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Licht in der Finsternis

von Hartmut Mildenberger

Predigtdatum : 26.12.2018
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 2. Feiertag
Textstelle : Römer 1,1-7
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Wochenspruch: "Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit."       (Johannes 1, 14 a)

Psalm: 96,1-3.7-13 (EG 738)

Predigtreihen

Reihe I: Römer 1,1-7
Reihe II: Matthäus 1,18-25
Reihe III: Hebräer 1,1-4(5-14)
Reihe IV: Jesaja 7,10-14
Reihe V: Matthäus 1,1-17
Reihe VI: 2. Korinther 8,7-9

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 45,1–4 Herbei, o ihr Gläub´gen
Wochenlied: EG 39,1–7 Kommt und lasst uns Christus ehren
Predigtlied: EG 23 Gelobet seist du, Jesu Christ
Schlusslied: EG 32,1–4 Zu Bethlehem geboren

Predigttext Römer 1,1–7

Paulus, Apostel der Heiden

1 Paulus, ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes,
2 das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift,
3 von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch,
4 der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der da heiligt, durch die Auferstehung von den Toten – Jesus Christus, unserm Herrn.
5 Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, den Gehorsam des Glaubens um seines Namens willen aufzurichten unter allen Heiden,
6 zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus.
7 An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Hinführung

Wir haben einen Briefkopf vor uns. Die Normalform eines solchen findet sich in Apostelgeschichte 23, 26. Absender-Adressat-Grußformel. Paulus erweitert gerne, hier besonders ausführlich. Er will die Autorität eines von Jesus Christus Beauftragten signalisieren. Im Römerbrief schreibt er an eine ihm unbekannte Gemeinde, er stellt sich und seine Theologie vor, er kündigt seinen Besuch an, will Vertrauen gewinnen, um Rom als weitere Basis zur weiteren Völkermission zu haben. (vgl. Walter Klaiber, der Römerbrief S. 16 ff)

„Textsemantisch ist die Selbstvorstellung in V. 1 - 6 konzentrisch aufgebaut: Um einen Mittelteil, in dem Paulus den Inhalt des Evangeliums nennt (V. 2 - 4), legt sich in V. 1 und V. 5 - 6 ein Rahmen, in dem er sein apostolisches Selbstverständnis beschreibt.“ (Michael Wolter, Der Brief an die Römer, Tbd 1, S. 77)

Römer 1, 1 - 7 wurde früher als Reihe 2 in der Christnacht gepredigt, seit der Perikopenrevision 2018 ist der Text Reihe 1 für den 2. Christtag. Anlass, den Text in die Weihnachtszeit anzusiedeln, war möglicherweise: „geboren … aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch.“

In meiner Predigt war mir weniger der nahegelegte Bezug zu Israel wichtig, sondern angesichts des Weihnachtsfestes stärker die Mensch-(„Fleisch-“)Werdung Gottes (vgl. Tagesspruch).

Ziel

Trösten, da Gott uns ganz und gar als Menschen annimmt.

Gliederung

  1. Weihnachtspost, Besuche, Beziehungspflege
  2. „nach dem Fleisch“: Gott nimmt die dem Tod verfallene Welt auf sich
  3. Geboren, gekreuzigt und auferstanden
  4. Gute Nachricht für alle Welt
  5. Geliebte, Heilige! Gnade und Friede Euch!

Predigt

I. Weihnachtspost, Besuche, Beziehungspflege

Liebe Gemeinde,

hoffentlich habe Sie auch ein wenig Weihnachtspost bekommen. „Frohe Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr“ So oder ähnlich grüßen wir einander. Weihnachten ist die Zeit, in der die Beziehungen gepflegt werden.

Auch viele Besuche werden dieser Tag gemacht. Man fährt zu den Eltern oder zu Verwandten, manchmal auch zu Freunden. Und die, die alleine sind empfinden Weihnachten manchmal als besonders schmerzhaft. Denn Weihnachten ist die Zeit der Beziehungen. Es ist das Fest der Liebe.

Beziehung pflegt auch der Apostel Paulus. Heute hören wir den Anfang seines Briefes an die Christengemeinden in Rom. Es sind die Verse 1 – 7 im 1. Kapitel.

(Lesung des Predigttextes)

II. „nach dem Fleisch“: Gott nimmt die dem Tod verfallene Welt auf sich

Sie merken schon, um die Weihnachtsbotschaft zu erkennen, muss man ganz genau zuhören. Was die Evangelisten Lukas und Matthäus in Geschichten verpackten, ist bei Paulus ganz konzentriert: Gottes Sohn, Christus Jesus, geboren aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch.

Fast wie an Weihnachten geht es auch um einen Besuch und um eine Beziehung. Es geht um Gottes Beziehung zu uns Menschen - und um Gottes Besuch in dieser Welt. Aber das ist ja viel zu kurz gegriffen. Es geht um viel mehr als einen Besuch.

Das Wort „Fleisch“ steht dafür. Wir würden heute vielleicht sagen: Gott wird Mensch, das ist das besondere an Weihnachten. Lukas beschreibt das anschaulich mit einem Kind in der Krippe in Windeln gewickelt. Matthäus zeigt dies an Josefs Zögern, die schwangere Maria zu heiraten. Paulus verwendet das Wort „Fleisch“.

Das ist Weihnachten, dass Gott unser Fleisch wird. Und wenn Ihnen das etwas befremdlich vorkommt, dann ist das gut so. Denn Fleisch vermodert, zerfällt wir faulig. Das passt nicht zu dem heiligen ewigen Gott. Aber das ist es, was Paulus schon in seinen ersten Worten klarstellen will: In Jesus, dem Christus, den wir Gottes Sohn nennen, da nimmt Gott selbst unser Fleisch an. Gott begibt sich ganz hinein in unsere zerfallende, zu Grunde gehende, faulig werdende, dem Tod verfallene Welt.

Der heilige und heilende Gott wird ganz irdisch. Er wird hineingeboren ins Volk Israel, in die Nachkommenschaft Königs David. Gott begibt sich hinein in all die Probleme, die Volkszugehörigkeiten so haben. Gott begibt sich hinein in all die guten und schwierigen Verwandtschaftsbeziehungen. Gott hält sich nicht heraus.

Die Evangelisten Lukas und Matthäus erzählen von all den Problemen, in die Gott sich hineinbegibt: Gott geht mit, wenn die römische Steuerverwaltung eine Verordnung erlässt, die die Menschen zwingt, lange und beschwerliche Wege zu gehen, nur um sich bei irgendeinem Amt registrieren zu lassen. Gott wird Teil des kleinen Volkes, das von Despoten wie Herodes in Angst und Schrecken versetzt wird. Gott weiß, was Flucht und Vertreibung bedeuten.

„Geboren aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch.“ Das bedeutet, dass Gott alle Menschen annimmt. Jeder, der verzweifelt an seiner eigenen Lebensgeschichte, und Jede, die nicht weiß, wie es weitergeht, soll wissen: Gott ist da. Er ist auch Teil deines Lebens geworden.

Jeder, dem das Leben zerbröselt oder unter den Fingern zerrinnt, soll wissen, Gott hat sich genau dieses labile, gefährdete Leben angezogen. Er hat es sich zu eigen gemacht.

Jeder dem die Beziehungen um die Ohren fliegen, der Vertrauen verloren hat, soll wissen: Gott hat auch dein Leben auf sich genommen. Niemand und nichts ist ohne ihn.

Und da sind die vielen Menschen, die ausgebeutet und unterdrückt werden. Da sind die Opfer der Kriege und der Naturkatastrophen. Da sind die, die verbrennen oder ertrinken. Gott hat ihr Leben angenommen. Er lässt sich mit unterdrücken. Er lässt sich selbst zum Opfer machen. Er lässt sich selbst töten. Niemand ist da allein. Der große Gott teilt unser Leben. Er teilt das Schicksal allen Fleisches und nimmt es auf sich.

Gott ist und bleibt mit jedem Menschen in Beziehung. Ja, er teilt sein Leben mit einem jeden von uns und mit einem jeden Menschen auf der ganzen Welt. Ja, das Schicksal der ganzen Welt nimmt er auf sich.

Das ist es, was wir an Weihnachten feiern. Paulus konzentriert alles in diesem kurzen Wort: „geboren aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch.“

III. Geboren, gekreuzigt und auferstanden

Und wo Gott sich dem Leben, uns Menschen, der Welt angenommen hat und sich zu eigen gemacht hat, da kann sie nicht blieben wie sie ist. Da ist der Schöpfer des Lebens selbst am Werk. Da kann Weihnachten nicht allein stehen. Paulus erinnert konzentriert an Kreuz und Auferstehung.

Der Sohn Gottes, das ist der Christus Jesus, „der nach dem Geist der Heiligkeit als Sohn Gottes eingesetzt wurde in Vollmacht seit der Auferstehung von den Toten.“

„Geboren, gekreuzigt und auferstanden“, diese drei gehören untrennbar zusammen. Weihnachten, Karfreitag und Ostern, das ist das Heil Gottes. Wer geboren wurde, ist nach dem Fleisch dem Tode geweiht. Aber mit Jesus ist er zum Leben bestimmt. Jesus ist der Anfänger des neuen Lebens. Er ist auferstanden von den Toten.

In ihm kommt beides zusammen: Fleisch und Geist. Gott und Mensch. Deshalb Jesus Christus. Deshalb nennen wir ihn unseren Herrn. Ihm verdanken wir unser Leben und unsere Hoffnung und unser Sein.

Deshalb feiern wir seine Geburt, das Christ-Fest. Wir feiern ihn, den Sohn der Maria, als den Christus. Fleisch und Geist vereint, Gott und Mensch vereint.

„Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis.“ Die Grenze aller Trennung von Gott und vom Leben und von der Liebe ist überwunden. Alles, was uns von Gott trennt in Gedanken, Worten und Werken – die Sünde – ist weggeschafft.

IV. Gute Nachricht für alle Welt

In Christus wird alles zusammengehalten: Fleisch und Geist, Tod und Leben, Gott und Mensch. Alles hält er zusammen. Alles hängt an ihm. Auch Paulus. Auch die Glaubensgeschwister in Rom und genauso Ihr, liebe Brüder und Schwestern hier in (…).

Paulus kann sich nicht sehen ohne diesen. Er ist „Diener Christi, berufener Apostel, ausgesondert das Evangelium zu predigen.“

Denn alle Welt soll das wissen von Gott. Was Paulus zu verkündigen hat, ist unerhört, neu und unbekannt: Gott kommt ins Fleisch und überwindet den Tod. Das ist das Evangelium.

Deshalb schreibt Paulus den Römern. Deshalb kündigt er ihnen seinen Besuch an und stellt sich so ausführlich vor. Deshalb will er in Rom seine neue Missionsbasis aufbauen. Alle Welt – bis in den letzten Winkel soll erfahren von diesem unerwarteten Gott, der sich der Menschen so annimmt, der selbst Mensch geworden ist.

„Unter allen Völkern“ will er es bekannt machen. Denn dieser Jesus war zwar ein Israelit wie Paulus selbst. Aber wenn Gott sich ins „Fleisch“ begibt, dann gilt das allen Völkern, allen Menschen, allen Geschöpfen, der ganzen Welt. Und Paulus will es allen Völkern kundtun.

V. Geliebte, Heilige! Gnade und Friede euch!

Und so kann jetzt Paulus die Römer grüßen als das, was sie sind: „An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom.“ Auch ihr hier seid Geliebte Gottes. Jeder und jede einzelne von euch.

Auch wenn du dich nicht so fühlst: Du bist geliebt von Gott.

Auch wenn du dich vergessen fühlst: Gott kennt deinen Namen, kennt deine Sorgen, hört dein Schreien.

Auch wenn du dich am Leben wie es ist, erfreust und es genießen kannst: Gottes Liebe gilt dir, Geliebter, Geliebte Gottes.

Und wir sind „Heilige“, zu Gott Gehörige. Die Bezeichnung Christen gab es damals noch nicht. Untereinander haben die Christen sich bezeichnet als Heilige Gottes; Gott Geweihte, von Gott Geliebte. Heilig wird man nicht durch besondere Herkunft oder Lebensführung, sondern weil Gott uns dazu berufen hat.

Heilig seid ihr, denn durch eure Lebensbindung an Gott haben Sünde und Tod keine absolute Macht mehr über euch!

Darum jetzt endlich der Eingangsgruß:

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade und Friede mit euch.“

Gnade sei mit euch!

Gnade, denn Gottes Liebe und Gottes Barmherzigkeit sind größer als Gottes gerechter und richtender Zorn.

Gnade, denn Gott liebt euch, auch wenn ihr abirrt von Gottes Wegen, auch wenn ihr schuldig werdet an Gott und an euren Mitmenschen.

Friede sei mit euch! Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Friede, damit ihr nicht mehr kämpfen müsst gegen die „Dämonen“ in euch: Gegen eure Lebensgier oder gegen euren Lebensüberdruss, gegen eure Selbstsucht oder gegen eure Selbstaufgabe, gegen euer hochfahrendes Wesen oder gegen eure Minderwertigkeitsgefühle, gegen eure Absolutheitsansprüche oder gegen eure grundsätzlichen Zweifel.

Das ist die Weihnachtspost für heute. Gott hat uns besucht. Er ist einer von uns geworden. Er hat alles auf sich genommen, was Menschsein heißt. Deshalb gilt allen Geliebten Gottes und berufenen Heiligen überall und zu allen Zeiten – deshalb gilt euch hier:

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Amen

Eingangsgebet

Herr, unser Gott, dankbar staunen wir über dich.
Du nimmst uns an als Menschen.
Du kümmerst dich um uns.
Was für eine Liebe.
Was für ein Trost.
Unsere Erde nicht vergessen, sondern geliebt.
Wir, nicht vergessen, sondern angenommen mit Haut und Haaren.

Herr, unser Gott, ja, wir staunen,
begreifen können wir es nicht:
das Geheimnis der Weihnacht,
das Wunder deiner Geburt.
Aber wir freuen uns,
nehmen dankbar an,
was du uns gibst: dein Liebstes.

Öffne unser Herz für dich,
öffne unser Ohr für dich,
öffne unser Leben für dich,
dass wir dich aufnehmen,
dass deine Liebe uns erfüllt,
damit wir dich ehren in der Höhe
und Friede sich ausbreite auf Erden.

Amen

H.M.

Fürbittengebet

Jesus Christus, zu dir kommen wir.
Wir beten dich an,
dich, eingesetzt zur Rechten Gottes,
dich, menschgewordener Retter der Welt.
Zeig doch deine Macht der Liebe auch dort,
wo Menschen sie nötig haben.

Hilf deiner Kirche und allen Gemeinden,
dass sie dich glaubwürdig bezeugen in Wort und Tat.

Segne die, die Verantwortung tragen
in unserer großen und kleinen Welt,
gib Weisheit und Einsicht und Liebe,
dass sie Frieden suchen auf Erden,
dass sie Gerechtigkeit verbreiten,
dass sie die Schöpfung bewahren helfen.

Steh bei den Gestressten,
sei nahe den Einsamen,
erfülle die Lieblosen,
stärke die Lebensmüden,
tröste die, die traurig sind,
geleite die Sterbenden,
gib Geduld den Kranken,
kräftige die, die sie begleiten,
die sich kümmern und sorgen,
die operieren und pflegen.

(eventuell einfügen Fürbitte für Menschen in Ländern, in denen aktuell große Not herrscht)

Herr Jesus Christus, wir denken auch an Menschen, die uns besonders nahe sind. Wir denken an Not, die uns anvertraut wurde, an Leid in der Familie, in der Nachbarschaft.

Ja, Jesus Christus, du kennst auch uns selbst
Du bist ja Mensch wie wir geworden.
So kommen wir mit dem, was uns selbst bekümmert, zu dir.
Und auch mit dem, was uns freut und aufrichtet.

Ja, dich beten wir an
voll Hoffnung und Glaube,
dich, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist
lebst und Leben schaffst von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen 

H.M.

Verfasser: Pfarrer Hartmut Mildenberger, Anna-Peters-Straße 29 A, 70597 Stuttgart


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