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Mose Geburt und wunderbare Errettung

von Mareike Blischke (06536 Südharz)

Predigtdatum : 25.12.2023
Lesereihe : VI
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 1. Feiertag
Textstelle : 2. Mose 2,1-10
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Wochenspruch: "Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit." (Johannes 1,14a)

Psalm: 96,1-3.7-13 (EG 738)

Predigtreihen

Reihe I: Johannes 1,1-5.9-14(16-18)
Reihe II: Titus 3,4-7
Reihe III: Jesaja 52,7-10
Reihe IV: 1. Johannes 3,1-2(3-5)
Reihe V: Kolosser 2,3(4-5)6-10
Reihe VI: 2. Mose 2,1-10

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 36,1-2.5-6 Fröhlich soll mein Herze springen
Wochenlied: EG 45 Herbei, o ihr Gläubigen
Predigtlied: EG 37 Ich steh an deiner Krippen hier
Schlusslied: EG 44 O, du fröhliche

Predigttext: 2. Mose 2,1-10

1 Und es ging hin ein Mann vom Hause Levi und nahm eine Tochter Levis zur Frau. 2 Und sie ward schwanger und gebar einen Sohn. Und als sie sah, dass es ein feines Kind war, verbarg sie ihn drei Monate. 3 Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, nahm sie ein Kästlein von Rohr für ihn und verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind hinein und setzte das Kästlein in das Schilf am Ufer des Nils. 4 Aber seine Schwester stand von ferne, um zu erfahren, wie es ihm ergehen würde. 5 Und die Tochter des Pharao ging hinab und wollte baden im Nil, und ihre Dienerinnen gingen am Ufer hin und her. Und als sie das Kästlein im Schilf sah, sandte sie ihre Magd hin und ließ es holen. 6 Und als sie es auftat, sah sie das Kind, und siehe, das Knäblein weinte. Da jammerte es sie, und sie sprach: Es ist eins von den hebräischen Kindlein. 7 Da sprach seine Schwester zu der Tochter des Pharao: Soll ich hingehen und eine der hebräischen Frauen rufen, die da stillt, dass sie dir das Kindlein stille? 8 Die Tochter des Pharao sprach zu ihr: Geh hin. Das Mädchen ging hin und rief die Mutter des Kindes. 9 Da sprach die Tochter des Pharao zu ihr: Nimm das Kindlein mit und stille es mir; ich will es dir lohnen. Die Frau nahm das Kind und stillte es. 10 Und als das Kind groß war, brachte sie es der Tochter des Pharao, und es ward ihr Sohn, und sie nannte ihn Mose; denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.

Predigt

Liebe Gemeinde, ein Paket ist angekommen. Ein Paket, gut verschnürt, mit einer Karte dabei. Der Postbote mit seinem Postschiff hat es gerade auf die Insel Lummerland gebracht. Es ist an eine Frau Malzahn adressiert. Nur dass auf Lummerland keine Frau Malzahn wohnt. Denn Lummerland hat nur vier Einwohner: Lukas den Lokomotivführer, Herrn Ärmel, Frau Waas und König Alfons den Viertelvorzwölften. Der Postboote musste mit dem Postschiff wieder weiter, und so steht das Paket nun bei der einzigen weiblichen Einwohnerin auf dem Küchentisch, bei Frau Waas, und alle anderen stehen neugierig drumherum. Und Frau Waas ging ans Aufmachen. Sie knüpfte die Schnur auf und faltete das Paketpapier auseinander. Und darunter wurde eine große Schachtel sichtbar, die rundherum Luftlöcher hatte, und in dieser Schachtel war wiederum eine weitere Schachtel, auch wieder mit Luftlöchern. Und darin noch eine weitere Schachtel, und wieder mit Luftlöchern. Und darin schließlich fand Frau Waas ein kleines Baby. Ein kleines Baby mit dunkler Haut und großen glänzenden Augen, das alle Umstehenden anschaute.

„Ein Baby!“, riefen alle überrascht. „Ein kleines Baby!“

In Ägypten auf dem Nil da treibt ein kleiner Kasten auf den Wellen. So erzählt es der Predigttext für den 1. Weihnachtstag, aufgeschrieben im 2. Buch Mose im 2. Kapitel. Dieser kleine Kasten ist aus Rohr geflochten und mit Erdharz und Pech verklebt. Das Kästchen treibt dahin und bleibt irgendwann im Schilf am Uferbereich hängen. Dort hält sich gerade die Tochter des Pharaos auf.

Sie wollte baden im Nil und ihre Dienerinnen gingen am Ufer hin und her.

Da erblickte sie das Kästlein im Schilf. Was da wohl drinnen sein mochte?

Die Tochter des Pharao sandte ihre Magd hin und ließ das Kästlein holen. Und als sie es auftat, sah sie ein Kind, und siehe, das Knäblein weinte.

Auch die Hirten in Bethlehem finden ein Kind an einem sonderbaren Ort. Es liegt nicht in einem Paket mit Luftlöchern und auch nicht in einem Kästchen im Schilf, aber es liegt dennoch an einem Ort, an dem wir einen Säugling nicht unbedingt erwarten. Die Hirten in Bethlehem finden ein neugeborenes Kind in einem Stall, in Windeln gewickelt und in einer Futterkrippe liegend, auf Heu und auf Stroh.

In Lummerland schauen alle Einwohner, Frau Waas, Herr Ärmel, König Alfons der Viertelvorzwölfte und Lukas der Lokomotivführer auf das Kind, das da im Paket gelegen hat. Und Lukas kann es einfach nicht fassen. „So eine Gemeinheit!“ poltert er los. „So ein kleines Kerlchen in einen Karton zu packen! Was da alles hätte passieren können, wenn wir nicht aufgemacht hätten!“

Ja, so eine Gemeinheit. Ein neugeborenes Baby, das gehört nicht in einen Karton mit Luftlöchern, und es gehört auch nicht in ein mit Pech verklebtes Kästchen auf dem Nil, und es gehört wohl auch nicht in eine Futterkrippe in einen zugigen Stall. Manchmal sind die Umstände in dieser Welt eben so, dass selbst Babys nicht ruhig in einer Wiege oder in einem Kinderwagen liegen dürfen, sondern nur ein Paket mit Luftlöchern bleibt, ein Kästchen auf dem Fluss Nil, eine Futterkrippe im Stall von Bethlehem. Und wer weiß, wo an diesem Weihnachtsmorgen manch ein neugeborener Säugling zu liegen kommt. Auf einer Decke auf festgestampftem Lehm? In einer Reisetasche in einem Flüchtlingszelt? Auf dem feuchten Boden eines Schlauchbootes im Mittelmeer?

Dass die Umstände dieser Welt mitunter tragisch sind und dass sie einen dauern können, das weiß auch die Tochter des Pharaos in Ägypten am Nil.

Das Knäblein weinte. Da jammerte es sie, und sie sprach: Es ist eins von den hebräischen Kindlein.

Eins von den neugeborenen hebräischen Jungen, die nach Willen des Pharaos gleich nach der Geburt getötet werden sollen, damit das Volk Israel nicht weiter wächst.

Die Schwester des hebräischen Kindleins, die alles beobachtet hatte, sprach zur Tochter des Pharao: Soll ich hingehen und eine der hebräischen Frauen rufen, die da stillt, dass sie dir das Kindlein stille?

Und so geschieht es, und das Kind aus dem Kästlein wird von der eigenen Mutter gestillt,

und als das Kind groß war, brachte sie es der Tochter des Pharao, und es ward ihr Sohn, und sie nannte ihn Mose; denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.

Auch auf Lummerland hatte das Baby in dem Paket zu weinen begonnen. Aber Frau Waas nahm es schnell auf den Arm und tröstete es. Und als der König fragte; „Wie soll es denn heißen?“, sagte Lukas: „Ich würde es Jim nennen!“ Und er wandte sich zu dem Baby und sagte mit vorsichtiger Stimme: „Na, Jim, wollen wir Freunde sein?“ Und da streckte das Baby seine kleine Hand nach ihm aus und Lukas ergriff sie behutsam und sagte: „Hallo Jim!“. Und Jim lachte. Und von diesem Tag an waren sie Freunde.

Ein Kind kommt. In einem Paket. In einem Kästchen im Schilf. In einer Krippe im Stall. Und den Menschen geht das Herz auf. Die Frage des woher und wohin spielt keine Rolle mehr, wichtig ist nur das kleine schutzbedürftige neue Leben. Ein Kind kommt und den Menschen geht das Herz auf, sie werden verklärt von Liebe. Die Tochter des Pharao schert sich nicht um die Gebote ihres Vaters. Sie sucht eine Amme für das kleine hebräische Kind und nimmt es später bei sich auf. Lukas hält Jim seine Hand hin und sie werden Freunde fürs Leben.

Und die Hirten im Stall, die sind voll Staunen über das Kind in der Krippe. Sie werden seine ersten großen Fürsprecher und Verkündiger seiner Geburt. Sie sprechen Worte, die Maria zu Herzen gehen und die sie noch lange in ihrem Herzen bewegte. Und überall priesen und lobten die Hirten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten.

Ein Kind kommt. In einem Paket, in einem Kästchen im Schilf, in einer Krippe im Stall. Und den Menschen geht das Herz auf und sie werden verklärt von Liebe.

Ein Kind kommt und erzählt da im Paket auf Lummerland, im Kästchen im Schilf auf dem Fluss Nil, in der Krippe im Stall von Bethlehem davon, dass es Hoffnung gibt und Freude und Liebe auch unter den widrigsten Umständen.

Ein Kind kommt und erzählt auf Lummerland, am Fluss Nil und in Bethlehem davon, wie alles sich wenden kann.

Ein Kind kommt. Gott kommt. Als Kind im Stall von Bethlehem, in einer Krippe. Damit wir staunend dastehen. Damit uns das Herz aufgeht. Damit wir verwandelt werden von Liebe. Damit wir wissen, es gibt Hoffnung unter den widrigsten Umständen. Damit wir wissen: Alles Schwere kann sich wenden.

Gott kommt zu uns. Als Kind in der Krippe: Strecken wir die Hand aus. Und sagen wie Lukas der Lokomotivführer: „Wollen wir Freunde sein?“ Und wir werden verklärt von Liebe.

Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Dr. Mareike Blischke, Südharz, OT Roßla


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