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Gottes Wort - Samen, der Frucht bringt

von Eberhard Dieterich (89518 Heidenheim)

Predigtdatum : 03.02.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Sexagesimae
Textstelle : Jesaja 55,(6-9).10-12a
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Wochenspruch:

"Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, verstockt eure Herzen nicht." (Hebräer 3, 15)

Psalm: 119, 105. 114.116 - 117

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 55, (6 - 9) 10 - 12 a

Epistel: Hebräer 4, 12 - 13

Evangelium: Lukas 8, 4 - 8 (9 - 15)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 197, 1 - 3 Herr, öffne mir die Herzenstür

Wochenlied: EG 196, 1. 2. 5. 6 Herr, für dein Wort sei hoch gepreist

Predigtlied: EG 395, 1 - 3 Vertraut den neuen Wegen

Schlusslied: EG 331, 1.8 -11 Großer Gott, wir loben dich

Hinführung:

Die Kapitel 40 -55 im Jesajabuch werden einem Propheten zugeschrieben, der zwei Jahrhunderte nach Jesaja am Ende der Exilszeit in Babylon gewirkt hat (etwa vor 540 vor Chr.). Angesichts der Götter in Babylonien, die angeblich den Gott Israels besiegt haben, meldet der Prophet an: Der Gott Israels ist der Eine, der Herr über die ganze Welt, auch über Babylonien. Und er wird euch heimbringen..

Kapitel 40 und 55 bilden den Rahmen: Die Trostansage, dass Israel heimkehrt durch die Wüste. Es darf ausziehen, heimkehren – und Berge und Hügel und Bäume werden frohlocken und in die Hände klatschen.

Ich schlage vor, fast das ganze Kapitel 55 einer Predigt zugrunde zu legen – und auch nicht nach Vers 12a aufzuhören. Der Predigttext wird in Abschnitten während der Predigt gelesen.

Wer sich in die Welt des Propheten von Jesaja 40-55 gründlich hineinbegeben will, kann es mit Hermann Koch: …mit Flügeln wie Adler. Die Geschichte des Propheten, der Israel tröstet und Heil verkündet allen Völkern. (Jesaja 40 - 55). Eine dramatische Erzählung.

Gliederung:

Höret, so werdet ihr leben

Suchet den Herrn, weil er zu finden ist

Gottes Gedanken - unsere Gedanken

Gottes Wort gelingt

Und die Bäume klatschen alle in die Hände

Und wir?

Botschaft:

Gott geleitet im Frieden – auch uns

Predigt:

Der Predigttext wird in Abschnitten während der Predigt gelesen.

Liebe Gemeinde,

Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden!

Das ist die Botschaft, die wir heute zu hören bekommen.

Im Namen Jesu gilt sie auch uns.

1. (Höret, so werdet ihr leben)

Seit etwa 60 Jahren sind Israeliten verschleppt - von Jerusalem nach Babylon. Die Kinder und Enkel haben sich an die Fremde gewöhnt. Sie glauben nicht mehr an Rückkehr – und sie sehnen sich auch nicht danach.

Längst haben sie gelernt, dem babylonischen König zu gehorchen.

Längst haben sie gelernt, auch den Sternengöttern zu glauben. Ihr Gott, der Gott Israels war ja besiegt. Er hatte nichts mehr zu sagen.

Es gibt zwar noch Menschen, die von einer Rückkehr träumen, aber es werden immer weniger.

Es gibt aber auch solche, die sagen: wir vertrauen unserem Gott. Auch hier in der Fremde. Er ist der Herr der ganzen Welt, auch der Welt, die von unserem Gott nichts wissen will.

Zu denen, die so reden und hoffen, gehört ein Prophet, dessen Worte im Buch des alten Propheten Jesaja überliefert sind. Es sind dort die Kapitel 40 bis 55. Worte aus dem letzten Kapitel dieses Propheten sind heute unser Predigttext. Es geht um die Hoffnung auf den Gott Israels und die Hoffnung auf Aufbruch und Heimkehr nach Jerusalem.

Ich lese aus Jesaja 55 zunächst den Anfang (die Verse 1 bis 3a):

1 Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!

Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst!

Kommt her und kauft Wein und Milch ohne Geld und umsonst!

2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist,

und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht?

Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.

3 Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!

Gründlich hat der Prophet überlegt, wie er seine Landsleute aufwecken kann. Und da schlüpft er in die Rolle eines Wasserverkäufers auf dem Basar.

Wie ein Wasserverkäufer lädt er ein. „Wasser!“ ruft er.

Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!

Aber dann ändert sich sein Ruf plötzlich. Und das lässt aufhorchen.

Kommt und kauft umsonst.

Warum zahlt ihr für das, was nicht Brot ist,

und arbeitet für das, was nicht satt macht?

Umsonst trinken und den Durst löschen- das klingt ganz einladend. Aber gibt es das?

Und da ist ein schwerer Vorwurf: Warum?

Warum verwechselt ihr die grundsätzlichen Dinge?

Ihr zahlt teuer und werdet doch nicht satt!

Ihr müht euch gründlich, aber ihr bekommt nicht, was wirklich zu leben hilft.

Ihr seid voller Lebensdurst- aber er wird nicht gestillt, auch wenn ihr euch noch so müht und noch so arbeitet.

So der Vorwurf.

Und nun diese Einladung:

Kommt her und kauft Wein und Milch ohne Geld und umsonst! …

Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.

Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!

2. (Suchet den Herrn, weil er zu finden ist)

Was sollen die Menschen hören?

Was hat der Prophet zu sagen?

Da ist zunächst ein anscheinend altes Wort.

Ich lese die Verse 6 und 7:

6 Suchet den Herrn, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist. 7 Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.

Martin Luther hat 1545 noch übersetzt: „Suchet den Herrn, WEIL er zu finden ist“.

Also ohne den Ton auf einer zeitlichen Einschränkung.

Jetzt ist Gott zu finden!

Das ist die Botschaft, die Babylon immer weniger Menschen glauben. Gott ist da. Und er steht zu uns – und er verzeiht, allen Unglauben und alle Hoffnungslosigkeit. Sucht ihn! Weil er zu finden ist.

Darf man das glauben? Dürfen wir das glauben?

Der Prophet kennt die Müdigkeit der Leute. Und er weiß, wie sie sich daran gewöhnt haben, ohne Gott zu leben.

Und er rechnet damit, dass viele sagen: In unserer Zeit hat das doch keinen Wert?

Wo ist denn unser Gott?

3. (Gottes Gedanken – unsere Gedanken - )

Darum geht die Rede des Propheten weiter.

Er sagt im Namen Gottes:

8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr,

9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.

Sie kennen dieses Wort.

Meistens hören wir es, wenn wir ein Schicksal nicht mehr verstehen, z. B. auf dem Friedhof. Und dann soll uns trösten, dass Gott andere Gedanken hat.

Aber der Prophet gebraucht es anders. Er begründet damit Gottes Barmherzigkeit. „Gott kann und will vergeben – da wo ihr es gar nicht glaubt und nicht verstehen wollt.“

Der verlorene Sohn erlebt es, dass seine Gedanken andere sind, als die des Vaters. Er kehrt zurück und will darum bitten, dass er Tagelöhner werden darf – aber da hat der Vater ganz andere Gedanken. Er läuft dem Sohn entgegen und nimmt ihn in die Arme. Und er feiert ein Fest, weil der Sohn heimgekehrt ist. Und auch der ältere Bruder wird eingeladen, das zu verstehen.

Und auch der Prophet Jona, der auf den Untergang von Ninive hofft, weil er das Gericht Gottes angesagt hat, muss es erleben: Gottes Gedanken sind größer und anders. Gott will nicht recht haben, sondern er will das Leben.

Und Jona schimpft und sagt:

Eben darum wollte ich ja nach Tarschisch fliehen

denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist,

langmütig und reich an Huld und dass deine Drohungen dich reuen.

Darum nimm mir jetzt lieber das Leben, Herr!

Denn es ist für mich besser zu sterben als zu leben.

Da erwiderte der Herr: Ist es recht von dir, zornig zu sein? (1)

Gottes Gedanken sind Gedanken der Vergebung.

Nicht nur bei Jona. – Auch wenn wir es nicht glauben wollen und nicht begreifen.

8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr,

9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.

4. (Gottes Wort gelingt)

Und noch einmal fragen die Leute in Babylon:

„Ist das auch wahr? Wie sollen wir uns auf solch ein Wort verlassen? Es ist doch bloß ein Versprechen?“

Da redet der Prophet im Namen Gottes weiter:

10 Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen,

11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.

Wir merken:

Die Menschen in Babylon mit ihrem Lebenshunger haben dicke Köpfe. Und es braucht immer noch einmal einen Anlauf des Propheten, um die Gleichgültigkeit und die Müdigkeit und den Unglauben zu überwinden.

Es fällt schwer, die Zeichen der Güte und Barmherzigkeit Gottes wahr zu nehmen. Aber der Prophet ist sicher: Gottes Wort gelingt, wozu er es sendet.

5. (Und die Bäume klatschen alle in die Hände)

Und nun kommt der Prophet zu seinem Ziel.

Er weiß, dass Gott auch die Rückkehr aus der Gefangenschaft in Babylon in seinem Plan hat.

Mit dieser Hoffnung hat er von Anfang an versucht zu trösten.

„Saget Israel, dass die Zeit seiner Knechtschaft ein Ende hat““ (2)

Und weil er so gewiss ist, deshalb steht am Ende die Verheißung und der Jubel:

12 Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.

Aber das ist noch lange nicht alles.

Die ganze Welt, die ganze Schöpfung, die ganze Natur freut sich mit:

Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen.

13 Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln. Und dem Herrn soll es zum Ruhm geschehen und zum ewigen Zeichen, das nicht vergehen wird.

Es reicht nicht, dass die Herzen auf Gott vertrauen!

Die ganze Welt jubelt mit und die Bäume klatschen alle in die Hände!

Etwa 10 Jahre später hat der Wasserverkäufer, der das Lebenswasser ohne Geld und ohne Kosten angeboten hat, Recht bekommen.

Ein Teil der nach Babylon Verschleppten ist tatsächlich heimgekehrt.

6. (Und wir?)

Wir haben heute wieder ähnliche Fragen, wie die Leute in Babylon.

Wir fragen:

- Wo ist denn Gott?

- In unserer Welt hat er doch keinen Platz mehr.

- Längst haben andere Mächte das Sagen!

- Und wenn es Gott gibt: wer versteht ihn denn?

- Kann man ihn denn wirklich finden?

- Und: Vergebung? Das ist doch nur ein Versprechen!

Auch Jesus von Nazareth hat die Worte des Propheten immer wieder aufgegriffen. Und er hat Gottes Güte beim Wort genommen, auch wenn man es ihm oft nicht glauben wollte. Und so ist er für uns zum Angesicht Gottes geworden, das wir sehen können. Auf ihn können wir uns berufen; und zu ihm können wir fliehen, wenn die Fragen und die Müdigkeit heute wie in Babylon überhand nehmen. Es lohnt sich, immer wieder auf ihn zu hören.

Jesus erzählt nicht nur vom verlorenen Sohn! Aber er tut es und steht für die Güte des Vaters ein.

Und er sagt einfach:

„Suchet, so werdet ihr finden!“ (3)

Und: „Kommt her zu mir alle – ich will euch erquicken.“(4)

Amen

Fürbittengebet:

Treuer Gott!

Du stehst zu deinem Wort.

Wir bitten dich um Frieden, wie du ihn verheißen hast,

um Frieden zwischen den Menschen.

Wir bitten dich für alle, die auf ein erlösendes Wort

warten: auf ein Wort der Anerkennung,

der Entschuldigung, der Vergebung, des Trostes.

Wir bitten dich

für die Menschen, denen die Worte fehlen,

für die, die niemanden haben, der ihre Worte hört,

für alle, die verletzt und beleidigt wurden,

für die, die ein Wort bereuen,

das aus ihrem Mund gefallen ist,

wir bitten dich für die Schweigsamen

und für die Mitteilsamen.

Wir bitten dich für unsere Kranken,

für alle, die um einen Menschen trauern,

(für…).

Wir bitten dich heute für alle,

die Dienst tun an deinem Wort,

für die Christenmenschen, die Kinder und

Erwachsene im christlichen Glauben unterweisen.

Segne unsere Worte und unser Schweigen.

Amen.

Marlies Haist 2007

Verfasser: Dekan i. R. Eberhard Dieterich

Eugen-Gaus-Straße 30, 89518 Heidenheim


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