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Wachsam sein

von Peter Wagner (Fehl-Ritzhausen)

Predigtdatum : 24.11.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Letzter Sonntag des Kirchenjahres: Ewigkeitssonntag
Textstelle : Markus 13,31-37
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Wochenspruch:
"Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen." (Lukas 12, 35)

Psalm: 126, 1 - 2. 5 - 6

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 65, 17 - 19 (20 - 22) 23 - 25

Epistel: Offenbarung 21, 1 - 7

Evangelium: Matthäus 25, 1 - 13

Liedvorschläge
Eingangslied: 152, 1 - 4 Wir warten dein, o Gottes Sohn
Wochenlied: 147, 1 + 2 „Wachet auf“, ruft uns die Stimme
Predigtlied: 153, 1 - 5 Der Himmel, der ist
Schlusslied: 147, 3 „Wachet auf“, ruft uns die Stimme

Liebe Gemeinde,
erinnern Sie sich noch an den Schauspieler Dirk Bach? Er spielte in Fernsehserien mit, war als der kleine Mönch Lukas und als einer der Moderatoren des Dschungelcamps bekannt. Vor gut einem Jahr war das Theaterstück „Kleiner König Dezember“ geplant. Er sollte die Hauptrolle spielen. Eines Tages erschien Dirk Bach nicht zur Probe. Man fand ihn in seinem Apartment – tot! Mit nur 51 Jahren an Herz-versagen gestorben!

Heute brennen in vielen Kirchen Kerzen. Wir gedenken der Men-schen, die wir in diesem Kirchenjahr begraben mussten, hören noch einmal ihre Namen und ihr Lebensalter, rufen uns wieder ins Be-wusstsein: Das Leben ist begrenzt. Dabei macht nicht erst der Tod von Dirk Bach deutlich: Es geht nicht immer nach dem Alter. Und: nicht jeder Tod kündigt sich vorher an. „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende! Hin geht die Zeit, her kommt der Tod; ach wie ge-schwinde und behende kann kommen meine Todesnot.“ weiß ein bekanntes Kirchenlied. Die Trauer, die Tränen und der Abschieds-schmerz sind Zeugen: „Himmel und Erde werden vergehen!“ Des-halb: wachet! Denn weder Tag noch Stunde sind bekannt.

„Wachet! – ein Wort, das aufschreckt, das durch Mark und Bein geht! „Wachet!“ - bedeutet das angesichts des Todes: Nur ja nichts verpassen!? Lasst uns sehen, dass wir alles im Leben mitnehmen, was mit zu nehmen ist? Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot? Also Torschlusspanik pur, weil am Ende des Lebens nur der Abschied bleibt und es am Ende des Kirchenjahres heißt: „ Totensonntag“?

„Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.“ –das ist in der Tat eine Mahnung. Die Mahnung, unser Leben nicht als unendlich und selbstverständlich hinzunehmen, sondern es vielmehr dankbar aus Gottes Hand zu empfangen. Jeden Tag bewusst zu erle-ben; das Leben im Vertrauen auf Gott zu gestalten; acht zu haben auf die Seele - auf die eigene und die der Mitmenschen. Ein Gespräch bei einer guten Tasse Kaffe, ein guter Rat für einen Freund, der Hilfe braucht; der Spaziergang, der durchatmen lässt und deutlich macht: dieses geschenkte Leben ist mehr als nur Mühe und Arbeit. Zeit zu haben, wachen Blickes zu bilanzieren. Denn: „Wachet!“ lässt fragen: Woher komme ich; was ist mein Lebenselixier, wozu lebe ich und wohin gehe ich?

Das „Wachet“ erinnert in der Tat an unser Lebensende. Doch derje-nige, der es spricht, lässt es weit darüber hinausweisen - Jesus Chris-tus. Denn er spricht vom Jüngsten Tag, von seiner Wiederkunft und dem Ende aller irdischen Zeit.

Die ersten Christen rechneten ja noch zu ihren Lebzeiten mit der Wiederkunft Christi. Und demzufolge hatten sie bildlich gesprochen immer ein Auge gen Himmel gerichtet, um auf die Ankunft Jesu vorbereitet zu sein.

Wie aber verhält sich das im Jahr 2013? Da sind doch wohl zunächst die Börsenkurse, die Euro- Schuldenkrise und das Wirtschaftwach-stum im Blick. Und der demographische Faktor unserer Gesellschaft sowieso! Das ist ja auch gut und richtig. Es muss vorgesorgt, gehan-delt und gearbeitet werden. Das gilt für jeden an seinem Platz. Doch anders als die Menschen damals haben wir uns hier sehr fest und häuslich eingerichtet. In der Forschung z.B. werden immer mehr Grenzen überschritten. Ein Wunschkind mit braunen oder blauen Augen? Kein Problem! Alles machbar! Da liegt doch der Gedanke nah: Uns kann nichts und niemand erschüttern Wir haben alles im Griff! Wir sind die Hausherren!

Bei anderen machen sich Zweifel und Resignation breit: Kommt Christus wirklich wieder? Die Frage, ob sich der Blick gen Himmel überhaupt noch lohnt, steht im Raum. Gerade deshalb gilt der Ruf zur Wachsamkeit: Lasst euch nicht täuschen, werdet nicht hochmütig, stumpft nicht ab, schlaft nicht ein! Auch wenn es lange dauert, auch wenn niemand die Stunde kennt, selbst Jesus nicht, sondern nur Gott, die Stunde kommt! Und sie kommt plötzlich! Deshalb bereitet euch vor und rechnet weiter mit ihm.

Wie aber wird es sein, wenn der Hausherr kommt? Sicherlich steht dann eine Bilanzierung an: Was ist geschehen, wie habt ihr euren Dienst versehen, wie habt ihr euer Leben gelebt? Nein, es ist eben nicht gleichgültig, welcher Maßstab das Leben eines Menschen ge-prägt hat, was er mit Blick auf Gott und den Nächsten aus seinem Leben gemacht hat!

Wenn mir der Spiegel vorgehalten wird und ich sehe, wie es war und wie es hätte sein können, dann kann das zunächst einmal unange-nehm und erschreckend sein. Doch ich vertraue darauf, dass der Hausherr nicht kommt, um zu verdammen. Ich glaube, dass er Gnade vor Recht walten lässt. Denn dieser Hausherr Jesus Christus war selbst Mensch und hat in seinem Leben die Menschen immer wieder Gotte Liebe spüren lassen. Er ist diesen Weg der Liebe konsequent bis in den Tod gegangen. Ihn hat Gott auferweckt. Er ist der Aufers-tandene, der zur Rechten Gottes sitzt, wie wir immer wider im Glau-bensbekenntnis sprechen. Er kommt wieder, um dem Leben endgül-tig zum Sieg zu verhelfen.

Dann wird das, was im Leben bruchstückhaft gewesen ist vollkom-men, was krank war, geheilt; was verloren war, gerettet und was tot war, wird ewig leben!

Dann wird das wahr, was der Seher in der Offenbarung schreibt: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. Denn das Erste ist vergangen.

Dann wird aus Totensonntag Ewigkeitssonntag: Vereint mit denen, die uns vorausgegangen sind, - ob alt, ob jung - in der ewigen Ge-meinschaft mit Gott, von dem uns nichts mehr trennen kann – das ist das Merkmal des neuen Himmels und der neuen Erde, wenn dieser Himmel und diese Erde vergangen sind.
AMEN



Verfasser: Pfarrer Peter Wagner
Kirchweg 3, 56472 Fehl-Ritzhausen

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