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Liebe mutet neue Wege zu

von Henning Lang (76872 Minfeld)

Predigtdatum : 01.11.2020
Lesereihe : II
Predigttag im Kirchenjahr : 21. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Jeremia 29,1.4-7(8-9)10-14
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Wochenspruch: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Römer 12,21)

Psalm: 19,8-14

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Reihe I: Epheser 6,10-17
Reihe II: Jeremia 29,1.4-7(8-9)10-14
Reihe III: Matthäus 10,34-39
Reihe IV: Johannes 15,9-12(13-17)
Reihe V: 1. Mose 13,1-12(13-18)
Reihe VI: Matthäus 5,38-48

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 454, 1+3-6 Auf und macht die Herzen weit
Wochenlied: EG 639, 1–3+6 Damit aus Fremden Freunde werden
Predigtlied: EG 395, 1-3 Vertraut den neuen Wegen, EG+ 75, 1-3 Wo Menschen sich vergessen
Schlusslied: EG 425, 1-3 Gib und Frieden jeden Tag

Predigttext Jeremia 29,1.4-7(8-9)10-14

Jeremias Brief an die Weggeführten in Babel

1 Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt
4 So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels, zu allen Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe weg-führen lassen:
5 Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte;
6 nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger werdet.
7 Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohl-geht, so geht's euch auch wohl.
(8 Denn so spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Lasst euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen, und hört nicht auf die Träume, die sie träumen!
9 Denn sie weissagen euch Lüge in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, spricht der HERR.)
10 Denn so spricht der HERR: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe.
11 Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.
12 Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören.
13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet,
14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.

Liebe Gemeinde,

"Ein kleiner Schritt für einen Mann, aber ein großer Schritt für die Menschheit." sagt Neil Armstrong, als der 1969 als erster Mensch auf dem Mond landet.
Dass er überhaupt zum Mond gekommen ist, hat er übrigens einer Frau zu verdanken! Katherine Johnson. (Ihre Geschichte erzählt der Film hidden figures, unerkannte Heldinnen. Übrigens: echt sehenswert.)

Katherine Johnson hat nämlich die Flugbahn der Mondkapsel berechnet, damals ohne Computer, von Hand! Das hat nur sie geschafft. Eine Pionierleistung!
Als Kind hat sie ihre Leidenschaft für Mathematik und Zahlen entdeckt. Mit ihrer ganzen Nation träumt sie davon, einen Menschen ins Weltall zu bringen! Und als Katherine bei der Weltraumorganisation NASA arbeitet, greift sie nach den Sternen: Die suchen einen Mathematiker für das Projekt des ersten bemannten Raumflugs. 

Ein kleiner Schritt - für einen Mann, - holt es Katherine dann auf den Boden der Realität: die Rollenbilder ihrer Zeit. Und, Katherine muss gleich gegen zwei Vorurteile kämpfen: Eine Frau, als Mathematikerin bei der NASA? Undenkbar! Und Katherine ist Afroamerikanerin. Eine Schwarze, ein „Mensch zweiter Klasse“ hieß es damals, bei der NASA? Unmöglich!
Und das lassen sie alle spüren, als sie die Stelle antritt. Für Katherine ist der tägliche Albtraum: Sie darf im Büro keinen Kaffee trinken, die Kanne ist nur für Weiße. Zur Toilette muss Katherine bei Wind und Wetter quer über das riesen NASA-Gelände laufen, in ihrem Bürogebäude ist eine Toilette - nur für Weiße. Und noch viele andere Vorurteile behindern sie, Tag für Tag.
Katherine zweifelt: Vielleicht hat sie da wirklich nichts verloren? Als afroamerikanische Frau in dieser „nur für weiße“ Männer-Welt der Weltraumforschung?

Gefangen im täglichen Albtraum - wie die Israeliten in der Bibel. Nach einem verlorenen Krieg wurden die als „Kriegs-beute“ nach Babylon verschleppt. Plötzlich finden sie sich in einer fremden Welt wieder, die sie spüren lässt: Ihr seid Fremde, Gefangene, Menschen zweiter Klasse. Und schlim-mer noch: Die Israeliten fühlen sich von Gott verlassen. Gottes erwähltes Volk, das er aus der Sklaverei in Ägypten gerettet hat, sitzt wieder gefangen in der Fremde und muss anderen Herren dienen. 

Gefangen im täglichen Albtraum, kommen Zweifel. Wer sind sie denn noch? Was für einen Sinn hat unser Leben hier? Was soll, was kann man noch tun?
Sitzt es aus, das geht vorbei, irgendwann. Trösten die einen. Oder vertrösten? „Wartet nur lange genug“, - ist das nicht ein anderer Ausdruck für: Gebt auf?

Andere sagen: Die Welt ist, wie sie ist. Von Natur aus unfair, ungerecht, das kann man nicht ändern. Du? Bist eben Verlierer. Finde dich ab damit! 

So klingt für mich Resignation bis heute. Und mal ehrlich, auch bei uns klagen viele so. Gefangen in Bildern und Meinungen unserer Zeit. Plötzlich hört man wieder alte Vorurteile: Mädchen und Technik? Absurd! Geht lieber zu Germany´s next Topmodel. Plötzlich hört man wieder: Die Afrikaner, die Juden, die anderen, „Menschen zweiter Klasse“, die sind schuld dass ich... Und: wenn man solche Vorurteile oft genug hört, sie sich lange genug einredet. Dann muss doch was dran sein, oder? Sagen manche. 

Gefangen im täglichen Alptraum - erreicht die Israeliten in Babylon der Weckruf! Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung! - Den Mutmachvers richtet Jeremia seinem Volk aus. Das lässt Gott seinem Volk ausrichten: Gebt nicht auf! Glaubt nicht, was die Welt euch einreden will. Vertraut auf Gott und lebt euer Leben! Wie das geht?

Suche der Stadt bestes und bete für sie. - Hör nicht auf zu beten! Also, richtet euch aus auf Gott. Bleibt Eurer Über-zeugung, eurem Glauben treu! 

Gott ist ein Gott der Freiheit, das hat er euch versprochen und gezeigt: Er hat sein Volk aus Ägypten befreit, damals bei Mose. Er hat sie durch Wüstennot begleitet und sicher in die Freiheit geführt. Und die beginnt schon, innen, im Herzen, wo Menschen auf Gott vertrauen. Gebt Euren Glauben, Euren Traum einer besseren Zukunft, nie auf: Ihr seid Gottes geliebte Kinder!

Suche der Stadt bestes und bete für sie. - Also: Hör nicht auf zu leben! Ihr seid würdig und frei, dann lebt auch so! Ohne Angst. Resignation hilft nichts: Mit hängendem Kopf kann man nicht nach vorne schauen. Deshalb sagt Jeremia: Baut Häuser, gründet Familien, gebt Euch Mühe bei der Arbeit! Übernehmt Verantwortung für Euch und euer Leben: Träum nicht nur vom guten Leben, lebe auch deinen Traum! Tu was dafür!

Das tut dir gut, es tut deiner Stadt, dem Land, der Welt gut! Es bringt Segen für ALLE. Freiheit, Gerechtigkeit gibt es immer nur - für alle, als Gemeinschaft.

Klar, sagt Jeremia, es kostet Mühe und Kraft. Es gelingt nie ganz, vielleicht wird das große Ziel erst in vielen Jahren oder Generationen erreicht. Lange nach dir. Aber jeder kleine Schritt in die richtige Richtung, bringt uns alle dem Ziel ein Stück näher! 

Suche der Stadt bestes und bete für sie. - Sagt drittens: Hör nicht auf zu träumen! Für die Israeliten heißt das zum Bei-spiel: Bleibt eurem Traum der Freiheit treu! Er gibt eurem Leben eine Richtung, ein Ziel, einen - guten Sinn, für den es zu leben lohnt. Dass sich „träumen“ auszahlt, erzählt die Bibel in unzähligen Geschichten: Vom Träumer Joseph über Mose und die Propheten bis dann zu Jesus: Der vertraut auf Gott und trägt seinen Traum der Freiheit aller bis ans Kreuz. Den Traum, der nach Ostern weiterlebt, den so viele weiterträumen und leben, der uns bis heute begeistert und beflügelt!

Suche der Stadt bestes und bete für sie. - Genau davon, erzählt mir auch die Geschichte von Katherine Johnson bei der NASA. Sie lässt sich nicht entmutigen und greift nach den Sternen:

Sie hört NICHT auf zu vertrauen. Als Christin ist sie über-zeugt: Das jeder, ob Mann oder Frau, schwarz oder weiß, seine Würde hat und seine Chance verdient, als freier Mensch, Kind Gottes: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“(Gal 3,28) Vor Gott sind alle gleich, sagt die Bibel. 

Katherine hört vor allem nicht auf, ihren Traum zu leben: Sie jammert nicht resigniert über die weiße NASA-Welt. Katherine hadert nicht über Vorurteile, sie straft alle Vorurteile Lügen! Mit Geist und Verstand löst sie mathematische Probleme, die kein anderer knacken kann! Sie bringt ihre Leidenschaft ein und einen Mann ins Weltall und sicher wieder zurück. 

So: Schritt für Schritt, verändert sie ihre Welt, ihren ganzen Kosmos - zum Besseren. Mit Mut, Geduld und Beharrlichkeit. Kollegen, achten und respektieren sie und schätzen ihre Kompetenz. Sie unterstützen plötzlich ihre Arbeit. (Und sogar ihr Chef reißt das „Nur für Weiße“ Schild an der Toilette ab und sagt im Film: „Ob Schwarz oder weiß, bei der NASA pinkeln alle gelb!“) 

Was Katherine Johnson damals erreicht, ist eine bahn-brechende Pionierleistung: Nicht nur weil sie später die Flug-bahn der Apollo 11 Kapsel berechnet und ohne sie Neil Armstrong nicht auf dem Mond gelandet wäre! Sie ist Wegbereiterin für viele, nicht nur afroamerikanische Frauen. Ihre Geschichte ist wegweisend und macht einfach Mut, bis heute.
(In diesem Jahr 2020 soll übrigens Insa Thiele-Eich ihren Weltraumflug antreten und als erste deutsche Frau zu den Sternen zu fliegen. Und ihr Mann? - nimmt dafür Elternzeit, um für die drei Kinder dazu sein. Beide können das, Gott sei Dank, weil mutige Männer und Frauen wie Katherine Johnson ihnen den Weg bereit haben.)

Ein kleiner Schritt für einen Mann, - ich bin froh und dankbar, dass Menschen wie Katherine Johnson mit Vertrauen, Mut und Hoffnung gegen Vorurteile und für ihren Traum gekämpft haben. Dass sie aus ihrem Glauben heraus Wege bereitet haben, damit wir heute so frei leben dürfen. Und unsere/ meine Töchter alle Chancen haben können, zu entdecken, was in ihnen steckt und das zu tun, was ihnen wichtig ist. Und das soll für alle Kinder gelten überall, finde ich. Egal, welche Hautfarbe sie haben, egal ob Mädchen oder Junge. 

Und ich hoffe, diese Geschichten machen uns Mut, dass wir unseren Traum einer besseren Welt, genauso beharrlich verfolgen. Dass wir anpacken und Zukunft mitgestalten, in der Politik, in unserer Kirchengemeinde, in unseren Dörfern oder im Freundeskreis. Dass wir der Welt zum Besseren die-nen, an dem Ort, wo wir leben. 

Also, auf zu neuen Welten! Suchet der Stadt bestes und betet für sie. - Wenn das bei uns Menschen ankommt - sind wir alle einen großen Schritt weiter: Ein Riesenschritt für die Menschheit. Oder?
Amen

Verfasser: Pfarrer Henning Lang, Kirchgasse 4, 76872 Minfeld


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