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Versucht es mit mir …

von

Predigtdatum : 12.07.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 4. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Lukas 5,1-11
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Wochenspruch:

Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. (Epheser 2,8)

Psalm: 73,14.23-26.28 (EG 733)

Lesungen

Altes Testament:
1. Mose 12,1-4a
Epistel:
1. Korinther 1,18-25
Evangelium:
Lukas 5,1-11

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 452
Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied:
EG 245
oder EG 241
Preis, Lob und Dank sei Gott dem Herren
Wach auf, du Geist der ersten Zeugen
Predigtlied:
EG 313
oder EG 614
Jesus, der zu Fischern lief
Lass uns in deinem Namen, Herr
Schlusslied:
EG 395
Vertraut den neuen Wegen

Hinführung:
Hintergrund des Textes und der Predigt
Der Predigttext führt schnell dazu, über das Thema Gemeindewachstum und Mission zu sprechen, PredigerInnen und Gemeindeleitung Erfolgsdruck zu nehmen. Es geht in der Botschaft Jesu eben nicht um Profit, Zielorientierung und Ressourcen schonen. Es geht um die Fülle, den Erfolg den Gott schenkt und möglich macht. Die Frage ist allerdings ob diese Thematik die Situation der GottesdienstbesucherInnen trifft. Es ist daher meines Erachtens eher ratsam, diese in ihrem Alltag abzuholen. Wolfhart Koeppen beschreibt das sehr anschaulich: „Gerade der Alltag mit seinen Enttäuschungen und der mühsamen, aber nicht auszurottenden Sehnsucht nach Glück rückt unter die alle Erfahrung überbietende Perspektive der Gottesherrschaft, wird zum Ort und Hinweis auf einen größeren, nun ganz und gar nicht mehr alltäglichen Auftrag“(W. Koeppen, Prst I,2 2003, 83). Durch Jesus ist die Welt, sind wir Menschen, schon gerettet. Die Frage lautet: Was heißt das für unseren Alltag mit all seinen Sorgen und Zweifeln?

Predigt

EINLEITUNG
„JA – aber …“
„JA – aber“ – diese beiden, eigentlich unscheinbar wirkenden Worte, höre ich immer wieder. „JA – aber …“ manchmal zornig entgegengeschleudert, manchmal zögernd, manchmal verzweifelt. „JA – aber …“
Meist handelt es sich dabei um die Reaktion auf eine Aufforderung. „Räum mal dein Zimmer auf“. „JA – aber … ich hab gerade keine Lust.“ „Müsstest du nicht mal wieder Klavierspielen üben?“ „JA – aber ich hab im Moment überhaupt keine Zeit.“ „Kannst du mir mal helfen den Schrank rüber zu rücken?“ „JA – eigentlich schon, aber ich hab´s gerade im Rücken“. Bei Kindern und Jugendlichen scheint es manchmal so, als sei dieses „JA – aber…“ so fest einprogrammiert, dass es immer und sofort entgegnet wird, wenn es darum geht einer wie auch immer gearteten Anfrage nachzugehen. Sicher – manchmal ist diese Erwiderung einfach spontan, der Situation geschuldet, dient als Ausweg um möglicher Arbeit zu entkommen. „JA – aber …“ - das kann durchaus auch tiefer gehen. „JA – ich will ja eigentlich, ich müsste auch, ich sehe das auch ein. Aber – ich kann einfach nicht mehr. Es ist genug. Ich bin müde, resigniert.“ „Habe 30 Bewerbungen geschrieben und immer noch keinen Arbeitsplatz gefunden.“ „Habe immer wieder versucht einen Streit zu beenden und bin letztlich gescheitert.“ „Habe immer wieder gehofft und alles getan, dass ich gesund werde – genützt hat es nichts.“ Hinter diesem „JA – aber …“ steckt dann bisweilen sogar die Frage nach dem Sinn. Die Frage nach dem Sinn des sich immer wieder Aufraffens, die Frage nach dem Sinn der Mühen, die Fragen nach dem Sinn des Lebens.

HAUPTTEIL
In der Bibel, ganz zu Beginn des Lukasevangeliums wird eine Begebenheit berichtet, an deren Beginn auch ein „JA – aber …“ stehen könnte. Lukas berichtet im 5. Kapitel:
1 Es begab sich, als sich die Menge zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand Jesus am See Genezareth
2 und sah zwei Bote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.
4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.
„JA – aber …“, so mag Simon gedacht haben. „So ein Quatsch, das macht doch überhaupt keinen Sinn. Wer bist du überhaupt? Hast du Ahnung vom Fischfang? Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und dabei ist nichts rumgekommen. Wir sind müde. Wir können nicht mehr. Wir haben schon alles versucht. Warum sollten wir uns noch einmal an die Arbeit begeben, noch einen Versuch starten?“ Simon hat das alles nicht nur so bei sich gedacht. Er hat Jesus damit konfrontiert, mit der Sinnlosigkeit des neuen Aufbruchs, mit seiner Müdigkeit und Resignation. Vielleicht hatte er die Netze aus Frust und Wut schon in die letzte Ecke des Bootes geworfen.

Und Jesus? Er hört sich das Murren des Simon an. Aber er geht nicht darauf ein. Er wühlt nicht in der Vergangenheit. Wie unverschämt, wie überheblich, könnte man meinen. Er lässt Simon keine Zeit sich und seine Situation zu bedauern oder zu bemitleiden. Jesus lässt sich auf keine Diskussion ein. Kindheitserinnerungen kommen hoch. Unverständlich, warum die Eltern zum 100sten Mal sagen, steig wieder aufs Fahrrad – Erklärungen ausgespart. Jesu Forderung ist klar. Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Eine klare Forderung. Kein Versprechen, dass alles gut wird. Keine Garantie, keine Durchhalteparolen, keine Rede von Erfolgsaussichten, Belohnung, Anerkennung, Karriere … Jesus muss es bestimmt gesagt haben. Mit einer Autorität, die keinen Widerspruch zulässt. Mit einer Festigkeit und Sicherheit, die einen erneuten Versuch nicht nur möglich sondern notwendig macht. Und was tut Simon? Er gehorcht. Er sagt: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.“ Simon überwindet Zweifel und Resignation und gehorcht. „JA – aber. Auf dein Wort hin … noch einmal.“ Und dann – dann passiert das Unvorhersehbare, das Wunder. Lukas berichtet weiter:
6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen.
7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, so dass sie fast sanken.
Simon hat aufgesehen, hat der Stimme und der Autorität Gottes getraut. Hat aufgehört um seine eigenen Zweifel zu kreisen – und das Wunder geschieht. Unerwartet, überraschend und gegen alle Erfahrung. Nicht durch seine Leistung, sondern allein dadurch, dass er es gemeinsam mit Jesus gewagt hat, ganz ohne logisches Kalkül. Im Hören auf Jesu Worte, im vollkommenen Vertrauen auf ihn, ist ein Wunder möglich – sicherlich auch in unserem Leben. Wie das Wunder aussieht ist dabei noch nicht gesagt. Vielleicht bleiben auch noch viele Fragen offen. Wenn es diese Arbeitsstelle nicht ist, wo werde ich vielleicht dann gebraucht? „Es war wie ein kleines Wunder zu sehen, wie sich die Familie während meiner Krankheit rührend um mich gekümmert hat“, sagte mir neulich eine Nachbarin. Vielleicht verstehen wir das Wunder auch erst viel später oder es fällt anders aus als wir es uns erhofft haben. Aber gemeinsam mit Jesus, in seiner Nähe, sind Wunder möglich, auch in unserem persönlichen Leben. Simon, Jakobus und Johannes, müde, resigniert, wackelig in einem Fischerboot ohne Sicherheit, was der morgige Tag bringen wird, erfahren in dieser Stunde, wie groß die Macht Gottes ist.

Simon fällt auf die Knie. Er kommt in diesem Moment nicht nur zu Jesus, er kommt für einen Moment zu sich. Ordnet seinen Leben, richtet sein Leben neu aus – auf den Glauben hin. Ohne Jesus können wir eigentlich nichts, egal wie viel wir uns abrackern. Wir allein können die Welt nicht zum besseren wenden. Ohne ihn machen unsere Rückschläge im Alltag unser Leben sinnlos. Ein Schrecken hatte alle erfasst, berichtet Lukas weiter. Aber Jesus blickt nach vorne. „Fürchte dich nicht!“, sagt er. „Von nun an wirst du Menschen fangen.“
An die Stelle von Verzweiflung tritt die Ermutigung: Fürchte dich nicht. Fürchte dich nicht vor neuen Herausforderungen, vor Umwegen, vor Rückschlägen, vor deiner eigenen Schwäche. Fürchte dich nicht – lebe mit mir, lebe befreit. Im 1. Petrusbrief heißt es in Kapitel 5: „Alle Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ So war es. Auch wenn Simon es nicht verstanden hat, er hat für einen Moment von seinen Sorgen abgesehen, hat sie abgegeben, hat sich befreit von der Vergangenheit und durfte spüren, dass für ihn gesorgt wird.

Mehr noch als er sich das jemals hätte träumen lassen. Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.“ Wenn du meine Macht in deinem Leben annimmst, verstehst, dass ich dafür sorge, dass dein Leben gelingt, wenn du allein auf mich vertraust, dann musst du nicht immer erfolgreich sein, dann muss deine Karriere nicht immer steil nach oben weisen, dann musst du nicht immer stark sein. Dann wirst du Menschen fangen. Du wirst nicht mehr um lähmende Erfahrungen kreisen, du wirst ein neues Leben führen können, Menschenfischer sein. Menschenfischer, ein fremdes Wort. Menschenfischer sind Menschen, die andere locken, die sie anziehen und vom Glauben, vom Vertrauen sprechen, das über unsere Welt hinaus weist. Nicht als billigen Trost oder Vertröstung auf das Jenseits verstanden, sondern als Verheißung und Aufforderung immer wieder neuen Lebensmut zu bekommen. Als Verheißung dafür, dass wir andere mit unserem Mut das Leben immer wieder anzugehen, anstecken.

ENDE
„JA – aber …“ Wie oft werden wir es noch hören? Wie oft werden wir es noch selber sagen. Manchmal einfach aus Faulheit, oft aber auch weil die Herausforderungen des Lebens uns zu groß erscheinen. Die Geschichte vom wunderbaren Fischzug des Petrus soll uns immer wieder Mut machen, dass wir hier und da die Worte des Simon folgen lassen. „JA – aber … Auf den Wort hin … noch einmal.“

Amen.

Und der Friede Gottes, der größer ist als all unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, Amen.

Natascha Reuter, Bahnhofstr. 12, 35075 Gladenbach

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