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Salz der Erde, Licht der Welt

von Volker Weinmann (65197 Wiesbaden)

Predigtdatum : 20.07.1997
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 7. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Matthäus 5,13-16
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Wochenspruch: Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Eph. 5,8b.9)

Wochenlied: EG 318

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn, Jesus Christus!

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als daß man es wegschüttet und läßt es von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Liebe Gemeinde,

gleich nach den Seligpreisungen, nach dem Zuspruch, den Jesus für seine Freunde bereithält, kommt die Zumutung: Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.

Zuerst einmal ist die Reihenfolge ganz wichtig! Der Zuspruch kommt vor allem: Selig seid ihr. Ihr dürft fröhlich sein und getrost. Ihr seid schon wer! Ihr seid schon Geliebte Gottes! Ihr braucht nichts dafür zu tun. Ihr seid unendlich kostbare wertvolle, einzigartige Geschöpfe des Schöpfers.

Und das sagt er denen, die verunsichert sind, zerschlagen und gedemütigt; denen, die Leid tragen und den Vorsichtigen, die versuchen, sanftmütig zu leben; und denen, die hungern nach der Gerechtigkeit, die ein Gespür haben für die Zukurzgekommenen, die barmherzig sein können; und denen, die so oft naiv ohne Berechnung auf Menschen zugehen; und mit ihnen den andern, die verzweifelt wenigstens ein bißchen Frieden in einer so friedlosen Welt anstiften wollen; die dafür belächelt werden, die man als weltfremd bezeichnet und nicht ganz so ernst nimmt wie die Macher und Zupacker, die immer wissen, wo es lang geht und genau zwischen schwarz und weiß unterscheiden können; es sind häufig auch die, die gefährdet sind, wenn die Welt wieder einmal nach Schuldigen sucht, dann müssen sie so oft herhalten, weil sie sich nicht einordnen lassen.

Denen sagt er es: Ihr seid Geliebte Gottes.- Und eigentlich auch den andern. Auch den vermeintlich andern ist es gesagt. Wie oft aber verstopft uns unser Stolz, unsere Wichtigtuerei und unsere Selbstsicherheit die Ohren! Wie oft verschließt uns unsere Suche, unsere Sucht nach Anerkennung, nach dem Geliebtwerden, vor der Aussicht, daß wir vielleicht schon längst geliebt sind. Wir sind es! Wenigstens von Gott. Das ist schon eine ganze Menge. Allein dafür ist Jesus in die Welt gekommen, daß wir das begreifen!

Ihr seid das Salz der Erde. So fährt Jesus nach der Überlieferung des Matthäus fort.

Er sagt nicht: Ihr sollt das Salz sein. Oder: Jetzt müßt ihr aber das Salz sein. Er sagt: Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.

Das ist kein Befehl. Das ist eine Zusage: Wenn ihr euch geliebt wißt. Wenn ihr glaubt, daß ihr Gott unendlich wichtig seid. Wenn ihr glaubt, daß ihr Gott unendlich wichtig seid, daß er jetzt und in aller Zeit euch ganz nahe ist, dann seid ihr Salz. Wenn ihr das ernst nehmt, diese wunderbare Hoffnungszusage, dann seid ihr schon, dann hat euer Leben schon angefangen, sich zu verändern.

Eines der schönsten und ausdruckstärksten Bilder, dieses Ernstnehmen der Liebe Gottes im Leben auszudrücken, findet man in dem Gesangbuchlied: Gott ist gegenwärtig.

Da hat Gerhard Tersteegen gedichtet:

Du durchdringest alles,

laß dein schönstes Lichte,

Herr, berühren mein Gesichte.

Wie die zarten Blumen willig sich entfalten

und der Sonne stille halten,

laß mich so still und froh

deine Strahlen fassen und dich wirken lassen.

Sich der Liebe Gottes auszusetzen, sich ihr hinzuhalten, sich von ihr formen zu lassen, das ist unsere Aufgabe! Sich öffnen lassen,den Schöpfer-Geist Gottes an sich wirken lassen, - hören: Was willst du, das ich tun soll, - empfindsam werden - wahrnehmen, - hinschauen, - beten!

Und dabei ist er das Licht, und wir der Schein. Spiegel Gottes: Matte, stumpfe, zerbrochene, verdreckte, gefährdete, vergessene Spiegelbilder. Aber: Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der Welt.

Salz salzt. Salz, das nicht salzt, war wohl eine damals übliche Redensart für etwas ganz und gar Unnützes. Genauso unnütz wie wenn einer ein Licht anmacht, um es unter ein undurchsichtiges Gefäß zu stellen.

Es hat seinen Sinn. Wir sind Gott nützlich. Wir sind nicht nutzlos. Wie wichtig kann dieser Satz gerade für ältere Menschen sein: Ich bin nicht nutzlos. Ich werde gebraucht! Vielleicht nicht da, wo ich gern gebraucht werden möchte, sondern womöglich ganz woanders: Nicht mit dem Kopf durch die Wand. Schau hin! Nimm wahr! Bete! Was ist sein Wille mit mir?

Und, schaut einmal hin, wo ihr nutzbringend seid! Schaut nicht immer nur dahin, was ihr noch alles tun müßtet, sondern schaut doch dahin, was Ihr schon alles tut: Wo Ihr Menschen eine kleine Freude gemacht habt; wo Ihr euch Mühe gegeben habt mit Euren Kindern, auch wenn sie es Euch Eurer Meinung nach nicht so zurückgeben können; schaut auch mal dahin, was Ihr alles so am Tag leistet, auch und vor allem die Kleinigkeiten. Nicht um zu sagen: Seht her, was ich alles geleistet habe, und blickt ja nicht dahin, wo ich gescheitert bin...

Scheitern, versagen, enttäuschen, das darf vorkommen. Wir sind nicht die Supermenschen, die vor Nächstenliebe und tiefer Christlichkeit strotzen. Wir sind nicht die großartigen Helden und die phantastischen Nächstenlieber.

Wir sind Menschen, die glauben aus der Vergebung zu leben, daraus, daß Gott mit uns an jedem neuen Morgen einen neuen Anfang wagt. Das unterscheidet uns. Und das befreit vom Sockel der Überheblichkeit genauso wie vom tiefen Tal der Überforderung. Es entläßt uns trotzdem nicht aus der Zumutung:

Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der Welt.

Gott will durch Menschen Menschen ansprechen, nicht durch Blitz und Donner oder durch Magie oder Pendel oder sonst etwas. Er ist Mensch geworden, hat Menschen angesprochen, sie ihrer Verantwortung bewußt gemacht. Erst durch die Begegnung mit den Menschen wird der Mensch zum Menschen. Das ist eigentlich schon in der Schöpfungsaussage wunderbar beschrieben: Und er schuf ihn als Mensch und Mensch, als zwei.

Er mutet es uns zu. Er traut es uns zu, die Welt in den Begegnungen zwischen Menschen, menschlicher zu gestalten, und damit gottähnlicher.

Menschlicher, nicht menschlich, gottähnlicher, nicht göttlich! Der Anfang lautet: Ihr seid geliebt.

Der Anfang ist gemacht. Den Anfang macht er jeden Morgen neu. Wir Menschen, wir dürfen sein. Wir dürfen werden, begegnen, lieben, wachsen. Wir dürfen uns dieser Liebe bewußt werden, sie ernst nehmen, als Lebensgrundlage annehmen, uns von ihr verändern lassen. Dazu will Gott uns. Wir sind zu gebrauchen!

Nicht als Zuckerguß für die Welt, nicht als Sahnehäubchen oder Beigabe; nicht als Nachtisch oder Gewissensberuhigung; auch nicht als Beilage oder Dekoration, sondern als Menschen, die aus der Liebe Gottes reden und handeln, sich von ihr formen und verändern lassen.

Was daraus wird, liegt nicht in unserer Hand. Das kann getrost in seiner bleiben.

Amen.

Volker Weinmann

Daimlerstr. 15

65197 Wiesbaden

Liedvorschläge:

EG 165: Gott ist gegenwärtig (Strophe 6!)

EG 632: Wenn das Brot, das wir teilen

EG 631: In Gottes Namen

EG 620: Gottes Liebe ist wie die Sonne

EG 170: Komm Herr segne uns (Strophe 2)

EG 395: Vertraut den neuen Wegen

EG 389: Ein reines Herz, Herr, schaff in mir

EG 251: Herz und Herz vereint zusammen (Strophen 1, 8)


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