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Gottes Wort - Samen, der Frucht bringt

von Mechthild Böhm (55122 Mainz)

Predigtdatum : 24.02.2019
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : Sexagesimae
Textstelle : Apostelgeschichte 16,9-15
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Wochenspruch: "Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, verstockt eure Herzen nicht." (Hebräer 3,15)

Psalm: 119,89-92.103-105.116

Predigtreihen

Reihe I: Apostelgeschichte 16,9-15
Reihe II: Hesekiel 2,1-5(6-7)8-10;3,1-3
Reihe III: Lukas 8,4-8(9-15)
Reihe IV: Hebräer 4,12-13
Reihe V: Jesaja 55,(6-7)8-12a
Reihe VI: Markus 4,26-29

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 454 Auf und macht die Herzen weit
Wochenlied: EG 196 Herr, für dein Wort sei hoch gepreist
Predigtlied: EG 324,1-7+13 Ich singe dir mit Herz und Mund
Schlusslied: EG 130,1+2 O Heiliger Geist, kehr bei uns ein

Predigttext Apostelgeschichte 16, 9 – 15

Der Ruf nach Makedonien

9 Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Makedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Makedonien und hilf uns!
10 Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Makedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen.

In Philippi

11 Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis
12 und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Makedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt.

13 Am Sabbattag gingen wir hinaus vor das Stadttor an den Fluss, wo wir dachten, dass man zu beten pflegte, und wir setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen.

Die Bekehrung der Lydia

14 Und eine Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, eine Gottesfürchtige, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf achthatte, was von Paulus geredet wurde.
15 Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns.

Hinführung

Diese Predigt stellt die Person Lydia in den Vordergrund. Sie entstand in Zusammenarbeit mit einer Frauengruppe in der Gemeinde und verdankt wesentliche Anregungen der Veröffentlichung „Lydia. Geschäftsfrau – Gastgeberin – Gemeindeleiterin“ von Hedwig Lamberty-Zieklinski und Petra Lütjen.

Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn.

Amen

 

Liebe Gemeinde,

Lydia, von der in der Apostelgeschichte erzählt wird, ist die erste Christin in Europa – eine Frau mit Herz. Wir wollen sie heute genauer kennen lernen.

Lydia ist eine Frau, die nach Gott gefragt und gesucht hat. Und Gott hat sie gefunden und ihr das Herz aufgetan – für ihn und für andere Menschen. Darin kann sie uns eine Schwester im Glauben sein, dass wir mit offenem Herzen Gott und den anderen Menschen begegnen. Wir können sie kennen lernen in der Vielseitigkeit ihrer Rollen und Aufgaben. Hinter der kurzen Mitteilung von der Begegnung des Paulus mit Lydia in Philippi entfaltet sich das Leben einer ganz besonderen Frau. Sie ist die erste Christin in Europa – und sie ist eine Frau mit Herz. Was erfahren wir in der kurzen Mitteilung in der Apostelgeschichte über sie?

Zuerst: Lydia ist eine Purpurhändlerin in Philippi, einer Stadt im heutigen Griechenland, die zu Lydias Zeit zum römischen Reich gehörte. Purpur, das ist der Farbstoff einer Schnecke, der Purpurschnecke, mit dem Stoffe dunkelrot gefärbt wurden. Eine schöne und kostbare Farbe war das, und der Handel damit ein einträgliches Geschäft. Eigentlich stammte Lydia gar nicht aus Philippi, sondern aus Thyatira, das liegt in der heutigen Türkei. In dieser Gegend wurde im großen Stile Wolle verarbeitet, gefärbt und exportiert. Lydia hat wohl schnell erfahren, dass ihr kleines Purpur-Unternehmen in Philippi viel besser florieren würde und ist deshalb dorthin übergesiedelt. Denn Philippi lag an der wichtigsten und größten Handelsstraße dieser Zeit. Außerdem war es eine Hafenstadt. So konnten gute Kontakte zu Händlern geknüpft werden und Purpurstoffe in alle Welt verkauft werden.   Was würde Lydia uns über ihr Leben erzählen? Vielleicht dies:

„Ich lebe gerne in Philippi. Es ist eine interessante Stadt. Durch meine Tätigkeit habe ich so viele neue Menschen kennengelernt. Schafzüchter und Weberinnen, Kaufleute und Seefahrer. Viele kennen und schätzen mich als Geschäftsfrau. Mit der Zeit konnte ich einige Frauen und Männer in meinem Unternehmen einstellen, und wir leben und arbeiten gut zusammen. Ich bin verantwortlich für diese Menschen und ich wirtschafte gut. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich mit dem Herzen bei der Sache bin. Ja, ich bin sogar ein bisschen reich geworden mit dem Purpur-handel. Mir und den Menschen, die zu mir gehören, geht es gut.

Ich bin vielseitig! In meinem Haus bin ich auch gerne Gastgeberin. Die Menschen, die in meinem Unternehmen arbeiten, gehören auch zu meinem Haus. So, wie wir zusammen leben und arbeiten, sind wir eigentlich wie eine große Familie. Darüber hinaus lade ich einfach gerne fremde Menschen in mein Haus ein. Ich bin sehr gastfreundlich. Das ist nicht nur eine gute Sitte in meiner Heimat. Das ist auch mir ein Herzensanliegen. Ich möchte Fremden gerne zeigen, dass sie mich interessieren. Und dass sie mir willkommen sind. Seeleute aus fremden Städten, denen ich meine Ware verkauft habe, lade ich in mein Haus ein, bevor sie weiterreisen. Oder Menschen, die ich hier kennen gelernt habe, als ich selbst neu in der Stadt war. Meinen Gästen setze ich gerne etwas Gutes vor. Und es freut mich, wenn sie dann ihr Herz öffnen und mir aus ihrem Leben erzählen und mich daran teilhaben lassen.  Es ist schön, dass ich in meinem Haus genug Platz für Gäste habe.

Als ich Paulus traf und seinen Begleiter Silas und Timotheus, da taten sie mir leid. Drei Wanderprediger, denen man ansah, wie anstrengend eine solche Reise ist. Missionsreise sagte Paulus dazu, und meist waren die drei zu Fuß unterwegs. Ich wollte sie einladen, sich in meinem Haus ein paar Tage auszuruhen, dass sie Kraft schöpfen können, bevor sie weiterziehen. Ich glaube, sie waren über meine Gastfreundschaft hoch erfreut und natürlich auch ein bisschen überrascht. So etwas war ihnen sonst auf ihrer Reise wohl noch nicht begegnet. Doch was Paulus zu sagen hatte, seine Predigt von Jesus Christus machte mich neugierig, ja mehr noch, sie berührte mein Herz. 

Ich glaube, wenn ich jetzt als Lydia, die Gemeindeleiterin spreche, muss ich noch ein bisschen persönlicher werden. Anfangs habe ich mich selbst darüber gewundert, wir sehr mir die Predigt des Paulus, dass was er über Jesus Christus erzählte, zu Herzen ging. Es kam mir so fremd vor, und zugleich wurde mein Herz ganz ruhig, als sei es am Ziel seiner Suche.

Da, wo ich Paulus und seine Begleiter zum ersten Mal sah, unten am Fluss, hatte ich mich immer am Sabbattag mit einigen Frauen getroffen. Wir sprachen – im wahrsten Sinne des Wortes - über Gott und die Welt. Wir hatten vom Glauben der Juden gehört, die nur einen einzigen Gott verehren, und Vieles an diesem Glauben faszinierte mich. Doch mein Herz war immer noch auf der Suche nach Sinn und - nach Geborgenheit. Mit den vielen Göttern der Römer konnte ich nichts anfangen.

Als ich dann Paulus von Jesus Christus sprechen hörte, ging mir wirklich das Herz auf. Ja, dachte ich, er spricht von einem Gott, der ganz nah bei seinen Menschen sein will. Dieser Gott ist sogar selbst Mensch geworden. Ein Mensch wie wir - auf unserer Erde, in unserem Leben. Paulus hat von Jesus Christus erfahren, wie sehr Gott uns Menschen liebt. Von diesem Jesus Christus wollte ich mehr hören. Auch deshalb lud ich Paulus und Silas und Timotheus in mein Haus ein. Tagelang habe ich meine Arbeit vernachlässigt und nur noch Paulus zugehört. Und dann war ich sicher: auch ich wollte zu Jesus Christus gehören, ich wollte mich taufen lassen. Ich hatte gesucht – Gott hat mich gefunden und mir mein Herz aufgetan. So kommt es, dass ihr mich als erste Christin in Europa kennt, mich Lydia aus Philippi.

Und ich glaube, vielen in meinem Haus von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es auch so gegangen. Vielleicht habe ich sie mit meiner Begeisterung auch angesteckt. Auch sie ließen sich taufen. Auf einmal waren wir nicht mehr nur ein kleines Purpur-Unternehmen, wir waren eine christliche Hausgemeinde.

Aber dabei blieb es nicht. Durch uns ermutigt, predigte Paulus in der ganzen Stadt. Seine Predigt von Jesus Christus erreicht viele Herzen. Etliche ließen sich taufen und schlossen sich unserer Hausgemeinde an.

Als Paulus dann weiterreiste, hat er mir die Aufgabe übertragen, unsere Versammlungen und Gottesdienstes zu leiten. Denn in meinem Haus traf sich ja die neue christliche Gemeinde. Und vor allem hatte er erfahren, wie viel mir dieser neue christliche Glauben an Gottes Liebe und an seinen Sohn Jesus Christus bedeutete. So wusste er die Aufgabe der Gemeindeleiterin bei mir in guten Händen.

In eurer Apostelgeschichte der Bibel steht ja von mir nicht viel, schön dass ich überhaupt erwähnt werde. Damit ihr aber das Wenige, was ihr dort findet, besser versteht, habe ich euch heute einmal ausführlicher von mir erzählt.

Übrigens hat Paulus uns Christen in Philippi immer wieder Briefe geschrieben, einen davon findet ihr auch in eurer Bibel, nämlich den Philipperbrief. Paulus hat sich immer wieder gerne an seinen Aufenthalt in meinem Haus und in unserer Gemeinde erinnert. Zu unserer Gemeinde hatte er ein besonders herzliches Verhältnis. So steht es auch am Anfang des Philipperbriefs der Bibel. Da schreibt Paulus an uns: „Ich danke Gott, so oft ich an euch denke:“

Ein paar Wünsche an euch möchte ich am Schluss noch aus-sprechen: Öffnet euer Herz für andere. Gastfreundschaft und Freundlichkeit machen euch selbst reich. Und vertraut darauf: wenn ihr Gott von ganzem Herzen suchen werdet, so wie ich es getan habe, wird er euch das Herz öffnen. Er will sich von euch finden lassen. Ihr werdet es erfahren dürfen wie ich. Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.

Amen

Verfasserin: Pfarrerin Mechthild Böhm, Im Münchfeld 2, 55122 Mainz


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