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Umkehr

von Heinz-Günther Beutler-Lotz (55276 Dienheim)

Predigtdatum : 18.11.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Buß- und Bettag
Textstelle : Lukas 13,(1-5).6-9
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Wochenspruch:



Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben. (Sprüche 14,34)



Psalm: 51,3-14 (EG 727)



Lesungen



Altes Testament:

Jesaja 1,10-17

Epistel:

Römer 2,1-11

Evangelium:

Lukas 13, (1-5) 6-9



Liedvorschläge



Eingangslied:

EG 155

Herr Jesu Christ, dich zu uns wend

Wochenlied:

EG 144

oder EG 382

Aus tiefer Not lasst uns zu Gott

Ich steh vor dir

Predigtlied:

EG 584

Meine engen Grenzen

Schlusslied:

EG 634

Die Erde ist des Herrn



Vorwort



Der Buß- und Bettag



Der Buß- und Bettag ist seit 1995 zugunsten der Pflegeversicherung gestrichen worden. Manche Gemeinden haben ihn aufgegeben, andere gestalten Abendgottesdienste oder Abendmahlsfeiern an diesem Abend. So unterschiedlich ist es in denen von mir z.Z. versorgten rheinhessischen Gemeinden. An anderen Orten veranstalten die – meist weiterführenden - Schulen Gottesdienst in ökumenischer Form. In Rheinhessen organisiert unsere Propstei seit einigen Jahren einen zentralen Gottesdienst mit Mitgliedern des Rheinland-Pfälzischen Landtages in Mainz. Vieles ist also möglich. Noch ein Tipp: Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt, eine Arbeitsgemeinschaft in der EKD (Blumhardstr. 2, 30625 Hannover, www.kda-ekd.de) veröffentlicht für einen sozialpolitischen Buß- und Bettag jedes Jahr zu einem anderen Thema Vorschläge für Aktionen und Gottesdienste.



Vorüberlegungen zu Lukas 13, 1-9



Der Abschnitt gehört zum Sondergut des Lukas. Beide Ereignisse sind historisch nicht belegt (Wolfgang Wiefel, Das Evangelium nach Lukas, ThHk III, Berlin 1987). Das ändert nichts an den Fragen: Wer ist Schuld, wenn Menschen Unglück trifft? Wie reagieren wir auf Katastrophen? Wie leben wir? Der Abschnitt hat wie das ganze Lukasevangelium katechetischen Charakter. „War Lukas Lehrer an einer Ausbildungsstätte für Mitarbeiter der Gemeinde, diente sein Werk ursprünglich als Handbuch der Lehre.“ Walter Schmithals, Evangelien, in: TRE theologische Realenzyklopädie, Berlin 1982, Band III, 615).



Jedes Tun hat seine Folgen. „Nach alter israelitischer Anschauung wirkt sich jedes Tun der Menschen auf ihr Geschick aus: Gerechtigkeit schafft Leben, Sünde Tod. Daraus bildet sich dann die umgekehrte Meinung, an gutem Geschickt könne man den Gerechten, den Sünder dagegen an Unglück, Krankheit und Tod erkennen (vgl. besonders das Hiobbuch)“ (Gerhard Wilckens, Das neue Testament übersetzt und erklärt, Zürich 1970, 261).



Gegen diesen gedanklichen Umkehrschluss redet Jesus und knüpft mit seiner Radikalität an die alttestamentliche Prophetie an. Er hält nichts von der rabbinischen Vergeltungstheorie (Maß gegen Maß). Katastrophen sind Katastrophen, und ein Unglück ein Unglück. Es mag seine Ursache haben, aber es ist ein Fehlschluss, aus dem Unglück ein straffendes Handeln Gottes und eine berechtigte Schuld der Opfer abzuleiten. Statt dessen sind alle Katastrophen als Mahnung zu verstehen: Jetzt ist die Zeit der Umkehr, zum Verzicht auf Selbstgerechtigkeit und zu einer grundsätzlichen Neuorientierung. Sie sind Gelegenheiten zur solidarischen Hilfe und gleichzeitig Zeitansage für ein verändertes Leben. Jedes Ereignis ist also eine Chance zur Revision der Lebenshaltungen und zur Klärung der Beziehung zu Gott, sich selbst und den anderen. Was wie ein Gericht Gottes erscheint ist Aufforderung zu Gnade. Buße ist auch nicht Strafe sondern der Anfang von neuem Leben.



Aus den Sackgassen herauskommen.



Unser Leben ist wie ein Reise und eine Fahrt mit dem Auto. Auch mit Navigationssystem oder Plan muss man wissen, wo man hinwill, und diese Frage muss immer wieder mit denen, mit denen wir zusammen leben, geregelt sein. An Kreuzungen müssen wir Entscheidungen treffen, welchen Weg wir einschlagen. Manchmal müssen wir da nicht lange überlegen. Wie es weiter geht, ist uns ganz klar. Oft genug aber fällt uns die Entscheidung schwer und wir müssen uns besinnen und beraten, alles Wichtige abwägen.



Aber es gibt auch Sackgassen. Mit dem Auto kommen wir dann nur weiter, wenn wir rückwärtsfahren oder umdrehen. Das müssen wir ganz schön am Lenkrad drehen. So gibt es auch im Leben Situationen wo wir festsitzen, und festgefahren haben und wie in einer Sackgasse stecken. Der Buss- und Bettag ist jener Tage im Jahr, den uns der Kirchenkalender dafür freihält, unseren Standort zu betrachten, unsere Position zu erkennen und als Folge daraus auch neue Wege einschlagen zu können. Wir sollen aus den Sackgassen unseres Lebens herauskommen.



Predigtentwurf



(Als ich diese Zeilen im August 2008 schreibe: ein Flugzeugunglück in Madrid.) Ein Flugzeug stürzt ab. Über hundertfünfzig Menschen kommen um. Schrecklich. Wer war Schuld? Der Flugkapitän? Menschliches Versagen? Die Gesellschaft, die im Konkurrenzkampf vielleicht nötige Wartungen eingespart hat? … Mit Sicherheit keiner der Passagiere, die sich vertrauensvoll in diesen Flieger gesetzt haben.

Viele Fragen kommen auf, die nun gerichtlich untersicht werden müssen. Der Schaden lässt sich nicht begrenzen, die Menschen sind tot, aber für die Hinterbliebenen und die weiter Fliegenden gilt es Sorge zu tragen.



Eine Ehe geht auseinander. Von außen unbemerkt sind sich die Partner fremd geworden, ist der Faden der Verständigung abgebrochen und gelang ihnen kein Anknüpfen mehr.

Wer hätte das gedacht? Wer ist schuld?

Einer sagt: die haben gar nicht zueinander gepasst. Das habe ich mir immer schon gedacht.

Eine sagt: die hätten etwas für sich tun sollen. So wie sie gelebt haben, musste das ja kommen. Das kann mir nicht passieren. Irgendwie dumm gelaufen. Wieder andere sagen: er hätte ja … oder sie hätte ja. Die plötzlich so Weisen, urteilen hart, und haben ihre Beobachtungen doch nie den anderen mitgeteilt,

vielleicht hätten sie helfen können.



Wir erleben eine Katastrophe und sind froh, dass es uns nicht getroffen hat. Wir erleben das Zusammenbrechen einer Ehe nebenan, aber es bewegt uns nicht, unserer eigene Familie

durch phantasiereiche Liebe zu festigen. Wir erleben wie Kinder auf der Straße herumlungern, aber kümmern wir uns ausreichend um unsere Kinder und Enkel?



Also ich bin schrecklich bequem und ich bewege mich nur ungern. Entweder mache ich mir keine Gedanken oder zu viele und komme dann zu keiner Entscheidung. Ich lebe und tue, was zu tun ist, aber meine Wahrnehmung ist arg begrenzt.

Vor unbequemen Fragen weiche ich meist aus wie ich unbequemen Menschen aus dem Weg gehe. Ich verstecke mich lieber anstatt die Auseinandersetzung zu suchen. Dann sehe ich irgendwo ein Unglück, erstarre für einen kleinen Augenblick

und denke ich sollte mir mehr Zeit nehmen für … und dann …, dann mache ich so weiter wie bisher. Ich will mich nicht verändern, dabei könnte ich, wäre es vielleicht ratsam und gut.



So ähnlich war es wohl schon zu Jesu Zeiten.

Da ist das Volk ist erregt. Eine Schreckensmeldung jagt die andere. Pilatus hat unter den Pilgern ein Massaker anrichten lassen. Sie wollten im Tempel beten und ihr Opfer verrichten

und wurden abgeschlachtet wie Vieh. Terror des römischen Machthabers. Wie kann Gott das zulassen? Der gute Gott, der alles Leben schuf?



Und in der Nähe des Siloah Teiches ist ein Stück der Stadtmauer eingestürzt. Der zusammenbrechende Turm hat viele erschlagen. Selbst schuld, denken die Frommen; Gott ist gerecht. Er wird schon seine Gründe gehabt haben. Vielleicht haben sie etwas verbrochen; mein ist die Rache spricht der Herr.



Aber so einfach ist es nicht. Unsere Welt ist nicht in Ordnung

und Gott: er ist nicht immer zu begreifen. Und am wenigsten ist für mich zu verstehen, dass er sich selbst den Gesetzen der Natur unterworfen hat und sich selbst und alles Leben an uns ausliefert. Jesus fragt die Aufgeregten: Denkt ihr vielleicht,

dass diese Opfer der Willkür durch besondere Schuld zu Tode kamen? Oder meint ihr etwa, die Opfer des Unglücks hatten mehr auf dem Kerbholz als andere?



Es hätte euch genauso treffen können. Die Grenzen zwischen Gerechten und Ungerechten, Schuldigen und Unschuldigen sind doch so fließend wie die Grenzen zwischen Glücklichen und Unglücklichen und wischen Heimgesuchten und Davongekommenen. Wie oft seid ihr beides, von einem Augenblick auf den anderen. Seid doch nicht so schrecklich selbstsicher und selbstgerecht. Schlagt doch nicht noch mit Gedanken und Worten auf die zu Tode geprügelten ein, habt Erbarmen mit ihnen und mit euch.



Begreift den Schmerz und das Entsetzen als Mahnung an euch,

die ihr noch am Leben seid, als Anstoß euer Leben anders zu gestalten. Wenn ihr nicht endliche Einsicht zeigt und eurem Leben eine neue Richtung gebt, kann euch genauso ein schlimmes Ende erreichen, unvorbereitet und plötzlich wie eine Embolie im Hirn oder Herz, und dann ist alles vorbei von einem Augenblick zum anderen.

Noch habt ihr Zeit, aber einmal ist damit Schluss. Wenn ihr euch nicht ändert, wird es euch ähnlich gehen! Täuscht euch nicht! Deshalb klärt euer Leben vor Gott und mit ihm

und dann natürlich auch mit den anderen. Vertrocknet nicht vor der Zeit, bringt Frucht, verbreitet nicht durch euer Schweigen oder eure Urteile den Tod, sondern kümmert euch ums das Leben, ein gelingendes und gutes für alle, nicht nur für euch.



An der berühmten Schuldfrage ist Jesus nicht interessiert. Er geht nicht den Ursachen nach, sondern spricht von ihrer Bedeutung für uns. Er fordert keinen Prozess, sondern will das Leben verändern. Er ernennt Gott nicht zum Richter, sondern gibt selbst einen Rat. Er bestellt keinen Gutachter, sondern fragt nach uns.



Ohne Klärung und Klarheit, ohne Bewusstsein und Wahrheit

dümpeln wir so vor uns hin, den Tieren sehr ähnlich, und alles Schlimme trifft uns blind und unvorbereitet. Zur Klärung unserer Beziehungen macht Jesus uns Mut und zur Liebe, denn allein was wirklich bleibt und zählt, das stiften die Liebenden

und die Zeit, die wir in Güte miteinander lernen können

und aneinander, ist begrenzt.



Über die Opfer eines Unglücks sollten wir nicht spekulieren,

sie sind in Gottes Hand. Den Schreck des Augenblicks aber sollten wir nutzen, zur Klärung aller wichtigen Fragen.



Und als Jesus so seine Fragen gestellt hat, erzählte er ihnen eine Geschichte, die aus ihrem Lebensalltag stammt: die Geschichte von einem unfruchbaren Feigenbaum, den sein Eigentümer ausreichen lassen will, während der Gärtner noch um einen Aufschub bittet. In einem Jahr kann doch alles ganz anders aussehen.



Der Volksmund bei uns hat eine Redensart dazu: Man soll das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Und manche Eltern und Großeltern haben zu ihren Kindern gesagt, wenn ihnen ein kleines Unglück oder Missgeschick zugestoßen war: Wenn du groß bist, ist das längst vergessen.



Der Feigenbaum in der Geschichte, das kann ich sein oder ein anderer, eine Gruppe, eine Gemeinde, unsere Kirche, die wir keine Frucht bringen, nichts Gutes bewirken, unsere Fähigkeiten nicht einbringen, nicht leuchten. einfach nicht da sind, wo wir gebraucht werden, nicht weitergeben, was wir selbst empfangen haben, uns nicht zusammentun, füreinander und für andere einsetzen.



Viele Gründe mögen uns zum unfruchtbaren Feigenbaum machen als Personen, als Gruppen und als Institutionen:

vielleicht versteinert uns Angst,

vielleicht verbittert erlebtes Unrecht,

vielleicht vertrocknet fehlende Liebe,

vielleicht zehrt brennenden Sorge auf,

vielleicht verwickeln unglückliche Situationen,

vielleicht verstrickt uns Schuld,

vielleicht bluten wir aus in alltäglicher Last,

vielleicht verwirren wir uns in Strukturen …



Zwei kleine Beispiele: Den kannst du doch vergessen oder die, sagen wir gelegentlich, und schreiben Menschen ab. Der ist nicht zuverlässig oder der bringt es einfach nicht …

Betrachten mit unseren Augen Menschen von oben bis unten,

und geben ihnen mit und ohne Worte zu verstehen, dass wir nicht, aber rein gar nicht, oder zumindest nicht viel von ihnen halten …



Und wer viele unterschiedliche Gemeinden kennenlernt,

denkt gelegentlich, die eine oder andere Gemeinde kannst du doch vergessen, weil sie nur mit sich beschäftigt sind oder aus anderen Gründen. Und wer sich viel Mühe beim vorbereiten eines Gottesdienstes macht Und dann sonntags vor fast leeren Bänken steht, denkt, man könnte den Laden doch auch dicht machen, sich in einer Wohnung treffen oder mit Auto alle in einer zentralen Kirche sammeln.



Rausreißen und Abhauen, Stilllegen und Ausmisten. Im Urteilen sind wir oft wie der Eigentümer des unfruchtbaren Feigenbaumes. Zu dem aber kommt einer als Fürsprecher:

Hab Geduld. Gib ihm eine Chance. Warte mal ab. Es kommt noch. Gib die Hoffnung nicht so schnell auf. Säg doch nicht den Ast ab, der du selbst noch brauchst. Grab den anderen nicht das Wasser ab. Und schlage die Tür nicht zu und wirf den Schlüssel nicht weg. Bleib aufmerksam und zugetan, sorge für Wasser, Luft und Liebe, und tue, was getan werden muss, vielleicht tut sich das etwas. So redet der Gärtner auf den Eigentümer ein und dieser lässt sich erweichen.



Die Güte des Herrn ist es, dass wir nicht gar aus sind,

heißt es in den Klageliedern (3, 22) des Alten Testamentes.

Und wenn Gott schon so viel Güte uns erweist,

sollen wir da nicht mit uns und den anderen gütiger umgehen?



Wir sehen oft genug das Unglück der anderen, aus der Distanz, mit Abstand. Ob wir uns nun heraushalten wollen oder beraten und begleiten, es kann uns genauso geschehen. Vor nichts sind wir wirkliche gefeit, deshalb sollten wir mit unseren Urteilen vorsichtiger sein und immer wieder unsere Beziehungen untereinander und zu Gott klären. Denn es kommt die Zeit,

das wir das nicht mehr können, weil Krankheit oder Tod und den gar ausmachen. Gestundet ist unsere Zeit, anvertraut, geschenkt.



Die Geschichte, die Jesus erzählt bleibt offen, weil unser Leben noch offen ist, so offen wie die Zeit, die Gott uns schenkt, mit jedem Tag, an dem wir aufstehen können, und mit jedem Atemzug, den wir machen können, mit jedem Schlag unseres Herzens, dass eben nicht nur für uns, sondern auch für die anderen schlägt. Wandelt im Namen Gottes, aufmerksam, auf euch selbst, auf die anderen und auf Gott; schaufelt keine Fallgruben sondern knüpft Beziehungen und über Abgründe Hängebrücken; lebt aus seiner Liebe.



Liturgische Bausteine zum Buß- und Bettag



Tagesspruch



Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute verderben. (Spr 14,34)





Psalm 139 nachempfunden



Gott, du siehst, was alle sehen

und was niemand weiß.

Du siehst, was ich gerne zeige,

und was ich verbergen will.

Du siehst die Rolle, die ich spiele,

und was ich wirklich fühle.

Du siehst meine Stärken, die mich auszeichnen,

und meine Schwächen, die ich fürchte.



Mein ganzes Leben ist dir vertraut

und von allen Seiten umgibst du mich.



Bei dir kann ich so sein, wie ich bin,

und muss mich nicht verstellen.

Bei dir brauche ich kein Theater zu spielen

und muss mich nicht verstecken.

Du gibst mir auch so eine Chance zum Leben

Und nimmst mich an der Hand.

Du durchschaust mein Herz und verstehst mich.

Du prüfst mein Handeln

und führst mich zurück, wenn ich irre.

Du siehst meine Schritte

und leitest mich auf deinem Weg.



Mein ganzes Leben ist dir vertraut

und von allen Seiten umgibst du mich.



Eine Busslitanei (anstelle von Kyrie und Gloria)



z.B.: Das Versöhnungsgebet aus Coventry - EG 828



Das Versöhnungsgebet wurde 1959 in Coventry formuliert und wird dort in der Ruine der Kathedrale – wie an vielen anderen Orten der Welt - jeden Freitag um 12 Uhr gebetet. Die Nagelkreuzgemeinschaft verbindet jede Gebetsorte für Frieden und Versöhnung unter den Völkern (www.nagelkreuzgemeinschaft.de). Die Fassung in unserem Gesangbuch verzichtet leider auf den Vorspruch (Römer 3,3) und den Schlussspruch (Epheser 4,32) und übersetzt die 7. Busseinsicht etwas missverständlich als „den Rausch, der Leib und Leben zugrundet richtet“ und nicht wie im deutschsprachigen Raum sonst geübt mit: „Die Entwürdigung von Frauen, Männern und Kindern durch sexuellen Missbrauch“.



Weitere anregende Gebete zur Einsicht und Umkehr finden sich auch in den vom Evangelischen Missionswerl in Deutschland (EMW) (Normannenweg 17-21, 20537 Hamburg, www.emw-d.de) herausgegebenen Sammlungen „Gebete aus der Ökumene“. Als Beispiel die Übersetzung eines Gebetes des Worship resources der World Conferenve on Mission and Evangelism 1989 aus England: Lege Dein Herz in Deine Gebete -Gebete der Ökumene 3, Hamburg 1998, Seite 26:



z.B.: Ich will mein Volk zu mir zurückholen



L Wenn wir Dich angebetet haben

Wie ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten,

wie ein theologisches Gedankengebäude,

eine religiöse Neuigkeit,

aber nicht als den lebendigen Gott:

G Dann vergibt uns, Herr!



L Wenn wir Deinen Willen verwechselt haben mit dem,

was wir aus ihm gemacht haben,

wenn wir lieber auseinanderlaufen als zur Einheit zu finden:

G Dann vergibt uns, Herr!

L Wenn wir Berichte von Auseinandersetzungen gehört haben,

ohne breit zu sein, Lasten oder Schmerz miteinander zu teilen:

G Dann vergibt uns, Herr!

L Wenn wir den Missbrauch von Macht erkannt haben,

aber nicht dagegen aufgetreten sind und uns geweigert haben,

die Schwachen zu stärken:

G Dann vergibt uns, Herr!

L Wenn wir Loblieber über deine Schöpfung gesungen,

aber die Fülle der erde geschändet haben:

G Dann vergibt uns, Herr!

L O Gott, sei denen gnädig, die niemanden haben,

an den sie sich halten können.



Der Herr spricht:

Ich will mein Volk zurückholen.

Ich will sie lieben mit meinem ganzen Herzen.

Nicht länger will ich ihnen zürnen.

Ich will für sie sein wie ein Regen auf trockenem Land.

G Amen. Dank sei Gott!



Beide Bussgebet lassen sich auch kombinieren mit dem gesungenen Vers „Kehret um. Kehret um, und ihre werdet leben“ (EG 615), den entweder alle oder einige wenige aus der Gemeinde jeweils nach der Bitte um Vergebung anstimmen.



Kyrie



Im Netz unserer Schuld drehen wir uns im Kreis,

machen wir uns etwas vor,

verschweigen, verheimlichen, beschönigen

und vertuschen alle unsere Schulden,

alles Unrecht, alles Versagen.

Doch nichts wird dadurch besser:

wir sind nicht ohne Schuld, nicht gut und nicht frei.



Wie gerne möchten wir alles, was uns belastet, ablegen,

alles, was uns anklagt, hinter uns lassen,

unsere Unschuld wiedergewinnen

und dir, Jesus, und den anderen unbefangen begegnen,

rein und makellos.



Wie gerne möchten wir die Trümmer beseitigen

und neu anfangen,

die Trennungen überwinden

und wieder zusammenkommen,

die Teufelskreise unterbrechen

und endlich in Güte zusammenleben,

in Frieden und Gerechtigkeit.



Versöhne du uns, Jesus, mit Gott,

mit der Natur, mit der Geschichte, mit unseren Mitmenschen.

Dich alleine rufen wir an: befreie uns aus dem Netz unserer Schuld

und verändere uns durch dein Wort.



Gloria



So spricht Gott, der Herr: ich will euch gnädig annehmen

und werde mich an euch als der Heilige erweisen

und ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin,

wenn ich so an euch handle zur Ehre meines Namens

und nicht nach euren bösen Wegen und verderblichen Taten,

spricht Gott, der Herr (nach Hesekiel 20,41+44).



Tagesgebet



Herr, du lässt mich büßen für jedes böse Wort,

und jede gemeine Tat,

denn diese Worte und diese Taten fallen auf mich zurück.

Mit jedem Leben, das ich zerstöre, zerstöre ich mein eigenes Leben.

Du erlegst mir die Buße der Einsamkeit auf,

du legst zwischen mich und die Menschen eine Zone der Kälte.

Das ist dein Fluch. mein Gott, du willst nicht den Tod des Sünders.

du willst mich anders: lebendig und liebend.

Das ist dein Segen, dass du den Fluch in Segen wendest.

Das ist mein Gebet (Erhard Domay).



Lesung: Römer 2, 1-11 Vom Maßstab des göttlichen Gerichts



Fürbitten (mit zwei Sprecher/innen) mit dem Ruf: Dein Reich komme.



1 Lasst uns beten für alle, die Gott suchen,

dass sie ihn finden.

2 und für die, die meinen, Gott zu besitzen,

dass sie ihn erneut suchen.

1 Wir beten für alle, die gescheitert sind,

dass sie noch einmal anfangen dürfen.

2 und für alle, die sich schwer tun mit dem Leben, mit sich und anderen,

dass sie Wege finden, auf denen sie gehen können,

ohne Schaden zu nehmen in deinem Frieden.

1 Lasst uns beten für jene, die zweifeln,

dass sie nicht verzweifeln.

2 und für jene, die sich verloren fühlen, bitten wir,

dass sie ein zuhause finden und die Geborgenheit, die sie brauchen.

1 Wir beten für die Einsamen,

dass sie mutig werden und sich unter Menschen trauen,

dass ihnen Menschen begegnen, die sie in ihre Mitte nehmen und sich ihnen zur Seite stellen.

2 Und für die Geselligen und Betriebsamen,

dass sie sich selbst, dich und die anderen nicht aus den Augen verlieren, sondern ihr Glück erkennen und teilen können.

1 Lasst uns beten für alle, die hungern,

dass sie gesättigt werden,

dass Gerechtigkeit Kreise zieht

und das Unrecht der Erde ein Ende findet.

2 für die, die satt sind,

dass sie ihre Hände öffnen.

1 Wir beten für die, die es gut haben,

dass sie nicht gleichgültig und oberflächlich werden.

2 für die mächtigen,

dass sie ihre Verletzlichkeit begreifen und ihre Verantwortung wahrnehmen.

1 Lasst uns beten für alle, die in dieser Welt leben

zwischen Hoffnung und Furcht und für uns selbst.

2 Herr, unser Gott, befreie uns von der Angst und von falscher Sicherheit, und gib uns allen, was gut ist, durch Jesus Christus, unseren Herrn.



(nach einem Gebet aus der Materialsammlung für Gottesdienst in neuer Gestalt, hrsg im Auftrag der liturgischen Kommission der Ev. Kirche in Baden)



Heinz-Günther Beutler – Lotz, Tulpenstr. 19, 55776 Dienheim

Herausgegeben vom

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