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In Gottes Schuld

von Steffen Schulz (Halle /Saale)

Predigtdatum : 17.10.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 21. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Micha 6,6-8
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Wochenspruch:
Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte. Psalm 130, 4
Psalm: Psalm 143, 1 - 10

Lesungen
Altes Testa-ment: Micha 6, 6 - 8
Epistel: Philipper 1, 3 - 11
Evangelium: Matthäus 18, 21 - 35

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 166, 1, 2 + 4 Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied: EG 404 Herr Jesu, Gnadensonne
Predigtlied: EG 369, 1 - 4 Wer nur den lieben Gott lässt walten
Schlusslied: EG369, 7 Wer nur den lieben Gott lässt walten
Kurze Hinführung:

Die in der Predigt zu bedenkenden Bibelverse sind gefüllt mit Fragen. Dem wir diese Worte zu verdanken haben, trägt einen Namen, der eine Frage darstellt (Micha – hebr. „Wer ist wie der Herr?“). So greife ich zu Beginn der Predigt das Thema „Fragen“ auf, bevor der Predigttext vorgetragen wird- bitte aus der Bibel. Im Anschluss beziehe ich mich auf die Antwort.

Dazu gehören auch drei Geschichten. Die erste stammt aus dem Buch „Aus gutem Grund“, Axel Kühner, Aussaat Verlag, 1. Auflage 2004, die zweite aus „Von wegen nix zu machen …“, Meurer/ Becker/ Stankowski, Verlag Kiepheuer& Witsch, 1. Auflage 2007, die dritte aus “Typisch! - Kleine Geschichten für andere Zeiten“, Andere Zeiten e.V., 9. Auflage, Februar 2010. Bitte wählen Sie eine der drei Geschichten aus oder entscheiden Sie sich für eine andere Geschichte, die Ihnen zum Gottesdienst im Alltag einfällt.

Die kursiv gedruckten Angaben sind als „Regieanweisungen“ zu verstehen.

Wenn es in Ihrer Gemeinde üblich ist, nach dem Vorlesen des Predigtextes „Gott/ Der Herr segne an uns Sein Wort.“ zu spre-chen, dann bitte ich dies zu ergänzen.

Es gibt sicherlich Möglichkeiten, hier und da zu ergänzen oder zu ändern. Zum Beispiel im Absatz: Der Mensch hat sich gefragt […]. Hier können Sie gern andere Antworten formulieren.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Gemeinde einen segensreichen Gottesdienst am 22. Sonntag nach Trinitatis und an jedem Tag!

Liebe Gemeinde,
wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt bleibt dumm!
Konnten sie soeben mitsummen? Hatten sie eine Melodie dazu im Ohr?
Singen: Wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt bleibt dumm!

Diese Melodie aus der Sesamstraße gehört unweigerlich in beinahe jede Kindheit. Fragen stellen ist der Motor zur eigenen Entwicklung. Nicht nur für Kinder. Auch Erwachsene fragen gern. In manchen Lebenslagen nach dem Woher und Wohin. Auch im vorhin gebeteten Psalm kamen sie vor, die Fragen nach dem Woher und Wohin („Ich denke an die früheren Zeiten“ und „Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll.“) Erinnern sie sich?

Woher und Wohin - diese beiden Fragewörter waren möglicherweise, so stelle ich es mir jedenfalls vor, ausschlaggebend für die Entstehung der Geschichten und niedergeschriebenen Erfahrungen, die in der Bibel, vor allem im Alten Testament, zu lesen sind.

Der Mensch hat sich gefragt: Woher komme ich? Als Antwort ken-nen wir die Schöpfungsberichte. Der Mensch hat sich gefragt: Wohin wird mich das Leben führen? Als Antwort kennen wir Mose und den Auszug aus Ägypten oder die Geschichten von Abraham, Jakob und Josef. Und in unruhigen Tagen fragt der Mensch: Womit habe ich, womit hast du das verdient? Die Antwort? Das Hiobbuch.

Vielleicht waren es auch ganz andere Antriebe, all diese Lebensge-schichten in Worten festzuhalten. Doch bei all dem, was aufge-schrieben wurde, stand eine Gewissheit im Raum: Es gab und gibt eine Instanz, die den Menschen bei all seinem Woher, Wohin, Womit begleitet. Und diese Instanz ist niemand geringeres als Gott. Gott als Ursprung, als Begleiter, als Tröster.

So ist es kein Zufall, dass die heute in der Predigt zu bedenkenden alttestamentlichen Verse auch mit einer Frage beginnen. Dem Pro-pheten Micha haben wir sie zu verdanken. Die Kenner von Namens-bedeutungen müssten jetzt ein Schmunzeln auf den Lippen haben, denn der Name Micha ist die Kurzform einer Frage (Wer ist wie der Herr?). Ja, ein Zufall kommt selten allein.

Dies sind die Verse: (Bitte aus der Bibel vorlesen!)
6 »Womit soll ich mich dem HERRN nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern?
7 Wird wohl der HERR Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?«
8 Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Es ist also die Frage nach der Beziehung zu Gott gestellt: Womit soll ich mich dem HERRN nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? - Gott bist du mir nah? Mit welchem Dienst kann ich dir gegenübertre-ten?

Im Weiteren zitiert Micha das Volk mit gar grausigen, provozierenden Fragen. Sie sind so fürchterlich, dass ich sie nicht noch einmal vorlese. Das Volk war anscheinend der Überzeugung, es könne Gott mit Opfern zufriedenstellen. Oder wollte es nur provozieren?

Vegetarier, Sparsame und Liebende dürften sich jedenfalls besonders über die Antwort freuen, die der Prophet zu guter Letzt gibt: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Es ist eine ganz einfache, eingängige Formel, die der „Wer ist wie der Herr?“ Israel und uns, als heutige Bibelleser, mit auf den Lebensweg gibt. Möglicherweise geht Micha mit seiner Antwort über den Erfahrungshorizont seiner Zuhörer hinaus und gibt ihnen so ein wahrhaftiges Gottesverständnis mit auf den Weg zwischen dem Wo-her und dem Wohin.

Gottes Wort halten, heißt es gleich zu Beginn der Aufzählung, die wie ein Dreiklang daherkommt. Gemeint ist damit, mit den Geboten leben. Werden diese befolgt, wird das Leben erfüllt sein mit Frieden. Schließlich sind die Gebote die Regeln des Friedens und der Freiheit. Weil mit ihnen aufeinander Acht und freiheitlicher Gemeinsinn ge-geben wird.

Als zweites betont der Prophet Micha die Liebe, die zu üben ist. Auch hier geht es um das Miteinander, das liebevoll sein soll. Im Grunde ist der Gedanke der Liebe ja schon in der ersten Nennung beinhaltet. Doch die Liebe muss geübt werden, jeden Tag aufs Neue. Weil es so einfach nicht ist, einander zu lieben. Wer ist nicht schon einmal an der Liebe gescheitert? Vielleicht auch deshalb, weil Ver-gebung zur Liebe dazugehört. Die Liebe muss auch herausgehoben werden, da nur mit ihr Frieden in uns und mit anderen möglich ist.
Am Ende heißt es: demütig sein vor deinem Gott. Was bedeutet die-ses demütig sein? Für mich: nicht hochmütig sein, sich nicht zu wichtig nehmen, darauf vertrauen, dass Gott für mich da ist, wissen, nicht alles wissen und können zu müssen.

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Dazu und auch im Blick auf den Wochenspruch sowie auf das heute gehörte Evangelium eine kurze Geschichte. (bitte Auswahl treffen)
Nach der Befreiung des KZ in Dachau im Jahr 1945 werden die Überlebenden geborgen und die Verantwortlichen verhaftet. Die Aufseherinnen und Wachleute bekommen eine Tafel um den Hals gehängt und die noch lebenden Häftlinge werden an ihnen vorbeige-führt. Jeder darf für erlittene und miterlebte Grausamkeit, Folterung und Ermordung einen Strich auf die Tafel ziehen. Die Zahl der Stri-che wird das Ausmaß der Schuld offenbaren. Als die polnischen Priester an der Reihe sind, treten sie heran und gehen schweigend vorüber. Nicht einer zieht einen einzigen Strich.

Die zweite erzählt von einer Idee eines Cafébetreibers in einer sizi-lianischen Kleinstadt. Dort ist es üblich, einen zweiten Espresso zu bezahlen, auch wenn man nur einen getrunken hat. Der zweite ist für einen, der ihn sich nicht leisten kann. Der Wirt notiert die Kaffee-spenden, und Menschen, die gerade klamm sind, können dann jeder-zeit zu ihm ins Café kommen und gemütlich einen Frei-Espresso schlürfen. Alle freut´s: Der Wirt hat mehr Umsatz, der Gast ein bes-seres Gefühl und der Mittellose ein Stück gesellschaftliches Leben, ein Stück Würde zurück. Würde? Das hat was mit Liebe zu tun. Und die liebevolle Tasse Kaffee nicht zu vergessen!

In der dritten Geschichte erhält der berühmte Clown Grock eines Tages einen Brief, der voll von falschen Behauptungen und schlim-men Beschuldigungen ist. Seine Freunde raten ihm, den Absender des Briefes zu verklagen. Auch ein Clown könne ja nicht immer nur lustig sein. Aber Grock winkt ab. „Ich möchte das allein regeln“; sagt er. Er schickt den Brief zurück an den Absender und schreibt dazu: „ Diesen unverschämten Brief habe ich bekommen. Ich schicke ihn nun an Sie, damit Sie wissen, dass irgendjemand in Ihrem Namen beleidigende Briefe verschickt. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Clown Grock.“

Wer heute oder in den nächsten Tagen zuhause die Bibelverse noch einmal nachliest, wird feststellen, das als Überschrift geschrieben steht: Der rechte Gottesdienst. Das mag daran liegen, dass es dem Propheten Micha ein Anliegen ist, den Gottesdienst im Alltag ganz so wie in den Geschichten erzählt zu leben - aufeinander Acht geben, Liebe üben, Frieden finden, Gottvertrauen haben. Ein Leben mit Gott ist das Ergebnis des Glaubens.

Und sie ahnen, welchen Satz ich jetzt nochmals vorlese.
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Also: In guter Weise mit Gott sein.
Das tut gut! Das wünsche ich uns! Amen.

Verfasser: Steffen Schulz
Saalestraße 3a, 06118 Halle (Saale

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