Menü

Mit Vertrauen an Gottes Belohnung glauben

von Ralf Friedrich (Dieburg)

Predigtdatum : 07.09.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 14. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Hebräer 10,35-36.(37-38).39
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Amen

Liebe Gemeinde,

Eine Frage an die Konfis: Wer von euch liest gerne Mysteryromane wie z.B. Narnia? Und wer von euch kennt die Sage von König Arthur und die Tafelrunde?

Hier ist ein Auszug aus diesem Stück von Wolfram v. Eschenbach. Er war ein Spielmann-Poet, dessen Kunst abgewertet wurde gegenüber der geistlichen Rede. W. v. Eschenbach war aber theologisch gebildet und ein eigentlicher Brückenbauer zwischen christlicher Theologie und Dichtkunst. In dem Auszug geht es um den Ritter Parzifal: „Warum, so frage ich Euch, warum habt Ihr Amfortas’ Seufzer und Klagen am See nicht beachtet, warum habt Ihr ihn nicht von seinen Leiden erlöst? Ihr sahet den Heiligen Gral und den blutigen Speer und habt dennoch keine Frage getan? Habt Ihr denn kein Erbarmen mit Amfortas, Not gehabt? Eine einzige Frage hätte all sein Elend wenden und Euch zu aller irdischen Glückseligkeit erheben können! Herzeleides Kind hat den Weg der Ehre verfehlt!" Kundrie, Parzifals Angebete, selbst aber hatte vor Erregung jede Fassung verloren. Sie warf Parzival einen Hasserfüllten Blick zu und jagte ohne Abschiedsgruß davon. Parzival war bleich vor Schrecken. Sein Herz war zerrissen von Reue und Kummer.

„Durch Unwissenheit habe ich meine große Aufgabe verspielt", sagte er; "nun bleibt mir nichts als die Pflicht, das Versäumte zu sühnen. Ich will nicht ruhen noch rasten, bis ich den Heiligen Gral gefunden und den unglücklichen Amfortas von seinen Qualen erlöst habe!" Trauernd umringten die Ritter der Tafelrunde ihn zum Abschied, und Artus gelobte ihm ewige Freundschaft. Der edle Gawan, dem er sich in inniger Freundschaft verbunden fühlte, gab ihm eine Wegstrecke das Geleit. "Gott sei mit dir auf deinem Ritte", wünschte er ihm. "Weh, was ist Gott!" erwiderte Parzival mit Bitterkeit im Herzen. "Wäre er allmächtig, so hätte er mir wohl nicht solche Schande zugefügt. Nun aber bin ich entschlossen, ihm allen Dienst aufzusagen!" Mit seinem Gotte verfallen, ritt er in die Welt hinaus.

Was hat Parzivals Schicksal mit unserem heutigen Predigttext zu tun? Ich lese aus dem Hebräerbrief:

35 Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

36 Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.

37 Denn »nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben.

38 Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm« (Habakuk 2,3-4).

39 Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten.

Amen

Parzival hat sein Vertrauen in Gott verloren. Er denkt, Gott hätte verhindern sollen, dass er im entscheidenden Augenblick untätig blieb. Nun hat er alles verspielt. Eine Belohnung kann er nicht mehr erwarten, glaubt er. Also macht er sich auf einen beschwerlichen Weg, Buße zu tun. Die verpasste Chance nachzuholen. Er will seinen Fehler gutmachen. Dabei haben wir im heutigen Predigttext gehört: „Darum werft euer Vertrauen nicht weg“ Was sagt uns dieser Text? Sind wir wie Parzival? Wenn wir in Schwierigkeiten sind, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen, wenn wir die Kontrolle über unser Leben verlieren, dann verlieren wir schnell unser Vertrauen. Vertrauen in unsere Familie, Vertrauen in unsere Freunde, Vertrauen in die Unternehmens-leitung, Vertrauen in Gott. Eine Kettenreaktion: Ohne Vertrauen werden wir misstrauisch und Misstrauen tötet dann den letzten Hauch des Vertrauens.

Ungeduldig bricht Parzival auf mit dem Gedanken: „Ja, ich bin es nicht wert, ich bin ein Versager.“ Flucht! Kennen Sie so etwas auch? Etwas ist passiert und Sie fühlen sich schuldig? Sie können nicht weiter mit dem Passierten leben und flüchten. Vielleicht eine Flucht vom Partner, eine Flucht von der Arbeitsstelle oder von Zuhause. Und dann, nach einigen Jahren wiederholt sich die Situation und der Kreislauf beginnt vom Neuen. Wir fühlen uns dann, wie es im Predigttext heißt, zur Wiederholung des Fehlers/ Fehlverhaltens „verdammt“.

Doch der Hebräerbrief spricht uns eine Belohnung zu, wenn wir ausharren; wenn wir Geduld mit uns haben und wenn wir glauben können, dass Gott und Jesus Christus Geduld mit uns haben. Das bedeutet für uns, sich Gottes Liebe und Barmherzigkeit in schwierigen Situation, immer neu, bewusst werden und dann uns selbst auch mit Liebe und Barmherzigkeit zu schenken. So können wir eine notvolle Situation aushalten und uns mit der Wahrheit auseinanderzusetzen. So werden wir die Belohnung am Ende auch erhalten.

Daniel Goleman, der Entdecker der emotionalen Intelligenz, der intelligenten Steuerung durch Gefühle, hat einmal mit Kindern ein Experiment gemacht. Er hat ihnen eine Tafel Schokolade hingelegt und gesagt, dass sie drei Tafeln bekommen werden, wenn sie diese Schokolade eine Stunde lang nicht anfassen. Doch einige Kinder konnten der Versuchung nicht widerstehen und haben die Schokolade sofort gegessen, andere nach einiger Zeit des Wartens. Wieder andere haben alles Mögliche versucht, um sich von dieser Schokolade abzulenken. Sie hatten es am Ende geschafft und bekamen die Belohnung. Das war für die Kinder ein sehr schwerer Weg, eine echte Herausforderung! Und genau wie diese Kinder, haben wir die Lebensherausforderung im Glauben zu leben.

Manche von uns rufen sich ihren Glauben regelmäßig in Erinnerung. Symbole helfen uns dabei. Ich sehe Mensche, die tragen Kreuze, ich selbst einen Ring mit dem Fasettenkreuz unserer Landeskirche. In schwierigen Situationen betrachte ich dann den Ring und beginne zu beten. Das ist meine persönliche Methode, um beim Glauben zu bleiben. Überlegen Sie sich doch auch einmal, was Ihnen helfen kann, sich einfach und regelmäßig an Ihren Glauben zu erinnern.

Was passierte eigentlich mit unserem Ritter Parzival?

Nach vielen Jahren des Reisens kam er zu dem Greis Trevrizent. Der würdige Greis nahm ihn freundlich auf und verwies ihn auf die Güte Gottes. "Ich habe stets gemeint, ihm in Treue zu dienen", sagte Parzival dumpf; „aber meine Treue hat mich in tiefstes Leid gestoßen!" - "Denkt Ihr denn man könne Gottes Liebe und Hilfe erzwingen?" rief Trevrizent. "Wisst Ihr nicht, dass der Herr nur dem sich huldvoll zuneigt, der ihm in Treue dient, ohne Zweifel und Anfechtung? Nur wer gläubig und reinen Herzens ist, wer frei von Hochmut und schwächlichem Zweifel, erscheint des Grals würdig."
Trevrizent redete ihm tröstend zu: "Als erstes sage ich dir: Gott hat dich nicht verlassen. Vertraue ihm mit gläubigem Herzen, so wird er dich aus aller Bedrückung befreien!" Noch lange saß Parzival im vertrauten Gespräch mit dem Alten, und dessen väterliche Mahnungen wurden ihm wie eine langersehnte Wegweisung aus allen Zweifelsgedanken und gaben ihm Trost und Frieden nach der langen Irrfahrt. Als die beiden voneinander schieden, war Parzival mit seinem Gott versöhnt und ritt befreit von allem quälenden Zweifel über seinen Selbstwert einem neuem Leben entgegen.
Ich wünsche uns allen, diese Momente der Erkenntnis zu erfahren und dann wie Parzival versöhnt mit Gott und frei von allen Zweifelsqualen einem neuen Leben entgegen zu gehen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen