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Im Namen Jesu

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 01.01.2003
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Neujahrstag
Textstelle : Lukas 4,16-21.(22-30)
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Wochenspruch:

Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (Kolosser 3,17)

Psalm: 8,2-10 (EG 705)

Lesungen

Altes Testament:
Josua 1,1-9
Epistel:
Jakobus 4,13-15
Evangelium:
Lukas 4,16-21

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 58
Nun lasst uns gehen und treten
Wochenlied:
EG 64
oder EG 65
Der du die Zeit in Händen hast
(siehe unten)
Predigtlied:
EG 65
Von guten Mächten treu und still umgeben
Schlusslied:
EG 623,1-3
Du bist da, wo Menschen leben

16 Jesus kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf und wollte lesen. 17 Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht (Jesaja 61,1-2): 18 »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, 19 zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.«
20 Und als er das Buch zutat, gab er's dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn. 21 Und er fing an, zu ihnen zu reden: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“

Liebe Gemeinde!
Gott sagt uns eine gute Nachricht für dieses neue Jahr, das heute begonnen hat: Wir dürfen die Erfüllung einer Prophetie, der des Jesaja erleben!
- Wir dürfen es erleben, dass den Armen das Evangelium verkündigt wird: denen, die nichts zu bieten haben, die nichts leisten und keine Gegenleistungen bringen können, weder materielle noch geistige, bietet Gott seine Liebe dar. Wir dürfen es erleben, dass die zerstoßenen Herzen geheilt werden: Herzen, die in der Angst gefangen und, die in den Sorgen verstrickt sind, die von den anderen missachtet werden und herumgestoßen, Herzen, die verrückt sind, die die Last des Lebens in unserer tüchtigen Welt nicht mehr tragen können: Gott wird sie heilen.
- Wir dürfen es erleben, dass Gefangene los werden: Gefangene der eigenen Wünsche und Sehnsüchte, der Leidenschaften und Begierden, Gefangene des Geldes und der Erfolgssucht; Gefangene auch der sich unmenschlich gebärdenden Staaten, Gefangene in Vietnam, in Kambodscha, in den brasilianischen Geheimgefängnissen, in den Lagern der Sowjetunion: Gott wird ihnen Freiheit geben. Wir dürfen es erleben, dass Blinde das Gesicht gewinnen: Blinde des Herzens, die nicht sehen können, was an ihnen geschieht, Blinde, die an der Not ihrer Mitmenschen vorbeilaufen können, Blinde, die sich immer für unzuständig halten, Blinde, die die Wahrheit Gottes nicht sehen; Blinde aber auch, die das Augenlicht verlieren durch Hunger, durch Unsauberkeit, durch Ansteckungskrankheit, durch ihre erbärmlichen Lebensbedingungen: Gott wird ihnen das Gesicht gaben.
- Wir dürfen es erleben, dass Zerschlagene frei und ledig werden: Zerschlagene unter den Anklagen des eigenen Gewissens über ihren Versäumnissen, zerschlagen unter der Erfahrung des Leides in der Familie, zerschlagen durch die Erfahrung der Arbeitslosigkeit, durch die Härte, plötzlich nicht mehr gebraucht zu werden, aber auch Zerschlagene, die der zunehmenden Brutalität zum Opfer gefallen sind, die Opfer geworden sind im Verkehrskrieg, Opfer im Erfolgskrieg, Opfer im Schulkrieg: Gott wird sie frei machen und ihre Wunden heilen.
Es ist eine gute Nachricht, die Gott uns da für unser neues Jahr hören lässt. Es ist eine gute Nachricht, die uns die Ängste und Sorgen vor der Zukunft nehmen kann, die uns helfen kann, in solchen Ängsten und Sorgen eine Zuflucht zu finden.
Diese gute Nachricht wird aber nicht einfach frei Haus geliefert, Sie wird nicht nur gesagt - und dann geht es von selbst. Diese gute Nachricht ist gebunden an ihren Überbringer: Heute ist dies Wort vor euren Ohren erfüllt, sagt er - Jesus Christus. Er ist es, in dem das alles geschieht. Er ist es, der das Evangelium verkündigt, der die zerstoßenen Herzen heilt, die Gefangenen herausführt aus ihrem Gefängnis, die Blinden sehen macht, die Zerschlagenen frei werden lässt. Er ist es, in dem sich das alles ereignet, der solch einen Wandel unter uns herbeiführt.
Glauben wir ihm das? Als Jesus diese Worte in der Synagoge von Nazareth sagte, da ging dein Sturm los, und am Ende versuchte man, ihn zu steinigen. Wenn Jesus diese Worte unter uns heute sagen lässt, wenn er uns in diesen Worten heute entgegentritt - was tun wir da? Trauen wir ihm mehr als die Leute von Nazareth? Es geht heute ja nicht darum, dass wir eine Geschichte aus dem Leben Jesu hören. Es geht heute auch nicht darum, dass wir am Jahresanfang ein paar freundliche Worte hören über Gott, der bei uns sein wird auf allen unseren Wegen in diesem Jahr. Sondern es geht um unser Heute, um unseren Glauben und um unser Leben. Jesus der Retter ist da! - so haben wir es vor einigen Tagen in den Weihnachtsliedern gesungen.
Das ist der Kern unsres Wortes heute: Der Retter Jesus ist unter uns da. Er legt uns sein Programm vor: Das will ich an euch tun! Ich will euch mit Gott versöhnen. Ich will euch aus euren Gefängnissen herausholen. Ich will euch den Weg des Lebens zeigen. Ich will euch an die Arbeit stellen. Ich will euer Helfer sein in diesem Jahr, Tag für Tag. Aber ich kann das nur, wenn ihr mir glaubt, wenn ihr mir das alles abnehmt.
Wenn ihr sagt: das interessiert mich nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich mache das lieber so, wie das schon immer war - dann kann ich daran nichts ändern. Dann bleibt ihr allein. Aber jetzt ist das angenehme Jahr: Jetzt ist die Tür zum Vater weit offen, weil Jesus da ist. Jetzt ist die Hilfe vor der Tür, weil er als Helfer unter uns ist.
Liebe Gemeinde! Das sind ja nicht alte Geschichten, die wir im Gottesdienst immer neu aufwärmen. Es geht nicht um die Erinnerung an einen toten Jesus: es geht mir um die Einladung zum lebendigen, gegenwärtigen Jesus Christus, zu dem Herrn, der uns näher ist als unser Ehepartner, als unsere Eltern, als unsere Kinder, zu dem Herren, der unsere Not und Sorge, unsere Freude und Hoffnung besser kennt als irgendein Mensch auf dieser Erde: zu ihm dürfen wir an diesem Jahresanfang und an jedem Tag des Jahres vertrauensvoll gehen. Ihn dürfen wir um Rat fragen. Ihm dürfen wir unsere Ratlosigkeit klagen. Er will an uns handeln.
Der gegenwärtige Jesus handelt an uns durch sein Wort. Ich darf das einmal sagen für alle die, die nicht so recht wissen, was Jesus tun will an ihnen: Die Bibel ist das wichtigste Buch meines Lebens. Sie ist es, weil ich Christi bin. Sie ist es, weil ich die Erfahrung mache, tagtäglich, dass in den Geschichten dieses Wortes Jesus mir den Weg meines Lebens zeigt, Jesus mir klar macht, wer er ist, wer Gott ist, Jesus mir klar macht, wie Gott zu mir steht. Sie ist es, weil ich in diesem Buch durch Jesus Trost finde, Kraft zur Hoffnung erhalte und Zuversicht in mir geweckt wird. Sie, ist weil ich durch dieses Buch von Jesus den Platz meines Lebens zeigt bekomme, weil ich in ihm für meinen Umgang mit dem Geld, mit den Kindern, mit den Menschen ganz konkret Weisung erhalte. Ich kann ohne dieses Wort der Bibel mir ein Leben als Christ nicht denken - das ist wie ein Leben ohne Brot. Nicht die Bibel selbst ist das Brot - aber sie ist das Zeugnis von Jesus Christus, der das Brot das Lebens ist, und er hat sich an dieses Buch gebunden. Er lässt sich durch dieses Buch finden.
Jesus handelt an uns als der gegenwärtige Herr durch seine Gemeinde. Jesus nimmt uns Christen nicht einfach als Statisten mit auf eine Bühne, auf der er dann alleine handelt. Er will durch seine Gemeinde sein Werk vorwärts treiben, er will durch seine Gemeinde den Ruf von der Vergebung Gottes ausbreiten lassen. Er will durch seine Gemeinde Vertrauen bei Menschen gewinnen, so dass sie ihm ihr Leben übergeben. Er will durch seine Gemeinde Menschen befreien, Menschen aus der Blindheit holen, Menschen in ihren Verwundungen heilen. Er will das nicht nur - er tut das auch.
Ich möchte Ihnen das an zwei Beispielen deutlich machen: Es gibt ein Missionswerk, das den Namen Christoffel-Blindenmission führt. Durch dieses Werk werden jährlich einige Tausende von Menschen vor der völligen Blindheit bewahrt und damit vor dem Dasein als Bettler in einer Umwelt ohne soziale Absicherung. Aber diese Mission verbreitet über dies Handeln hinaus das Zeugnis von Jesus als dem Licht der Welt und führt Menschen aus allen Religionen zum Glauben an Jesus, so dass sie nicht nur Licht zum Sehen haben, sondern auch ihn als das Licht der Welt und ihres Lebens erkennen.
Das zweite Beispiel: In Frankfurt ist vor Jahren ein Zentrum für Rauschgiftsüchtige eingerichtet worden, weil einige Leute auf der Straße Rauschgiftsüchtigen von Jesus erzählt haben. Diese Süchtigen haben die Erzähler beim Wort genommen. Und dann haben junge Leute mit einer Diakonisse zusammen eine Teestubenarbeit begonnen mit einem ganz klaren Ziel: Menschen aus ihrer Abhängigkeit, ihrer Gefangenschaft an das Rauschgift herauszuführen durch die Macht Jesu Christi und durch den Glauben an Jesus Christus.
Hier tun Menschen das Werk Jesu, weil sie sich von ihm gebrauchen lassen und sich von ihm den Platz zeigen lassen. Wer das glaubt, dass in Jesus der Retter da ist, das dies Wort Jesu für unser Leben gilt, der wird nicht anders können als sich von ihm in Dienst nehmen zu lassen - denn den Dienst Jesu empfangen für sich selbst und nicht selbst weitergeben ist unmöglich.
Diese gute Nachricht Gottes fragt nach unserem Glauben. Es geht hier wirklich darum, ob wir ihm das Heute abnehmen, ob wir ihm das für unser Leben als Wahrheit für jeden Tag zutrauen. Und doch wird durch dieses Wort nicht nur unser Leben in einen neuen Horizont gestellt, sondern durch das Vertrauen auf dieses Wort gewinnen wir Hoffnung für unsere Welt. Keiner von uns weiß ja, wie die Entwicklungen des Weltgeschehens in dem neuen Jahr laufen werden. Ein neues Jahr macht die Welt noch nicht neu, macht aus der Welt noch keine Welt ohne Tränen, ohne Gefangene, ohne Flüchtlinge, ohne Leidende und Sterbende.
Aber diesem Wort Jesu glauben  das bedeutet für mich: in diesem neuen Jahr damit rechnen, dass Jesus Christus diese Welt nicht in Blut und Tränen versinken lässt, dass er dem Hunger wehrt, der Ungerechtigkeit entgegentritt, der Verschwendung Einhalt gebietet, der Resignation und der Angst den Boden entzieht.
Das bedeutet für mich: allen Unheilsprophetien gegenüber damit zu rechnen, dass er in dieser Welt als der Retter handelt, dass er in dieser Welt Zeichen der Hoffnung aufrichtet. Und das bedeutet dann für mich: an meiner Stelle und an meinem Platz, in der Arbeit und der Familie, der Freizeit und in allen anderen Bereichen Zeichen der Hoffnung aufzurichten, Zeichen an denen es vielleicht glaubhaft wird, dass Jesus Christus unter uns ist und diese Welt in ihm den Retter hat. Amen.

Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg

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