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Im Namen Jesu

von Astrid Standhartinger (64331 Weiterstadt)

Predigtdatum : 01.01.2001
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Neujahrstag
Textstelle : Sprüche 16,1-9
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Wochenspruch:

Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (Kolosser 3,17)

Psalm: 8,2-10 (EG 705)

Lesungen

Altes Testament:
Josua 1,1-9
Epistel:
Jakobus 4,13-15
Evangelium:
Lukas 4,16-21

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 623,1-3
Du bist da, wo Menschen leben
Wochenlied:
EG 64
oder EG 65
Der du die Zeit in Händen hast
(siehe unten)
Predigtlied:
EG 612,1-3
Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst
Schlusslied:
EG 65,1-7
Von guten Mächten treu und still umgeben

Vorüberlegungen:
Das Buch der Sprüche bietet eine Sammlung von sehr unterschiedlichen Sprichwörtern. Auch in dem vorgesehenen Ausschnitt steht jeder Spruch für sich. Wollte man sie alle zur Grundlage einer Predigt machen, würde man sich und die Gemeinde überfordern. Also wird wohl eine Auswahl getroffen werden müssen.
Dabei spielt für mich der Kasus Neujahrspredigt die entscheidende Rolle. Deshalb entscheide ich mich für eine thematische Auswahl. Leitgedanke soll sein: Der Weg ins neue Jahr oder Gedanken zur Zukunft.
Das Stichwort Weg kommt in den Versen 2, 7 und 9 vor. In der Aussage decken sie sich aber in keinem Fall. Nur Vers 1 und 9 haben eine ähnliche Aussage, wenn auch in 1 nicht der Weg sondern die Rede gemeint ist.
Ratschläge, die auch für das Thema „Meine Zukunft im Neuen Jahr“ etwas austragen können, sind in den Versen 3 eventuell auch 6 und 8 angesprochen. Aber auch sie legen den Schwerpunkt sehr unterschiedlich. Das Hauptgewicht werde ich also auf Vers 9 legen.
Mein grundsätzliches Problem mit dem Abschnitt Spr. 16,1-9 ist, dass der Mensch sehr klein gemacht wird (mit Ausnahme von Vers 7) und Gott als die große überdimensionale Macht erscheint, die alles sowieso bestimmt. Vielleicht stärkt eine solche Aussage das Sicherheitsgefühl gegenüber einer ungewissen Zukunft. Aber sie kann dazu verführen, die Hände in den Schoß zu legen. Und genau das dürfte für die Zukunft der Einzelnen und der ganzen Menschheit eine gefährliche Einstellung sein.
Nachdenken über die Zukunft oder den Weg im neuen Jahr heißt für mich deshalb mehr Ermutigung zu neuem Aufbruch und öffnen für das, was allen Zukunft ermöglicht.

1 Der Mensch setzt sich's wohl vor im Herzen; aber vom HERRN kommt, was die Zunge reden wird. 2 Einen jeglichen dünken seine Wege rein; aber der HERR prüft die Geister. 3 Befiehl dem HERRN deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen. 4 Der HERR macht alles zu seinem Zweck, auch den Gottlosen für den bösen Tag. 5 Ein stolzes Herz ist dem HERRN ein Greuel und wird gewiss nicht ungestraft bleiben. 6 Durch Güte und Treue wird Missetat gesühnt, und durch die Furcht des HERRN meidet man das Böse. 7 Wenn eines Menschen Wege dem HERRN wohlgefallen, so lässt er auch seine Feinde mit ihm Frieden machen. 8 Besser wenig mit Gerechtigkeit als viel Einkommen mit Unrecht. 9 Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.

Liebe Gemeinde,
manche Menschen haben leicht Sprüche im Mund. Sie können damit manchmal eine Situation treffend kommentieren. Wir kennen Beispiele, wo es stimmt: „Hochmut kommt vor dem Fall“, oder, um es mit dem Text aus dem Buch der Sprüche zu sagen: „ Ein stolzes Herz ist dem Herrn ein Greuel, und wird gewiss nicht ungestraft bleiben.“
Es gibt Lebenslagen, in denen es hilfreich sein kann, sich zu erinnern: „Der Mensch denkt, Gott lenkt“. Es kann mir helfen, mit dem fertig zu werden, was nun einmal nicht zu ändern ist.
Aber Sprichwörter verführen auch dazu, über vieles hinweg zu gehen, ein zu schnelles Urteil zu fällen und eben nicht genau hinzuschauen. Es kommt deshalb auf die Umstände an, ob sie am Platze sind oder nicht.
So haben alle die Spruchweisheiten ihren Ort, an dem sie stimmen. Aber das gilt nicht in jedem Fall und in jeder Situation. Es gilt nur dann, wenn sie so was wie einen Aha-Effekt bewirken und damit weiterhelfen können, aus den Erfahrungen der Vergangenheit den Boden für die Zukunft zu bereiten.
Denn Zukunft ist etwas Ungewisses, bei dem es gut täte, einen sicheren Grund zu haben. Das wird manchen von uns bewusst, wenn der Kalender das Jahresdatum wechselt.
Lassen sie uns einen Augenblick auf das kommende Jahr sehen. Es gibt viel Unwägbares. Es gibt viele Risiken, die uns persönlich treffen können. Krankheit, Tod, Auseinanderbrechen der Familie und des Freundeskreises. Aber genau so gut, kann es ja ganz anders werden: Glücksmomente, Aufbau von neuen Beziehungen, ein glücklicher Ausgang einer Operation, ein neuer guter Wirkungskreis kann uns geschenkt sein. Wir können nicht wissen, was auf uns zukommt. Das macht Angst. Deshalb haben Wahrsagerei, Horoskope und andere seltsame Praktiken gerade zum Jahreswechsel Hochkonjunktur.
Ich kann gut verstehen, dass Menschen sehen wollen, was auf sie zukommt. Mit Unsicherheiten zu leben ist nicht leicht. Wir können das eigentlich nur von einen guten Stand aus, von dem aus wir ins Unbekannte starten können. D. h.: wir brauchen das Vertrauen, dass wir, wie in der Vergangenheit so auch in der Zukunft, trotz all der Ereignisse, die auf uns zukommen mögen, uns auf Gott verlassen können. Nicht Wissen, sondern Vertrauen ist das, worum es geht. Deshalb brauchen wir die seltsamen Praktiken nicht, die Zukunft voraussagen wollen, ohne sie selbst zu kennen. Sie legen es ja auf Vorherwissen an, nicht auf ein vertrauensvolles Sich - Einlassen auf Zukunft.
Auch im kommenden Jahr können wir damit rechnen: Gott ist mit auf dem Plan, bei allem was kommen soll. Im letzten wird er gelingen lassen, was gut werden soll. Oder mit einem Weisheitsspruch aus unserem Abschnitt gesagt: „Befiehl dem Herren deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen.“
Ich weiß nicht, wie es Ihnen beim Vorlesen des Predigttextes gegangen ist.
Vielleicht ist ihnen aufgefallen: Die einzelnen Sprüche versuchen aus diesem Vertrauen heraus in verschiedenen Lebenslagen Hilfe zu geben. Z. B.: „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber Gott allein lenkt seinen Schritt.“
Ich denke, viele von uns kennen Situationen, wo dieser Spruch genau den Nagel auf den Kopf trifft.
Ich will ein Beispiel aus meinem Umkreis nennen. Der Arbeitskreis Asyl einer Kirchengemeinde hat so lange schon versucht, Verständnis und Miteinander in seinem Ort zu fördern. Manche Schritte waren trotz Einsatz vergeblich. In manchen Punkten ist Verständigung gewachsen. Ich denke z. B. an einen Lehrer, der lange überhaupt nicht sah, wie schwer es eine ausländische Schülerin in seiner Klasse hatte. Ein einziges Gespräch mit ihm genügte, um die Lage grundsätzlich zu ändern. Es kommt nicht allein auf unser Mühen und Tun an. Nur mit Gottes Hilfe kann es gelingen. Wenn ich so was erleben kann, dann bin ich froh und dankbar und kann bestätigen: „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber Gott allein lenkt seinen Schritt.“
Aber beim zweiten Blick auf den Spruch fallen mir auch Situationen ein, in denen er zu einer falschen Sicherheit verführt und eine Vertrauensbasis schafft, die nicht gemeint ist.
Der Spruch meint nicht: Also hör auf mit Denken und Planen und Bemühen, wenn Gott will, wird alles gut, ganz ohne dich. Genau so wie beim Beten Herz, Hand und Verstand gefragt sind, ist es auch mit dem Weg in ein neues Jahr. Es kommt auch auf uns an, was möglich werden wird. Dazu hat uns Gott Verstand, Willen und Können gegeben. Wir haben unsere Fähigkeiten nicht dazu, dass wir aufhören, sie zu gebrauchen. Wir können uns nicht aus unserer Verantwortung stehlen.
Wir kennen genügend Beispiele aus unserem ganz privaten Alltag, wo es gefährlich wäre so zu tun, als bräuchten wir uns nicht an der Entwicklung unserer Zukunft zu beteiligen. Wenn ich willentlich meinen Körper kaputt mache, wenn ich genau das esse, trinke und tue, was mir schaden wird, dann habe ich die Folgen eben irgendwann zu tragen.
Oder, wenn ich die anderen nie sehe, sondern nur mich, wenn alle meine Gedanken und Pläne nur mein eigenes Wohlergehen betreffen, dann wird das auch Folgen haben. Krankheit und Einsamkeit sind oft hausgemacht.
Und das gilt eben nicht nur im Privaten. Wenn es um Zukunft geht, dann steht nicht nur mein Wohlergehen auf dem Spiel sondern das Leben aller Menschen.
„Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber Gott allein lenkt seinen Schritt.“ Das kann in diesem Zusammenhang nicht heißen: Also mach Dir keine Gedanken und hör auf, dir Sorgen zu machen. Vergiss die von Menschen verursachten Katastrophen. Du brauchst deinen Lebensstil nicht zu ändern. Es kommt, wie Gott es will. So einfach hat es uns Gott doch nicht gemacht. Unsere Mitwirkung ist gefragt. Ich erinnere nur an die Schöpfungsgeschichte und unseren Auftrag für die Welt. Unsere und unser Kinder Zukunft wird davon abhängen, dass wir begreifen, dass Vertrauen in Gottes bewahrende Kraft unsere Mühe und Sorge einschließt.
Das gilt auch für den Einsatz unseres Geldes. Der Ratschlag aus unserer Sprüchesammelung ist immer noch aktuell: „Besser wenig mit Gerechtigkeit, als viel Einkommen mit Unrecht.“ Es ist ja schön, dass es uns hier in Deutschland immer noch wirtschaftlich sehr gut geht. Aber wir müssen auch fragen, wer dafür bezahlen muss. Wenn wir nicht bereit sind an der ungerechten Verteilung der Reichtümer dieser Erde etwas zu ändern, wird die Not der anderen nicht vor den Grenzen unseres Landes Halt machen. Flüchtlingsströme, Kriege, die bei genauem Hinsehen um den Besitz der Bodenschätze oder der Ölvorkommen gehen, haben ihre Auswirkungen auf die Zukunft auch in unserem Land.
Also es kommt schon darauf an, dass wir an einem guten Weg für uns und die Menschheit arbeiten und uns mit allen Kräften bemühen. Und für die meisten von uns heißt das zuerst, dass wir uns verantwortlich informieren müssen. Nicht wegschauen, sondern überlegen, was kann ich verändern, um an einer Lebens-Chance für alle mitzuwirken. Mit unserem Einkauf oder mit unserem Verhalten können wir alle viel verändern, wenn wir nur wollen.
Nicht unser Mühen steht in Frage, aber dass es zum Ziel führt, das können wir in Gottes Hand legen. Und so ist es auch mit dem kommenden Jahr, das vor uns liegt. Es liegt in unserer Verantwortung, und wir wollen in jeder Hinsicht tun und planen, was zum Guten führen kann. Dass es dann auch gut wird, das ist Gottes Segen, den wir immer wieder erbitten müssen, aber auch erwarten dürfen.
Ein Stück Gelassenheit im Blick auf die Zukunft können wir von solch einer Vertrauensbasis aus gewinnen. „Befiehl dem Herrn deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen.“ Hier wird nicht ein Mechanismus ausgedrückt, wenn du das, wofür du zuständig warst, Gott befohlen hast, dann wird es auf jeden Fall gut werden. Vielmehr ist ein Trost ausgesprochen: Du hast getan, was du konntest, nun darfst du dich auch auf Gott verlassen. So war es im letzten Jahr, das gilt auch für das folgende.
Eine solche Einstellung macht frei zu reagieren, auch wenn schlimme Dinge auf uns zukommen sollten. Es macht auch immer wieder Mut, weiter an der Veränderung zu arbeiten, auch wenn die Rückschläge und die Katastrophen, die wir erwarten müssen, auch im nächsten Jahr nicht abnehmen werden. Wir gewinnen Gelassenheit wenn wir mit solchem Vertrauen in die Zukunft gehen. Amen.

Verfasserin: Pfrn. i. R. Astrid Standhartinger, Grüner Weg 2A, 64331 Weiterstadt

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