Menü

Leben in der Gemeinschaft mit Christus

von Sigrun Welke-Holtmann (Landau)

Predigtdatum : 24.03.2024
Lesereihe : VI
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : Philipper 2,5-11
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch: "Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben." (Johannes 3,14b.15)

Psalm: 69,2-4.8-10.14.21b-22.30 (EG 731)

Predigtreihen

Reihe I: Jesaja 50,4-9
Reihe II: Markus 14,(1-2)3-9
Reihe III: Hebräer 11,1-2(8-12.39-40);12,1-3
Reihe IV: Johannes 17,1-8
Reihe V: Johannes 12,12-19
Reihe VI: Philipper 2,5-11

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 91 Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken
Wochenlied: EG 14,1-3 Dein König kommt in niedern Hüllen
Predigtlied: EG 209 Ich möchte, dass einer mit mir geht
Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott

Predigttext: Philipper 2,5-11

5 Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: 6 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, 7 sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. 8 Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. 9 Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, 10 dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, 11 und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Predigt

Gleich geht es los. Gleich wird er den ersten Schritt durch die Gasse in der Menge machen. Der Master of Ceremonies stellt ihn schon vor, reiht seine Erfolge aneinander. Ja, das hat er alles schon gewonnen. Und so vieles kann noch kommen. Und dann wird sein Name herausgeschrien, mit lang gezogenen Vokalen. Und dann… startet seine Musik. Ohrenbetäubend laut – und der Saal vibriert unter dem hämmernden Rhythmus von Schlagzeug und Bass. Seine Fans singen laut mit, grölen und ihm gibt die Musik den Takt seiner Schritte vor. Sie pusht ihn voran und er geht wie durch einen Tunnel, geleitet durch diesen einen Song, den er ausgewählt hat und der nun ihm allein gehört. Die Musik peitscht ihn nach vorne. Durch die jubelnde Menge hindurch. Viele Hände strecken sich ihm entgegen, greifen nach ihm, er klatscht ab und immer wieder die Musik. Seine Musik. Sie ist es, die ihm Kraft gibt, power. Immer wieder. Bis er ganz vorne angekommen ist. Der Wettkampf kann beginnen.

Idole verbinden sich mit ihren Liedern. Walk-on-Musik, so heißt es beim Darts. Beim Boxen gibt es das auch – die Musik auf dem Weg in den Ring. Manche Sänger*innen und Bands haben auch ihr festes Lied, ein Intro, wenn sie – mit dieser bewussten Verzögerung – auf die Bühne kommen.

Einzug und Musik verbinden sich. Und die Musik sagt etwas aus über den, der da kommt, über sein Selbstverständnis, sein Selbstbild und das Bild, das seine Fans von ihm haben sollen. Er hat sich diesen Song ausgesucht, sie verbindet etwas mit dieser Musik. Eine Stimmung, eine Situation eine Möglichkeit. „Mit dieser Musik ist alles möglich – ist mir alles möglich.“

Und in den Fußballstadien singen zum Teil 80 000 Menschen „You‘ll never walk alone“ und recken ihre Schals in die Höhe. Heimspiel! Und dann zieht die Mannschaft ein. Und sie weiß, dass der zwölfte Mann geschlossen hinter ihr steht.

(Vielleicht hat ihr lokaler Verein eine Hymne, über die Sie lieber reden, vielleicht können Sie hier sogar einen kleinen Abschnitt daraus vorlesen.)

Sogar manche Kreuzfahrtschiffe haben eine Auslaufmusik – eine bestimmte, stets wiederkehrende Musik, wenn sie aus dem Hafen auslaufen.

Und Sie, liebe Gemeinde? Haben Sie vielleicht auch so ein Lied? Eines, das Sie singen, wenn Sie sich stärken wollen? Auf dem Weg zur Arbeit vielleicht? Ein Lied, das tief mit Ihnen verbunden ist?

(Hier könnten Sie kurz einfügen, welches Lied Sie selber mögen, welches Ihnen Kraft gibt.)

Es ist heiß, obwohl die Sonne noch gar nicht ganz im Zenit steht. Die steinige Straße nach Jerusalem singt noch nicht sein Lied. Sie knirscht höchstens unter Hufen und Sandalen. Graubraune Steine. Flitzende Eidechsen. Verbrannte Erde. Ein steiniger Weg unter seinen Füßen und ein schwerer Weg liegt vor ihm. Genau wie die flirrende Hitze. Und je näher er der Stadt kommt, desto mehr Menschen drängen sich auf den Straßen von Jerusalem. Angelockt vom Fest. Und dann geht auf einmal ein Raunen durch die Menge. Einige in seiner Nähe haben ihn erkannt und geben die Botschaft weiter. Wie ein Lauffeuer verbreitet es sich und bringt Bewegung und Musik in die Menschen. „Stell dir vor, Jesus kommt. Dieser Jesus, Du weißt schon, er ist auf dem Weg hierher!“

Sie laufen ihm entgegen, bilden eine Gasse, singen und schreien „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!“ Palmzweige in den Händen, Kleider auf dem Weg und ein Psalmlied auf den Lippen. Ein Esel zur rechten Zeit und Jesus erfüllt die alttestamentliche Verheißung: „Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.“

So in etwa stellt sich der Evangelist Johannes den Einzug Jesu in Jerusalem vor.

Wie es sich wohl für Jesus angehört haben mag? Ein Psalmlied zum Einzug – sein Heimspiel? Nein, nicht wirklich. Es wird sein letztes Spiel - mit einem Ausgang, der für ihn schon klar ist. Für die jubelnde Masse noch nicht. Und für seine Freunde und Freundinnen schon gar nicht. Die genießen noch das Spektakel – endlich einmal im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit!

„So seid unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus entspricht.“ Der Auftakt zu einem Lied, zum Christushymnus im Philipperbrief. Und dieser Christushymnus kommt mir fast wie ein Einzugslied, eine Walk- on- Musik vor. Ein Einzugslied jedoch ohne den Star, über den gesungen wird, ohne denjenigen, der durch die Menge schreitet. Und doch ist Christus gerade in diesem Lied gegenwärtig. Wird vergegenwärtigt. In seinem Sein und in seinem Handeln: Gott gleich und doch auch den Menschen gleich. Und er geht einen steinigen Weg, macht es sich nicht leicht. Er scheut nicht menschliche Schmerzen, nicht Ausgrenzung, Erniedrigung, er entzieht sich nicht und reicht uns Menschen doch gerade damit die Hand als Bruder. Tut das auf unserem je eigenen Weg nach Jerusalem.

Der so genannte Philipper-Hymnus: Ein Einzugslied der besonderen, der anderen Art, weil es den einen nicht pusht, sondern die vielen, weil es den einen scheinbar als Verlierer vom Platz gehen lässt, während wir aufatmen können. Weil es in diesem einen Lied nicht darum geht, über seine Gegner zu gewinnen, sondern seine Gegner zu gewinnen für ein Leben, das Sieg und Niederlagen teilt, nicht verteilt.

Jesus wird als Gemarterter und geschlagener Leichnam das Feld, das Kreuz verlassen. Er wird abgehängt werden und kann gerade so zum Lied unseres Lebens werden. Damit wir weitergehen können – durch Gassen und Straßen, Wüsten und Gewässer, über Plätze, Brücken und Hürden des Lebens. Damit wir sehen, dass das Leben eben kein einzelner Kampf ist, den es gegen andere zu gewinnen gilt. Sondern ein Spiel, das nur gemeinsam gelingt. Ohne den einen Gewinner – und wenn irgend möglich ohne Verlierer. Zukunftsmusik, gewiss. Doch sie macht Mut, es zu versuchen.

Ein wirkliches Walk-on Lied. Ein Lied, das zum Weitergehen animiert und inspiriert, weil wir nun wissen, dass einer mit uns geht. Auch gerade durch die dunklen Zeiten unseres Lebens. Durch Triumphe und Niederlagen. Eine Lebensbegleitmusik, die Kraft und Mut gibt, trotz Leid und Tod weiterzugehen.

Mit diesem Lied ist mir alles möglich! Und dir auch.

Amen.

Verfasserin: Dr. Sigrun Welke-Holtmann, Homburg


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de