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Im Namen Jesu

von Kurt Rainer Klein (55288 Schornsheim)

Predigtdatum : 01.01.2004
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Neujahrstag
Textstelle : Jakobus 4,13-15.(16-17)
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Wochenspruch:

Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (Kolosser 3,17)

Psalm: 8,2-10 (EG 705)

Lesungen

Altes Testament:
Josua 1,1-9
Epistel:
Jakobus 4,13-15
Evangelium:
Lukas 4,16-21

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 58
Nun lasst uns gehen und treten
Wochenlied:
EG 64
oder EG 65
Der du die Zeit in Händen hast
Von guten Mächten
Predigtlied:
EG 352
Alles ist an Gottes Segen
Schlusslied:
EG 65,7
Von guten Mächten

13 Ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen -, 14 und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet. 15 Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.

Liebe Neujahrsgemeinde,
1. Gute Wünsche - oder: Was ist uns wichtig?
aus der Bergischen Volkszeitung von 1864 entnehme ich ‘Wünsche an das neue Jahr’, die uns heute morgen schmunzeln lassen:
Du neues Jahr, sei ein Jahr des Lichtes,
der Liebe und des Schaffens!
Bringe den Menschen die Krone des Lebens,
und lasse die Kronen dieses Lebens menschlich sein.
Setze dem Überfluss Grenzen,
und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Gib allem Glauben seine Freiheit,
und mach die Freiheit zum Glauben aller.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort,
und erinnere die Ehemänner dagegen an ihr erstes.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen,
aber auch das Geld keine falschen Leute.
Gib den Regierungen ein besseres Deutsch und den Deutschen bessere Regierungen.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit und der Wahrheit mehr Freunde.
Gib den Gutgesinnten eine gute Gesinnung,
lasse die Wissenschaft Wissen schaffen.
Bessere solche Beamten, die wohl feil, aber nicht wohlfeil,
und wohl tätig, aber nicht wohltätig sind,
und lasse die, die rechtschaffen sind,
auch recht schaffen.
Lasse uns nicht vergessen, dass wir alle von Gottes Gnaden sind
und dass alle allerhöchsten Menschen Demokraten waren.
Gib unserem Verstand Herz und unserem Herzen Verstand,
auf dass unsere Seele schon hier selig wird.
Sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen -
aber noch lange nicht!
(Nur in ausgewählten Auszügen vortragen!)
Gute Wünsche für das neue Jahr. Was wünschen wir uns einander? Gesundheit: Das sei das Wichtigste sagen viele, alles andere komme von selbst. Arbeit: Den einen einen Arbeitsplatz und ein geregeltes Einkommen, den anderen, dass sie nicht ins Grübeln und in Depressionen geraten. Frieden: Die innere Ruhe, die gelassen macht, aber auch den Schritt zur Versöhnung, wo er nötig ist. Zufriedenheit: Mit sich und dem Leben in Einklang kommen und das ‘Schicksal’ annehmen. Gottvertrauen: sich Gott in allen Lagen des Lebens anvertrauen, ‘denn du bist bei mir’.
Was wünschen wir uns einander, wenn wir nur einen Wunsch frei hätten: Gesundheit? Arbeit? Frieden? Zufriedenheit? oder Gottvertrauen? Schwere Frage. Es fällt gar nicht so leicht, den einen Wunsch auszuwählen. Sind nicht alle auf ihre Art lebensnotwendig und unverzichtbar? Erlangt nicht jeder Wunsch irgend wann einmal seine Priorität. Ohne Gesundheit ist kein Leben möglich. Ohne Arbeit fehlt das Gefühl, gebraucht zu werden. Ohne Frieden gleichen Beziehungen dem Chaos. Ohne Zufriedenheit macht das Leben keine Freude. Ohne Gottvertrauen - naja, fehlt einem da wirklich etwas, wenn man keinen Glauben hat?! Schon im Alten Testament begegnen wir den Staunenden, die fragen: Warum geht’s denen so gut, die an keinen Gott glauben?!
Am Anfang eines neuen Jahres darf man anderen und sich etwas wünschen. Ob die Wünsche in Erfüllung gehen, das steht freilich dahin. 365 Tage liegen vor uns. (Hole ein dickes Heft hervor, halte es hoch und zeige es den Hörer/innen.) Die Seiten dieses Jahres sind noch leer und unbeschrieben. Und was am Ende dieses Jahres alles an schönen Ereignissen und schweren Stunden darin aufgezeichnet sein wird, wir wissen es heute noch nicht. Neugierig sind wir schon. Zu gerne wüssten wir, was alles auf uns zukommt. Zu gerne würden wir einen Blick in die Zukunft wagen. Manche gehen zur Wahrsagerin und lassen sich aus den Handlinien oder den Karten lesen. Andere schwören auf ihr Horoskop, das schon immer stimmte. Und abergläubige Menschen gibt es, die ihr Leben nach schwarzen Katzen und Freitag, dem 13., ausrichten. Vielleicht kennen wir auch jemanden, der in der Silvesternacht Blei gegossen hat? Aus Angst vor dem Morgen, aus Ratlosigkeit vor dem Ungewissen, aus Mangel an Vertrauen zu Gott.
2. Tolle Pläne - oder: Welche Ziele haben wir?
Das Morgen beschäftigt uns manchmal mehr als das Heute. „13 Und nun ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen -, 14 und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.“
‘Wir wollen - heute oder morgen.’ Pläne gehören zu unserem Leben: Die Ausbildung zu Ende bringen. Ein Haus bauen. Ein neues Auto kaufen. Einen Traumurlaub verbringen. Uns noch ein Kind ‘anschaffen’. Unser Hüftleiden operieren lassen. In fünf Jahren kürzer treten. Noch die Konfirmation des Enkelkindes erleben. Den 85. Geburtstag in drei Jahren groß feiern. (Ersetzbare bzw. erweiterbare Beispiele!) Pläne, die wir machen. Pläne, die unserem Leben kurz- oder längerfristige Ziele geben. Sie sind nötig und wichtig. Man kann nicht planlos in den Tag hinein leben ohne Ziel. Pläne motivieren und mobilisieren uns.
Doch auch das wissen wir nur zu gut aus eigener und fremder Erfahrung: ‘Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.’ (Noch pessimistischer Bert Brecht: ‘Mach nur einen Plan - sei nur ein großes Licht - mach noch einen zweiten Plan - gehn tun beide nicht.’) Es gibt keine Risikoversicherung für das Leben. Auch wenn wir am liebsten eine Versicherung für eine gelingende Zukunft abschließen würden gegen jedes Risiko. Doch das ‘Restrisiko’ bleibt.
‘Unverhofft kommt oft!’ Noch so gut Geplantes kann schief gehen. Noch so schön Gedachtes kann wie eine Seifenblase zerplatzen. Nichts ist gewiss. Nichts unumstößlich. Ein Garantie, dass wir morgen das erreichen, was wir uns heute erhofft haben, gibt es nicht. Auch wenn wir uns noch so sicher fühlen. Auch wenn wir noch so fest davon überzeugt sind, dass es so kommt, wie wir es ersehnen. Unsere Pläne - so nötig sie sind - können jederzeit durchkreuzt werden. Das gilt es zu bedenken.
Wir wollen - heute oder morgen ... „Und wisst nicht, was morgen sein wird.“ Nein, es sind nicht die Wünsche, die verwerflich sind, es sind auch nicht die Pläne, gegen die Jakobus redet. Es ist die Illusion der Selbstbestimmung, die Jakobus ins Auge fasst. Wer meint, sein Leben ganz und gar selbst bestimmen zu können, der ist in Jakobus Augen kurzsichtig. Wer meint, sein Leben in der Hand zu haben, wird ganz schnell mit leeren Händen dastehen. ‘Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.’ Das ist die Illusion, die Jakobus aufdecken möchte, dass einer seines Lebens selbst mächtig ist. Die Illusion, dass unser Leben unbegrenzt und zeitlos wäre.
3. Starker Glauben - oder: Wer gibt uns Gewissheit?
Da ist eine andere Macht. Einer, der unser Leben in der Hand hat. Einer, in dessen Plan wir eine große Rolle spielen. Einer, dem wir unser Leben und Sein ganz und gar verdanken. Das hat Jakobus vor Augen, wenn er sagt: Gegen eure Illusion der totalen Selbstbestimmung solltet ihr lieber sagen: ‘Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.’ Das ist der rechte Lebensentwurf. Das ist der Lebensentwurf, der uns hineinstellt in den Plan Gottes. Das ist der Lebensentwurf, der unserem Leben Sinn gibt - nicht nur im Erfolg und Highlife, sondern auch am Abgrund unseres Lebens. Das ist der Lebensentwurf, der uns in Gott geborgen sein lässt, es komme, was wolle.
Das ist der Lebensentwurf, der unser Versagen und unsere Enttäuschung in Barmherzigkeit umwandelt - für uns selbst und gegenüber anderen. ‘Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.’ ist die Haltung des Vertrauens auf Gott. Für Jakobus ist dieses Vertrauen das richtige Vorzeichen zu all unserem Denken und Tun. Ohne dieses Vorzeichen verlieren wir uns und entfremden wir uns. Aber unter dem Vorzeichen des Gottvertrauens können wir gestärkt und getröstet in das neue Jahr hinein gehen. Wir können dann die Möglichkeiten und Chancen nutzen, die das neue Jahr uns bietet und wir können unerwartetes Glück in Dankbarkeit genießen. Und wir können froh sein, wenn wir unsere guten Wünsche erleben und unsere Pläne verwirklichen:
„Ich hatte mir ein Haus gebaut. Ich hatte Jahre dazu gebraucht zu sparen, zu planen, zu bauen. Als es jetzt fertig war, feierte ich mit den Meinen ein Fest.
‘Wie bin ich froh, es für euch gebaut zu haben!’, sagte ich und betrachtete es und sah, dass es gut war. Dann ging ich zur Kirche, um Gott zu danken.
Auf dem Weg in die Kirche traf ich einen, der mich um mein Haus beneidete. ‘Hör zu, Rösler’, sagte er zu mir, ‘wie kann man so unklug sein, sich in den heutigen unsicheren Zeiten ein Haus zu bauen? Liest du nicht von den Unwettern, die über das Land ziehen; von Überschwemmungen, von Blitz und von Donnerschlag, die ein Haus von oben bis unten aufreißen; von Hagelgeschossen, die Fenster und Dachziegel zertrümmern; von Wirbelstürmen, die das Dach davontragen; von Sturmfluten, die ganze Häuser wegschwemmen?’
‘Ich habe mein Haus auf gutem Grund gebaut’, sagte ich.
‘Nun gut, selbst wenn dich das Unwetter verschont, so denke an Feuersbrünste, die ganze Straßenzeilen einäschern. Wie leicht springt so ein Funke auch auf dein Dach über, und dein Haus brennt bis zum Boden nieder, und alle deine Ersparnisse, die du in dein Haus gesteckt hast, sind vernichtet. Auch liest man viel von Explosionen, die in der heutigen Zeit Ausmaße erreichen, dass ein Stadtviertel zu Staub und Asche wird. Wie willst du dein Haus dann wiederfinden, wenn es nicht mehr steht?’
‘Ich habe es auf gutem Grund gebaut’, wiederholte ich.
‘Wenn du alles nicht fürchtest, Rösler’, fuhr der Mann fort, ‘so denke daran, in welchen politischen Zeiten wir leben, und dass morgen schon ein neuer Krieg ausbrechen kann, der dich aus deinem Haus vertreibt und es zum Zeltlager der Soldaten macht. Und es wird ein Krieg sein, der ganze Städte vom Erdboden wegfegt, das Land verseucht, bei dem es Atomraketen und Bomben vom Himmel regnet, und du dort, wo einmal dein Haus stand, nur einen tiefen Trichter mit unreinem Wasser vorfindest.’
‘Ich habe mein Haus auf gutem Grund gebaut’, sagte ich zum dritten Male. Der Neider sah mich verständnislos an, fast ein bisschen ärgerlich. ‘Du antwortest mir dreimal das gleiche’, sagte er, ‘worauf stützt sich deine Zuversicht, dass dein Haus stehen bleibt und ihm nichts geschehen wird? Worauf hast du gebaut, dass du ohne Angst und Sorge lebst?’ Ich sagte: ‘Auf...’ Ich sprach es nicht aus. Er drängte: ‘Sag es, Rösler!’
‘Es ist ein wenig altmodisch, was ich sagen werde, und für manche Ohren mag es einen komischen Klang haben. Aber ich baute mein Haus auf etwas, auf das man früher jedes Haus baute und es auch heute meist noch tut, auch wenn man es nicht ausspricht und aus Angst verlacht zu werden, nicht zugibt.’
‘Worauf also?’
Ich sagte: ‘Auf etwas, was ich von meinem Vater mitbekommen habe - auf Gottvertrauen.’
Amen.

Verfasser: Kurt Rainer Klein (1998)

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