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Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

von Thomas Borchers (76829 Landau)

Predigtdatum : 01.01.2022
Lesereihe : IV
Predigttag im Kirchenjahr : Neujahrstag
Textstelle : Sprüche 16,(1-8)9
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Jahreslosung: Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ (Johannes 6, 37)

Liedvorschläge

EG 166 Tut mir auf, die schöne Pforte
EG 213 Kommt her, ihr seid geladen
EG 225 Komm, sag es allen weiter
EG 363 Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn
EG 366 Wenn wir in höchsten Nöten sein

Predigttext: Johannes 6,37

Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Predigt

Liebe Gemeinde!

Ein neues Jahr steht vor der Tür.
Das ist immer wieder eine spannende Zeit, finde ich. Dieser Übergang von einem Jahr in ein Neues. Schon die Tage zwischen Weihnachten und Silvester …
2021 liegt hinter uns. Viel Schweres, das wir gerne lassen. Viel Schönes, für das wir dankbar sind. Menschen, die wir verloren haben und betrauern. Neues, das geworden ist und das wir gerne mitnehmen.
2022 liegt vor uns. Was wird es bringen? Wir wissen es nicht. Alles ist offen.
Welche Gefühle liegen bei Ihnen wohl gerade oben auf? Ich vermute, da ist alles dabei – von A wie Angst bis Z wie Zufriedenheit …

Es ist gut, diesen Jahreswechsel auch mit einem Gottesdienst zu begehen.
Innehalten vor dem Trubel heute Nacht [nach dem Trubel heute Nacht]. Das Vergangene und das ungewisse Neue vor Gott bringen. Mit Lob und Dank, mit Bitte und Fürbitte. Mit Gottes Segen. Und einem Wort, das stärkt und tröstet.

Genau das will die Jahreslosung, dieses Bibelwort, das uns ein Jahr lang begleitet.
Orientierung geben in diesen bewegten Zeiten, trösten und bestärken im Schweren, unterstützen und begleiten bei den vielen Herausforderungen.
Als Jahreslosung für das neue Jahr 2022 hat die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ein Bibelwort aus dem Johannesevangelium ausgewählt, Joh 6,37: „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Dieser Satz ist ja keine Aufforderung, wie wir es z. B. aus dem Heilandsruf kennen: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid …“ (Mt 11,28) oder aus unseren Kirchenliedern, etwa dem Abendmahlslied „Komm, sag es allen weiter … Gott selber lädt uns ein.“ (EG 225)
Der Satz der Jahreslosung ist keine Aufforderung, sondern eine schlichte Feststellung: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“
So ist das. Bei Gott, bei Jesus. Wer zu ihm kommt, der wird nicht abgewiesen. Ganz im Gegenteil: der findet eine offene Tür. Dem begegnen weit ausgebreitete Arme. Garantiert. 7 Tage 24 Stunden lang. Immer.

Vor einer Woche haben wir Weihnachten gefeiert und vielleicht haben Sie noch die Worte aus dem Beginn des Johannesevangeliums im Ohr. Da ging es auch um das Kommen, das Kommen des Lichtes in die Finsternis, das Kommen Jesu in seine Welt.
Aber: Er war nicht willkommen … „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. … Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh 1,5.11)
Die Weihnachtsgeschichte erzählt es plastisch: Kein Platz in der Herberge! Jesus kommt im Stall zur Welt. Von Anfang an bis zu seinem Tod musste er die Erfahrung machen: Nicht willkommen! Abgewiesen.

Umso mehr fallen mir auf diesem Hintergrund die vielen Geschichten im Johannesevangelium auf, die davon erzählen, wie ER mit Menschen umgeht, die zu ihm kommen.
Da ist zum Beispiel der Pharisäer Nikodemus. Nachts, im Schutz der Dunkelheit macht er sich auf den Weg und kommt zu Jesus mit seinen Fragen und Zweifeln. Jesus lässt sich auf ihn ein und schlägt sich mit einer spannenden theologischen Diskussion gern die Nacht um die Ohren. (Joh 3,1-21)
Oder die Samariterin, die sich traut und den Mann draußen am Jakobsbrunnen um lebendiges Wasser bittet. Jesus schafft einen Raum der tiefen Begegnung, offenbart sich ihr und stillt so ihren Lebensdurst. (Joh 4,1-42)
Oder der königliche Beamte, der sich in seiner Verzweiflung um seinen totkranken Sohn an Jesus wendet. Jesus sieht sein Vertrauen – und spricht zu ihm: „Geh hin, dein Sohn lebt!“ (Joh 4,46-53)
Und nicht zuletzt die vielen Menschen, die Geschichte erzählt von 5000 Männern – ohne Frauen und Kinder, die zu ihm kommen, ihn zu hören und zu erleben. Er schenkt ihnen Worte des Lebens und Brot zum Sattwerden. (Joh 6,1-14)

Auch die anderen Evangelien erzählen von dieser Haltung Jesu. Wer zu ihm kommt, krank oder gesund, fröhlich oder traurig, zweifelnd oder voller Vertrauen – keiner wird abgewiesen, sondern findet bei ihm offene Ohren und ein zugewandtes Herz.
Ganz besonders kommt das für mich im Gleichnis vom verlorenen Sohn zum Ausdruck. Jesus erzählt es und schenkt uns damit ein Bild von Gott, das bestimmt Viele von uns so im Kopf haben: Der Vater, der seinen reuevoll heimkehrenden Sohn schon von weitem sieht, Mitleid bekommt und ihm mit offenen Armen entgegenläuft. Dieser Vater weist seinen Sohn, der zu ihm kommt, nicht ab, sondern öffnet ihm die Tür und sein Herz.

So ist Gott, liebe Gemeinde. So ist Jesus.
„Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Nun haben sich die Zeiten natürlich geändert. Jesus lebt schon lange nicht mehr leibhaftig auf dieser Erde. Und das wirft die Frage auf, wie wir heute beim Jahreswechsel und dann im Jahr 2022 zu ihm kommen können. Wo kann ich ihn finden?

Ich finde ihn in seinem Wort. In den Geschichten der Evangelien. In den unzähligen Erfahrungen, die Menschen mit Jesus, mit Gott gemacht haben und die ich immer wieder nachlesen oder hören kann. Da wird er für mich lebendig. Da höre ich seine Stimme, Bilder entstehen in meinem Kopf und ich nehme im Herzen wahr, dass er mir nahe ist.
Und wenn ich im Gebet zu ihm rede, dann spüre ich nicht nur mich selbst besser, sondern finde auch zu ihm.
Die Jahreslosung versichert uns: Wenn wir durch sein Wort und im Gebet zu ihm kommen, dann wird er uns nicht abweisen, sondern uns begegnen.

Darum ist mir auch der Gottesdienst so wichtig. Hier höre ich Gottes Wort. Hier ist Raum zum Beten. Hier erfahre ich Gemeinschaft mit Schwestern und Brüdern, durch die er mir begegnet.
Und wenn wir miteinander Abendmahl feiern, dann kann ich seine Liebe sehen und schmecken in Brot und Wein.
Beim Segen höre ich, dass ich bei ihm angesehen bin.

Darum versuche ich, auch in meinem Alltag regelmäßig in der Bibel zu lesen und zu beten. Das klappt mal mehr mal weniger gut … Aber ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass diese Augenblicke mir zu wertvollen Kraftorten geworden sind. Besonders wenn es drunter und drüber geht. Dann sind es vielleicht nur wenige Worte oder Gedanken. Aber darauf kommt es nicht an.

[Hier eventuell eigene Erfahrungen schildern.]

Die Jahreslosung versichert mir: Wer zu ihm kommt, den wird er nicht abweisen, sondern sich ihm liebevoll zuwenden.
Diese Versicherung möchte ich gerne mitnehmen in das neue Jahr!

Liebe Gemeinde, wir wissen nicht, was das Jahr bringen wird. Ich vermute aber, dass auch dieses Jahr alles im Gepäck haben wird an Freud und Leid, Glück und Herausforderungen. Die ganze Bandbreite des Lebens.
Die Jahreslosung verstehe ich als Einladung, auf meinen unterschiedlichen Lebenswegen immer wieder zu Jesus zu kommen.

Sagt er doch von sich, dass er das Licht der Welt ist. Licht in dunklen Zeiten – Hoffnung, Halt in Zweifel und Angst, Rettung aus Schuld.

Oder: „Ich bin der gute Hirte.“ Er kennt mich, der gute Hirte, will mich auf Wege des Lebens führen. Ist in dunklen Tälern an meiner Seite. Lässt mir zukommen, was ich für Leib und Seele brauche.

Und: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Jesus verheißt uns nicht nur Leben über unseren Tod hinaus, er möchte uns schon heute immer neu zum Leben erwecken, in unserer Trauer trösten und uns aufhelfen, wenn wir am Boden sind.

Die Fülle des Lebens erwartet uns, wenn wir zu ihm kommen.
Er wird uns nicht abweisen!

Amen.

Verfasser: Pfarrer Thomas Borchers, Westbahnstraße 4, 76829 Landau


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