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Gottes Wort – Samen, der Frucht bringt

von Gundula Guist (Usingen)

Predigtdatum : 07.02.2010
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Sexagesimae
Textstelle : Hebräer 4,12-13
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Wochenspruch:

„Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, verstockt eure Herzen nicht.“ (Hebräer 3, 15)

Psalm: 119, 89 – 91.105.116

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 55, (6 – 9) 10 – 12 a
Epistel:
Hebräer 4, 12 – 13
Evangelium:
Lukas 8, 4 – 8 (9 – 15)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 197
Herr, öffne mir die Herzenstür
Wochenlied:
196, 1–2+5–6
Herr, für dein Wort sei hochgepreist
Predigtlied:
EG 262
Sonne der Gerechtigkeit
Schlusslied:
EG 590
Herr, wir bitten komm und segne uns

Einführung

Allgemein:
Die beiden Verse bilden den Abschluss des ersten Teils des Hebräerbriefes, dessen erste Sätze bereits auf die Geschichte und Gegenwart des Wortes verwiesen haben (Hebr 1,1). Die Schrift schlägt einen Bogen der Geschichte dieses göttlichen Wortes von der Zeit der Väter bis zur Gegenwart. Die Gegenwart wird als eine Endzeit begriffen. Deshalb ist es dem (unbekannten) Verfasser des Hebräerbriefes wichtig, die angesprochene Gemeinde im Glauben zu festigen, dass nicht das Erreichte wieder verloren geht.

Zum Thema: Wort
In 2,2 ist vom «Wort» als einer rechtskräftigen Weisung die Rede, die von Engeln verkündet wurde und die durch die Wirklichkeit Christi überboten wird (2,3). Um das Wort Gottes an Israel in der Wüste dreht sich auch der lange Abschnitt, der sich eng an Ps 95,7 11 hält. (Heute, wenn ihr seine Stimme
hören werdet, so verstockt euer Herzen nicht – auch Wochenspruch von Sexagäsimä)

Hebr 4,12 f.: Es geht um die Botschaft Gottes an die Menschen. Diese Botschaft ist in sich mächtig und kraftvoll. Sie lässt sich nicht aufhalten. Das Wort ist wirkungsvoll und alles durchdringend. Die Botschaft ist leidenschaftlich. Gegenüber diesem Wort gibt es keine Indifferenz.

Zur Predigt:
Die Predigt versucht, die Ansprache Gottes an den Menschen ernst zu nehmen ohne Angst zu machen. Es geht um ein vor Gott verantwortetes Leben, das Verantwortung trägt für die anderen und einen selbst.

Kanzelgruß: Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes sei mit euch allen.

12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. 13 Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.

Rechenschaftsberichte – mögen Sie so etwas? Die Presse ist oft ganz scharf darauf. Wenn es um Parteien oder andere wichtige öffentliche Organisationen geht, liebt sie es Rechenschaftsberichte zu durchleuchten. Was wurde gesagt, von wem? Was wurde getan? Vom wem wurde was getan? Stimmen die Angaben und Zahlen? Auch in kleineren Vereinen können Rechenschaftsberichte schon mal zum Ausgangspunkt heftiger Debatten werden. Stellt sich da jemand besser da als er ist?

Rechenschaft ablegen müssen wir irgendwie alle, die Kinder den Eltern gegenüber, die Schüler und Schülerinnen gegenüber den Lehrern, als Angestellte gegenüber dem Chef, als Selbstständige in der Steuererklärung gegenüber dem Staat, die Politiker gegenüber dem Volk usw. Es muss nicht gleich etwas schief gelaufen sein, wenn wir Rechenschaft ablegen müssen, aber es hat immer so einen Beigeschmack, dieses Wort. Wer zur Rechenschaft gezogen wird, der muss Auskunft geben über etwas, für das er verantwortlich ist und kann nicht ausweichen. Man sieht sich bildlich einem Augenpaar gegenüber, das einem sehr forschend und aufmerksam in Geist und Seele zu schauen scheint.

Rechenschaft ablegen zu müssen gegenüber Gott, ist besonders unangenehm. Anderen kann man ja etwas vormachen – und das wird ja auch immer wieder versucht – aber Gott sieht alles, sogar ins Verborgene hinein. Vor seinen Augen ist alles bloß und aufgedeckt, wie der Predigttext sagt. Unangenehme Situation. Peinlich. Schon Adam und Eva versuchen sich vor Gott zu verstecken, nachdem sie von der Frucht des verbotenen Baumes gegessen haben. Doch es hilft nichts. „Adam, wo bist du?“ schallt Gottes Wort durch den Garten, und Adam muss sich seiner Verantwortung stellen.

Auch wir haben doch alle etwas, was wir lieber nicht erwähnt wissen wollen, was wir am liebsten verstecken würden. Muss man das so deutlich vor Augen geführt bekommen?

Gott lässt Adam und Eva die Übertretung seines Gebotes nicht durchgehen. Allerdings – so kann man sagen – werden sie begnadigt. Die Todesstrafe, die auf den Verzehr der Frucht stand, wird nicht vollstreckt. Aber – sie müssen die Konsequenzen ihres Handelns tragen: das Paradies bleibt hinfort für sie verschlossen.

Angesichts solcher Geschichten in der Bibel ist es für den Verfasser des Hebräerbriefes anscheinend dringend an der Zeit, seiner damaligen Gemeinde ins Gewissen zu reden. Die hatten es sich wohl gemütlich gemacht in ihrem Glauben. Wer im folgenden aufgefordert werden muss, in der Beschäftigung mit dem Glauben nicht nachzulassen, die Nächstenliebe nicht zu vernachlässigen, auch im Leiden an Gott festzuhalten, Friedfertigkeit zu üben und Gastfreundschaft, der muss in diesen Bereichen erhebliche Defizite gehabt haben. Sonst bräuchte es ja die Ermahnungen nicht. Die Gemeinde schien es mit dem Glauben nicht mehr ganz so ernst zu nehmen. Viele bemühten sich nicht mehr darum, in ihrem Glauben spirituell und praktisch weiter zu kommen. Doch auch hier gilt: Stillstand ist Rückschritt. Glaube muss gelebt werden, oder er ist nicht. Wären Sie damit zufrieden, wenn sie ihren Partner darum bitten würden, ihnen doch mal wieder zu sagen, dass er sie liebt und die Antwort würde lauten: „Das habe ich dir doch schon von 30 Jahren gesagt. Das gilt noch immer.“ Wahrscheinlich nicht.

Bevor uns am Ende unserer Zeit, Gott selbst zur Rechenschaft ziehen wird, tut es in der Zeit Gottes Wort. Gottes Wort ist lebendig und kräftig, denn es stößt an, es weckt auf, es stellt in Frage, es führt zu neuen Ufern. In Anlehnung an den Hebräerbrief fragt es uns:

* Wie steht es mit deinem Glaubensleben? Gebrauchst Du es nur dann, wenn du in Schwierigkeiten bist, oder hoffst bei der Konfirmation Geschenke abzusahnen?
* Was ist mit deiner Bereitschaft auch Leid aus Gottes Hand anzunehmen? Ist das Leid für dich nicht oft ein bequemer Vorwand, die Existenz Gottes überhaupt abzustreiten?
* Wie steht es mit deiner Friedfertigkeit und Nächstenliebe? Übst du sie nicht immer nur dann aus, wenn es dich nichts kostet und bist feige, wenn es wirklich mal drauf ankommt?
* Was ist mit deiner Gastfreundschaft? Sorgst Du nicht ängstlich dich darum, ja nicht die falschen Leute einzuladen? Hast Du nicht schon überlegt, wie man diesen oder jene davon abhalten könnte zu kommen?

Man kann die Überlegung anstellen, warum Gott damals nach Adam rief. Warum er ihn ansprach und ihn fragte. Wusste Gott nicht schon im Vorhinein, was geschehen war? Gott ist doch allwissend. Was also soll die Fragerei? Doch Gott fragt und Adam antwortet.

Wenn der Mensch gefragt wird, dann kann er sich zu sich selbst verhalten. Wir Menschen können über das reflektieren, was wir gemacht haben und daraus Konsequenzen ableiten. Wir nehmen die Frage hinein in unser Inneres und geben nicht nur dem anderen, sondern auch uns selbst Rechenschaft, über das was wir tun und denken. Nur geschieht dies oft nicht von allein. Es ist wichtig, dass wir auf Dinge hingewiesen werden, dass wir gefragt werden. Ja, weil wir uns nur zu gerne verstek-ken hinter den Geschäftigkeiten unseres Alltags, ist es ist wichtig sich diesen Fragen wirklich auszusetzen:

* Mensch, wo bist Du mit deinem Leben?
* Wo kommst Du her, wo soll es hin gehen?
* Kann es so weitergehen wie bisher?

Gewissenserforschung nannte man das früher, heute nennt man das Persönlichkeitsbildung oder Selbsterfahrung. Zugegeben, gefragt zu werden ist zunächst nicht angenehm. Eine richtige Frage kann das ganze Leben umwerfen. Aber schlimmer noch ist im Nachhinein festzustellen, dass man den Zeitpunkt an dem man sich oder anderen hätte eine Frage stellen sollen, verpasst hat. „Warum hast Du mir damals nicht gesagt … Warum habe ich mich damals nicht gefragt … Mein Leben wäre anders verlaufen, hätte ich mich ernsthaft mit den Fragen des Lebens und Glaubens auseinandergesetzt.“

Gott will, dass wir unser Leben nicht verpassen. Er will, dass wir weiter kommen, dass sich die Beziehung zu ihm entwik-kelt, lebendig wird und bleibt. Er will, dass uns neue Welten aufgehen und wir die Tiefe des Lebens erfahren – auch in den schwierigen Situationen unseres Lebens. Deshalb stellt er uns und unser Leben immer wieder in aller Schärfe in Frage. Er deckt unsere Verstecke auf, die wir uns in unserer Burg aus Gemütlichkeit, Trägheit, Wohlstand oder Rastlosigkeit gebaut haben. „Wo bist Du Mensch?“ Gottes Wort kann uns durch Mark und Bein gehen.

Doch er fragt uns nicht ohne Netz und doppelten Boden. Er bleibt, der Gott der Barmherzigkeit und Liebe. Seine Liebe zeigt sich gerade darin, dass er sich für uns interessiert. Sie zeigt sich auch darin, dass er uns – auf der Grundlage seiner festen Verbundenheit - verunsichert. So wie Eltern ihre Kinder nicht einfach laufen lassen, sondern versuchen ihnen im Leben zu helfen, so geht Gott mit uns um.

Gottes Liebe mag am Ende der Zeiten alles zudecken, aber zunächst einmal, deckt sie auf! Sein Wort ist kein Liebesgesäusel ohne Folgen, kein Schmusekurs ohne Konsequenzen, kein eiapopeia – es wird schon alles wieder gut. Sein Wort fordert unser Leben, als Ganzes. Wir sind ihm Rechenschaft schuldig über das, was wir mit unserem Leben anfangen und wer wir sind.

12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. 13 Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.
Amen.

Verfasserin: Gundula Guist, Kirchgasse 10, 61250 Usingen

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