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Umkehr

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 21.11.2001
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Buß- und Bettag
Textstelle : Lukas 13,22-27.(28-30)
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Wochenspruch:

Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben.
(Sprüche 14,34)

Psalm: 51,3-14 (EG 727)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 1,10-17
Epistel:
Römer 2,1-11
Evangelium:
Lukas 13, (1-5) 6-9

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 390
Erneure mich, o ewigs Licht
Wochenlied:
EG 144
oder EG 146
Aus tiefer Not lasst uns zu Gott
Nimm von uns, Herr, du treuer Gott
Predigtlied:
EG 413
Ein wahrer Glaube Gotts Zorn stillt
Schlusslied:
EG 289,4+5
Die Gottesgnad alleine

22 Jesus ging durch Städte und Dörfer und lehrte und nahm seinen Weg nach Jerusalem. 23 Es sprach aber einer zu ihm: Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden? Er aber sprach zu ihnen: 24 Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht; denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, wie sie hineinkommen, und werden's nicht können. 25 Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr anfangt, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!, dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? 26 Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken und auf unsern Straßen hast du gelehrt. 27 Und er wird zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!
[28 Da wird Heulen und Zähneklappern sein, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen. 29 Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. 30 Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.]

Liebe Gemeinde!
Ein wohlhabender Gutsbesitzer hängte an den wichtigsten Plätzen seiner Ländereien eines Tages eine Bekanntmachung aus: „Am kommenden Montag von 10 - 12 Uhr bezahle ich alle unbezahlten Rechnungen meiner Arbeiter. Die unbezahlten Rechnungen sind mitzubringen.“.
Es lässt sich denken das löste viel Rumor aus. Die Leute treffen sich und sprechen miteinander: Ob er das ernst meint? Ob er uns zum Narren hält? Ob er wohl nur herausfinden will, wer unsolide wirtschaftet? Die einen sind misstrauisch, andere zögern, wieder andere sagen: zuzutrauen wäre es ihm glatt.
Am Montag stehen die Leute da und diskutieren. Es wird 11 der Platz vor dem Haus ist voll. Wie in einem Bienenschwarm summt und brummt es. Aber keiner geht hinein in das Gutshaus. Und wenn einer sagt: „Geh doch!“, dann hört er: „Geh doch selbst mehr Schulden als Du habe ich auch nicht.“ Keiner kann sich aufraffen, den ersten Schritt zu machen, der Erste zu sein.
Da kommt ein altes Ehepaar. Er hat viele Rechnungen in der Hand. Als die beiden da sind, fragt er: „Stimmt es denn? Bezahlt er alle Schulden?“ Da sagt einer: „Bis jetzt hat er noch nichts bezahlt.“ Und eine andere „Bestimmt ist es nur ein übler Scherz!“
Da wollen die beiden Alten schon traurig gehen als einer ruft: „Er hat noch nichts bezahlt, weil noch keiner reingegangen ist. Geht doch und wenn er bezahlt, kommt schnell wieder, und sagt es uns, damit wir auch reingehen.“
Die beiden Alten wagen es. Sie sind die ersten, die den Gutsherrn beim Wort nehmen. Sie betreten das Büro, zögerlich, ein wenig furchtsam. „Nur herein!“ wird ihnen zugerufen. „Stimmt es denn der Gutsherr bezahlt alle Rechnungen?“ – „Ja, es stimmt! Er ist kein Lügner. Haben Sie die Rechnungen mit?“ Und als der alte Mann die Rechnungen hinhält, die ihm seit Jahren über den Kopf gewachsen sind, da werden sie zusammengezählt und dann stellt der Gutsherr über den gesamten Betrag einen Scheck aus.
Als die beiden Alten gehen wollen, da hält man sie zurück. „Bitte bleiben sie hier, bis es zwölf ist.“ – „Aber die anderen draußen warten doch auf uns. Sie wollen doch hören, dass das Angebot ernst gemeint ist.“ Der Gutsherr bleibt bei seinem „Nein“: „Sie haben mich beim Wort genommen, und die da draußen müssen das Gleiche tun, wenn ihre Schulden bezahlt werden sollen.“
So vergeht die Zeit. Schließlich ist es 12. Da werden die beiden entlassen. „Hat er bezahlt?“ Ja, sagen sie und zeigen den Scheck. „Warum seid ihr nicht früher gekommen?“ Und es beginnt das Gedränge zur Tür. Aber sie ist zu. Und als der Gutsherr kommt, ruft einer: Hier meine Rechnungen, bezahlen Sie die auch noch. Da kommt der bittere Satz: „Zwei Stunden habe ich gewartet, aber ihr wolltet nicht. Ihr habt meinem Angebot ja nicht geglaubt.“
Liebe Gemeinde! Lassen Sie mich nur noch einige, wenige Sätze sagen weil ich glaube, dass die Geschichte vieles schon selbst sagt:
1. Am Kreuz des Jesus von Nazareth hängt ein Schuldschein. Auf diesem Schuldschein steht, was Du Gott schuldig geblieben bist, schuldig, weil Du ihm den Gehorsam schuldig geblieben bist, auf den Dein Schöpfer Anspruch hat. Schuldig, weil Du Deine eigenen Wege gegangen bist, ohne nach seinem Willen zu suchen und zu fragen. Schuldig“ weil Du Krieg geführt hast gegen Gott, Krieg um Deine Freiheit, um Deine Selbstbestimmung, um Deine Lust und um Deinen Willen, weil du nie glauben konntest, dass Gott es gut mit Dir meint.
Auf diesem Schuldschein steht, was Du Gott schuldig geblieben bist schuldig, weil Du Deinem Nächsten die Liebe verweigert hast, weil Du ihr die Ehre verweigert oder missgönnt hast, weil Du ihm die Hilfe nicht gewährt hast, weil Du ihn zu einem Fernen gemacht hast, der Dich nichts angeht.
Am Kreuz hängt ein Schuldschein mit Deinem Namen. Und längst sind Dir alle diese Schulden über den Kopf gewachsen und niemals wirst du damit fertigwerden können. Aber da ist einer, der sagt: ich habe für Dich bezahlt. Ich habe dein Schuldkonto auf mich genommen. Ich habe Dich damals noch nicht fragen können. Aber heute frage ich Dich. Heute kannst Du mich beim Wort nehmen bei dem Wort, das ich Dir in Deiner Taufe gegeben habe. Und wenn Du „ja“ sagst dann ist der Schuldschein bezahlt, dann kommt der Stempel drauf: erledigt, erledigt durch den Tod Jesu Christi.
Am Kreuz hängt ein Schuldschein und ist bezahlt. Nun ist alles gut. Nun hast Du Deinen Frieden. Nun bist Du neu hineingenommen in den Frieden Gottes in das Verhältnis, das nichts und niemand mehr zerstören darf.
2. Gott hält Dich und mich nicht fest, bis es zwölf Uhr ist. Sie erinnern sich: der Gutsherr lässt die Alten nicht wieder los. Sie sollen alle von selbst kommen. Da ist Gott anders: Wer das erfahren hat: Meine Schulden sind bezahlt, meine Schuld ist getilgt, ich bin frei, ich habe Frieden gefunden mit Gott - der soll das weitersagen. Gott will keine Stubenhocker, die sagen: Hauptsache ich habe es warm, Hauptsache, mir geht es gut. Gott will Leute, die Propaganda machen für seinen Frieden. Gott will Leute, die es in die Welt hineintragen: Du musst nicht hängen bleiben an Deiner Schuld. Du musst nicht hängen bleiben an Deinem Krieg mit Gott. Du musst nicht hängen bleiben in der Trostlosigkeit, die keinen Weg mehr nach vorne kennt. Gott will, dass seine Leute Freudenboten sind. Dazu gibt Gott uns Werkzeuge. Die Werkzeuge des Christen sind die Füße, mit denen sie hingehen; die Hände, mit denen sie weitergeben; der Mund, mit dem sie weitersagen: Gott will, dass wir Boten des Friedens und der Freude sind – damit die anderen, die noch draußen stehen, auch hereinkommen und ihn beim Wort nehmen, und ihn beim Kreuz nehmen.
3. Darüber kann man theoretisieren. Es ist wunderbar zu diskutieren, ob das denn so einfach sei, ob das denn alles sei, ob das denn noch zeitgemäß sei. Ich weiß nur eines: Jesus hat am Kreuz nicht über Schuld und Unfrieden theoretisiert. Er ist daran gestorben. Er hat es gespürt, an seinen Händen, seinen Füßen, seiner Seite. Dieser gleiche Jesus hat gesagt: Meinen Frieden gebe ich euch. Geht hin in meinem Frieden – seid meine Boten!
Lassen Sie mich dies noch sagen: Wer unter uns sich so zum Friedensboten machen lässt, wer sich mit dieser Botschaft auf den Weg stellen lässt, der wird es erfahren: Ein Ringen, ein Kämpfen, ein Weg fängt an der nicht leicht ist, weil er sieht, wie es in der Welt zugeht und wo um Gottes und der Menschen willen der ganze Einsatz des eigenen Lebens erforderlich ist. Und doch ist es ein Weg, der unter allem Ringen im Frieden gegangen werden kann, weil Er, Jesus, mit auf diesem Wege ist. Amen.

Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg

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