Menü

Unsere Zeit in Gottes Händen

von Almuth Noetzel (39576 Stendal)

Predigtdatum : 31.12.2003
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Silvester (Altjahrsabend)
Textstelle : Römer 8,31b-39
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. (Psalm 103,8)

Psalm: 121 (EG 749)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 30, (8-14) 15-17
Epistel:
Römer 8,31b-39
Evangelium:
Lukas 12,35-40

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 58,1-7
Nun lasst uns gehn und treten
Wochenlied:
EG 59
oder EG 64
Das alte Jahr vergangen ist
Der du die Zeit in Händen hast
Predigtlied:
EG 398
In dir ist Freude
Schlusslied:
EG 65
Von guten Mächten wunderbar geborgen

31b Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? 32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? 33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. 34 Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.
35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« 37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Hinführung:
Der Apostel Paulus hat den Römerbrief etwa im Jahr 58 nach Christus in Korinth geschrieben. Er hatte alle seine Missionspläne in den östlichen Provinzen des römischen Reiches ausführen können. Nun wollte er seine Missionsarbeit in Spanien fortsetzen. Dafür erhoffte er sich die Unterstützung der christlichen Gemeinde in Rom. Auch in Rom selbst wollte er das Evangelium verkünden. Weil er der Gemeinde dort nicht persönlich bekannt war, schrieb er ihr diesen Brief. Er wollte damit eine ausführliche Darstellung seiner Verkündigung geben, gewissermaßen als Vorbereitung seines Besuchs.
Das Hauptthema dieses Briefes ist das Evangelium als die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes, das die Kraft hat, die Menschen zu retten, die daran glauben. Warum brauchen sie Rettung? Die Heiden, die in sich eine Ahnung davon tragen, dass sie Gott als Herrn erkennen sollen, geben sich dem Götzendienst hin und sind deshalb schuldig vor Gott. Die Juden haben das Gesetz des Mose, dessen sie sich rühmen, aber es doch nicht halten. Doch das Gesetz hilft ihnen nicht, es bringt sie nur zur Erkenntnis der Sünde. So ist die ganze Welt vor Gott schuldig und seinem Urteil unterworfen. Doch nun ist Gottes Gerechtigkeit offenbar geworden in der Gnade Gottes: Der schuldige Mensch wird freigesprochen, der von der Sünde Versklavte wird befreit durch den Tod Jesu Christi. Nun kommt es darauf an, dass die Sünder dies im Glauben annehmen und „von der Knechtschaft der Vergänglichkeit” die sie mit der ganzen Schöpfung teilen, „zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes” (8,10) kommen.

Für diesen Predigtvorschlag habe ich die Übersetzung „Die Bibel, Hoffnung für alle” gewählt, weil manche Worte in der Übersetzung der Lutherbibel kaum noch verständlich sind, gerade auch für die, die mit dem biblischen Wortschatz so nicht vertraut sind.

Liebe Gemeinde!
„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?” So beginnt der Psalm dieses Tages. Es sind die Worte eines Menschen, der an einer Wallfahrt zum Tempel in Jerusalem teilgenommen hat. Voller Freude ist er mit vielen anderen zum Heiligtum gewandert. Er hat die festlichen Gottesdienste miterlebt und fühlte sich dort so ganz in Gott geborgen.
Doch nun muss er den langen, beschwerlichen Weg in seinen Heimatort antreten. Besorgt blickt er auf die Berge der Umgebung. Er weiß, dass ihm unterwegs Gefahren drohen können. Wird er wohlbehalten nach Hause kommen?
Am letzten Tag dieses Jahres haben manche von uns vielleicht ähnliche Gedanken. Noch haben wir die fröhlichen Weihnachtslieder im Ohr, noch klingt in uns die Weihnachtsbotschaft des Engels nach: „Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch große Freude: Euch ist heute der Heiland geboren!” Doch die Weihnachtszeit endet, der Alltag beginnt wieder. Wir stehen an der Schwelle eines neuen Jahres und fragen uns wohl auch: Werden wir wohlbehalten durch dieses Jahr kommen?
Die Erfahrungen und Erlebnisse des vergangenen Jahres zeigen uns, wie vieles einfach seinen Gang geht. Im Beruf und auch im persönlichen Leben verläuft das Leben im Gleichmaß der Tage. Doch immer wieder kommt auch Unvorhergesehenes auf uns zu. Manches davon kann erfreulich sein. Schlimm aber ist es, wenn es um Unfall oder Krankheit geht, wenn ein Plan durchkreuzt wird oder ein Weg in eine Sackgasse führt. Es gibt Probleme, die wir einfach nicht lösen können. Wir haben mit Menschen zu tun, mit denen wir beim besten Willen nicht zurecht kommen. Wir leiden unter Misserfolgen oder Versagen. Es gibt Zeiten, in denen wir das Empfinden haben, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Und manchmal kommen in uns Fragen wie diese hoch:
Was hat Gott mit mir vor? Welchen Weg führt er mich? Kann ich mit meinem Leben vor Gott bestehen? Wird er mir trotz allem gnädig sein und bleiben?
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Rom ähnliche Fragen auf, die ihm keine Ruhe lassen. Er ist davon überzeugt, dass alle Menschen Sünder sind und vor dem Gericht Gottes nicht bestehen können. Er selbst ist hin- und hergerissen zwischen Glauben und Zweifeln, zwischen Angst und Hoffnung. Er schreibt: „Denn das Gute, das ich will, tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.” Er fühlt sich elend dabei und sehnt sich danach, von diesem Zwiespalt erlöst zu werden. Sein Nachdenken führt ihn dann zu der Erkenntnis: Für die, die zu Jesus Christus gehören, gibt es keine Verurteilung durch Gott. So kann er dann schreiben:
Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein? Gott, der für uns seinen eigenen Sohn geopfert hat, sollte er uns noch etwas vorenthalten? Wer könnte es wagen, die von Gott Auserwählten anzuklagen? Niemand, denn Gott selbst hat sie von aller Schuld freigesprochen. Wer wollte es wagen, sie zu verurteilen? Keiner, denn Christus ist für sie gestorben, ja noch mehr: Er ist vom Tode auferweckt worden und tritt jetzt vor Gott für uns ein. Was also könnte uns von Christus und seiner Liebe trennen? Leiden und Angst vielleicht? Verfolgung? Hunger? Armut? Gefahr oder gewaltsamer Tod?Gewiß nicht! Es heißt ja schon in der Heiligen Schrift: „Wie Schafe, die geschlachtet werden sollen, wird man uns deinetwegen überall verfolgen und töten.” Aber dennoch: Wir werden über das alles triumphieren, weil Christus uns so geliebt hat. Denn da bin ich ganz sicher: Weder Tod noch Leben weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch irgendwelche Gewalten, weder Himmel noch Hölle oder sonst irgend etwas können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, bewiesen hat.
In Fragen und Antworten lässt der Apostel Paulus die Gemeinde in Rom an dem Anteil nehmen, was für ihn nun zur festen Überzeugung geworden ist: Sein Leben ist in Gottes Hand. Er hat fast alles, was er aufzählt, selbst erlebt: Paulus schreibt in seinen Briefen von Verfolgung und Gefangenschaft, er hat unter Krankheit und Angst gelitten, war mancher Gefahr ausgesetzt, er kennt Armut und Hunger. Er weiß, wovon er spricht, wenn er die Dunkelheiten dieses Lebens beim Namen nennt. Seine Erfahrung ist, dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann, die er uns in Jesus Christus bewiesen hat. Es ist Gewissheit, die aus den Worten des Paulus spricht, eine Gewissheit, die aber immer wieder erlangt werden muss.
Er geht sogar noch einen Schritt weiter: All das, was Macht hat über uns und unser Ergehen - Tod und Leben, Engel und Dämonen, Gegenwärtiges und Zukünftiges, Himmel und Hölle - werden uns nicht von Gottes Liebe trennen können, solange wir uns nicht von Gott trennen. Wenn wir meinen, dass wir unser Leben aus eigener Kraft führen können, dann sind wir im Irrtum. Wir brauchen die Hilfe und Nähe unserer Mitmenschen wie das tägliche Brot. Und wir brauchen die Nähe und Liebe unseres Gottes.
Wenn wir nun den Weg in das neue Jahr beginnen, dann haben wir auf die Frage „Werden wir wohlbehalten durch dies Jahr kommen?” nicht ein Ja oder Nein zu erwarten. Wir können aber darauf vertrauen, dass unser treuer Gott diesen Weg mit uns geht. Es kann sein, dass es auf diesem Weg schwere Strecken gibt, die uns all unsere Kraft kosten. Es kann sein, dass wir uns sehr belastet fühlen. Wir wissen nicht, was kommt. Doch wir wissen, dass Gottes Liebe und Güte uns umgeben werden, ob wir es spüren oder nicht.
Im Psalm dieses Sonntags, der mit den Worten beginnt: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?”, heißt die Antwort: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.” Und die Schlussworte sind wie ein Reisesegen für den Weg durch das neue Jahr: „Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.” Sein Frieden, der unser Denken übersteigt, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Verfasserin: Pröpstin Almuth Noetzel , Hallstr. 28 39576 Stendal

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de