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Simeon

von Kerstin Mohn (63654 Büdingen)

Predigtdatum : 28.12.2003
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach dem Christfest
Textstelle : 1. Johannesbrief 1,1-4
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Wochenspruch:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Psalm: 71,14-18 (EG 732)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 49,13-16
Epistel:
1. Johannes 1,1-4
Evangelium:
Lukas 2, (22-24) 25-38 (39-40)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 39
Kommt und lasst uns Christus ehren
Wochenlied:
EG 25
oder EG 34
Vom Himmel kam der Engel Schar
Freuet euch, ihr Christen alle
Predigtlied:
EG 30
Es ist ein Ros entsprungen
Schlusslied:
EG 19
O komm, o komm, du Morgenstern

Liebe Gemeinde!
Weihnachten ist schon fast wieder vorbei, zumindest dem Kalender nach. Heute feiern wir schon den ersten Sonntag nach Weihnachten, den Sonntag ‘zwischen den Jahren’, wie wir ihn so gerne nennen.
Weihnachten ist vorbei, aber dennoch umgibt es uns noch überall. Wenn wir die Augen schließen, dann können wir noch den Duft der Kerzen oder auch den Bratenduft in unseren Kleidern riechen.
Wenn wir uns umschauen, dann sehen wir noch leuchtende Weihnachtsbäume und Lichterketten. Wenn wir uns Zeit nehmen, dann greifen wir noch einmal nach den Geschenken, die wir bekommen haben oder lesen in Ruhe noch mal die Weihnachtskarten und -briefe. Und wenn wir Hunger haben, essen wir von den köstlichen Plätzchen, die noch übrig geblieben sind.. Überall um uns herum ertönen immer noch die altbekannten Weihnachtslieder und Melodien.
Weihnachten kann man sehen, schmecken, fühlen, riechen und hören. Kein anderes Fest regt unsere Sinne so sehr an , wie dieses. Wir können uns diesen sinnlichen Eindrücken kaum entziehen und wollen es ja auch gar nicht. Wir genießen Weihnachten mit allen Sinnen.
Da werden selbst Erwachsene wie die Kinder, stehen staunend vor dem Baum oder der Weihnachtskrippe, zünden Kerzen und Räucherstäbchen an, singen Weihnachtslieder und knabbern Plätzchen oder Lebkuchen.
Weihnachten mit Leib und Seele. So wünschen wir es uns alle Jahre wieder, so muss es sein und wehe, es fehlt etwas!
All das gehört eben dazu zu diesem Fest. Nur dann ist wirklich Weihnachten, wenn man es sehen, riechen, hören und fühlen kann. Und dafür nehmen wir dann gerne auch all die vielen Vorbereitungen und die zusätzliche Arbeit in Kauf: Weihnachten mit allen Sinnen.
So haben wir es wieder gefeiert und so werden wir es weiterhin feiern: Weihnachten mit allen Sinnen.
So beschreibt es auch der Anfang des 1. Johannesbriefes unser heutiger Predigttext:
1 Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens - 2 und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist -, 3 was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. 4 Und das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.
Der Briefschreiber bezeugt, was er gehört, gesehen, betrachtet und betastet hat. Das Leben ist erschienen. Mit all seinen Sinnen hat er etwas wahrgenommen. Und diese Eindrücke waren so stark, dass sie sein Leben verändert haben.
„Christ ist erschienen, uns zu versühnen...“, so haben wir in den letzen Tagen gesungen. Das ist der Grund für dieses Weihnachtsfest. Die Geburt von Gottes Sohn hier in diese Welt. Das Kind in der Krippe bringt neues Leben in unsere Welt. Gott hat etwas getan, was unser ganzes bisheriges Leben in einem neuen Licht erscheinen lässt.
Gott, der uns oft so ferne und unfassbare Gott, ist in diese Welt gekommen, er ist fassbar geworden. Er kam uns zum Greifen nahe. Ich kann ihn hören, sehen, betrachten und betasten. Das ist das Wunderbare was in jener Nacht im Stall von Bethlehem geschehen ist. Ein Kind ist geboren und dieses Kind verändert diese Welt und unser Leben.
Zunächst veränderte seine Geburt das Leben von Josef und Maria, es veränderte das Leben der Hirten und Weisen, die gekommen waren, ihn zu sehen. Und dann berichtet uns das Neue Testament wie dieses das Leben all derer verändert, die ihm begegnen, all der vielen Menschen, die ihn sehen, ihm zuhören, die ihn betrachten oder auch berühren.
So dann auch, wenige Tage nach der Geburt, bei der Darstellung im Tempel. Der alte Simeon und die alte Hannah haben nur noch einen Wunsch: den Heiland zu sehen, dann wollen sie sterben. Und sie sehen das Kind und bekennen: hier ist das Leben erschienen!
Der Zöllner Zachäus auf dem Baum wollte ihn nur sehen und als er ihn sah, wurde er ein neuer Mensch. Die blutflüssige Frau war sich sicher, wenn ich ihn nur berühre, werde ich gesund. Die vielen die ihm zuhörten, spürten, wie seine Worte sie zum Umdenken brachten. Und all die Kranken, die er berührte, wurden gesund. Keinen, der ihm begegnete, ließ diese Begegnung unberührt.
Von nun an wird nichts mehr so sein wie zuvor. Leben ist nicht mehr nur eine gewisse Zeit bis zum Tode, nein Leben heißt nun : es erwartet uns mehr als nur ein paar Jahre hier in dieser Welt. Wir haben eine Hoffnung über diese Welt hinaus. Das Leben hat eine neue Zukunft bekommen. Leben muss ganz neu definiert werden.
Wir Menschen maßen uns an, Leben zu definieren. Früher bedeutete Leben die Zeit von der Geburt bis zum Tod. Heute ist das gar nicht mehr so eindeutig. Wir sind uns nicht ganz einig, wann es beginnt, wie es entsteht, ob im Reagenzglas oder ab welchem Zeitpunkt im Mutterleib. Wir legen gesetzlich fest, wann ein Leben endet, ob mit dem Hirntod oder erst später. Wir müssen oft abwägen, was uns ein Leben wert ist: eine Million Lösegeld oder eine Geisel gegen viele?
Menschen opfern ohne Zögern das Leben anderer, um durch eine spektakuläre Aktion auf sich aufmerksam zu machen oder für eine Sache zu kämpfen.
Wir sprechen von lebenswertem und unwertem Leben und sehnen uns alle nach einem erfüllten Leben, einem in unseren Augen sinnvollen Leben, einem Leben, das sich lohnt. Aber wann hat es sich gelohnt?
Wenn wir alles erlebt haben was erlebenswert ist, wenn wir alles ausprobiert haben, was möglich ist, wenn wir jede Grenze überschritten haben?
Auf die Frage nach einem sinnvollen Leben hat jeder und jede von uns eine andere Antwort. Und jeder und jede von uns macht seine eigenen Erfahrungen mit dem Leben. Für die einen ist es Spaß und Glück, für andere ist es nur Mühe und Arbeit. Für die einen ist es ein ewiger Kampf und für andere eine ständige Suche nach mehr.
Wenn wir Leben beschreiben sollen, geraten wir also manchmal in Schwierigkeiten. Um so wichtiger ist es, dass wir ein Bild davon bekommen, wie das wirkliche Leben aussieht oder aussehen kann.
Jesus Christus hat uns dieses Bild gegeben. Und mehr als das. Er hat es uns vorgelebt, wie ein sinnvolles, erfülltes, eben ein wirkliches Leben aussehen kann. Dazu ist er geboren, dazu hat er hier auf dieser Welt gewirkt.
Und weil Gott klar war, dass wir Menschen etwas erst als wirklich und wahr annehmen ,wenn wir es gesehen, gefühlt, gerochen und betrachtet haben, darum sandte er seinen Sohn als Kind, als Mensch in diese Welt. Damit wir es sehen, hören, betrachten und begreifen.
Die ersten, die Gott so begegnen durften haben es weitererzählt. Sie wurden von solcher Freude erfüllt, dass sie es einfach weitererzählen mussten, so wie der Briefschreiber des 1. Johannesbriefes.
Ihr Leben hatte sich verändert, sie wussten jetzt, was das wahre Leben ausmacht und vor allem durften sie erleben, wie Gott neues Leben schaffen konnte, Nicht nur durch die Geburt eines Kindes, nein auch mitten im Tod.
Das Leben ist erschienen und hat den Tod besiegt. Hier kommt das Ostergeschehen ganz nah an Weihnachten. Eines ohne das andere gibt es nicht. Und diese Aussicht macht Mut und gibt Kraft. Macht Mut, auch unser Leben zu verändern, wo es nötig ist, und gibt Kraft all das zu tragen, was uns unser Leben vielleicht nur als Müh und Arbeit erscheinen lässt oder als ständigen Kampf.
Weihnachten... kann man sehen, hören, betrachten und begreifen.
Auch wenn der Plätzchen- und Bratenduft verflogen ist, auch wenn die Lieder verklungen sind und die Geschenke alle weggelegt, auch wenn die Bäume und Lichterketten abgeräumt sind.
Weihnachten ist mehr als all das. Weihnachten heißt: es fängt etwas neues an. Ein neues Leben ist möglich, ein Leben mit Gott. Und das überdauert dann auch all die guten Vorsätze des Silvesterabends und Neujahrstages. Denn dieses neue Leben ist an keinen Kalender und keine Uhr gebunden.
Und so wünsche ich Ihnen allen , dass sie jeden Tag neu spüren können, wie nahe Gott ihnen ist. Dass Sie spüren können, wie seine Liebe Sie berührt und erfüllt. Und ich wünsche Ihnen die Gewissheit, dass der Glaube an Gott im wahrsten Sinne des Wortes „sinnvoll“ ist.
Amen.

Verfasserin: Kerstin Mohn (1997)

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