Menü

Licht in der Finsternis

von Matthias Simon (39122 Magdeburg)

Predigtdatum : 26.12.2015
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 2. Feiertag
Textstelle : Hebräer 1,1-3.(4-6)
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:
"Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit." (Johannes 1, 14 a)

Psalm: 96

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 11, 1 - 9

Epistel: Hebräer 1, 1 - 3 (4 - 6)

Evangelium: Johannes 1, 1 - 14

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 36 Fröhlich soll mein Herze springen
Glorialied EG 54 Hört der Engel helle Lieder
Wochenlied: EG 23 oder
EG 47 Gelobet seist du, Jesu Christ oder
Freu dich, Erd und Sternenzelt
Predigtlied: EG 41 Jauchzet, ihr Himmel
Schlusslied: EG 44 O du fröhliche
Vorbemerkung
Anstelle der Epistel aus dem Hebräerbrief kann am 2. Weihnachtstag auch die Erzählung vom Martyrium des Stephanus gelesen werden: Apg (6, 8 - 15) 7, 55 - 60. Da die Predigt auf der Heiligen Stephanus Bezug nimmt, wird empfohlen, so zu verfahren und zu Beginn der Predigt lediglich Hebr 1, 1 - 3 als Predigttext zu lesen.

Predigttext Hebräer 1, 1 - 3 (4 - 6)
1 Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten,
2 hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat.
3 Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild sei-nes Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe

Liebe Schwestern und Brüder,

es ist seltsam: das schöne Weihnachtsfest mit seinem Glanz, den Weihnachtsliedern und dem Evangelium am Heiligen Abend nährt Jahr für Jahr die Hoffnung auf den „Frieden auf Erden“. Von Anfang an erleidet aber das Friedens-evangelium Gewalt. Und so wird im Gedenken der Kirche das Fest des Friedens mit einem Ereignis verbunden, über das nur selten gesprochen wird: Der 26. Dezember ist auch der Tag des Heiligen Stephanus. Stephanus war der erste unter den Christen in Jerusalem, der für seinen Glauben umgebracht wurde. Sein Martyrium, das ist Gewalt und Glanz zugleich.

Stephanus hatte eine Entdeckung gemacht, die ihn zwar das Leben kostete, aber für den Glauben aller Zeiten ungemein wichtig geworden ist. Das geschah, als noch niemand daran dachte, Weihnachten zu feiern; denn das Weihnachtsfest wurde erst seit dem vierten Jahrhundert Ende Dezember begangen. Ein weihnachtlicher Glanz liegt aber schon über der Geschichte des Stephanus. Seine Geschichte kann uns vielleicht auch helfen, die Worte vom Anfang des Hebräerbriefs zu verstehen. Der Predigttext kommt ja ein bisschen abstrakt an unser Ohr, wir mögen uns beim Zuhören gefragt haben: Mit was für einer Erfahrung verbindet sich das denn?
Stephanus war in Jerusalem in der ersten christlichen Gemeinde ein Mann von einer starken geistigen Ausstrahlung, ein Organisationstalent und ein Mann des Vertrauens. Tief ergriffen von den ersten Funken des christlichen Glaubens, lebte er in der Auferstehungshoffnung. Man sagte, er hätte in bestimmten Augenblicken das Gesicht „wie eines Engels“ gehabt. Spätere Darstellungen zeigen ihn jung, ohne Bart, und er trägt in der Hand Steine. Diese Steine erzählen seine Geschichte:

Man hatte ihm vorgeworfen, er verdrehe das Wichtigste und Verlässlichste, was es gibt, nämlich Gottes Wort. Gottes Wort - wir könnten seine Wichtigkeit mit den „Menschenrechten“ heute vergleichen. Aber noch mehr: Wie soll man leben, wenn es in solcher Grundorientierung nicht mehr stimmt? Stephanus war völlig unschuldig, aber die religiösen Autoritäten in Jerusalem wussten schrecklicherweise keinen anderen Weg, als ihn zu steinigen. Im Augenblick des Todesurteils, so erzählt die Apostelgeschichte, „sah er auf zum Himmel – und sah die Herrlichkeit Gottes und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn (also Jesus) zur Rechten Gottes stehen!“

Da war etwas sehr Tiefes ganz ungeahnt berührt worden und in Erfüllung gegangen: Er war dem lebendigen Christus begegnet! Was für ein Augenblick! Stephanus hat im Augenblick seines Todes den Himmel offen stehen sehen und hat die himmlische Herrlichkeit geschaut.

Noch im selben Moment konnte Stephanus etwas tun, was an die Grenzen des Menschlichen rührt. Er hat nämlich seinen Peinigern vergeben. Da zeigte sich mitten in der Härte von Gewalt eine andere, helle Spur, wie ein „weihnachtlicher Glanz“. Das war einer von jenen Augenblicken, wo inmitten von Feindschaft und Gewalt der Friede Gottes einen Fuß auf die Erde setzt. Davon lebt unsere Friedenshoffnung bis heute.

Viele haben nach Stephanus Ähnliches erlebt. Der Hebräerbrief hat es in stammelndes Staunen gefasst: „Er (Christus) ist der Abglanz der Herrlichkeit Gottes. Er ist das Ebenbild seines Wesens und trägt alles mit seinem kräftigen Wort. Er ist gesetzt zur Rechten der allerhöchsten Autorität.“

Das Evangelium bezeugt es so klar: Niemals geht von Christus Gewalt aus! Im Gegenteil: dass er als der Unsichtbare lebendig ist und die Gemeinschaft mit jedem Menschen sucht – hier bei uns! –, das weckt Hoffnung und bahnt Wege der Versöhnung. Wir können Mut fassen, wir können Ängste überwinden und zum Beispiel Menschen begegnen, mit denen wir keine gemeinsame Sprache sprechen. Von denen gibt es jetzt so viele in unserem Land. Und es kann bei uns die Phantasie dafür wachsen, wie wir ihnen zeigen können, dass hier für sie eine Bleibe sein möge ohne Angst.
Liebe Schwestern und Brüder, wo eine solche Frische aufbricht, wo mit Mut und Lust auch einmal ordentlich widersprochen wird, wenn die alten Ressentiments auf den Tisch kommen, da lebt etwas auf! Und kann man hier bei uns auch etwas von der Gemeinschaft erleben, zu der uns Christus formt und die etwas gemeinsam tut?

Für eine solche Kraft spricht ein einfaches Beispiel, das jeder nachprüfen kann: Wer in Sachsen-Anhalt und Thüringen auf der „Straße der Romanik“ unterwegs ist, begegnet dort vielen Burgen – die aber fast alle Ruinen sind (die Wartburg ist einmal wiederaufgebaut worden). Und er sieht noch viel mehr Kirchen – die dagegen fast alle gut dastehen. Und in den meisten wird noch immer gebetet! Warum? Wieso hatten zum Beispiel wehrlose Klöster eine größere Überlebenschance als Orte, an denen man sich mit allen Mitteln der Kriegskunst wehren konnte?

Der Gesang der Weihnachtsengel wird in diesen Kirchen Sonntag für Sonntag gesungen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“. Er hat in den Kirchgebäuden richtig Gestalt angenommen. „Selig die Friedensstifter – ihnen wird die Erde gehören!“

Uns ist in der Nachfolge Christi etwas Kostbares in die Hände gelegt. Denken wir an die vielen, die nach Europa kommen, weil sie nur Frieden suchen: Was, wenn wir aufhörten, Grenzen gegeneinander zu errichten, weil da eine Menschheitsaufgabe im Grunde nur mit ihnen zusammen gelöst werden kann? Liegt da nicht eine ganz andere Chance? Gemeinsame Wege, die grassierende Gewalt in der Welt zu überwinden, könnten viel eher zum Ziel führen. Gemeinsam mit denen, die sich für ihr Land selbst Frieden wünschen, könnten wir etwas viel Überzeugenderes an ihre Stelle setzen. Finden wir in unserem Land dazu den Mut?

Zweiter Weihnachtstag - Stephanus-Tag: wir feiern, dass der Himmel offen ist, Christus unsichtbar mitten unter uns steht, dass ein Gutes, das getan wird, nicht umsonst sein wird! Wir nennen es ein „Fest“, weil darin eine feste Hoffnung liegt, an die wir uns halten können. Und es ist uns versprochen, dass im Nachgehen der Wege Christi, in seiner Nachfolge, ein Glanz liegt, etwas wirklich Stärkendes und Bereicherndes.
Amen

Fürbittengebet
Wir sehen dich mit Freuden an,
du Kind in der Krippe.
Die Sterne folgen dir,
die Engel singen von dir,
die Armen vertrauen dir,
aber die Mächtigen fürchten dich.
Wir sehen dich mit Freuden an,
Jesus Christus, du Kind in der Krippe.
sieh du auf die, die dich mit ihrem Leben bezeugen.
Sieh auf die Christen in Syrien, im Irak,
in Ägypten, in der Türkei.
Sieh auf die Gemeinden,
in denen dort seit fast 2000 Jahren
der Glaube an dich weitergegeben wurde.
Sieh auf die Christen,
die aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Sei weiter ihre Sonne,
sei weiter ihr Licht, ihr Leben, ihre Freud und Wonne.
An deiner Krippe bitten wir dich:
Kyrie eleison.

Wir sehen dich mit Freuden an,
Jesus Christus, du lieber Stern,
erleuchte du die tiefe Todesnacht,
wo deine Gläubigen bedroht werden
wo deine Gläubigen verschleppt, gefoltert
und in Ketten gehalten werden,
wo deine Gläubigen enthauptet und ermordet werden,
Sei weiter ihr Freund,
sei weiter ihr Trost und Licht und Leben.
An deiner Krippe bitten wir dich:
Kyrie eleison.

Wir sehen dich mit Freuden an,
o Jesu, du mein Leben,
sieh, wie deinen Gläubigen die Herzen im Leibe weinen,
höre, wie sie klagen,
weil ihre Töchter entführt und vergewaltigt werden,
höre, wie sie verzweifeln,
weil ihre Söhne getötet werden,
sieh, wie sie erstarren,
weil ihre Häuser und Kirchen zerstört werden.
Wische du ihre Tränen ab,
halte du sie fest in deiner Liebe.
An deiner Krippe bitten wir dich:
Kyrie eleison.

Wir sehen dich mit Freuden an,
du Kind in der Krippe,
du großer Gott, Freund und Bruder.
Heile die Verwundeten,
tröste die Geschundenen.
Richte die Gewalttäter,
mahne die Übeltäter,
vertilge das Böse.
Rette und erlöse, die dich lieben.
Heute, morgen und alle Tage.
Amen
(Wochengebet der VELKD zum Stephanustag 2014)



Verfasser: Pfarrer Dr. Reinhard Simon
Goethestr. 28 a, 39130 Magdeburg

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de