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Jesu Taufe

von Elke Burkholz (Messel)

Predigtdatum : 11.01.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Matthäus 3,13-17
ggf. Homepage, auf der die Predigt verzeichnet ist : http://kirchemessel.de
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Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch.
Liebe Gemeinde,
Wie schwierig kann das Leben manchmal sein. Vor einiger Zeit hat mir ein Bekannter aus dem Schwäbischen sein Leid geklagt: In seinem Leben gibt es gerade nichts als Ärger. Sein Sohn redet nur noch über den Anwalt mit ihm. Mit seiner Mutter kommt er überhaupt nicht klar. Finanzielle Probleme plagen ihn. Und er muss an allen Fronten kämpfen. Und durch seine kämpferische Art kommt er nicht gerade besser mit den Nachbarn zurecht. Er sehnt sich nach Anerkennung. Er sehnt sich nach Liebe. Manchmal redet er mit seiner verstorbenen Frau. Er fühlt sich wertlos und weiß nicht wie er sein Leben gestalten soll. Wenn er doch wüsste wozu er auf dieser Welt ist. Vielleicht würde er dann wieder anfangen einen Sinn in dem was er tut zu sehen. Wenn ihm jemand sagen würde, dass er eine Aufgabe hat, vielleicht würde er sich fangen. Wenn ihm jemand davon überzeugen könnte, dass sein Leben einen Wert hat, dann könnte es vielleicht anders werden.
Was gibt es Neues in der Welt fragte mein Mann meinen Vater, der gerade mit der Zeitung in die Küche kam. Die Antwort meines Vaters: Nichts neues, leider!
Wenn wir etwas Neues über die diese Welt erfahren möchten sollten wir nicht in die Zeitung sehen, die immer die gleichen furchtbaren Nachrichten für uns bereit hält. Wir sollten besser in die Bibel sehen. Da steht eine Menge Neues drin:
heute geht es um den Anfang des Wirkens Jesu. Jesus erfährt, wer er ist. Und Jesus bekommt eine Ahnung davon, was seine Aufgabe sein wird. Ich lese die Geschichte von der Taufe Jesu nach Matthäus 3
13Da kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. 14Johannes versuchte ihn davon abzuhalten und sagte: »Ich habe es nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?« 15Jesus antwortet ihm: »Lass es zu, jetzt! Denn auf diese Weise erfüllen wir die ganze Gerechtigkeit Gottes.« Da gab Johannes nach. 16Als Jesus getauft war, stieg er gleich aus dem Wasser. Und seht, die Himmel öffneten sich, und er sah die Geistkraft Gottes wie eine Taube herabschweben und auf sich kommen. 17Und seht, eine Stimme sprach aus den Himmeln: »Dieses ist mein geliebtes Kind, ihm gehört meine Zuneigung.«
Die Aufgabe Jesu nach Matthäus ist es die ganze Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen. Das heißt: Jesus soll sein ganzes Leben nach dem Willen Gottes leben. Das bedeutet er soll nicht nur die äußeren Buchstaben des Gesetzes erfüllen sondern entsprechend dem inneren Sinn der Gebote Gottes handeln. Indem er sich taufen lässt nimmt er diese Aufgabe an. Jesus sagt selbst in unserem Text zu Johannes: Auf diese Weise, durch die Taufe, erfüllen wir die Gerechtigkeit Gottes. Die Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen, das ist eine mehr als anspruchsvolle Aufgabe. Diese Aufgabe kann er nur lösen, indem er erkennt, wer er wirklich ist. Er ist der geliebte Sohn Gottes. Das sagt die Stimme aus dem Himmel. Der Geist Gottes Kommt in Form einer Taube zu Jesus. In den orientalischen Kulten ist die Taube die Botin der Liebesgöttin. Insofern ist sie geeignet eine Liebesbotschaft zu überbringen. Die Botschaft, dass Gott Jesus Liebe und Zuneigung entgegenbringt.
Was fangen wir mit dieser Geschichte an?
Natürlich das, was wir immer mit Liebegeschichten anfangen. Wir freuen uns darüber. Warum sehen wir so gerne Liebesfilme im Kino? Warum verkauft sich kein Roman, dem die Liebesgeschichte fehlt? Wir sehnen uns alle nach Liebe und Zuneigung. Wir wünschen uns Teil von Liebesgeschichten zu sein. Und die Geschichte von der Taufe Jesu ist so eine Liebesgeschichte. Und was für eine. Vor Jahren hatte ich einmal eine Trauung, wo er sie über den Stadionlautsprecher in der Eishockeyhalle gefragt hat, ob sie ihn heiraten will. Das war sehr romantisch. Und sie werden es beide nie vergessen. Aber was ist das im Vergleich zu unserer Geschichte, wo die Stimme Gottes direkt aus dem Himmel schallt mit einer wunderschönen Liebeserklärung: „Du bist mein geliebtes Kind, dir gehört meine Zuneigung.“ Diese Stimme gräbt sich tief in das Bewusstsein ein. So etwas vergisst man nie mehr. Die Beziehung zwischen Gott und Jesus zeigt sich von diesem Moment an als eine innige, liebevolle Vater-Sohnbeziehung.
Aber was geht uns das an? Was hat das mit unserer Sehnsucht zu tun? Inwiefern ist das mehr als ein schöner Film, der uns vielleicht an einem Abend zum Weinen bringt?
Es ist viel mehr, weil wir Teil dieser Geschichte sind. Im Glauben an Jesus Christus werden wir in diese Beziehung hinein genommen. Die Stimme aus dem Himmel gilt nun auch uns. Jesus Christus hat uns die Macht gegeben zu Gottes Kindern zu werden. Uns gilt nun genauso wie ihm die Zuneigung Gottes. Auch wir leben aus der Beziehung zu Gott, die eine Liebesbeziehung ist. Auch wir können nun erkennen, wer wir in Wirklichkeit sind.
In der frühchristlichen Literatur erzählt das Perlenlied aus dem dritten Jahrhundert unsere Geschichte als geliebte Töchter und Söhne Gottes: Ich erzähle es Ihnen:
Ein Prinz aufgewachsen im prächtigen Palast des Ostens bekommt den Auftrag, nach Ägypten zu gehen, um dort eine wertvolle Perle zu finden. Die Perle wird von einem Drachen bewacht und der Weg ist voller Gefahren. Bis an die Grenzen Ägyptens begleiten ihn noch Abgesandte seiner Eltern. Dann muss er alleine weitergehen. Er findet den Drachen und wartet darauf, dass dieser einschläft, um seinen Auftrag auszuführen. Aber der Drache schläft nicht und der Prinz passt sich an Ägypten an und vergisst seine Herkunft und seinen Auftrag. Er lebt unter den Ägyptern und unterscheidet sich nicht mehr von ihnen. Seine Eltern warten auf ihn und als sie merken, dass etwas nicht stimmt schicken Sie ihm einen Brief, der ihn daran erinnert wer er ist und was er tun soll. Er bekommt den Brief, erwacht aus dem Todesschlaf und verzaubert den Drachen mit den Namen seines Vaters und seiner Mutter holt die Perle und lässt die Kleider Ägyptens hinter sich. Unterwegs legt er auf dem Rückweg Stück für Stück die Kleider seiner wahren Herkunft wieder an. Bis er wieder ganz der Königssohn ist, der nun erwachsen mit seinem Bruder zusammen die Herrschaft im Reich seines Vaters mit übernimmt. Ich finde diese Geschichte ist ein gutes Bild für unser Leben. Wir sind machmal ganz schön weit weg von Gott. Und wir vergessen leicht, dass wir von Gott herkommen und als Christinnen und Christen Anteil am Auftrag Jesu Christi haben. Unsere Aufgabe hier auf der Erde ist, wie es in unserem Text heißt: Die Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen also entsprechend dem Willen Gottes zu handeln. Aber auch wenn wir das manchmal vergessen. Gott erinnert uns immer wieder daran.
Und wenn wir einmal verstanden haben, dass wir nichts Geringeres sind als Gottes geliebte Töchter und Söhne, dann werden wir ganz schnell aufhören unser Leben unwichtig und unser Handeln beliebig zu finden. Dann sind wir in dieser Welt in der Nachfolge Jesu die Gesandten Gottes. Und wir haben einen Auftrag. Es hängt viel davon ab, wie wir diesem Auftrag gerecht werden. Denn Gott braucht uns hier auf dieser Erde, um hier das Gute zu bewirken, was er für die Menschen will. Dann kommt es darauf an dass wir bereit werden, das was wir in der Tiefe unseres Herzen schon sind, nämlich Gottes geliebte Kinder auch zu leben. Dann werden wir versuchen unsere innere Wirklichkeit nach außen durchscheinen zu lassen. Wir werden die Aufgabe angehen, die uns gestellt ist: Der Gerechtigkeit zu entsprechen. So sagt es unser Predigttext. Diese Gerechtigkeit fasst Jesus im Dreifachgebot der Liebe zusammen: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst. Wir sollen in der Liebe wachsen in der Liebe zu Gott zu unseren Mitmenschen und zu uns selbst. Also auf, an die Arbeit oder sollte ich sagen: Machen wir uns zurück auf den Weg zu Gott zu dem wir gehören und handeln dabei wie es uns als geliebten Töchtern und Söhnen Gottes entspricht. Das ist gar nicht schwer, solange wir die Liebe Gottes in uns fühlen. Das ist im Grunde ganz einfach solange wir uns an unsere Verbindung zu Gott erinnern. Der Weg unseres Lebens wird abenteuerlich sein. Wir gehen Umwege. Wir können auch mal zwischendurch einschlafen. Dann wird Gott uns wieder aufwecken. Und am Ende werden wir zurückkommen zu unserem Vater und ihm die Perle zeigen, die wir gefunden haben. Und der Friede Gottes ..