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Simeon

von Bernhard von Issendorf (65193 Wiesbaden)

Predigtdatum : 30.12.2001
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach dem Christfest
Textstelle : Jesaja 49,13-16
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Wochenspruch:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Psalm: 71,14-18 (EG 732)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 49,13-16
Epistel:
1. Johannes 1,1-4
Evangelium:
Lukas 2, (22-24) 25-38 (39-40)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 39
Kommt und lasst uns Christus ehren
Wochenlied:
EG 25
oder EG 34
Vom Himmel kam der Engel Schar
Freuet euch, ihr Christen alle
Predigtlied:
EG 51
Also liebt Gott die arge Welt
Schlusslied:
EG 26
Ehre sei Gott in der Höhe

Hinführung zur Predigt:
Deuterojesaja ist für die Entwicklung der christlichen Theologie durch die Nutzung der Gottesknechtslieder zur Interpretation Jesu als Messias und seiner Kreuzigung als stellvertretendes Leiden für die Seinen von grundlegender Bedeutung. Und doch stellt uns Deuterojesaja immer noch vor viele ungelöste Fragen: Wer ist der Prophet, wer der Gottesknecht, spricht der Prophet zu den Verbannten in Babylon, um sie zur Rückkehr nach Jerusalem zu bewegen, oder spricht er zu Zurückgekehrten, die über die Geschwindigkeit des Wiederaufbaus enttäuscht sind, um sie an den Schwung des ersten Aufbruchs zu erinnern?
Während die Welt mit all ihren Inseln das Evangelium Gottes hört, während die Menschen aus allen Himmelsrichtungen auf die Völkerwallfahrt zum Zion machen, die stumme Natur an der Veränderung durch Gottes guter Botschaft teilhat, verweigert sich das Zentrum Zion. Zion beklagt sich, als von Gott verlassen, als vergessen.
Mit einem logischen Schluss „Vom Kleineren zum Größeren“ soll der Hörerin dieser Worte, Zion, überzeugt werden: Wenn es schon selbstverständlich ist, dass eine normale Mutter ihr Kind nicht verlässt und vergisst, wie viel selbstverständlicher muss es dann sein, dass Gott sein Volk und seine Stadt, sein Zion, nicht vergessen kann.
Diese Logik ist nicht nur für das jüdische Denken überzeugend, sondern überzeugt auch uns. Doch zugleich wird uns klar, dass dieses Wort nicht uns galt, sondern Zion. Das Judentum hat dieses Wort bewahrt, weil es auch nach dem Wiederaufbau Jerusalems sich der Gnade Gottes erinnern wollte. Die Prophetie verliert mit ihrer Erfüllung nicht an Bedeutung, vielmehr wird sie zu einem Erinnerungszeichen für alle Zukunft und spricht in alle Situationen, in denen Menschen vergleichbare Erfahrungen machen. Deshalb haben auch die frühen Christen die hebräische Prophetie geachtet, weitertradiert und auf ihre eigene Situation übertragen.
Das hebräische Wort für Hand, das hier Verwendung findet, meint die offene Handfläche. Wie wir es so gerne singen: „Er hat die ganze Welt in seiner Hand.“ Als geöffnete Hand ist es auch die Hand, die, mit der Handfläche den Gesegneten zugewandt, ihnen den Segen zuspricht. Die schützende, bergende Hand ist die segnende Hand Gottes. Einige Exegeten haben darüber nachgedacht, ob die Handlinien gewissermaßen die Grundlinien Jerusalems zeigten. Die Haupthandlinien zeigen ungefähr die Bachbetten, die für Jerusalem wichtig sind.
Die Sektfirma Matthäus Müller (MM) machte vor vielen Jahren damit Reklame: „Folg, den Linien deiner Hand: MM“. Nun lassen sich auch unsere Handlinien als umgedrehtes hebräisches Schin lesen, ein Buchstabe, den die Mesusa am Türpfosten des jüdischen Hauses zeigt. Das Pergament, das darin geborgen ist zeigt durch eine Öffnung den Buchstaben Schin, den ersten das Wortes Schaddai „Allmächtiger“. Gott hat sein Zeichen in unsere Hand geschrieben. So wird der Gläubige an Gottes Treue erinnert, wie sich Luther einst in seinen Anfechtungen mit dem Satz „Ich bin getauft!“ an Gottes Beistandsverheißung erinnerte.
Das Problem unserer Zeitgenossen, besonders solcher, die am Sonntag nach Weihnachten bestimmt nicht schon wieder zur Kirche eilen (der Gottesdienstbesuch am Heiligen Abend reicht für ein Jahr oder länger), ist nicht, dass sie sich beklagen: Sie seinen von Gott vergessen und verlassen., sondern sie haben Gott verlassen und aus ihrem Leben verdrängt. Freilich um sich bei Katastrophen und Notsituationen laut über das Fehlen von Gottes Gerechtigkeit zu beklagen. Die Predigthörer des Sonntags nach Weihnachten sind der engeren Kerngemeinde zuzuzählen, sie leiden eher darunter, dass Gott sich die Untreuer so vieler Christen gefallen lässt. Sie verdienen an diesem Sonntag zwischen Weihnachten und Silvester eine besondere Predigt.
Wir haben in der Adventszeit „Tochter Zion freue dich!“ gesungen, hier aber geht es um den Jubel der Welt: „Erde atme auf, Wort nimmt deinen Lauf! Er, der lebt, gebot: ‚Teilt das Brot!’“. Die Barockzeit hat in manchen Liedern die Zionshoffnung verinnerlicht ( EG: 241,5; 11,2; 151,5; 302,8; 135,6 u. ö.). Da haben Christen sich eine jüdische Hoffnung angeeignet und sie zugleich nach innen gekehrt. Das Beispiel Luthers und des pfingstlerischen Abendmahlliedes aus der Karibik zeigen, dass unsere Hoffnung auf Taufe und Abendmahl, auf das lebendige Wort Gottes richten.
13 Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.
14 Zion aber sprach: Der HERR hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen. 15 Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen. 16 Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.

Liebe Gemeinde,
In unserem neuen Gesangbuch steht sie wieder – und in vielen Gemeinden ist sie auch in dieser Adventszeit gern gesungen: die „Tochter Zion“, gesungen nach einer Melodie von Händel, die den Herausgebern des letzten Gesangbuchs zu weltlich, zu konzertant gewesen ist. Doch die Puristen des letzten Gesangbuches haben sich nicht nur hier nicht durchsetzen können. Der volkstümlichen Frömmigkeit ist eine starke Durchsetzungskraft zu eigen. Dafür sollten wir dankbar sein. So gewann die volkstümliche Melodie von „Geh aus mein Herz und suche Freud“, so überstand auch „Stille Nacht, heilige Nacht“ über vierzig Jahre Verbannung aus dem Gesangbuch. Und tatsächlich hat es so seine Bewandtnis mit diesem Lied „Tochter Zion, freue dich!“, nicht nur mit der Melodie, sondern auch mit seinem Inhalt.
Die Melodie war schon bald achtzig Jahre alt, als sie zu der Melodie der „Tochter Zion freue dich...“ wurde. Georg Friedrich Händel hatte sie 1747 als Triumphmarsch für sein geistliches Oratorium „Judas Makkabäus“ komponiert. Judas Makkabäus – zusammen mit seinen Brüdern, Söhne des Priesters Mattathias, die den Kampfnamen Makkabäer bekamen – führte den jüdischen Aufstand gegen die Herrschaft der Seleukiden, dem in Syrien regierenden Diadochengeschlecht an, welche sich des Tempelschatzes in Jerusalem bedient und den jüdischen Tempel entweiht hatten, indem sie ein heidisches Götterbild, ein Zeus den Griechen, ein Gräuel den Juden, dort aufgestellt hatten. Der Aufstand hatte Erfolg, Jerusalem und der Tempel kommen wieder unter jüdische Kontrolle. Der Tempel wird gereinigt und neugeweiht.
Das Chanukkafest erinnert an die Wiederweihung des Tempels. Jährlich in unserer Advents- und Weihnachtszeit feiern die Juden dieses Fest, das Lichterfest.
Uraufgeführt wurde dies Oratorium anlässlich des Sieges des königstreuen Heeres unter dem Herzog von Cumberland gegen die aufständischen Schotten, die für die Stuarts kämpften. Es siegte gegen die Katholiken das protestantische Königshaus Hannover. Das ist schon eine merkwürdige Verdrehung, die Händel hier zulässt, den Sieg des Königs gegen die Aufständischen durch ein Oratorium zu feiern, welches den Sieg der Aufständischen gegen den König besingt. Das ist schon ein willkürlicher Umgang mit der Geschichte, die Israels Geschichte war und die sich das Christentum zusammen mit der hebräischen Bibel aneigneten. Besonders frei konnte man – meinte man - zudem mit den Stoffen aus den Apokryphen umgehen, die in den meisten protestantischen Bibel nicht enthalten, die Luther zwar für nützlich zu lesen, aber der Bibel nicht gleichwertig erachtete. Denn die Geschichte der Makkabäer wird in den Apokryphen des Ersten Testaments erzählt. Apokryph sind sie, geheim, denn im hebräischen Text fehlen sie, da schließt sich Luther an, in der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel der Septuaginta sind sie teilweise enthalten, so kamen sie durch Hieronymus in die Vulgata, die lateinische Übersetzung, den Normtext der katholischen Kirche.
1824 gab der gerade vierundzwanzigjährige Philipp Friedrich Heinrich Ranke diesem Triumphmarsch aus dem Oratorium Händels „Judas Makkabäus“ einen Text. Philipp Friedrich Heinrich Ranke war der Bruder des später hochberühmten Historikers Leopold von Ranke, nach seiner Schulzeit auf der Gelehrtenschule „Schulpforta“ hatte er in Jena und Halle (der Hochburg des Pietismus) studiert, hatte in Philologie und Theologie promoviert, nach einer Zeit als Lehrer, just 1824 in Ansbach in Bayern sein zweites theologisches Examen abgelegt. Sein „Tochter Zion freue dich!“ schmettert wohl auch seine Freude über das Ende seiner Ausbildung in diese Welt. Er begann eine glänzende Theologenlaufbahn: wurde Pfarrer, Dekan, Schulinspektor, dann Professor in Erlangen, und schließlich Konsistorialrat erst in Bayreuth und Ansbach, dann schließlich in München. Seine Ehe wurde mit acht Kindern gesegnet, die ihrerseits wiederum eine glänzende Karriere machten, etwa als Kinderarzt oder als Anthropologieprofessor. „Tochter Zion freue dich...“ Er hatte allen Grund sich als gesegnet zu begreifen und seinem Gott dankbar zu sein.
Man zählt ihn zu den Erweckten, dabei geriet er mit dem Führer der bayrischen Lutheraner, Löhe, aneinander, er gilt als Förderer der Werke der Inneren Mission. In einigen Gebieten Deutschlands hatte man in Erinnerung an das 300-jährige Jubiläum der Reformation – so zuerst in Nassau und dann in Hessen und anderswo – Unionen zwischen den Lutheranern und den Reformierten geschlossen. Doch nicht die Vereinigung der protestantischen Kirchen war die Folge, sondern die Entstehung einer dritten Konfession, der Unierten. Die Lutheraner besannen sich ihrer eigenen Tradition – so auch in Bayern – wo Ranke und Löhe wirkten. Mit fünfundsiebzig Jahren wurde er pensioniert und verstarb drei Jahre später.
Der Text seines Liedes ruht auf Sacharja 9,9: „Du, Tochter Zion, freue dich, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“
Unsere vier Evangelisten erzählen den Einzug Jesu nach Jerusalem als die Erfüllung dieser messianischen Weissagung: Jesus ist der Gerechte, ist der Helfer, der Eselsreiter, was bewusst die Davidstradition aufnimmt: auf dem Esel reitend. Das wird – da nun alle Herrscher mächtig stolz auf hohem Rosse geritten kommen – als ein Zeichen der Armut, des bewussten Machtverzichtes verstanden wird. In Rom wird ein Kaiser seinem Lieblingspferd einen Platz im Senat zusprechen.
Zion – als Teil für das Ganze – gleichgesetzt mit Jerusalem muss zur Freude gemahnt werden, zum Jauchzen aufgefordert werden. Denn offensichtlich ist in der Stadt – auch auf dem Tempelberg - häufiger die Klage zu hören, es ist Zweifel bis zur Verzweifelung die Grundstimmung der Stadt.
Nebukadnezar hatte einst ein zerstörtes und entvölkertes Jerusalem zurückgelassen. Der Tempelplatz verwilderte, wilde Tiere hausten, wo einst der Tempel Salomos gestanden hatte, wuchsen Büsche und Sträucher. Siebzig Jahre waren die Israeliten aus ihrer heiligen Stadt vertrieben, hatten ihre Leier an die Weidenbäume an den Ufern des Euphrats gehängt. Da erlaubte ihnen der politische Machtwechsel, die Perser hatten Babylon genommen, das Assyrische Reich sich zu eigen gemacht, der neue Machthaber König Kyros die Rückkehr in ihre alte Heimat. Kyros gewann gewiss mit dieser Religionspolitik die Sympathie der bisher unterdrückten Völker.
Doch diese Möglichkeit löste bei den Israeliten, die nun nach Jerusalem, nach Israel zurückkehren durften, nicht nur eitle Begeisterung aus: gewiss, schnell brachen die Ersten auf, der letzte Nachkomme aus dem Geschlechts Davids, Serubabel, setzte sich an die Spitze, doch der erste Schwung verpufft. Statt Begeisterung herrscht nun Mühsal. Die verheißenen blühenden Landschaften entstanden nicht wunderbar, sondern wollten mühselig dem kargen Boden abgerungen werden. Um den Mauerbau gab es Konflikt mit Samaria, wo die persische Provinzialverwaltung amtierte. Serubabel, der Davide, verschwindet wieder in der Geschichte, eine von den vielen enttäuschten Hoffnungen. In diese Situation hinein spricht der Prophet, der, uns namentlich unbekannt, sich in der Tradition des Jesaja weiß und deshalb als zweiter Jesaja das Werk des ersten Jesaja fortsetzt, auch wenn ihn über hundert Jahre von seinem Vorbild trennen: Die Kapitel 40-55 stammen von ihm: Deuterojesaja.
Jauchzt, ihr Himmel;
Freue dich, Erde!
Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen.
Denn der HERR hat sein Volk getröstet
Und erbarmt sich seiner Elenden.
Zion aber sprach:
Der HERR hat mich verlassen,
der HERR hat meiner vergessen.
Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes?
Und ob sie seiner vergäße,
so will ich doch deiner nicht vergessen.
Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet:
Deine Mauern sind immerdar vor mir.
Der Jubel, der Freude, dem Jauchzen, dem Zion sich verweigert, ist ein universeller Jubel, der Himmel und die Erde, die Natur, die Landschaft, die Berge haben daran Anteil. Weil Gott sein Volk getröstet hat, wird Himmel und Erde voll Jubel sein. Die Natur verändert sich, vor unserm Predigttext wird erzählt, dass die Berge eben werden, damit der Weg leicht, die Wanderung zur Prozession wird. Und fremde Völker sind bereits aufgebrochen auf dem Wallfahrtsweg nach Jerusalem. Allein Zion, allein Jerusalem verharrt weiter in der Klage, nimmt, so müssen wir annehmen, den Trost des HERRN nicht an.
Der Prophet wirbt im Namen Gottes mit einer logischen Überlegung: Keine Mutter verlässt ihr Kind und vergisst ihr Kind. Da müssen Alle erwidern: In der Regel ist da so. Wenn aber dies in der Regel so ist, wie viel weniger kann Gott sein Volk verlassen und vergessen. Aber Gott fügt noch einen Satz hinzu: Wenn auch die Wahrscheinlichkeit sagt, dass dies so ist, so gebe ich die – eigentlich unnötige – Versicherung: Ich will dein nicht vergessen. Der Zweifel an Gottes Treue ist also unnatürlich, er widerspricht Gottes und unserer eigener Natur. Und er ist unlogisch. Unser Verstand müsste dem Zweifel an Gottes Treue widersprechen.
Gott hebt seine segnende Hände, die Handfläche sind immer den Gesegneten zugewandt. Die Handlinien zeigen sie nicht den hebräischen Buchstaben, das Schin. Dieser Buchstabe ist der Anfangsbuchstabe das Wortes „Schaddai“, die Gottesbezeichnung, die seine Allmacht besonders betont. Niemand anders als der Allmächtige segnet euch. Niemand anderes als der Allmächtige verheißt euch, dass er euch auch niemals vergessen wird.
Das Gefühl, von Gott vergessen zu sein, ist auch uns nicht fremd. Gerade dem Frommen brennt die Frage in der Seele, wie kann Gott Unrecht und Gewalt zulassen, ja wie schlimmes Schicksal und den Tod gerade den Frommen und Gläubigen zuteilen, während Ungerechte gut und wohl leben. Gerade jenen, die nach Gott fragen, den Glaubenden, bleibt Gott immer wieder ein Rätsel.
Zion ist der Merkposten für Israel, das soll auch Israels Merkposten bleiben. Es ist nicht gut, wenn wir Israel seine Merkposten wegnehmen und sie uns aneignen, wie das in der Kirchengeschichte leider immer wieder geschehen ist. Wenn wir von Gottes Treue ausgehen – und davon leben wir – dann gilt diese Treue selbstverständlich auch und zuerst seinem Volk Israel. Da haben wir das religiöse Eigentum Israels zu respektieren. Wir haben daran nicht nach dem Blut natürlich Anteil, sondern wir gewinnen unsere Beziehung dazu nur durch Christus, der uns mit dem Gott seines Volkes als auch unser himmlischer Vater zusammenbindet. Christen sind wir nicht nach Abstammung, sondern wir sind es durch die Gabe des Heiligen Geistes. Schade, dass dies in der Geschichte immer mehr in den Hintergrund getreten ist. Wir werden nicht als Christen geboren, sondern zu Christen getauft. Aber es gibt auch für uns Merkposten der Treue Gottes. Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, singt der Psalmist. Und wir legen dies zu recht zuerst für die Sakramente aus, sie sind unsere Erinnerungsposten: Die Taufe, mit der Gott uns zu seinen Kindern gemacht und seinen heiligen Geist verliehen hat; das Abendmahl, das uns Anteil an seinem Leben, Sterben und seinem Auferstehen gibt. Wie feiern wir dieses von ihm gestiftetes Gedächtnis seiner Erlösung?
Doreen Potter – die erste Frau des langjährigen Generalsekretärs des Weltrats der Kirchen - hat 1975 auf ein jamaikanisches Volklied einen Text geschrieben, der atmet die Erweckung, die Pfingstbewegung, die um die Welt besonders aber durch Amerika und durch Lateinamerika ging. Es gehört zu den neuen Abendmahlsliedern, die unserm Abendmahl einen fröhlichen Klang geben. Es ist der Rhythmus des Calypso, der dieses Lied froh macht und ansteckend. Am liebsten sollte man es stehend singen und nicht sitzend, weil dann die Beine den Rhythmus aufnehmen können und dem Tanz gerecht werden, der im Jubel über diesen allmächtigen Gott, der sich als gnädig bestimmt hat und der darin seiner Verheißung treu bleibt, gerecht wird.
Von Detlev Block haben wir eine Übersetzung, die hat den Weg in unser Gesangbuch gefunden: „Kommt mit Gaben und Lobgesang“. Jesus ist der Gastgeber des Abendmahles, er ist es der uns eint – auch wenn wir selbst das Uneinssein beklagen, er lehrt ein von Gott bejahtes Leben, er hat uns erwählt, er hält überall zu uns. Detlev Block übersetzt den Kehrvers so: „Erde, atme auf, Wort nimm deinen Lauf! Er, der lebt, gebot: Teilt das Brot.“ Da ist es wieder der Jubel der ganzen Erde. In der deutschen Übersetzung ist es noch Aufforderung, im englischen Original aber bereits Ermöglichung: Der englische Text weiß, nicht wir müssen die Wiederbelebung der Erde schaffen, sondern das neue Leben kommt aus Gott, der den Christus erweckt hat: Jesus lebt wieder, Erde kann wieder atmen, das Wort geht um: Brot für alle. Amen.
Gebet
Zu dem Gott,
der seinem Volk und allen Menschen die Treue hält,
beten wir
für dem Frieden in Israel, deinem Volk und all den Arabern,
für das Recht der Juden und aller Menschen, die an dich glauben,
gibt der Politik deinen heiligen Geist,
dass Ängste vor einander schwinden
und Respekt gegen einander wachse.
Zu dem Gott,
der ein Gedächtnis gestiftet hat seiner Erlösung,
beten wir
für die Liebe der Christen untereinander in allen Konfessionen,
für die Sorge der Seelen aller Gläubigen in allen Religionen,
gibt unsern Gedanken deine ewige Kraft,
dass Überheblichkeiten vor den Fremden weichen
und das Interesse an einander wachse.
Zu dem Gott,
der seiner Schöpfung seine mütterliche Liebe zugesagt hat,
beten wir
für die Versöhnung der Schöpfung in aller Welt,
für die Bemühungen um einen schonenden Umgang mit den Ressourcen des Lebens,
gibt unsern Träumen deine himmlische Weite,
dass unsere Eigenwilligkeiten vergehen
und unsere Geduld mit uns selbst, mit deinen Geschöpfen wachse
im Glauben an den Menschensohn, der uns zu dir führt durch den heiligen Geist.

Verfasser: Pfr. Bernhard von Issendorf, Humperdinckstr. 7B, 65193 Wiesbaden

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