freundschaft oder Liebe, Güte oder Zuneigung drangen nicht ins Innere, nicht bis ins Herz oder die Seele. Der Wunsch nach gelingendem Leben, die Sehnsucht nach Erfüllung fand keinen guten Boden, keinen Wurzelgrund. Da war nur harter Fels. Oberflächlich freundlich, doch tiefer drin ist es hart, eine einladende Fassade, doch dahinter sind Abweisung und Härte. Wie viele solcher Felsenmenschen gibt es unter uns? Wie oft werden wir ihnen begegnen? Und wie oft sind wir selber so?
Etliches aber fällt auf gutes Land und es bringt hundertfach Früchte, erzählt das Gleichnis weiter. Und deshalb gilt: Sät weiter gutes Saatgut aus; tut es auf Hoffnung hin. Ich glaube, man darf trotz mancher Enttäuschung und Vergeblichkeit nicht aufhören, die Samenkörner der Freundschaft, der Versöhnung und der Liebe auszustreuen. Christen glauben trotz allem an den guten Ausgang aller Dinge.
Der Hoffnungsphilosoph Ernst Bloch hat das so formuliert: Man darf nicht aufhören, den Traum nach vorwärts, den Traum vom erfüllten Leben zu träumen, die Hoffnung gegen die Angst zu setzen, Hoffnung auszusäen wie die Samenkörner im Frühling. Wie stark haben Menschen zu allen Zeiten vom gelingenden Leben geträumt, die Hoffnung darauf bewahrt; sie stirbt zuletzt. Auch wenn wir die Lebenserfahrung mit Weg-, Dornen- und Felsenmenschen gemacht haben, stimmt es, dass in jedem und in jeder ein gutes Stück Land verborgen ist.
Ich finde in dem Gleichnis eine doppelte Hoffnung. Die eine sagt: Jeder Mensch ist dem vierfachen Ackerland ähnlich. In jedem von uns ist deshalb auch der gute Boden bereitet, auf dem Zuwendung und Liebe, Versöhnung und Gutes wachsen können. Manchmal gleichen wir dem Wegmenschen mit hartem Herzen, oder den Dornenmenschen, die einander verletzen, manchmal auch den Felsenmenschen, die oberflächlich freundlich und tiefer drin abweisend sind. Wir sind aber auch gutes Land für Gottes Wort und die guten Samenkörner des Lebens.
Die andere Hoffnung sagt: Liebe vermehrt sich nur, wenn man sie schenkt. Freundlichkeit und Freundschaft leben vom Geben und Nehmen. Man kann so etwas nicht aufheben oder in Silos lagern, sowenig wie man das Glück im Leben konservieren kann. Wir sind begabt, das Saatgut für das gelingende Leben auszusäen; also tut es auf Hoffnung hin.
Es gab einmal einen Mann, der sich mit allen Menschen ein gutes und gelingendes Leben wünschte. Er hörte, dass es einen Laden gibt, in dem ein Engel bedient, der den Kunden jeden Wunsch erfüllen kann. Den suchte er auf. Als er eintrat, stand tatsächlich ein Engel hinter der Theke und fragte freundlich: „Sie wünschen, mein Herr?“ Der Mann sagte: „Ich wünsche Frieden auf Erden – für alle Völker. Ich wünsche Verständnis zwischen Mann und Frau, Vertrauen zwischen Kindern und Eltern, Offenheit zwischen Freunden. Das und noch viel mehr möchte ich kaufen.“ „Verzeihung, mein Herr“, unterbrach ihn der Engel höflich, „Sie haben mich missverstanden. Wir verkaufen hier nicht die Früchte, sondern nur den Samen!“
Gelingendes Leben ist das Saatgut der Hoffnung, das Korn, das in dem Acker des Lebens gesät werden muss. Wir säen es aus und säen auf Hoffnung hin. Amen.

Verfasser: Dr. Ulf Häbel, Wintergasse 10, 35321 Laubach-Freienseen

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