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Leidensgemeinschaft mit Christus

von Martin Weber (Stuttgart)

Predigtdatum : 21.04.2024
Lesereihe : VI
Predigttag im Kirchenjahr : Jubilate
Textstelle : 2. Korinther 4,14-18
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Wochenspruch: "Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5,17)

Psalm: 66,1-9

Predigtreihen

Reihe I: Sprüche 8,22-36
Reihe II: Johannes 15,1-8
Reihe III: Apostelgeschichte 17,22-34
Reihe IV: 1. Mose 1,1-4a(4b-25)26-28(29-30)31a(31b);2,1-4a
Reihe V: Johannes 16,16-23a
Reihe VI: 2. Korinther 4,14-18

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 108 Mit Freuden zart zu dieser Fahrt
Wochenlied: EG 432 Gott gab uns Atem, damit wir leben
Predigtlied: EG 370, 10-12 Warum sollt ich mich denn grämen
Schlusslied: EG 394 Nun aufwärts froh den Blick gewandt

Predigttext: 2. Korinther 4,14-18

14 denn wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch. 15 Denn es geschieht alles um euretwillen, auf dass die Gnade durch viele wachse und so die Danksagung noch reicher werde zur Ehre Gottes. 16 Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. 17 Denn unsre Bedrängnis, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, 18 uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

Predigt

Außen und innen

Liebe Gemeinde,
wir Menschen haben eine Außenseite – und wir haben eine Innenseite.
Paulus redet vom äußeren Menschen und vom inneren Menschen.
„Wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.“
Man sagt oft: Wir haben einen Körper, einen Leib – und wir haben eine Seele.
Unser Leib ist sichtbar und spürbar. Unsere Seele ist unsichtbar. Die beiden Seiten hängen eng miteinander zusammen: Wenn es dem Leib gut geht, dann geht es in der Regel auch der Seele gut. Und wenn es der Seele gut geht, dann geht es auch dem Leib gut.
Am besten ist es, wenn es beiden gut geht: dem Leib und der Seele, dem äußeren Menschen und dem inneren Menschen. Darum ist es gut, wenn wir beide Seiten pflegen.
Oft zitiert wird ein Ausspruch der spanischen Nonne Teresa von Avila: „Tu deinem Leib des öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“
Da ist dieser Zusammenhang von Leib und Seele gut beschrieben.
Wenn es dem äußeren Menschen gut geht, dann fühlt sich auch der innere Mensch wohl.
So weit, so gut. In der Theorie.
Aber ganz so einfach ist der Zusammenhang dann doch nicht.
So ganz passt das nicht in jedem Fall zusammen.
Das merken wir immer wieder.
Es kann sein, dass jemand sehr traurig ist – aber körperlich ist er oder sie ziemlich fit.
Und manchmal geht es Menschen körperlich richtig schlecht – aber seelisch geht es ihnen erstaunlich gut.

Außen verfallen, innen neu

Das hat Paulus hier im Blick.
Er schreibt:
„Wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.“
Wenn ich das lese, dann erscheinen mir Menschen vor meinem inneren Auge: Menschen, die eingeschränkt sind, deren Kräfte nachlassen – und die doch so etwas wie ein Leuchten ausstrahlen.
Der äußere Mensch verfällt, aber der innere wird von Tag zu Tag erneuert.
Ich vermute, dass Sie solche Menschen auch schon kennengelernt haben:
Menschen, die äußerlich eingeschränkt sind, die aber trotzdem einen Glanz ausstrahlen, eine innere Zufriedenheit.
Sie sind vielleicht krank – aber trotzdem sind sie getrost.
Oder sie sind einfach schon sehr alt und schwach – aber trotzdem sind sie versöhnt mit ihrer Lage, dankbar und zufrieden.
Irgendetwas leuchtet da in ihrem Herzen. Es kommt mir dann manchmal so vor, als sei da etwas Unzerstörbares in diesen Menschen.
Paulus würde vielleicht sagen: Dieser Glanz kommt von Gott.
Gott kann solch einen Glanz in die Herzen der Menschen legen.
Und aus den Herzen strahlt dieser Glanz nach außen.
Ein paar Verse vor unserem Predigttext schreibt Paulus:
„Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“ (2. Kor. 4,6)
Der äußere Mensch verfällt, der innere wird erneuert.
Der Leib verfällt, aber in der Seele geht trotzdem Tag für Tag die Sonne wieder auf.

Neuer Glanz von Gott

Wenn man so etwas miterleben darf – dann ist das wie ein Wunder.
Aber das heißt auch:
Man kann das nicht erzwingen.
Dieses innere Leuchten bringt man nicht selber zustande.
Da entsteht etwas in einem.
Immer wieder neu. Von Tag zu Tag.
Und das, was da entsteht, ist so erstaunlich, dass man kaum anders kann als zu sagen:
„Das hat Gott bewirkt.“
Gott kann offensichtlich auch da noch etwas Neues schaffen, wo das Alte seine Kraft verloren hat.

Etwas Äußeres vergeht, etwas Inneres entsteht.
Leibeskräfte lassen nach, Seelenkräfte nehmen zu.
Das sind allerdings keine allgemeinen Regeln.
Nicht immer nehmen die Seelenkräfte zu, wenn die Leibeskräfte abnehmen.
Ganz so einfach ist das nicht.
Aber möglich ist es eben doch.
Und wo es so ist: Da darf man jubeln, fröhlich und dankbar sein, Gott dankbar sein.
„Jubilate“ ist der Name unseres heutigen Sonntags. Das heißt: Jubelt! Freut euch!
Vielleicht liegt uns persönlich das laute Jubeln nicht so – dann dürfen wir uns eher still freuen, das ist dann auch okay.
„Der äußere Mensch verfällt, der innere wird erneuert.“
Paulus führt den Gedanken noch ein wenig weiter.
Er schreibt: „Was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“
Was sichtbar ist, ist zeitlich – und damit vergänglich.
Was unsichtbar ist, das ist ewig – und damit unvergänglich.
Man merkt hier: Paulus ist ein religiöser Denker.
Einer, der Freude hat am Kombinieren, am Überlegen, am Nachdenken.
Dieses Überlegen, dieses Nachdenken – das gehört auch zu unserem Glauben.
Man möchte sich einen Reim auf das machen, was man erlebt und sieht.
Wenn man versucht, alles zusammenzunehmen, was Paulus da überlegt, dann kommt heraus:

Vom Alten zum Neuen

Wir Menschen leben im Übergang.
Wir leben im Übergang vom Sichtbaren zum Unsichtbaren.
Wir leben im Übergang vom Vergänglichen zum Unvergänglichen.
Wir leben im Übergang vom Alten zum Neuen.
Dieser Übergang, der ist freilich manchmal schmerzlich:
Es tut weh, wenn etwas Altes zu Ende geht.
Es ist nicht schön, wenn man spürt, wie die Kräfte schwinden.
Aber am Ende – das ist jedenfalls unsere Hoffnung – am Ende kommt etwas Gutes heraus, etwas Unvergängliches, etwas Bleibendes.
Ich vermute, das ist Paulus an Jesus aufgegangen:
Der hat sterben müssen, sein irdisches Leben ist zu Ende gegangen. Das hat weh getan.
Aber er ist dann auferstanden zu einem neuen Leben.
Gott hat Jesus auferweckt zu einem neuen Leben.
An Ostern haben wir das gefeiert.
Dieses neue Leben ist dann freilich ein ganz anderes Leben:
Ein Leben in Gottes Ewigkeit.

Wie bei Jesus, so bei uns

Und nun ist Paulus durchdrungen und beseelt von dem Gedanken, dass Gott auch uns dereinst auferwecken wird zu neuem Leben.
So wie es bei Jesus war, so wird es auch bei uns sein.
Gott wird auch uns auferwecken.
So schreibt Paulus davon:
„Wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch.“
Paulus hatte einen anstrengenden Alltag. Er hatte viel Ärger. Er musste viele Konflikte durchkämpfen. Er gelangte immer wieder an die Grenzen seiner Kräfte – wie es uns ja manchmal auch geht.
Aber er hatte so eine Grundidee, so eine Grundgewissheit – und die hat ihn getragen.
Es war eine Gewissheit, die Gott in seinem Herzen hat entstehen lassen:
Die Gewissheit, dass unser Leben ein Übergang ist in die Ewigkeit.
Ich meine: Manchmal können wir das schon in diesem Leben spüren:
Gott gibt uns neue Kraft.
Gott gibt uns wieder neue Hoffnung.
Und so kann er auch sagen, wie es um uns steht:
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Kor 5, 17)

Unser Leben ist nicht einfach ein Wenigerwerden.
Das ist es gewiss auch – im Blick auf unseren Körper, auf unseren Leib.
Und auch mit unserem Geist, mit unserem Denken lässt es irgendwann meistens nach.
Aber trotzdem ist da etwas in uns, das von Gott und zugekommen ist.
Paulus nennt das hier den „inneren Menschen“.
„Wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.“

Erfreuliche Aussichten

Im Alltag vergessen wir das oft, dass Gott etwas mit uns vorhat, was über dieses irdische Leben hinausreicht.
Im Alltag sind wir meistens beschäftigt mit all den Aufgaben, die gerade zu bewältigen sind.
Da gibt es ständig dies zu tun und jenes.
Da kommt unserer „innerer Mensch“ oft viel zu kurz.
Darum ist es gut, wenn wir in unseren Gottesdiensten immer wieder daran erinnert werden:
Gott hat immer noch etwas mit uns vor.
Etwas Neues. Etwas Gutes.
Etwas, worauf wir uns freuen dürfen.
Amen.

Verfasser: Pfarrer Dr. Martin Weber, Direktor des Predigerseminars der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Stuttgart


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