Menü

Jesus wird begrüßt wie ein König, wählt aber den Weg der Sanftmut.

von Stefan Becker

Predigtdatum : 02.04.2023
Lesereihe : V
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : Johannes 12,12-19
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch: "Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben." (Johannes 3,14b.15)

Psalm: 69,2-4.8-10.14.21b-22.30 (EG 731)

Predigtreihen

Reihe I: Jesaja 50,4-9
Reihe II: Markus 14,(1-2)3-9
Reihe III: Hebräer 11,1-2(8-12.39-40);12,1-3
Reihe IV: Johannes 17,1-8
Reihe V: Johannes 12,12-19
Reihe VI: Philipper 2,5-11

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 166,1+2+4+5 Tut mir auf die schöne Pforte
Vor der Predigt: EG 11,1-4 Wie soll ich dich empfangen
Nach der Predigt: EG-HN 547 Der Eselreiter
Schlusslied: EG 98 Korn, das in die Erde

Predigttext: Johannes 12,12-19

12 Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, 13 nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! 14 Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht (Sacharja 9,9): 15 »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« 16 Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so an ihm getan hatte. 17 Die Menge aber, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, bezeugte die Tat. 18 Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. 19 Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.

Vorbemerkung

Zur Predigt passen in der Eingangsliturgie die Seligpreisungen (EG HN 759) und als Lied vor der Predigt „Wie soll ich dich empfangen“ (EG 11,1-4).

Der Predigttext steht in der Predigt, ich benutze die „Gute Nachricht Bibel“.

Predigt

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.

„Ich lag in schweren Banden,
du kommst und machst mich los …“,
so heißt es in dem Lied „Wie soll ich dich empfangen“

Das wünschen wir uns, dass wir frei werden, von dem, was uns gefangen hält. Das jemand kommt und uns befreit von dem, was uns bedrückt.

In diesen Tagen beschäftigt viele ... (Aktuelles Beispiel einer Katastrophe, eines Unglücks)

Ich lag in schweren Banden,
du kommst und machst mich los, ...
Das Lied ist wenige Jahre nach dem 30-jährigen Krieg entstanden.
Gedichtet in einer Zeit, in der viele Menschen ihr Vertrauen in die Sicherheit der Welt verloren hatten.
Am Ende dieses Krieges konnte sich ein Großteil der Bevölkerung gar nicht mehr an eine friedliche Zeit erinnern. Das ganze Leben lang hatten die Menschen Angst vor durchziehenden Soldaten.
Wie sollte man da Vertrauen in die Welt fassen, sein Leben leben?

Und heute?
(Platz für aktuelles Beispiel)

Menschen bekommen eine Nachricht die ihr Leben erschüttert. Manchen hier ist es in ihrem Leben sicher schon ähnlich ergangen.
Tut mir leid sagt der Arzt, Sie haben Krebs, …
oder: Ihrem Mann können wir leider nicht mehr helfen ...

Das Leben ist erschüttert, alles bricht zusammen, was gibt einem Halt?

Viele Menschen versuchen, ihr Leben zu sichern: Sie gehen zu jeder Vorsorgeuntersuchung, schließen Versicherungen gegen alles Mögliche ab, installieren eine Alarmanlage.

Früher in Israel, da war es der König, der als für die Sicherheit der Menschen zuständig galt.
Es gab das Ideal eines guten Königs: Bei einem guten König gibt es keinen Krieg. Bei einem guten König gibt es keine Naturkatastrophen und keine schlechte Ernte.
Der König steht in besonderer Verbindung zu Gott und mit einem guten König ist das ganze Land gesegnet.
Das war die Hoffnung der Menschen und das Bild, das der König von sich selbst vermitteln wollte. Auch wenn die Wirklichkeit oft eine ganz andere war.
Das war die Hoffnung bei jedem neuen König, auch wenn diese Hoffnung schon so oft enttäuscht wurde: Diesmal wird es besser werden.

Hören wir von einem neuen König:

(Predigttext lesen)

Jesus zieht ein wie ein König. Die Menschen jubeln ihm zu, sie erweisen ihm die Ehre. Sie rufen: „Gepriesen sei Gott! Heil dem, der in seinem Auftrag kommt! Heil dem König Israels!“

Wer Israel beherrschen will, der muss Jerusalem erobern, so wie es einst König David tat.
So wie Jerusalem zurzeit Jesu von den Römern beherrscht wurde und wie Jerusalem in seiner wechselvollen und blutigen Geschichte noch oft erobert werden sollte.
Wer so wie Jesus in Jerusalem einzieht, macht deutlich: Mit mir müsst ihr rechnen, ich erhebe den Anspruch, König zu sein.
Jesus zieht ein wie ein König.
Und er zieht ein, wie kein König es tun würde. Er reitet kein großes beeindruckendes Pferd, er hat einen kleinen Esel. Jesus hat keine Soldaten um sich, sondern seine Freundinnen und Freunde. Seine Mutter, Leute aus den Dörfern und Fischer vom See Genezareth begleiten ihn. Auch ehemalige Zöllner und Menschen, die früher mit Waffengewalt gegen die Römer kämpften sind dabei.
Ein seltsames Gefolge für einen König.

Jesus zieht in Jerusalem ein und so wie er einzieht, ist es für ihn passend. So als hätte sich das ein geschickter Mensch für Öffentlichkeitsarbeit ausgedacht: Wir machen hier Mal eine Inszenierung, ein großes Ereignis und alle sollen sehen können, was Jesus bedeutet.
Ein Esel, kein Pferd, dann werden sie sehen: Mit den Kriegen hat es jetzt ein Ende.
Seine Freundinnen und Freunde, einfache Menschen aus den Dörfern, Menschen, denen er wirklich geholfen hat, begleiten ihn.
So wird er regieren, ganz nahe an dem, was Menschen wirklich bewegt.
Vorbei ist es mit den Palästen, vorbei mit Gold und Edelsteinen. Genug Brot für alle, so soll es jetzt sein.

Doch es gibt etwas, was jede Öffentlichkeitsarbeit, jede Pressestelle mit Entsetzen erfüllen würde:
Jesus sagt keinen Ton.
Jetzt wo alle zuhören, spricht er nicht.
Im Johannesevangelium hält Jesus viele lange Reden, in keinem anderen Evangelium spricht Jesus so viel am Stück.
Aber hier: kein Wort.
Jetzt wäre doch die Gelegenheit, zur Menge zu sprechen. Jesus aber schweigt.

Vielleicht sind es die vielen Erwartungen, die Wünsche und Hoffnungen, die die Menschen haben, die Jesus verstummen lassen.
Was die Menschen sich erhoffen, einen König, der ihnen all ihre Wünsche erfüllt, den werden sie nicht bekommen. Und das wollen sie jetzt nicht hören.
Noch nicht einmal seine Freundinnen und Freunde verstehen jetzt schon, dass sich das Göttliche im Kleinen, im Unscheinbaren zeigen wird und dass es nicht mit Gewalt kommt.

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Nicht die, die Pläne machen, andere zu manipulieren, die raffinierte Inszenierungen veranstalten, sondern die, deren Leben einfach und klar ist.

Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Nicht die Menschen, die so wirken, als würde ihnen nichts etwas ausmachen, als könnten sie mit allem fertig werden.
Sondern die Menschen, die ihren eigenen Schmerz spüren können, ihre Verluste. Und die, die den Schmerz und die Verluste der anderen spüren können.

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Nicht die, für die schon alles klar ist, die feste Regeln und Vorschriften haben. Sondern die, die auf den einzelnen Menschen sehen, die anderen mit Wärme mit Zuneigung begegnen.

Ein reines Herz haben, Leid tragen, Barmherzigkeit üben, das ist etwas, was Könige und Regierungen sonst nicht versprechen.
Das ist eine ganz andere Art von Sicherheit, eine Sicherheit die nicht auf Macht und Gewalt vertraut.
Es ist eine Sicherheit, die weiß: Unser Leben ist gefährdet und zerbrechlich. Die weiß: Unser Leben ist ein Wunder und ich kann darüber staunen, dass ich bin.
Und ich kann darüber staunen, dass Jesus dieses gefährdete und zerbrechliche Leben mit uns teilt.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus

Verfasser: Pfarrer Stefan Becker


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de