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Warten auf den Herrn und seinen Tag

von Eva Fitschen (Zschepplin)

Predigtdatum : 06.11.2022
Lesereihe : IV
Predigttag im Kirchenjahr : Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres
Textstelle : Lukas 17,20-24(25-30)
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Wochenspruch: Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Matthäus 5,9)

Psalm: 85,9-14

Lesungen

Reihe I: Lukas 6,27-38
Reihe II: 1. Thessalonicher 5,1-6(7-11)
Reihe III: Psalm 85,1-14
Reihe IV: Lukas 17,20-24(25-30)
Reihe V: Römer 8,18-25
Reihe VI: Micha 4,1-5(7b)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 155 Herr Jesu Christ, dich zu uns wend
Wochenlied: EG 152 Wir warten dein, o Gottessohn
Predigtlied: EG 640 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn
Schlusslied: EG 157 Lass mich dein sein und bleiben

Predigttext: Lukas 17,20-24 (25-30)

20 Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; 21 man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
22 Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. 23 Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! 24 Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. 25 Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht. 26 Und wie es geschah in den Tagen Noahs, so wird's auch sein in den Tagen des Menschensohns: 27 Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um. 28 Ebenso, wie es geschah in den Tagen Lots: Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; 29 an dem Tage aber, als Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. 30 Auf diese Weise wird's auch gehen an dem Tage, wenn der Menschensohn wird offenbar werden.

Predigt

Gnade und Friede sei mit euch von dem, der da ist, der da war und der kommt. Amen.

Liebe Gemeinde,

Heute zählen wir den drittletzten Sonntag im Kirchenjahr. Wie schon vor der Passionszeit wird für wenige Wochen rückwärts gezählt: Drittletzter – vorletzter – letzter Sonntag im Kirchenjahr. Damit sind wir dann am Ziel. Dieses Ziel ist der Toten- oder Ewigkeitssonntag.

Ist das ein Ziel, auf das es sich lohnt zuzuleben, auf das wir bewusst zuleben? Auf einen Sonntag, der uns an unsere Endlichkeit erinnert und an die Menschen, von denen wir uns im Laufe des Lebens verabschieden mussten? Auf einen Sonntag, der von der Ewigkeit Gottes erzählt, von seinem Reich, in das er uns aufnehmen wird?

Lohnt es sich, auf ein solches Ziel zuzuleben, gar die Wochen zu zählen, bis es endlich so weit ist? 

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten und schon gar nicht allgemeingültig. Vermutlich findet jeder und jede die je eigene Antwort. Und die hängt wohl sehr davon ab, wie das eigene Leben gerade so läuft. Ob alles seinen Gang geht: Pläne gehen auf, mehr oder weniger, Hoffnungen und Träume erfüllen sich, vielleicht nicht ganz und gar, aber doch so einigermaßen. Wir kommen zurecht. Das Leben läuft.

Was aber ist, wenn es nicht einfach so weitergeht, wenn sich die Dinge im eigenen Leben, im Leben eines Landes, eines Kontinentes, vielleicht gar in der ganzen Welt unerwartet ganz anders entwickeln?
Auf unsere Welt bezogen haben wir das in den letzten fast drei Jahren der Coronapandemie bereits heftig zu spüren bekommen.
Auf unseren Kontinent bezogen haben wir in diesem Jahr die erschreckende Erfahrung machen müssen, dass Krieg nicht nur eine Bedrohung, sondern brutale Realität geworden ist.
Und wenn wir in unser eigenes Leben sehen, dann werden wohl viele das auch bestätigen können:
Es gibt Zeiten, da läuft es nicht mehr wie gewohnt. Das Leben gerät durcheinander. Wir spüren, wie zerbrechlich unser Leben doch ist.
Diese Erfahrungen wecken dann möglicherweise die Sehnsucht in uns nach einem heilen Leben ohne Sorgen, ohne Schmerz, ohne Tod. Diese Erfahrungen lassen uns innehalten.

Genau dazu laden uns auch der heutige Sonntag und die anderen Sonntage des Kirchenjahresendes ein. Wir dürfen innehalten und uns die Zeit nehmen, über unser Leben und Sterben nachzudenken. Wir dürfen unserer Sehnsucht nach einem heilen Leben, geborgen in Gottes Hand, Raum geben.
Wer voller Sehnsucht ist, zählt ja oft auch die Tage, bis das sehnsüchtig erwartete Ereignis eintritt.

Und so lohnt es sich wohl doch, diese letzten Sonntage des Kirchenjahres quasi herunterzuzählen und zu spüren, dass wir auf dem Weg sind hin zu Gottes Ewigkeit.

Auch die Phärisäer machten sich einst so ihre Gedanken über das Leben hier und dann einmal bei Gott. Sie fragten Jesus nach dem Reich Gottes. Sie wollten wissen, wann es komme. Sie wollten es auf keinen Fall verpassen, vielleicht am falschen Ort sein, wenn es denn anbrechen würde.
Der Evangelist Lukas hat diese Begegnung Jesu mit den Pharisäern so erzählt:

„Einige Pharisäern kamen zu Jesus und fragen ihn: Wann kommt das Reich Gottes? Da antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein.“ (Lk 17, 20-24)

Ohne Umschweife gibt Jesus den Pharisäern Antwort. Aber sie bekommen keine konkrete Angabe, weder zum Zeitpunkt noch zum Ort, wann und wo das Reich Gottes sich zeigen werde.

Sie hören: Das Reich Gottes ist nichts, was von außen zu einem bestimmten Zeitpunkt auf sie zukommt. Wer das behauptet, führt die Menschen in die Irre.
Denn: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Mit anderen Worten: Ihr braucht nicht in die Zukunft zu starren. Ihr braucht eure Zeit nicht mit sehnsuchtsvollen Gedanken nach einer besseren Welt zu vergeuden. Ihr braucht euch nicht irgendwohin auf den Weg zu machen. Das Reich Gottes ist bereits da – „mitten unter euch“.

Ob die Pharisäer mit dieser Antwort Jesu etwas anfangen konnten, erfahren wir nicht. Im Folgenden wendet sich Jesus dann an seine Jünger und spitzt seine Aussage noch einmal zu. Auch die Wiederkunft des Menschensohns ist nicht berechenbar, auch wenn das manche behaupten. Sie wird so plötzlich und hellleuchtend wie ein Blitz sein und alles umfassen.

Gott lässt sich nicht festlegen. Aber er ist da – „mitten unter euch“. 
Auch mitten unter uns. Gottes Reich ist schon mitten unter uns, auch wenn wir manchmal daran zweifeln, weil es doch so gar nicht rund läuft in unserem Leben. Auch wenn wir voller Sorgen in unsere Welt sehen und nicht recht wissen, ob sich alles zum Guten wenden wird.

Gottes Reich ist schon mitten unter uns, da wo wir als seine Gemeinde leben und wirken. Mit unseren oft nur kleinen Möglichkeiten sind wir aktiv und geben trotz kleiner Zahlen nicht auf. Gottes Reich ist schon mitten unter uns, wenn wir nicht aufhören für unsere Gottesdienste zu werben. Wenn wir Menschen in unseren Gemeinden im Blick behalten, die allein sind, die trauern, die nur noch mit sorgenvollem Blick in die Zukunft sehen können. Wenn wir auch in diesem Jahr wieder die Friedensdekade, die mit dem heutigen Sonntag beginnt, zu zahlreichen Friedensgebeten und -aktionen nutzen.

„Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ So steht es über diesem Sonntag und dieser Woche im zu Ende gehenden Kirchenjahr.

Es sind viele kleine Schritte, die wir gehen, als Friedensstifter, als Kinder Gottes in unseren Gemeinden, in unserer Welt, in unserem ganz persönlichen Umfeld.

Wir gehen diese Schritte mit dem Menschensohn an der Seite. Wenn wir ihm vertrauen und nachfolgen, dann können wir immer wieder ein Stück Reich Gottes erleben. Wenn wir ihm vertrauen und nachfolgen, verschließen wir unsere Augen nicht vor Leid, Not, Krankheit, Krieg. Sie sind Teil unserer Welt, die, solange wir hier auf der Erde leben, keine vollkommen heile Welt ist. Aber bruchstückhaft scheint sie durch, diese heile Welt, das Reich Gottes, das ja schon mitten unter uns ist.

Wie schön, dass es diesen drittletzten Sonntag im Kirchenjahr gibt, der uns Gelegenheit dazu gibt, dass wir uns Zeit nehmen, innezuhalten, unserer Sehnsucht Raum geben nach dem kommenden Gottes Reich und uns darauf zu besinnen, dass dieses Reich Gottes schon mitten unter uns ist.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.

Fürbittgebet

Wir halten Fürbitte. Ich lade Sie ein, auf den Satz: „Erhöre uns, wenn wir gemeinsam bitten.“ zu antworten: „Dein Reich komme!“  

Gott,
dein Reich ist mitten unter uns,
deine Nähe lässt uns leben
in Frieden und Gerechtigkeit.
Doch deine Gaben zerrinnen unter unseren Händen,
wir sind noch nicht erlöst.
Erhöre uns, wenn wir gemeinsam bitten:
Dein Reich komme.

Noch sehen wir Mächtige
auf dieser Erde ihre Reiche aufrichten.
Wir sehen Gewalt und Unterdrückung, Leiden und Tod.
Aber wir wissen schon jetzt:
Unrecht hat keinen Bestand.
Hilf uns heute zu tun, was dem Frieden dient.
Erhöre uns, wenn wir bitten:
Dein Reich komme.

Noch sehen wir Armut und Hunger in der Welt,
aber oft übersehen wir auch das Elend der Menschen.
Aber wir wissen schon jetzt:
die Hungernden sollen satt werden und sich freuen.
Die Fülle des Lebens ist ihnen versprochen.
Hilf uns heute geschwisterlich zu teilen.
Erhöre uns, wenn wir bitten:                                    
Dein Reich komme.

Noch sehen wir Menschen weinen
vor Schmerzen und Trauer,
eingeschlossen in Einsamkeit,
aber wir wissen schon jetzt:
du wirst abwischen alle Tränen von ihren Augen,
und der Tod wird nicht mehr sein.
Hilf uns heute, den Menschen nahe zu sein.
Erhöre uns, wenn wir bitten:
Dein Reich komme.

Noch sind wir gefangen in Ängsten
und um unser Leben besorgt.
Aber wir wissen schon jetzt:
du tust die Türe auf
und kommst uns entgegen.
Hilf uns, heute darauf zu vertrauen.
Erhöre uns, wenn wir bitten:
Dein Reich komme.

Ja, Gott, dein Reich komme!

Darum bitten wir gemeinsam mit den Worten des Vaterunsers:
Vater unser im Himmel …

Verfasserin: Pfarrerin Eva Fitschen, Kirchspiel Krippehna/Nordsachsen


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