Menü

Simeon

von Mechthild Gäntzle (64354 Reinheim)

Predigtdatum : 31.12.2000
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach dem Christfest
Textstelle : Johannes 12,44-50
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Psalm: 71,14-18 (EG 732)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 49,13-16
Epistel:
1. Johannes 1,1-4
Evangelium:
Lukas 2, (22-24) 25-38 (39-40)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 27
Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
Wochenlied:
EG 25
oder EG 34
Vom Himmel kam der Engel Schar
Freuet euch, ihr Christen alle
Predigtlied:
EG 588
Tragt in die Welt nun ein Licht
Schlusslied:
EG 56
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen

Vorbemerkungen:
Der Abschnitt beschließt die öffentliche Wirksamkeit Jesu.
Nach Bultmann ist er „ein situationsloses Stück, das offenbar ein versprengtes Fragment der Lichterrede ist.“
Bengel bezeichnet ihn: als „Epilog zu den öffentlichen Reden Christi und deren Zusammenfassung.“
Das Lichtthema scheint für Johannes besonders wichtig zu sein. Die Welt ist Finsternis. Jesus „gibt das Licht und ist es zugleich.“
In den vorhergehenden Versen wird vom Unglauben des Volkes geredet, aber auch davon berichtet, dass von den Oberen viele an Jesus glaubten, aber keinen Mut fanden, sich zu ihm zu bekennen. Sie wollten nicht aus ihrer bisherigen Glaubensgemeinschaft (Synagoge) ausgeschlossen werden.
Johannes zeigt auf: Wer Jesus sieht, sieht den Vater. „Ich und der Vater sind eins.“
An Jesus glauben, bedeutet nicht, ihn als Propheten, Lehrer oder Boten anzuerkennen, sondern: „Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.“
Zurückweisung der Gnade bedeutet Gericht. Doch in Jesus ist das Angebot des Heils für alle gegeben.
Ich will versuchen 3 Punkte herauszuarbeiten.
1. In Jesus - ist Gott zu finden.
2. In Jesus - ist das Licht gekommen.
3. In Jesus - ist Rettung.
Es wäre gut, den Text erst nach der Einleitung zu lesen.
Statt des Wochenliedes könnte auch EG 593,1-3+5 „Licht, das in die Welt gekommen“ gesungen werden.

Liebe Gemeinde!
„Welchen Jubel, welche Freude bringt die liebe Weihnachtszeit“, ein Lied, das vielleicht viele von uns kennen und in den letzten Wochen gerne gesungen haben. Doch nun, am Sonntag nach Weihnachten ist auch in diesem Jahr alles wieder vorbei.
Und die dritte Strophe dieses Liedes sagt zunächst auch etwas von dieser traurigen Stimmung aus, „doch nur kurz sind solche Freuden, bald verlischt der Kerzenschein.“
Die Kerzen des Weihnachtsbaumes sind niedergebrannt, oder wenn wir elektrische Kerzen haben, werden sie nur noch wenige Tage brennen – und dann?
Dunkelheit, Finsternis, Leere, - war das alles?
Das Lied geht weiter: Es spricht von einer Freude, die nie vergeht, weil mit dem Kind in der Krippe das Licht in diese Welt gekommen ist. Und genau das will uns unser heutiger Predigttext auch sagen. Die Finsternis wurde nicht nur für kurze Zeit erhellt, mit Jesu Kommen ist das Licht der Welt erschienen.
Von der Bedeutung dieses Lichtes und den Konsequenzen will uns dieser Text mehr sagen. Ein Licht, das die Welt heller gemacht hat und das auch dann noch scheint, wenn die Kerzen längst erloschen sind.
„...denn Jesu kann allein bereiten, Freuden, die vergehen nicht.“
44 Jesus rief: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. 45 Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. 46 Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. 47 Und wer meine Worte hört und bewahrt sie nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette. 48 Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage. 49 Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. 50 Und ich weiß: sein Gebot ist das ewige Leben. Darum: was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.
1. In Jesus - ist Gott zu finden
Hören wir nicht noch einmal die Weihnachtsbotschaft deutlich aus unserem Text heraus?
„Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht.“
In den letzten Tagen des Jahres erleben wir die Finsternis sehr stark. Die Tage sind kurz und dunkel.
Zu Jesu Zeit war für die Menschen die Dunkelheit wesentlich eindrücklicher als in unserer Zeit, wo durch die vielen kleinen Lichter die Dunkelheit der Winterzeit durchbrochen wird, und wir mit künstlichen Lichtern die Nacht erhellen.
Aber die Gegensatzpaare Finsternis und Licht bedeuten nicht nur den Gegensatz kosmischer Zeiten wie Tag und Nacht, sondern wir denken auch an die Finsternisse und die Dunkelheiten in unserem Leben.
Dunkle Täler, Zeiten, in denen man kein Licht mehr sieht, keine Hilfe empfängt noch einen Ausweg erkennt. Auch das neue Jahr mit allem, was es uns bringen mag, liegt noch im Verborgenen, im Dunklen.
Am Altjahrstag ist es sicher auch eine gute Gewohnheit Bilanz zu ziehen. Ich habe an diesem Tag in meiner Jugend Tagebuch geschrieben und noch einmal das Jahr mit allen seinen glücklichen Tagen, aber auch mit allem Schweren, an mir vorüberziehen lassen.
Auch wir wollen uns heute morgen fragen: „Wo gab es Dunkelheit, Finsternis in meinem Leben?“ Und jeder und jede wird andere, eigene Erfahrungen gemacht haben.
Ja, manchmal ist auf unserem Lebensweg kein Licht zu sehen, wenn wir versunken in Leid und Traurigkeit unseren Schmerz, unsere Einsamkeit betrauern.
Da ist die Schwester und Ehefrau viel zu früh von uns gegangen, weil ein unheilbarer Krebs dem Leben ein plötzliches Ende setzte, oder Beziehungen und Freundschaften sind zerbrochen. Träume wurden nicht wahr.
Gehen unsere Gedanken einmal zu unseren Gemeinden: Auch dort gab es Leid, Misstrauen, Ärger sogar, vielleicht ein Nichtverstanden werden, Überbelastungen, abgeschoben werden?
Auch weltweit wurden Finsternis, Dunkelheiten in diesem Jahr wieder deutlich sichtbar. Krisen, Kriege, Hunger, Hass, nicht nur in Israel und bei den Palästinensern.
Vielleicht mag sich mancher fragen: „Wo ist Licht? Wo ist Gott? Was hat das Kommen des Lichtes vor 2000 Jahren bewirkt?“ Ist die Dunkelheit im letzten Jahr nicht noch größer geworden? Die Liebe der Menschen mehr und mehr erkaltet? Wenn hilflose Behinderte verletzt und Asylbewohner totgeschlagen werden? Wenn Häuser, in denen Ausländer wohnen, angezündet werden, wenn Synagogen brennen?
Müsste man nicht mehr von dem Licht sehen?
Wo ist Gott?
Hören wir nicht immer wieder den Schrei der Menschen nach Gott. Wo war er, als Millionen von Menschen ihr Leben verloren? Wo, als das Baby, das geschlagen wurde, starb und die missbrauchten Kinder getötet wurden?
Schon von Urzeiten an war es der Wunsch des Menschen, Gott zu sehen. Auch Mose rang mit Gott: Lass mich dein Angesicht sehen! Doch die Antwort Gottes: Du kannst mein Angesicht nicht sehen, kein Mensch wird leben, der mein Angesicht sieht. (Exodus 33,20)
Und nun spricht Jesus zu seinen Zeitgenossen: „Wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat.“
Und was sahen die Menschen? Jesu Taten sprachen eine Sprache für sich: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt.“ (Matth 11, 3-5)
Seht doch! Hier ist Gott! „Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.“ Darum heißt Jesus finden, Gott finden. Der ferne Gott ist uns Menschen ganz nahe gekommen.
„Er äußerst sich all seiner G’walt, wird niedrig und gering und nimmt an eines Knechts Gestalt, der Schöpfer aller Ding.“ So haben wir es im Eingangslied gesungen.
2. In Jesus ist das Licht gekommen
„Glaubt an das Licht!“ Mit Bildern des täglichen Lebens will der Schreiber des Johannesevangelium den Menschen deutlich machen, welch ein großes Ereignis es war, dass Gott seinen Sohn in diese Welt sandte, in eine Welt, die wahrlich damals friedloser war als unsere Zeit heute.
Und Finsternis war nicht nur sphärisch gedacht. Finsternis ist auch die Macht des Bösen. Und es bedeutet außerdem, da wo kein Licht ist, ist auch kein Leben.
Aber „die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse.“ (Joh 3,19) Man kann sich auch gegen dieses Licht sperren. Viele seiner Zeitgenossen erkannten nicht, wer der war, der vor ihnen große Taten wirkte, der so ganz anders auf die Menschen zuging: Er tröstet, wo andere tadelten, er heilte, wo eine unheilbare Krankheit die Menschen zeichnete. Er hatte ein Ohr für die Ausgestoßenen und den Sündern zeigte er den Weg zum wahren Leben.
Jesus hatte den Menschen die Liebe Gottes nicht nur gepredigt, sondern mit seinem ganzen Leben gezeigt, was Liebe ist.
Er war immer für die Schwachen, die Armen, die Verlorenen da. Dennoch glaubten nur wenige an ihn. Es war als seien die Augen verblendet.
Noch einmal, gleichsam als ein letztes Vermächtnis, spricht in unserem Text Jesus öffentlich und ruft: Glaubt an das Licht, so lange es noch da ist! Klingt dies nicht wie eine letzte Frist? Die Frist läuft ab, auch am Ende des alten Jahres laufen Fristen ab, deshalb greift zu der letzten Gelegenheit, die sich euch bietet!
Sollten wir diesen Ruf nicht auch einmal für uns hören, vielleicht als letzten Ruf: Glaubt an ihn; an Jesus Christus!
Einige, so lesen wir es in unserm Text, erkannten, dass in ihm die Hilfe von Gott gekommen war.
In dem vorherigen Vers, der unbedingt zum Verständnis dazugehört, wird berichtet, dass nicht nur die einfachen, die Ausgestoßenen, die sowieso nichts zu verlieren hatten, an ihn glaubten, sondern auch einige von den Oberen, der Elite, der Intelligenz des Volkes. Aber sie wollten doch kein Risiko eingehen, denn hätten sie sich zu diesem Jesus bekannt, wären sie aus der Synagoge ausgeschlossen worden. Ja, es gehört schon Mut dazu, wenn der Glauben Konsequenzen hat.
Jesus sagt: „Wer an mich glaubt“, nicht: wer wie ich glaubt, das heißt doch, wer sein Vertrauen auf ihn setzt, der wird Erfahrungen machen mit dem, der da spricht. Nicht der, der tiefgreifende, interessante Gedanken sich über ihn macht, der wissenschaftliche Untersuchungen anstellt, der über ihn diskutiert, nein, ganz einfach, wer glaubt, wer ihm vertraut, der wird nicht in der Finsternis bleiben. Es heißt nicht, wird keine Finsternis erfahren, sondern wird nicht bleiben. Es ist das tiefe Vertrauen, das auch den Psalmisten schon sagen lässt: Ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir. Wenn es auch einmal dunkel wird, vertraue ich darauf, dass er mich wieder herausführt, denn er ist das Licht, und er gibt uns gleichsam auch den Auftrag, das Licht in diese unsere Welt zu tragen.
3. In Jesus ist Rettung
Jesus ruft in unserem Abschnitt nicht in seine Nachfolge, er ruft zum Glauben an Gott: wer an mich glaubt, der glaubt damit an Gott, denn er stellt die sichtbare Verkörperung Gottes da. Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.
Seine Aufgabe und die Begrenzung seines Kommens wird (in Vers 47+48) deutlich. Nicht als Richter kam er in diese Welt, sondern zum Heil, zur Rettung. Aber sein Kommen hat Entscheidungscharakter. Sein Wort, dem nicht geglaubt wird, hat eine Eigendynamik: wer meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter.
Wenn ein Ertrinkender, der sich mit letzter Kraft noch im Wasser hält, den Rettungsring, der ihm zugeworfen wird, nicht ergreift, der wird keine Rettung erfahren. Das meint Jesus, wenn er sagt, der ist schon gerichtet. Rettung geht nicht gegen den eigenen Willen.
Sein Kommen, sein Rufen, sein Wort fordert zur Entscheidung auf, und das auch ganz besonders in unserer Zeit, denn in Jesus ist das Heil.
Heilsbotschaften haben wieder Hochkonjunktur. Seien es fernöstliche Heilmethoden, neue Gedanken von Heil und Gesundheit. Verheißungsvolle Pillen, die Leben verlängern, Krankheiten heilen, das Altern hinausschieben. Vieles ist heute mehr gefragt als diese alte Botschaft, dass in Jesus Christus, dem Kind in der Krippe, das Heil für die Welt gekommen ist.
Sein Wort kann und will auch für uns heute Hilfe und Heil sein.
Neulich sprach ich mit einer Frau, deren Mann sie ganz plötzlich wegen einer anderen Frau verlassen hatte. Sie war traurig und besorgt, wie sollte ohne ihn das Leben mit dem Kind weitergeben? Sie sah kein Licht mehr auf ihrem Weg. Da bekam sie von einer Freundin den Hinweis „lies doch einmal in der Bibel und fang mit dem Johannesevangelium an“! Sie tat es, weil sie nun oft allein war und Zeit hatte, zwar lustlos oder gelangweilt. Aber dann, so berichtete sie, „wurde es mir beim Lesen leichter.“ Sie konnte es nicht erklären, aber sie wurde stiller und die Herzenswunde einer verlassenen Frau brannte nicht mehr so tief. „Immer, wenn es mir jetzt wieder einmal besonders schlecht geht“, so erzählte sie, „setze ich mich still hin und lese in der Bibel, das hilft mir.“
Ja, sie hat es erfahren, was auch der Dichter mit dem folgenden Vers meint: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht. Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“
Amen.

Verfasserin: Prädikantin Mechthild Gäntzle, Egerländerstr. 33, 64354 Reinheim

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de