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Taufe Jesu

von Martin Bender (55128 Mainz-Bretzenheim)

Predigtdatum : 07.01.2001
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Johannes 1,29-34
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Wochenspruch:

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Römer 8,14)

Psalm: 89 in Auswahl

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 42,1-4 (5-9)
Epistel:
Römer 12,1-3 (4-8)
Evangelium:
Matthäus 3,13-17

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 70
Wie schön leuchtet der Morgenstern
Wochenlied:
EG 68
oder EG 441
O lieber Herre Jesu Christ
Du höchstes Licht, du ewiger Schein
Predigtlied:
EG 66,6
Jesus ist kommen, ein Opfer
Schlusslied:
EG 66,7
Jesus ist kommen, die Quelle

29 Johannes der Täufer sieht, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! 30 Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. 31 Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbart werde, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser.
32 Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. 33 Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem heiligen Geist tauft. 34 Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.

Liebe Gemeinde !
Gestern war Epiphanias, das Fest der Erscheinung Christi. In der Urchristenheit war es das Weihnachtsfest, und noch heute ist es das bei den Kirchen des Ostens. Nachdem in Mittel- und West-Europa der Gedenktag der Geburt Christi auf den 24.12. vorverlegt worden war, hat man den 6. Januar als den Tag der Erscheinung Christi eingeführt. Da gedenken wir des Lichtes, das durch ihn in die Welt gekommen ist. Da gedenken wir der von fern her angereisten Sterndeuter und Magier, die dem Stern gefolgt waren, der ihnen den Weg zeigte. In der katholischen Kirche heißt das der Dreikönigstag, doch die Sternsinger haben eben auch den Stern als ihr Zeichen.
Mit diesem Tag eng verbunden ist auch die Taufe Jesu – 30 Jahre später –, mit der Jesus in seine öffentliche Wirksamkeit eintritt. – Wir haben den Bericht eben in der Schriftlesung gehört.
Zwei Elemente des Lebens verbinden sich miteinander: Licht und Wasser, ohne die wir nicht leben können.
Was bedeutet es nun, wenn in unserem Text vom Lamm Gottes die Rede ist ? – Es erscheint uns etwas befremdlich, gerade jetzt in dieser Zeit schon den Hinweis zu bekommen auf das Opferlamm, das Osterlamm.
Schon in der früheste Geschichte des jüdischen Volkes spielt das Lamm eine entscheidende Rolle: Das Passah-Lamm, das geopfert wurde; mit seinem Blut wurden die Türen gekennzeichnet, damit der Würge-Engel an den Häusern der Juden vorüber gehen sollte.
Dann ist da immer wieder die Rede von dem Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Kein anderes Tier ist so ergeben in sein Schicksal wie das Lamm. Daher kommt wohl auch der Brauch, gerade dieses Tier als Opfer auszuwählen. Aber mit Sicherheit spielt dabei auch die Tatsache eine Rolle, dass das Lamm der Inbegriff der Unschuld ist.
Da ist noch etwas anderes: Zur Zeit Jesu wurde im jüdischen Volk durchweg aramäisch gesprochen. Das ist ein Dialekt der hebräischen Sprache. Und in dieser Sprache kann man – wie Bonhoeffer einmal feststellte – das Wort „Lamm“ auch mit „Knecht“ übersetzen.
Denken wir doch nur einmal daran, dass auch in unserer Sprache – ganz zufällig – die Worte „Schaffer“ und „Schafe“ ganz ähnlich klingen. Sind wir nicht alle – im Sinne des Guten Hirten – seine „Schafe“, und sind wir nicht alle aufgerufen, in seinem Auftrag seine „Schaffer“ zu sein ? – So mag vielleicht auch damals ein solches Wortspiel zu einer prophetischen Aussage geführt haben.
Da ist das Lamm Gottes, der Gottesknecht, von dem schon beim Propheten Jesaja die Rede ist. Der Prophet Johannes der Täufer weist darauf hin, dass Jesus der ist, auf den die Propheten hingewiesen haben, und auf den das ganze Volk wartet.
Johannes hatte schon vorher gesagt, dass nach ihm einer kommen werde, der größer sein werde als er selbst.
Nun ist er da. Doch er kommt nicht so, wie es die meisten erwartet haben.
Jesus zeigt, dass es sich bei seinem Wirken um etwas völlig anderes handelt als um eine vordergründige Befreiung aus der Knechtschaft - wie vordem aus der ägyptischen und babylonischen Gefangenschaft.
Hier tritt ein Mann in die Geschichte des Gottesvolkes ein mit völlig neuen Qualitäten, in einer nie zuvor da gewesenen oder auch nur geahnten Art und Weise. Jesus ist gekommen, um uns eine neue Art von Freiheit zu bringen, die viel tiefer greift als alle politische und militärische Befreiung.
Darauf macht Johannes in dreifacher Weise aufmerksam: zunächst sagt er allen, die ihn als Propheten ansehen, dass er nicht der eigentliche große Prophet ist, sondern nur der Vorläufer dessen, der von Gott gesandt sein wird. „Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist.“ Er tritt zurück hinter Jesus und stellt sich ganz in dessen Dienst.
Das tut er durch sein Auftreten: Er tauft mit Wasser. Untrennbar verbunden mit dieser Taufe ist seine Buß-Predigt, sein Aufruf zur Umkehr, zum Sinneswandel. Er tauft die Menschen mit Wasser, aber der, der kommen wird, der wird mit dem Heiligen Geist taufen.
Nun müssen wir zum Verständnis dieser Taufe wissen, dass hinter der Wassertaufe des Johannes ein alter Ritus steht: die rituelle Waschung, durch die der Mensch nicht nur vom äußeren Schmutz gereinigt wird, sondern auch – ganz besonders – von allem Schmutz und Unrat der Seele. Das greift Johannes auf und macht es zum Zeichen der Umkehr, des Sinneswandels, der Erneuerung des Menschen durch seine Hinwendung zu Gott.
Diesem Ritus unterzieht sich auch Jesus, und er gibt damit der Taufe eine noch weitergehende Qualität. Wer dieser Taufe teilhaftig geworden ist, der braucht nicht mehr seinen eigenen Weg zu Gott zu suchen, denn in der Taufe kommt Gott zu uns.
Nachdem Johannes Jesus getauft hat, kann er bezeugen, was er erlebt und begriffen hat: dass dieser Jesus tatsächlich der ist, auf den er hingewiesen hat. Er ist der erste Zeuge geworden, der erkannt hat, dass Jesus der versprochene und erwartete Gottesknecht ist.
Das also ist die Geschichte, die uns berichtet wird, mit ihren wichtigsten Aussagen. Doch sie will uns in unser Leben hinein noch mehr sagen:
Die beiden Worte des alten und des neues Propheten stehen in unmittelbarem Zusammenhang: Einmal von Jesaja das Wort vom Gottesknecht, der unsere Schmerzen trug (Jes. 53,4+5) und nun von Johannes, der den Menschen Jesus als das Lamm Gottes vorstellt.
Der Gottesknecht bei Jesaja trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen... um unserer Missetat und unserer Sünde willen.
Bei Johannes ist Jesus der, der der Welt Sünde trägt.
Das alles mag uns schon allzu sehr nach Karfreitag klingen, und dabei stehen wir doch noch in der Weihnachtszeit, und in manchen Wohnungen und Kirchen steht noch der Christbaum. – Ist das nicht ein Widerspruch in sich ? – Durchaus nicht, denn das Leben Jesu besteht nicht aus Einzel-Episoden, sondern es ist ein in sich unauflösliches Ganzes, das untrennbar zusammengehört.
Was uns nicht hier in unserem Text berichtet wird, sondern an anderer Stelle – wir haben die Geschichte vorhin in der Schriftlesung gehört – ist die Taufe Jesu, die zwischen den beiden Teilen unseres Textes liegt.
Die Taufe ist der Einstieg Jesu in sein dreijähriges Wirken. Sie steht am Anfang seines Weges der Gottes-Sohnschaft.
Mit der Anbetung der Weisen vor dem Kind in der Krippe begann der Königsweg Jesu. Zuvor aber hatte es erst einmal eines ganz normalen bürgerlichen Lebens bedurft, in den Alltäglichkeiten, den Sorgen und Nöten der Menschen vertraut machen musste. Durch die Taufe hat er den alten Menschen abgestreift, er hat sich dem unterzogen und unterworfen, was Johannes gepredigt hat:
Umkehr – in seinem Falle Abkehr von den Wegen dieser Welt, Hinwendung zu Gott, seinem Vater, und er hat sich ganz in seinen Dienst gestellt, in den Dienst an den Menschen. „Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen.“
Er hat gepredigt und Kranke geheilt.
Damit hat er diesen Menschen ihre körperlichen Krankheiten und Schmerzen genommen. Und er hat ihnen gesagt, in welcher Vollmacht er dies tat.
Körperliches Leiden ist auch ein Kennzeichen unserer von Gott abgefallenen Welt, in der wir diesen Beschwerlichkeiten unterworfen sind. Das alles aufzulösen, dazu ist er in unsere Welt gekommen. Nicht, dass mit seinem Erscheinen alle Krankheit, alle Schmerzen und alle Behinderungen, alle Not und alle Sorgen ausgeschaltet worden wären. Das alles bleibt uns nicht erspart, solange diese Erde besteht. Aber er hat uns die Kraft gegeben, es zu ertragen. Er hat für uns unendlich viel gelitten – wie der Prophet Johannes der Täufer es in unserem Textabschnitt ankündigt.
Jesus hat die Trennung zwischen Gott und Mensch aufgehoben. Dieser Weg nimmt seinen Anfang im Geschehen von Weihnachten und führt über die Taufe hin zum Leiden und Sterben und dann darüber hinaus durch die Auferstehung und die Ausgießung des Heiligen Geistes.
So schließt sich der Ring des Kirchenjahres. Und er führt zu einer glorreichen Vollendung. Damit sind wir beim Wesen des Lichtes, das über dieser Epiphanias-Zeit strahlt.
Und so können wir – auch angesichts der dunklen Prophetie – uns des Lichtes freuen und Gott danken, indem wir einstimmen in sein Lob: Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden...
Amen.

Verfasser: Prädikant Martin Bender, Südring 98, 55128 Mainz

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