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Zeit der Erwartung des kommenden Gottes

von Christina Jeremias-Hofius (72076 Tübingen)

Predigtdatum : 29.11.2020
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Advent
Textstelle : Sacharja 9,9-10
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Wochenspruch: Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. (Sach 9,9)

Psalm: 24 (EG 712)

Lesungen

Reihe I: Matthäus 21,1-11
Reihe II: Römer 13,8-12
Reihe III: Sacharja 9,9-10
Reihe IV: Jeremia 23,5-8
Reihe V: Offenbarung 3,14-22
Reihe VI: Psalm 24,1-10

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 13 Tochter Zion
Wochenlied: EG 4 Nun komm der Heiden Heiland oder EG 11,1.2.7 Wie soll ich dich empfangen
Predigtlied: EG 428 Komm in unsre stolze Welt oder EG 14,1-3.5 Dein König kommt in niedern Hüllen
Schlusslied: EG 19 O komm, o komm du Morgenstern

Predigttext Sacharja 9, 9-10

9 Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.
10 Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.

Hinführung

1. Advent

Bei „Advent“ assoziiere ich vor allem Vorfreude. Und das ganz sinnlich: Kerze. Adventskranz. Adventskalender und Deko. Plätzchen und Lieder: Advent erreicht Augen, Ohren, Nase. Zu Advent gehört für mich auch die Sehnsucht nach (freiwilliger) Ruhe, Entschleunigung und überschaubaren Anforderungen.

Die Farbe Violett signalisiert Umkehr. Buße. Also ein Wechsel im Verhalten. Auch das gehört dazu.

Zum Gottesdienst

"Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer."

Der Wochenspruch bietet bereits den Anfang des Predigttextes - mit dem Nachteil, dass die exegetische Erkenntnis – s.u. – etwas schon Eingespurtes zu überwinden hat.

Der Wochenpsalm, Psalm 24, kündigt den Herrn der Herrlichkeit an. Das beißt sich mit dem König, von dem der Prophet redet: Der kommt arm und auf einem Eselsfohlen reitend. Das lässt sich fruchtbar machen: Auf Gott zu warten heißt auch, das Unerwartete zu erwarten.

Der Anfang des Predigttextes schreit förmlich nach EG 13 „Tochter Zion, freue dich“. Doch auch hier tun sich Spannungen zum Predigttext auf: Der Davidssohn spielt bei Sacharja keine Rolle. Frieden, ja, doch Reichsgründung? Inthronisation?

Schriftlesung: Röm 15,5-13 (mit dem enthaltenen Jesajazitat auch schon ein Bogen zum Predigttext von Heilig Abend) oder Mt 21,1-11.

Wochenlied: EG 4 Nun komm der Heiden Heiland (wenn Röm 15) oder EG 11 Wie soll ich Dich empfangen (wenn Mt 21).

Zum Text

a) Exegetisches:

„Tochter Zion / Jerusalem … Dein König“. Kann ich die Gemeinde in die Tochter Zion integrieren? Wenn, wie Marc Wischnowsky (S.13) schreibt, die Würde der Tochter Zions in ihrer personalen Beziehung zu Gott liegt, dann darf ich über diese Beziehung die Gemeinde mit angesprochen deuten.

„Freue dich sehr“ – gemeint ist der triumphierende Jubel, wenn etwas Bedrängendes (eigentlich Feinde) überwunden ist. Bei jüngeren Menschen wäre das heute ein „Yes!“ und eine Faust am angewinkelten Arm, der kraftvoll nach hinten gezogen wird. Eine gute Portion Zufriedenheit gehört dazu.

„Jauchze“ – eigentlich ein aufgeregtes Wispern; Raunen nennt es Andreas Schüle (S.55). So nach dem Motto „Hast Du’s schon gehört? Das musst Du unbedingt hören“. „Weitersagen“ klingt mit.

„Helfer“ – die Textüberlieferung im Hebräischen hat „einer, dem geholfen wurde“. Die ältesten Übersetzungen haben das geglättet, denn dass der König Hilfe erfahren hat, das passt nicht ins Bild. Die griechische Übersetzung machte einen Rettenden daraus.

„arm“ – in der biblischen Tradition sind alle arm, die auf Unterstützung angewiesen sind, die nicht für sich selbst sorgen können. Vgl. die Armen im Geist bei Matthäus.

„Füllen der Eselin“ – Studierende, mit denen ich den Text las, konnten mit dem Wort „Füllen“ nichts anfangen. Gemeint ist: das Kind einer Eselin. Auf so einem Tierchen sitzt der König. Ins Heute übertragen: Auf einem Moped. Eselsfohlen waren auch Kinderreittiere. Dann ginge auch der Vergleich: auf einem Bobbycar.

„Ich will vernichten“ – Das Subjekt wechselt. Gott handelt. Er vernichtet und zerbricht - und zwar Kriegsgerät und Machtsymbol. 

„Ephraim … Jerusalem“ bezeichnet das frühere Nord- und Südreich Israels. In ganz Israel handelt Gott.

„Kriegsbogen“ – Einzahl. Insofern spannend, weil es dasselbe Wort ist wie in der Sintflutgeschichte: Dort hängt Gott seinen Kriegsbogen in den Himmel – als Erinnerung, dass er die Erde nicht mehr zerstören will (aber könnte). Ist hier mitgedacht: Gott zerbricht seinen eigenen Kriegsbogen, so dass er die Erde auch gar nicht mehr zerstören kann?

„… er wird … gebieten“ – Subjektwechsel: Der König handelt wieder. „Gebieten“ ist ein (zu) starkes Wort. Zunächst steht da: Er sagt / redet. Sagt, was Sache ist: Frieden. Der König für Zion und Jerusalem sagt es den Völkern.

„seine Herrschaft“ – Andreas Schüle übersetzt „Kunde“ (im Sinne von „Ansage / Botschaft“) (S.55). Der hebräische Text gibt unvokalisiert beides her. Ps. 72,8 – im Deutschen nahezu eine Parallele zu V. 10b – spricht klar von „herrschen“. Im Hebräischen jedoch wird dafür ein völlig anderes Wort benutzt.

Wenn ich mir die Aufgaben des Königs in den beiden Versen anschaue: Er tut nichts anderes als zu kommen und Frieden anzusagen. Herrschaft? Wenn, dann im Sinne von: Gespräche mit ihm sind von nur einem Thema beherrscht: Frieden. (Im Corona-Sommer hat das eine eigene Attraktivität, wenn ein anderes Thema dominant wird). Frei nach Cato dem Älteren „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Frieden sein soll“ oder nach Donald Trump: „Peace first“ – Frieden zuerst.

„Von einem Meer zum anderen … vom Strom bis an die Enden der Erde“ – wir würden heute kurz und knackig sagen: Seine Mitteilung hat globale Auswirkung. Denn auf Auswirkung zielt das Ganze ab: Von den Auswirkungen erzählen Jesaja 2 und Micha 4: Die Völker kommen. Und machen zu Pflugscharen ihre Schwerter.

b) Zwei Bemerkungen von Studierenden samt meinen Kommentaren:

Das steht noch aus – und trotzdem soll jetzt schon Freude sein?

Kommentar: Das zeigt nur, wie zuverlässig das Kommende ist. Während es an anderer Stelle heißt: „Sagt Jerusalem“ (Jes. 62,11) hat Jerusalem inzwischen die Ansage verinnerlicht und weiß, der Ansage zu vertrauen. Darum wird sie aufgefordert, mit dem Jubel loszulegen. Man könnte sagen: Die Tochter Zion ist erwachsen geworden. Man muss ihr nicht mehr sagen, dass sie jubeln darf. Das weiß sie.

Wow -  in nur zwei Versen von Jerusalem bis zu den Enden der Erde. Von Null auf Hundert.

Kommentar: Stimmt. Und mittendrin, ganz zentral Gottes Waffen-Zerstörungs- / Entschärfungs- / Aufräumaktion.

c) Insgesamt:

Kein Wunder, dass Vers 9 auf Jesus bezogen wurden. Der Armselige, Ohnmächtige und Hilfsbedürftige am Kreuz wird als König der Juden tituliert. Im Rückblick wird so deutlich, in welchem Maß Jesus als Christus alle Erwartungen an einen König aufbricht / zerstört.

Und gleichzeitig wirft der Text auf Christus bezogen ein ganz eigenes Licht auf die Art der Herrschaft des erhöhten Christus: Er sagt Frieden an. Sein Thema. Von Anfang an, seit der Ankündigung an die Hirten: Frieden auf Erden. Weiter in Joh. 14,27; Joh. 20,21; Eph. 2,14. Konsequenter Weise heißt das, wenn der König schon gekommen ist, dass Gott mit dem Aufräumen und dem Zerbrechen seines Kriegsbogens schon angefangen hat. Work in progress. Wenn man’s nur sehen könnte

d) Anfragen:

* Von welcher Art von Frieden redet der König?

Das Tun Gottes lässt an Verunmöglichung von Kriegen denken.

Allerdings: Dass als einzige starke Qualität des Königs „gerecht“ genannt wird, erweitert den Friedensbegriff z.B. hin zur Rechtssicherheit und zur sozialen Gerechtigkeit und damit zum sozialen Frieden.

Beide Momente verhindern jedenfalls, den Frieden allein auf die Gottesbeziehung zielen zu lassen.

* Wenn Work in progress ist, wo lassen sich Spuren dieses Werkes sehen?

Ich finde das eine bedrängende Frage. Auch in Blick auf die fehlende Nachhaltigkeit. Die großen Vertreter der Gewaltfreiheit haben „nur“ für den Moment gewirkt: Ghandi, Martin Luther King, Nelson Mandela. Ich merke, dass ich Gott in Schutz nehmen will. Wenn er etwas tut, dann zeigt das klare Wirkung. Ist dem so? Der armselige König erinnert mich daran, von Gott klein zu denken und vom Kleinen am Ende Großes zu erwarten.

Zur Situation

Ich schreibe all das Mitte Juli. Ich kann mir kaum vorstellen, welche Themen uns in knapp 5 Monaten beschäftigen werden. Wird Corona uns (neu) Sorgen machen? Wird es eine 2. Welle gegeben haben nach den Sommerferien oder im nasskalten Herbst? Werden die Existenznöte der Selbstständigen größer geworden sein? Wird es weitere Entlassungen geben? Wie wird es weltweit aussehen? In Afghanistan und Syrien?

So vieles ist grob angedacht und mal eingespurt, ohne dass Nägel mit Köpfen gemacht werden, denn: Weiß man’s? Ich erlebe diese fehlende Planungssicherheit als ausgesprochen anstrengend, Kräfte zehrend und Lust tötend.

Der Predigttext erinnert an den, der gewiss kommt und bereits gekommen ist. Und er hält auch fest: Das, was man zu sehen bekommen wird, mag nicht grandios sein. Eher armselig und klein. So, wie wir in diesem Jahr Ostern gefeiert haben. Ob wir Weihnachten auch reduziert feiern? Und doch ist auch darin Gott schon am Werk. Derart kann Hoffnung und echte Vorfreude wach werden.

Predigtaussage: Gegen das Augenscheinliche gilt die Ansage Gottes: Friede - und Gott selbst steht dafür ein. Vorfreude hat ihren guten Grund.

Wirkabsicht: Bei den Gottesdienstfeiernden (trotzige) Zuversicht zu wecken und kleine Verhaltensänderungen anzuempfehlen.

Gliederung

I. Die Füllung macht’s – Beispiel aus dem sinnenfälligen Advent.
II Außen pfui... – Der König in der Beschreibung Sacharjas - Predigttext
III und innen hui – Was mittendrin steht
IV Der tut nichts, der will „nur“ – Frieden ansagen – Was das bringt
V Der hat damit bereits angefangen – als Jesus der Christus
VI Die Füllung macht’s – unser Auftrag und unsere Entlastung für die Adventszeit

Verwendete Literatur

Alexander Deeg – Andreas Schüle, Die neuen alttestamentlichen Perikopentexte. Exegetische und homiletisch-liturgische Zugänge, Leipzig 2018, speziell S. 55-62

Jörg Jeremias, Theologie des Alten Testaments, Göttingen 2015, speziell S. 412-445

Marc Wischnowsky, Art. Tochter Zion, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, Dezember 2006, http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/35902/

Elke Eilert, Evangelische Morgenfeier, Predigt: Freue dich sehr - Zum ersten Advent (Sacharja 9,9), Sonntagsblatt 1.12.2017, https://www.sonntagsblatt.de/artikel/glaube/predigt-freue-dich-sehr-zum-ersten-advent-sacharja-99

Predigt

(I. Die Füllung macht’s)

Schön, oder? 1. Advent. Das Tannenreisig duftet, die Kerze brennt und der Geschmack von frischgebackenen Plätzchen liegt auf der Zunge. Am 1. Advent genieße ich das besonders: Ein neuer Ton kommt in den Alltag und die ersten Lebkuchenherzen schmecken einfach besonders gut. Wobei ich die gefüllten Lebkuchenherzen bevorzuge. Was mich manchmal vor ein Problem stellt. Denn wenn die Lebkuchenherzen auf dem Teller liegen, kann man ihnen nicht so ohne weiteres ansehen, ob sie gefüllt sind oder nicht. Nehmen oder liegenlassen? Die Füllung erst garantiert für das fruchtige Geschmackserlebnis.

Die Füllung macht’s.

(II. Außen pfui...)

Was drin steckt, macht’s. Wie bei dem König, von dem der Prophet Sacharja im Auftrag Gottes erzählt. Im 9. Kapitel des Sacharjabuches steht es:  

„Du, Tochter Zion, freue dich sehr,
und du, Tochter Jerusalem, jauchze!
Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer,
arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.
10 Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem,
und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden.
Denn er wird Frieden gebieten den Völkern,
und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern
und vom Strom bis an die Enden der Erde.“       

Ein König kommt! Ein Gerechter. Will sagen: Alle bekommen ihr Recht. Vor Gericht. In der Gesellschaft. Ohne Ansehen der Person. Alle haben ihr Lebensrecht. Und allen wird zugesprochen und gegeben, was dafür nötig ist. Allen. Auch den Benachteiligten. Gerade denen.

Ein König kommt! Ein Gerechter. Und - ein Helfer, genauer: Ein in Hilfe Erfahrener, ein Hilfserfahrener. Das ist wichtig. Der stülpt dir nicht einfach seine Hilfe über. Aus eigener Erfahrung schaut er hin. Was tut not? Was brauchst Du, damit Du Dich wohl fühlst und weiter gehen, weiter machen, gut leben kannst? Und wie kommst du so zu der Hilfe, dass Du sie gut annehmen kannst?

Ein König kommt. Und er sagt, was Sache ist: Friede. Und er sagt es für Zion und bis an die Enden der Erde. Die Menschen in Jerusalem und alle Völker bekommen es zu hören. Friede. Bis an der Welt Enden. Grundton, Grundthema in aller Welt – Friede.

Ein König kommt. Dein König, Tochter Zion, du, die durch dick und dünn, durch Auf und Ab mit Gott und auf ihn bezogen lebst. Dein König. Wie Du auf Gott bezogen.
Klasse.
Und nun Augen auf: Auftritt des Königs. Und wer kommt?
Ein Armer! Armselig tritt er auf.
Auf einem Esel. Genauer: Auf einem Eselchen.
Moment. Wie sieht denn der aus?
Statt Anzug und Krawatte Alltagsklamotten. Statt Machtinsignien leere Hände. Statt einer Staatskarosse, na sagen wir: ein Moped.
Ein König?
Wie will dieser Reiter der armen Gestalt denn Gerechtigkeit und Hilfe durchsetzen? Wie will der sich überhaupt als König durchsetzen? Zu Zeiten Sacharjas ist Jerusalem besetzt, das Land fremdbestimmt und die Menschen dort ihrer Selbstbestimmung beraubt und dem Willen anderer ausgeliefert. Wie wir in diesem Jahr von Corona fremdbestimmt wurden, ausgeliefert, das Heft aus der Hand genommen. Man hält sich zurück, die Wirtschaft am Boden, die Zukunft unsicher. Wie will man da planen? Wie will man gestalten? Wer sagt, was morgen kommt? Wer weist die Besetzer zurück in ihre Schranken? Wer Corona? Eine Führungsperson mit großen Möglichkeiten wäre nötig.

Dein König kommt. Er hat keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte (Jes. 53,2). Wer will ihn schon ernst nehmen, diese armselige Gestalt?

Was soll das? Was soll der uns bringen? Ernst nehmen oder links liegenlassen? Aufgreifen oder verwerfen?

Es ist wie bei den Lebkuchenherzen. Die Füllung macht‘s. Und die kann man nicht sehen. –

(… und innen hui. Die Füllung macht’s.)

Sacharja beschreibt das Auftreten des Königs.

Und Sacharja benennt dessen Einsatz, hebt hervor den einen Satz, das eine Wort, für das der König einsteht: Friede.

Und mittendrin – ist es Ihnen aufgefallen? – mittendrin in dieser Beschreibung meldet sich Gott zu Wort. Ich, sagt er. Und sagt, was er, Gott, tun will.

„Ich, Gott, ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden.“ (V.10a)

Gott vernichtet Wagen. Streitwagen. Inbegriff des schnellen Einsatzes. Gott vernichtet Wagen. Ende von Panzern und Düsenjets. Man wird nicht mehr überrollt werden. Auch nicht mehr von Pandemie-Wellen, Tsunamis oder Wirtschaftsmächten. Tweeds von Präsidenten verebben, bevor der Finger die Nachricht versenden kann. Verbalattacken versanden, bevor sie den Empfänger erreichen.

Gott vernichtet Wagen. Und das Pferd. Das Pferd selbst darf leben bleiben. Doch als Statussymbol wird es ausgelöscht.  Dann spricht keiner mehr vom hohen Ross. Da ragt keiner mehr über die anderen hinaus.

Gott vernichtet Wagen und Pferd. Da bleibt nichts, was klein macht und ängstigt.

Und: Gott zerbricht den Kriegsbogen. Schlaff hängt die Sehne und Pfeile werden nutzlos. Gott zerbricht auch seinen eigenen Kriegsbogen! Nach der Sintflut hatte Gott seinen Kriegsbogen in den Himmel gehängt förmlich an den Nagel gehängt – als Regenbogen. Und jetzt geht Gott noch einen Schritt weiter. Er zerbricht den Kriegsbogen. Schade um den Regenbogen. Und doch gut für uns. Gott verzichtet nicht nur auf Gewalt. Er macht es für sich unmöglich, sich gegen uns zu wenden, uns zu verletzen, zu vernichten.

Abrüstung total. Gott tut das.

Weil Gott für den Frieden einsteht, darum kann der König von armseliger Gestalt den Frieden ansagen. Der kleine König eines Mini-Volkes ohne Macht kann um Gottes willen den Frieden ankündigen.

Die Füllung macht’s. Gott füllt das Wort des Königs.

(Der tut nichts, der will nur – Frieden zum Thema machen)

Doch die Füllung sieht man nicht. Man sieht nur das Äußere: Einen König. Der tut nichts. Der will nur reden. Will Frieden ansagen. Das ist sein Ein und Alles.

Der tut nichts. Der redet nur. -

Vor einiger Zeit gab es auf Fotos von Treffen hochrangiger Politiker und Politikerinnen mehr als einmal ein Gesicht zu sehen, bei dem man sich fragte: Und wer ist das? Eine Zeit lang war es einem Mann gelungen, sich immer wieder zwischen die Herrschenden zu schmuggeln. Und da stand er. Mittendrin. Freundlich lächelnd. Ohne Funktion. Ohne Befugnisse. Ohne Möglichkeiten.

Als das aufflog, lachte man. Es hatte so was Harmloses – und doch zutiefst Subversives. Weil, ja, weil dieser Mensch daran erinnerte, um wen es bei den Treffen gehen sollte: Um jedermann. Der Mann auf den Fotos, der tat nichts. Und doch veränderte er etwas.

Stellen Sie sich entsprechend vor, bei allen Gipfeltreffen zu allen möglichen Themen wäre einer dabei, der immer wieder sagen würde: Friede.

Also: Es geht nicht primär um Wirtschaft, sondern um Frieden. Und von daher und erst dann um die Frage, wie Wirtschaft aussehen muss.

Oder: Es geht nicht primär um die Eindämmung einer Pandemie, sondern um Frieden. Und dann um die Frage, wie sich unter dieser Vorgabe die Pandemie eindämmen lässt.

Stellen Sie sich das vor. Überall würde Friede zum Thema gemacht …

Der, der das macht, tut der wirklich nichts?

(Und der hat damit bereits angefangen)

Der tut nichts. Der will nur spielen, pardon Frieden ansagen.

Dein König kommt.

Und ein Kind wird geboren. Und die Hirten hören: Friede auf Erden. Und die Weisen fragen: Wo ist der neugeborene König? Und der Herrscher Herodes greift zu Gewalt – umsonst.

Ein Mann verabschiedet sich von seinen Freunden: Meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden lasse ich euch. Habt keine Angst. Seine Freunde lassen ihn kurz darauf im Stich.

Der Mann wird zum Tode verurteilt und stirbt armselig. Und die Tonangeber wiegen sich in Sicherheit.

Diesen Mann führt Gott neu ins Leben. Und er erscheint bei seinen Jüngern. Friede sei mit euch, sagt er denen, die ihn verlassen haben.

Und von damals an bis heute lesen und hören Christenmenschen: Christus ist unser Friede.

Dein König kommt. Klein und unauffällig. Der tut nichts, außer dass er Frieden ansagt und ihn einläutet. Frieden, den Gott umsetzt. Work in progress. Wie sehr die Welt sich auch sträuben mag.

(Die Füllung macht’s – die inhaltliche Füllung des Advents: Wechsel)

Und wir legen unsere Hände in den Schoß und warten ab? Mitnichten.
Tochter Zion, freue dich. Tochter Jerusalem, jauchze, lautet der Auftrag.
Drück deinen Triumph aus. Jetzt schon. Auch wenn Du nichts siehst.
Sag: „Yes. Der Friede kommt. Das wird. Ich weiß nicht, wie. Doch es wird.“
Erzähl es weiter. Bring es ins Gespräch. „Ich freu mich drauf. Und schaff mein Sach bis dahin vergnügt.“ Bring den Frieden ins Gespräch.
Wechsle die Tonart.
Zuversicht statt Sorge. Freude statt Stress.
Wechsle das Thema.
Friede statt Corona. Oder: erst Friede. Dann Corona.
Wechsle die Perspektive:
Achte auf die Füllung. Und den Geschmack. Bei allem, was Dir begegnet.
Denn Friede schmeckt süß. Allen. Bis an die Enden der Welt. Amen.

Eingangsgebet

Du unser Gott,
groß wirst du uns vorgestellt.
Mächtig, herrlich, voller Ehre.
Wir jedoch suchen vor allem Deine Nähe
und vertrauen auf Deine Nahbarkeit.
Und bitten:
Komm zu uns
und lass uns auf Dich treffen.
Rede zu uns
Worte des Friedens.
Dass die Vorfreude wachse
und die Augen weit sich öffnen für Dich,
und wie Du unerwartet klein erscheinst.
In der Stille breiten wir vor Dir aus,
was wir loswerden wollen
und womit wir Dir die Ehre geben.

Segen werden empfangen
und Gerechtigkeit
alle die nach Gott fragen
und Sein Antlitz suchen. (nach Ps 24,5f)
Gott sei Dank. Amen.

Fürbittengebet

(Mit Antwort der Gemeinde)
Du unser Gott,
König der Ehre,
mächtig im Streit,
Jubeln scheint Frauensache
und Krieg zu führen eine Männerdomäne.
Du erklärst Waffen für dämlich
und Freude findest du herrlich.
Dass Geschlechterrollen aufbrechen
und ohne Unterschied Frieden
zu der einen Parole wird
weltweit
darauf hoffen wir und darum bitten wir:
Herr erhöre uns.

Christus, König der Ehre,
gerecht und hilfserfahren,
lieg auch uns mit deinem Frieden im Ohr.
Rachegedanken sollen ihr Recht verlieren.
Und Hilfe trete auf in Form von Solidarität.
Und Zufriedenheit kehre ein.
Darauf setzen wir und darum bitten wir:
Herr erhöre uns.

Heiliger Geist, König der Ehre,
starker Türöffner,
tue unsere Lippen auf,
dass sie Dein Lob verkündigen
und wir vergnügt in die Woche gehen
dein Lied auf den Lippen,
das Lied der Freude
und des Friedens.
Dass wir es singen
gegen so manchen Augenschein,
für Kranke und Sterbende,
gegen so manche Müdigkeit
für Zweifelnde und Hadernde,
dafür brauchen wir dich und darum bitten wir:
Herr erhöre uns.

Verfasserin:  Pfarrerin Christina Jeremias-Hofius, Berliner Ring 8/2, 72076 Tübingen


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